Ein wenig skeptisch war ich ja doch bei diesem Titel: „Ein Opfer packt aus“. Man kennt ja diese Romane, die das Opferdasein ihrer wehleidigen Protagonisten schonungslos ausweiden und letztlich vom Sadismus des Lesers leben. Aber in „Eimerduschen“ geht es nicht um die größtmögliche Anzahl an Unfällen
& Missgeschicken pro Seite. Im Gegenteil:
Extrem lakonisch schildert Robert Rescue, Berliner…mehrEin wenig skeptisch war ich ja doch bei diesem Titel: „Ein Opfer packt aus“. Man kennt ja diese Romane, die das Opferdasein ihrer wehleidigen Protagonisten schonungslos ausweiden und letztlich vom Sadismus des Lesers leben. Aber in „Eimerduschen“ geht es nicht um die größtmögliche Anzahl an Unfällen & Missgeschicken pro Seite. Im Gegenteil:
Extrem lakonisch schildert Robert Rescue, Berliner Lesebühnenautor, aus der Ich-Perspektive allzu menschliche Alltagssituationen aus dem Wedding. „Das ist doch dieser Berliner Slum, wo nur Arbeitslose und sonstige Gescheiterte ihr Dasein fristen“, wird es Rescues „Protagonisten“ an den Kopf geworfen. Er bejaht.
Gemeinsam haben all die Geschichten, egal ob sie im Jobcenter, auf der Straße oder im trauten Heim spielen, dass der Autor nicht allzu gut darin wegkommt – ein „Opfer“ zwar, aber dessen Erlebnisse so trocken heruntererzählt, dass man
1) beinahe daran zweifeln könnte, dass dem Autor an einer humoristischen Wirkung gelegen ist und man
2) nicht glauben kann, dass irgendetwas in diesem Buch nicht 1:1 so passiert ist, selbst das unfreiwillige Gespräch mit zwei Auftragskillern nachts im Hof.
Rescue verfällt nicht in ein plattes Schema. Seine Opfergeschichte haben genug Ecken und Kanten, trainieren die Lachmuskeln; und ganz nebenbei jubelt er seinen Lesern ein, zwei Geschichten unter, die auf den zweiten Blick weniger lustig als vielmehr äußerst menschlich sind.
Meine Empfehlung für alle, die Robert Rescue noch nie live gesehen haben: Erst die CD anhören. Mit der unvergleichlich stoischen Vortragsweise im Ohr ist jeder Text auch beim Selberlesen besser.