Seine Mutter lichtet er in Pin-up-Posen ab, und auch der Künstler selbst präsentiert sich der Kamera in pikanten Stellungen. Trotzdem wäre es verfehlt, LEIGH LEDARE alleinig in die „Kunst-Schmuddel-Ecke“ zu tun, viel zu gewissenhaft hinterfragt er den Autoritätsanspruch des Künstlers, wie schon das Cover dieser Ausgabe signifikant vor Augen führt. Eine Beschäftigung mit „dem Blick“ – entweder auf die Medien oder auf die Familie –, ist jeder der im vorliegenden Heft präsentierten Arbeiten der Artist Pages eigen. So hat KRISZTINA FAZEKAS-KIELBASSA eine vollkommen andere Sicht auf ihre Erzeugerin als Ledare: In „Mater Matters“, der auf der 4. Internationalen Portfolio Review in Wien zum Gewinnerprojekt gekürten multimedialen Arbeit, thematisiert sie die in ihrer Kindheit erlittenen Torturen. Geprägt durch den Körperkult ihres Heimatlands Brasilien, fokussiert ROBERTA LIMA wiederum auf ihr eigenes (körperliches) Selbst, das sie früher im Rahmen von Performances drangsaliert hat. Heute ersetzen Relikte aus vorangegangenen Interventionen die Person der Künstlerin zunehmend, wie etwa die neue Ausstellung im EIKON SchAUfenster zeigt. Kritisch ist die Sicht der Künstlergruppe G.R.A.M. auf die Medien, wenngleich viele Arbeiten dies durch ihren vordergründigen Humor nicht augenblicklich verraten; so auch die in den 90ern begonnenen „Reenactments“, die auf in Zeitschriften und im Internet gefundenen Fotos fußen. Die Multiperspektivität ist schließlich sowohl für ABIGAIL REYNOLDS’ als auch für WALTER NIEDERMAYRs Werk zentral. Bedient sich Erstere historischer Fotos, die sie zu einem Raum-Zeit-Gefüge collagiert, so sind die mehrteiligen Landschaftsaufnahmen des Südtirolers so dezent kombiniert, dass räumliche Verschiebungen als solche kaum wahrnehmbar sind. Zuletzt finden auch wir als Redaktion es angebracht, den Blick auf unser eigenes Tun zu lenken und selbiges von neuem zu prüfen. Und da eine intensive Analyse eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, wird die nächste Heftausgabe diesmal erst im Frühjahr 2014 erscheinen. Um Ihnen das Warten bis dahin aber so kurzweilig wie möglich zu gestalten, empfehlen wir den beiliegenden EIKON-Sonderdruck #16 als Interimslektüre. Lassen Sie sich also überraschen! Ihr EIKON-Team mit Nela Eggenberger