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Per Olov Enquist erzählt seine Lebensgeschichte in der dritten Person, als ob es die Geschichte eines anderen wäre. "Ein anderes Leben" liest sich wie ein großer Roman über das 20. Jahrhundert, in dessen Zentrum ein junger Mann aus einem kleinen Ort in Nordschweden steht, der zu einem berühmten europäischen Schriftsteller wrude. Von einem, der als Sohn einer strenggläubigen Volksschullehrerin in einem Dorf in Schweden aufwuchs und zu einem der angesehensten europäischen Schriftsteller wurde. Per Olov Enquist erzählt seine Lebensgeschichte, als ob es die eines anderen wäre: Er studierte in…mehr

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Produktbeschreibung
Per Olov Enquist erzählt seine Lebensgeschichte in der dritten Person, als ob es die Geschichte eines anderen wäre. "Ein anderes Leben" liest sich wie ein großer Roman über das 20. Jahrhundert, in dessen Zentrum ein junger Mann aus einem kleinen Ort in Nordschweden steht, der zu einem berühmten europäischen Schriftsteller wrude. Von einem, der als Sohn einer strenggläubigen Volksschullehrerin in einem Dorf in Schweden aufwuchs und zu einem der angesehensten europäischen Schriftsteller wurde. Per Olov Enquist erzählt seine Lebensgeschichte, als ob es die eines anderen wäre: Er studierte in Uppsala, erlebte die RAF-Zeit in West-Berlin, schrieb in München als Journalist über die Olympiade und debütierte mit seinem ersten Theaterstück am Broadway in New York. "Wenn alles so gut ging, wie konnte es dann so schlimm werden?" - steht als Leitfrage über Enquists Biografie, die auch tief in die Alkoholabhängigkeit und an den Rand des Todes führte. Ein außergewöhnliches Buch, das sich liestwie ein zeitgenössischer Roman.
Autorenporträt
Enquist, Per Olov
Per Olov Enquist, 1934 in einem Dorf im Norden Schwedens geboren, lebte in Stockholm und starb am 25. April 2020 in Vaxholm. Nach dem Studium arbeitete er als Theater- und Literaturkritiker. Er zählt heute zu den bedeutendsten Autoren Schwedens. Bei Hanser erschienen unter anderem Der Besuch des Leibarztes (Roman, 2001), Der fünfte Winter des Magnetiseurs (Roman, 2002), Hamsun (Eine Filmerzählung, 2004), Das Buch von Blanche und Marie (Roman, 2005), Kapitän Nemos Bibliothek (Neuausgabe, 2006), seine Autobiographie Ein anderes Leben (2009), für die er den renommiertesten schwedischen Literaturpreis, den August-Preis, erhielt, Die Ausgelieferten (Neuausgabe, 2011) sowie Das Buch der Gleichnisse (Roman, 2013). 2003 erschien sein erstes Kinderbuch Großvater und die Wölfe; 2011 folgte Großvater und die Schmuggler. 2017 erschienen diese beiden erfolgreichen Einzeltitel als Sammelband Abenteuer mit Großvater.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.06.2009

Schreiben und Flüstern
Allein mit dem Ruhm und der Sucht: Der schwedische Autor Per Olov Enquist erzählt seine Lebensgeschichte

Wenn man dieses Buch mit demselben scharfen Blick betrachtet, mit dem sein Autor sich selbst anschaut - ein Auge weit aufgerissen, das andere wie zum genaueren Zielen zusammengekniffen -, ist es eigentlich keine Autobiographie mehr, sondern ein Verhör. Ein gründliches, geduldiges, manchmal quälendes, manchmal komisches Selbstverhör. Nur dass alle Fragen nachträglich gestrichen wurden: Wie bist du geworden, was du bist? Woher kommt dein Talent? Was war mit deinem totgeborenen Bruder, dem Vater, der starb, als du klein warst? Wann begann dein Höhenflug, wann fing dein Absturz an? Das alles liegt wie wegradiert unter dem Text, den man liest. Aber die Antworten stehen da, eine nach der anderen.

Per Olov Enquist, der Autor des "Besuchs des Leibarztes", des "Buchs von Blanche und Marie" und der "Nacht der Tribaden", der (mit einigem Abstand vor Lars Gustafsson) wichtigste schwedische Schriftsteller unserer Zeit, erzählt sein Leben. Aber er redet nicht wie jemand, der sich interessant machen, der seinen Taten und Träumen ein Denkmal setzen will. Enquist spricht wie einer, der noch nicht fertig ist mit sich selbst, der noch eine Rechnung offen hat mit dem Ich, das er war. Er beginnt mit dem Tiefpunkt seines ganzen Lebens, einer Nacht im Dezember 1989, in der er aus einer Entzugsklinik auf Island zu fliehen versuchte, und arbeitet sich dann in einer gewaltigen, fünfhundert Seiten langen Erzählkurve wieder zu dieser Nacht vor.

Dazwischen liegen die Kindheit in Nordschweden, die Schüler- und Studentenzeit, die Jahre des Ruhms, des Sports und der Politik, schließlich die Jahre des Alkohols und der Verzweiflung. Aber dann - Island: "Die Luft war kalt, vielleicht drei, vier Grad minus, der Schnee unter den Socken fühlte sich trocken an, und er war sicher, dass sie nicht nass werden würden . . . Aber kein Laut vom Herrscher des Weltalls. Und er war mitnichten schwerhörig. Zehn Minuten ging er immer langsamer. Inzwischen waren die Lichter hinter ihm auch sehr weit entfernt, und die vor ihm waren nicht näher gekommen. Unter dem Schnee jetzt offenbar Steine und Felsblöcke, er begann zu stolpern, es war nicht mehr so leicht voranzukommen. Er fiel einmal, und blieb liegen. Klares Wetter in dieser Nacht. