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»Eine erwachsene Frau ist wie ein Kojote - sie braucht nicht viel zum Leben.«
Man kann dieser Welt nicht entkommen. Es sei denn, man nimmt das Gesetz in die eigene Hand: Eileen Dunlop hasst sich und die Welt. Verantwortlich für ihren alkoholkranken Vater, arbeitet sie in einer Vollzugsanstalt für jugendliche Straftäter. Als sie dort auf die charismatische Harvard-Absolventin Rebecca Saint John trifft, ist Eileen sofort verzaubert. Doch für die Freundschaft mit der wunderschönen Rebecca zahlt sie einen hohen Preis: Sie wird Teil eines Verbrechens, das selbst Eileens dunkelste Fantasien übersteigt.…mehr

Produktbeschreibung
»Eine erwachsene Frau ist wie ein Kojote - sie braucht nicht viel zum Leben.«

Man kann dieser Welt nicht entkommen. Es sei denn, man nimmt das Gesetz in die eigene Hand: Eileen Dunlop hasst sich und die Welt. Verantwortlich für ihren alkoholkranken Vater, arbeitet sie in einer Vollzugsanstalt für jugendliche Straftäter. Als sie dort auf die charismatische Harvard-Absolventin Rebecca Saint John trifft, ist Eileen sofort verzaubert. Doch für die Freundschaft mit der wunderschönen Rebecca zahlt sie einen hohen Preis: Sie wird Teil eines Verbrechens, das selbst Eileens dunkelste Fantasien übersteigt.
Autorenporträt
Ottessa Moshfegh wurde in Boston geboren und ist kroatisch-persischer Abstammung. Sie gilt als eine der spannendsten und provokantesten amerikanischen Schriftstellerinnen unserer Zeit und wurde in die Granta -Liste der zwanzig besten jungen Autor*innen aus den USA aufgenommen. Ihr Roman 'Eileen' stand auf der Shortlist des Booker Prize, wurde mit dem PEN/Hemingway Award ausgezeichnet und 2023 für das Kino verfilmt. Bei btb erschienen zuletzt die TikTok-Sensation 'Mein Jahr der Ruhe und Entspannung', 'Heimweh nach einer anderen Welt' und 'Der Tod in ihren Händen' im Taschenbuch. Ottessa Moshfegh lebt im Süden Kaliforniens.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Sie hasst ihre Brüste, ihren Körper, ihr Leben. Die 24-jährige Eileen Dunlop lebt 1964 in einer Kleinstadt in Neuengland bei ihrem alkoholkranken Vater und arbeitet als Sekretärin in einer Vollzugsanstalt für straffällig gewordene Jugendliche. Alles in ihrem Leben ist heruntergekommen: das Haus, ihr Körper, ihr Selbstwertgefühl. Sie übt sich in Gelassenheit und Unnahbarkeit, während sie sich ihren Fantasien über heiße Liebschaften oder Planungen zur Flucht hingibt. Aber dann kommt die schöne Rebecca Saint John in die Kleinstadt. Und damit wittert Eileen die Chance auf eine Freundschaft - und ein neues Leben. In Ottessa Moshfeghs Roman "Eileen" trifft die gewaltvolle Emanzipation der Erzählerin auf eine bornierte Kleinstadt, Erinnerungen sowohl an Sylvia Plath als Jim Thompson werden wach. Eileen ist von Selbsthass und -ekel getrieben, doch wenn sie rückblickend von den Ereignissen erzählt, erweist sie sich vor allem als gnadenlose Beobachterin ihres Selbst und ihrer Umgebung. Schrecken und die Spannung entstehen aus der Sprache und den alltäglichen Grausamkeiten, die Eileen sich selbst antut, erfährt und beobachtet, ohne deren Konsequenzen und Ausmaß vollends zu benennen. Langsam entfaltet sich das Porträt einer Frau mit soziopathischen Zügen.

© BÜCHERmagazin, Sonja Hartl (sh)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.09.2017

Sätze, die wie Leberhaken treffen
Ottessa Moshfegh wollte nicht ewig warten, bis man sie entdeckt. Da hat sie lieber gleich den Kriminalroman "Eileen" geschrieben

Eine Woche bevor die Halbwaise Eileen im Dezember 1964 spurlos aus Neuengland verschwindet, versteckt sie die Stiefel ihres Vaters im Kofferraum und fährt zur Arbeit nach Moorehead, einem Gefängnis für straffällige Jugendliche. Das Schuheverstecken ist eine stillschweigende Vereinbarung mit ihrem Vater. Seit dem Tod seiner Frau leert der Ex-Cop die erste Flasche Gin des Tages, noch bevor er zum Frühstück ein rohes Ei herunterwürgt. Mittlerweile zittern seine Hände so stark, dass Eileen für ihn die Rechnungen unterschreibt. Stünden seine Stiefel nachmittags im Flur, würde er auf den verschneiten Straßen der Kleinstadt mit gezücktem Revolver Jagd nach dem "Lumpenpack" machen. Eileen fragt ihren Vater schon lange nicht mehr, wer sich hinter dem Lumpenpack verbirgt. Die Antwort ist vermutlich in den Tiefen seines zersoffenen Gehirns zu suchen.

In Moorehead wartet ein Tag im Verwaltungstrakt auf Eileen, den sie so herumkriegt, wie sie die Tage der letzten Jahre herumgekriegt hat: Sie schämt sich am Schreibtisch für ihre dürren Beinchen und die eingefallene Brust, die sie unter den Wollstrumpfhosen und Strickpullovern ihrer verstorbenen Mutter versteckt. Zwischendurch schielt sie zu den beiden anderen Sekretärinnen hinüber und formuliert in ihrem Kopf Hasstiraden: "Widerliche, faule, unkultivierte Schlampen" ist ihr Favorit. Danach stellt sich Eileen meistens vor, wie es die beiden älteren Damen miteinander treiben. "Vielleicht", sagt sie, "kam ich mir im Vergleich dazu fast würdevoll vor." Eileens Sexphantasien und ihre gelebte Prüderie, der Selbsthass, der genauso heftig ist wie ihr Stolz: Das sind die großen Konflikte in Ottessa Moshfeghs herausragendem Romandebüt "Eileen".

Die Autorin ist in Deutschland so gut wie unbekannt. In ihrer Heimat, den Vereinigten Staaten, war das nicht anders. Vor "Eileen" war die 36-jährige Moshfegh das, was man einen "writer's writer" nennt. Ihr erstes Buch "McGlue", eine schmale Erzählung über einen zum Tode verurteilten Seemann, war ein Formexperiment, das von der Kritik hochgelobt wurde. Die amerikanischen Leser ignorierten "McGlue".

Mit "Eileen" wollte Moshfegh einen Bestseller landen. "Ich hatte keine Lust, 30 Jahre zu warten, bis ich entdeckt werde", sagte sie in einem Interview mit dem "Guardian". "Da draußen sind all diese Vollidioten, die Millionen von Dollar scheffeln. Wieso sollte ich nicht dazugehören?" Moshfegh kaufte sich den Schreibratgeber "The 90-Day Novel", versuchte, alle Regeln zu befolgen, und hielt es nach 60 Tagen nicht mehr aus. Ihr Plan ging dennoch auf. Letztes Jahr stand "Eileen" auf der Short List des Man Booker Prize. Kurze Zeit später erwarb Hollywood die Filmrechte.

Nach der Arbeit geht Eileen ihrem einzigen Hobby nach: Sie stalkt den Gefängniswärter Randy, der die Hauptrolle in ihren Sexträumen spielt und mit dem sie noch nie gesprochen hat. So etwas wie Lust spürt Eileen nur, wenn sie Abführmittel schluckt und sich für Stunden auf der Toilette einschließt. Die ersten Romanseiten mögen hart klingen, voyeuristisch und vulgär. Dass sich die Geschichte nicht wie ein Elendsporno liest, gelingt Moshfegh durch ein einfaches literarisches Verfahren: Sie lässt Eileen den Horror nicht unmittelbar durchleiden, sondern fast 50 Jahre später als Erinnerung erzählen. Aus dem kaputtem Mädchen ist eine glückliche Frau geworden, die auf ihr jüngeres Ich mit Selbstironie zurückblicken kann. Und mit Würde.

