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69 Kundenbewertungen

»Ein Sprachspiel und intellektueller Genuss ... eine zärtliche Liebeserklärung ... ein wunderbares Buch.« Stefan Kuzmany, Der Spiegel
»Ich war angefressen. Mein ganzes Leben lang hat mir meine Mutter weisgemacht, dass es ihr schlecht ging. Drei Tage vor dem Tod kam sie mit der Neuigkeit daher, dass es ihr gut ging. Es musste ein Irrtum vorliegen.« Mit liebevoll grimmigem Witz erzählt Wolf Haas die heillose Geschichte seiner Mutter, die, fast fünfundneunzigjährig, im Sterben liegt. 1923 geboren, hat sie erlebt, was Eigentum bedeutet, wenn man es nicht hat. »Dann ist die Inflation gekommen…mehr

Produktbeschreibung
»Ein Sprachspiel und intellektueller Genuss ... eine zärtliche Liebeserklärung ... ein wunderbares Buch.« Stefan Kuzmany, Der Spiegel

»Ich war angefressen. Mein ganzes Leben lang hat mir meine Mutter weisgemacht, dass es ihr schlecht ging. Drei Tage vor dem Tod kam sie mit der Neuigkeit daher, dass es ihr gut ging. Es musste ein Irrtum vorliegen.« Mit liebevoll grimmigem Witz erzählt Wolf Haas die heillose Geschichte seiner Mutter, die, fast fünfundneunzigjährig, im Sterben liegt. 1923 geboren, hat sie erlebt, was Eigentum bedeutet, wenn man es nicht hat. »Dann ist die Inflation gekommen und das Geld war hin.« Für sie bedeutete das schon als Kind: Armut, Arbeit und Sparen, Sparen, Sparen. Doch nicht einmal für einen Quadratmeter war es je genug. Erneut ein herausragender Roman von Wolf Haas. Ein großes, berührendes Vergnügen.

Der SPIEGEL-Bestseller erstmals im Taschenbuch8 Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste, Platz 1 der Österreichischen Bestsellerliste und Top 10 der Schweizer BestsellerlisteNominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2024, ausgezeichnet mit dem Erich-Kästner-Preis für Literatur 2024»Ein ganz großes Memorial für ein nicht vergebens gelebtes Leben, aber auch eine große sprachartistische Leistung.« Denis Scheck, Best of DruckfrischWolf Haas' bislang persönlichstes Buch: Auf seine unnachahmliche Art erzählt er vom Leben und Sterben seiner Mutter, und davon, was Armut anrichtet.
Autorenporträt
Wolf Haas wurde 1960 in Maria Alm am Steinernen Meer geboren. Für sein Werk erhielt er u. a. den Bremer Literaturpreis, den Wilhelm-Raabe-Preis und den Jonathan-Swift-Preis. Er veröffentlichte die Romane 'Das Wetter vor 15 Jahren' (2006), 'Verteidigung der Missionarsstellung' (2012) und 'Junger Mann' (2017) sowie neun Brenner-Krimis, zuletzt 'Müll' (2022). Sein jüngster Roman 'Eigentum' (2023) stand auf der Shortlist für den Leipziger Buchpreis und wurde mit dem Erich Kästner Preis 2024 ausgezeichnet. Wolf Haas lebt in Wien.
Rezensionen
»Ein ganz großes Memorial für ein nicht vergebens gelebtes Leben, aber auch eine große sprachartistische Leistung.« Best of Druckfrisch, Denis Scheck

Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension

Manchmal braucht auch Kult-Krimi-Schreiber Wolf Haas eine Abwechslung vom Krimischreiben, weiß Rezensent Rainer Moritz. Ein Glück für seiner Leserinnen und Leser, und für das so gehypte Genre der autofiktionalen Literatur! In diesem Fall hat Haas allerdings nicht nur die Abwechslung gebraucht, sondern genau dieses Buch - diesen Stoff, der sich ihm gerade zu aufgedrängt hat, weiß Moritz. Als Haas' Mutter im Sterben liegt und beginnt zu erzählen, ihn so zur "externen Festplatte" macht, kann er nicht anders, als tatsächlich festzuhalten, was sie ihm festzuhalten gibt - die Biografie einer Frau, deren kleinbürgerliches Leben vor allem aus arbeiten, sparen und leiden bestand. Wolf Haas fasst diese Biografie in Literatur, und er tut dies mit einer grundlegenden Zuneigung und gleichzeitig mit einer gewissen Distanz, die ihn sowohl vor Larmoyanz als auch vor Sentimentalität bewahrt. Diese Distanz erzeugt er auf die ihm eigene Weise: Durch seinen Sinn für Komik, seine typische Lakonie, seine "(sprach)kritischen Reflexionen" und viel Selbstreflexion. Genau dieses locker lakonische und dennoch berührende Schreiben empfindet der Rezensent als "eine Wohltat" - vor allem vor dem Hintergrund all der Scham und all des zelebrierten Leidens, die das Genre der Autofiktion momentan dominieren.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.07.2024

Wurzeln eines Sehnsuchtsworts

Wolf Haas' Roman "Eigentum" über das Sterben und Leben seiner Mutter ist voller Slapstick, Komik und bitterer Sozialgeschichte. "Eigentum" heißt das Buch in rätselhaft-nominaler Kürze, und die graphische Gestaltung macht ein Interpretationsangebot. Denn der Umschlag erinnert an braunes Packpapier, und Haas' Name und Buchtitel sind wie aufgestempelt. Dieser imitierte Eigentumsstempel markiert Verfügungs- und Nutzungsgewalt des Autors, dessen Buch wir Leser jetzt kaufen dürfen, und das doch beim Autor bleibt. Eine unerfüllbare Teilhabe wird angedeutet.

