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»Ein Abendessen in Rom« ist ein ganz besonderes, sehr inspirierendes Buch übers Kochen und Essen. Ausgehend von der traditionellen Speisekarte in seinem Lieblingslokal »La Carbonara« am Campo de`Fiori, schreibt Andreas Viestad über das Brot, über den Getreideanbau; über das daraus entstehende römische Weltreich, über das Salz in den verschiedensten Regionen der Welt, über neue Handelswege und alte Kriege in Europa und der ganzen Welt, über den Wein, das Öl, den Pfeffer und den Zucker - und darüber, wie diese Nahrungsmittel und Gewürze uns verändert und bis heute geprägt haben. Eine originelle,…mehr

Produktbeschreibung
»Ein Abendessen in Rom« ist ein ganz besonderes, sehr inspirierendes Buch übers Kochen und Essen. Ausgehend von der traditionellen Speisekarte in seinem Lieblingslokal »La Carbonara« am Campo de`Fiori, schreibt Andreas Viestad über das Brot, über den Getreideanbau; über das daraus entstehende römische Weltreich, über das Salz in den verschiedensten Regionen der Welt, über neue Handelswege und alte Kriege in Europa und der ganzen Welt, über den Wein, das Öl, den Pfeffer und den Zucker - und darüber, wie diese Nahrungsmittel und Gewürze uns verändert und bis heute geprägt haben. Eine originelle, gut recherchierte und abenteuerliche Reise durch die kulinarische Geschichte der Menschheit.
Autorenporträt
ANDREAS VIESTAD, 1973 in Oslo geboren, lebt als Autor und Kolumnist (u.a. für die »Washington Post und die Sunday Times) zu gastronomischen Themen auf einem Bauernhof nahe Oslo und in Rom. Seine Fernsehserien in Norwegen, in den USA, Italien, oder Deutschland über kulinarische und ernährungspolitische Themen wurden und werden hochgelobt. Er betreibt mehrere Restaurants und hat in Norwegen Zentren für Kinder gegründet, in denen sie Kochen und etwas über die wichtigsten Nahrungsmittel lernen können. Sein Buch »Ein Abendessen in Rom« wurde u.a. ins Englische, Indische, Polnische, Spanische und jetzt ins Deutsche übersetzt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.02.2024

Die Grenze zwischen Öl und Butter verdient Aufmerksamkeit
Blick über den Tellerrand: Andreas Viestad nimmt ein Abendessen in Rom zum Anlass, um die Weltgeschichte zu durchqueren

Der Mann ist, das lässt er immer wieder durchblicken, vom Fach. Andreas Viestad hat "eine Weile" als Restaurantkritiker gearbeitet, dann "über neue Lokale und Tendenzen innerhalb der Gastronomie" berichtet. Er lebt auf einem Bauernhof im Süden Norwegens, hat Kochbücher veröffentlicht und Kochsendungen im Fernsehen moderiert, in Südafrika einen Garten mit Tomaten und Zitrusfrüchten angelegt und die ganze Welt bereist, ist Mitinhaber eines Grill-Restaurants in Oslo und hat eine beachtliche Salzsammlung in seiner Küche. Er sei "weder gelernter Koch noch Wissenschaftler", gesteht er, aber auch: "Mir selbst gelingt eine recht gute Carbonara."

Doch reicht das für das, was er sich in diesem Buch vorgenommen hat? Seit den Neunzigerjahren fährt Viestad nach Rom, und fast genauso lange frequentiert er dort ein Restaurant: "La Carbonara" liegt an der Nordseite des Campo de' Fiori, wo Viestad, der mit einer Archäologin verheiratet ist, inzwischen eine Wohnung hat - mit einem Balkon zum Platz, wo ihm der Küchenduft in die Nase steigt. Viestad fügt seinen vielen Besuchen in "La Carbonara" nicht einfach einen weiteren hinzu, sondern versucht, mit dem Abendessen dort "die Weltgeschichte in einer Mahlzeit" zu beschreiben. Ein Teller Pasta könne "uns mehr über unsere Geschichte erzählen als das Kolosseum".