Den Gefängnisdirektor, einen stumpfsinnigen und brutalen Mann, beschreibt Eileen so: "Er hatte ein dickes, rotes Gesicht mit einer riesigen Nase und kleinen Schweinsäuglein, aber es war so gepflegt, so militärisch sauber, dass ich ihn seltsamerweise attraktiv fand." Solche Sätze stehen auf jeder Seite. Moshfegh beginnt mit einem Klischee, um in letzter Sekunde das altbekannte Bild doch noch interessant zu machen.

An den entscheidenden Stellen schreibt Moshfegh kalt und prägnant. Wenn es um das kaputte und hasserfüllte Verhältnis zu ihrem Vater geht, erzählt Eileen, wie sie ihn aus seiner Stammkneipe abgeholt hat, damals besuchte sie noch die Highschool: "Er legte mir den Kopf auf die Schulter und lallte, dass ich ein gutes Mädchen sei, dass er mich liebhabe, wie leid es ihm tue, dass er mir kein besserer Vater sein könne. Anfangs war ich gerührt, aber dann ließ er seine Hand auf meinen Busen rutschen. Ich habe das nie jemandem erzählt." Sätze wie Leberhaken.

Die Wende in Eileens Leben hat langes rotes Haar und fängt als neue Psychologin in Moorehead an. Rebecca ist die Femme fatale, die in der zweiten Romanhälfte die Handlung vorantreibt. Eileen sieht in ihr all das, was sie zu sein wünscht, und richtet am Ende für Rebecca einen Revolver auf einen fremden Menschen. Die Ohnmächtige in einer Machtposition zu sehen ist das große Finale. Dass Eileen ihre neue Macht ohne zu überlegen missbraucht, ist einem dann herzlich egal. Nach 300 Seiten steht man auf ihrer Seite.

In einem Kapitel spricht Eileen über ihre Arbeit im Gefängnis. Sie hat Gerüchte gehörte, dass die Wärter die Insassen zu Faustkämpfen anstacheln. Dass die Schwächeren gezwungen werden, in ihre Kopfkissenbezüge zu machen, und dass sich die Ärzte bei den Leibesvisitationen an den Jugendlichen vergehen. Die Gerüchte haben auf Eileen keine Wirkung. Ihr Selbstwahn macht sie blind für das Leid anderer: "Es gab nur einen, dessen Schmerz echt war. Mich."

Der Satz erzählt viel über Eileen, noch mehr über Moshfegh. Die anderen Figuren interessieren die Autorin nämlich auch nicht. Der Roman ist eine One-Girl-Show. Der Vater, die rothaarige Rebecca: So liebevoll sie gezeichnet sind, sie bleiben schablonenhaft. Ihr Schmerz wirkt unecht. Über solche Schönheitsfehler ist man am Ende aber froh. Ansonsten hätte man sich wohl zu sehr geärgert, dass der Man Booker Prize dann doch einem anderen Autor verliehen wurde.

LENNARDT LOSS

Ottessa Moshfegh: "Eileen". Roman. Aus dem Englischen von Anke Caroline Burger. Liebeskind, 336 Seiten, 22 Euro

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Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension

Ottessa Moshfeghs Roman "Eileen" hat Rezensent Elmar Krekeler aus den Socken gehauen. Denn die in den Sechzigern spielende Geschichte um die vielfach missbrauchte Eileen, die auf einem Dachboden haust und bei ihrer Arbeit im Jugendknast auf Menschen trifft, denen Ähnliches widerfahren ist, ist so abgründig und "finster", dass selbst Hitchcock den Hut gezogen hätte, meint der Kritiker. Mehr noch: Wie Moshfegh in diesem Noir vom "White trash avant la lettre" erzählt, ebenso ernsthafte, zugleich spielerische und lange nachhallende Sätze in die Welt wirft und mit Klugheit und atemberaubender Genauigkeit "erzmännliche Erzählmuster durch alle Genresäurebäder jagt", ringt dem Rezensenten größte Anerkennung ab. Von Moshfegh wird man noch einiges hören, glaubt Krekeler.

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