Seine Mutter Marianne Haas, von der das Buch in entwaffnend ehrlicher Weise handelt, wurde vierundneunzig Jahre alt, und ihre größte Sehnsucht blieb unerfüllt, nämlich der Wunsch nach einer Grundbucheintragung von Eigentum, ein Stück Land, ein Haus, eine Wohnung für sich selbst zu erwerben. "Eigentum" erzählt in eindringlicher Weise von diesem unerfüllten Begehren, belegt die Unerreichbarkeit eines simplen Wunsches für eine in einfachen Verhältnissen aufgewachsene österreichische Frau vom Land. Im Kern geht es um Selbstbestimmung und liberale Freiheitsideologie.

"Freiheit und Eigentum" lauten die großen Verfassungsversprechen bürgerlicher Gesellschaften. Oft Zwillingsformel in der politischen Theorie, bezeichnen sie höchste Rechte des Individuums. Ihre Pointe war die absolute Geltung gegen den Staat und gegen Dritte. In Reinhart Kosellecks "Geschichtlichen Grundbegriffen" verfasste der Regensburger Jurist Dieter Schwab vor mehr als fünfzig Jahren den instruktiven Eintrag "Eigentum", der dessen Dimensionen politischer Herrschaft und bürgerlicher Freiheit klärt. Das ist immer noch lehrreich zu lesen und öffnet ein tieferes Verständnis jenes Zielworts des politischen Liberalismus. Denn Eigentum ist nicht nur eine Rechtsfigur, sondern hat außerrechtliche Bedeutungsebenen. Diese Sinngehalte reichen hinab bis in die kleinräumigen, bäuerlichen Verhältnisse, wo Grundeigentum der Anfang jeder Selbstbestimmung geblieben ist. Und heute mündete es in die katastrophale Flächenversiegelung auf dem Land.

Eigentum machte in der entstehenden bürgerlichen Gesellschaft mündig - politisch und wirtschaftlich. Es beruhte auf Arbeit, aber dieses Versprechen konnte auch ins Leere laufen. Diese Frustration hat ihre privaten und politischen Seiten. Bei Wolf Haas kann man erfahren, wie einer Frau aus der ländlichen österreichischen Gesellschaft, geboren 1923 in der Hyperinflation der Zwischenkriegszeit, trotz eisernen Willens, Tüchtigkeit und lebensweltlicher Klugheit die Verwirklichung dieser Freiheit versagt bleibt. Seine Mutter, geboren als Maria Anna Mayer, ist erst Hausmädchen, wird Serviererin, macht Hotelfachschule, kellnert im Ausland und Inland. Weil es keine Rotweingläser gibt, übt man das Kellnern mit Zetteln, auf denen "Rotweinglas" steht. Sie spart, sammelt Informationen über Aussichten für Grunderwerb. Der Sohn ist ihr Ohrenzeuge und hört von klein auf ihr Mantra "Arbeit, Arbeit, Arbeit", und Sorgen, Sorgen, Sorgen bereiten in ihrem Leben die Männer und die Inflation.

Politische Teilhabe will Marianne Haas eigentlich nicht erwerben, aber es ist eine seltsame Ironie der ländlichen Sprache ihrer Herkunft, dass das Bauerngut im örtlichen Salzburger Dialekt "Lehen" genannt wird (ausgesprochen: Lechn). Denn genau darin bildet sich auch eine Herrschaftsdimension in seinen feudal-mittelalterlichen Ursprüngen ab, die dem Eigentum innewohnt. Grundherrschaft ist in dieser semantischen Variante auch eine Herrschaft über Menschen, nicht nur über Sachen, in der es öffentlich-rechtliche Befugnisse gibt.

Das Eigentumsverständnis der bürgerlichen Gesellschaft ist nüchterner und sehnt sich nach prinzipieller Freiheit durch Individualeigentum als einer politischen Schöpfung. Ihr Grund ist die menschliche Personalität, ihr Ausfluss eine beliebige Verfügungsgewalt über Sachen. Die Sozialbindung wird erst später entdeckt, und sie bleibt merkwürdig schwach ausgeprägt, verglichen mit dem vorgängigen Prinzip der Unantastbarkeit des Eigentums und seiner Ungebundenheit sowie der beliebigen Verfügungsgewalt des Eigentümers. Man kann sich vorstellen, dass für jeden Mann, in seiner Unerreichbarkeit mehr noch aber für Frauen, Grundeigentum ein Sehnsuchtswort war, in dem sich größere, symbolische Ambitionen spiegelten.

Haas' Erzählung spielt in einem vorpolitischen Raum des zwanzigsten Jahrhunderts und ist zugleich Zeugnis einer ungleichen, patriarchalen Gesellschaft, die Unfreiheit generationell und in Geschlechterrollen fortschreibt. Am Ende des lebenslangen Sparens bleibt der Mutter ein "auf immerhin 1,7 m2 angewachsenes Grundstück", das allein ihr gehört, "beste Lage", nämlich auf dem Friedhof. MILOS VEC

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