Das schmeckt nicht gerade nach diätstrenger Wissenschaft. Vier Gänge, zehn Stichworte: Brot, Antipasto, Öl, Salz, Pasta, Pfeffer, Wein, Fleisch, Feuer, Zitrone. Mit jedem richtet der Autor den Blick über den Tellerrand: Weizen als Machtbasis im römischen Imperium, Brot als Auslöser für das Schisma zwischen Ost- und Westkirche; das Zupfen der Artischocke als Sinnbild der Strategie des Königshauses Savoyen, um Italien Stück für Stück zu erobern; die Grenze zwischen Öl und Butter, Zivilisation und Barbarei; die Salzsteuer als staatliches Machtinstrument; die Pasta als "eigentliche Identität des Volkes"; Pfeffer als Synonym für "große weite Welt, Geld und Zivilisation"; Wein als "kulturelle Kraft, die Sozialität und Religion" verbindet, Fleischkonsum zwischen Opfertradition, Genuss und schlechtem Gewissen; Feuer, das bis dahin Ungenießbares zum Nahrungsmittel macht; die Zitrone als Mittel gegen Skorbut und frühes Wirtschaftsfeld der Mafia.

Ein Abendessen in seinem Lieblingslokal bildet den Rahmen. Viestad schildert es in allen Einzelheiten, von der Einrichtung über die Choreographie der Kellner bis zum Gläserklirren, als ein Ritual, an dem sich Tradition und Zeitgeist, Stammgäste und Touristen scheiden. Was Stoff für zehn gelehrte Studien birgt, wird unbekümmert kompiliert: Die zehn Kapitel bewegen sich zwischen Referat und Plauderei, historischen Exkursen und Reiseerlebnissen, Wikipedia und Ratgeber, mischen Kuriosa und Altbekanntes, Auf- und Angelesenes. Die augenzwinkernde Aussicht auf die "Weltgeschichte" findet in Gemeinplätzen eine Fortsetzung: "Norditalien ist bekannt für seine Rinder." Mehr argumentativer Schliff und erzählerischer Schwung hätten der Darstellung gutgetan.

Viestad hat viel gelesen, aber einschlägige Veröffentlichungen übersehen. So zitiert er mehrmals aus John Dickies Standardwerk "Delizia! Die Italiener und ihre Küche", schient aber deren Begründer Pellegrino Artusi, der 1891 die erste nationale Rezeptsammlung vorlegte, nicht zu kennen. Den Eindruck des Zusammengestoppelten bestätigen kleine Fehler und Ungenauigkeiten, falsch geschriebene Namen und mangelnde Ortskenntnisse: In Pompeji begannen die Ausgrabungen nicht "im 19. Jahrhundert", sondern (offiziell) am 6. April 1748, Perm ist kein Dorf, sondern (auch 1936) eine Großstadt, Lazio keine Provinz, sondern eine Region, auf Deutsch Latium, und Sankt Andreas nicht "von Avellina", sondern von Avellino.

Mit so viel sorgfältiger Hingabe, wie er sie an seinen kulinarischen Wohltätern schätzt, kann Viestad dem Leser nicht dienen. Aber vielleicht muss der erst das Rezept, das "zum Kauf dieses Buches dazugehört", nachkochen, um voll auf sein(e) Kosten zu kommen. Es steht auf der vorletzten Seite. Und auf einem anderen Blatt. ANDREAS ROSSMANN

Andreas Viestad: "Ein Abendessen in Rom". Weltgeschichte in einer Mahlzeit.

Aus dem Norwegischen von Ulrich Sonnenberg. Transit Verlag, Berlin 2023. 240 S., Abb., geb., 26,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Allzu gut mundet Rezensent Andreas Rossmann nicht, was Andreas Viestad ihm mit seinem Buch auftischt. Der Autor versteht sich, lernen wir, als Fachmann für Gastronomie und versucht nun, entlang eines Besuchs seines Stammrestaurants "La Carbonara" in Rom, die Geschichte der ganzen Welt aufzurollen. Viestad findet, zeichnet Rossmann nach, im Zupfen der Artischocke ebenso historische Bezüge wie in der Grenze zwischen Öl und Butter und legt dar, was Pfeffer mit Zivilisation zu tun hat. Außerdem wird, heißt es weiter, das Restaurant ausführlich beschrieben. Der Autor wechselt fröhlich zwischen Plauderton und dem Referieren von Angelesenem, was dem Rezensenten insgesamt nicht stringent genug ist. Auch bemängelt Rossmann einige faktische Fehler und weist am Ende noch auf das das Buch vervollständigende Kochrezept auf der vorletzten Seite hin.

© Perlentaucher Medien GmbH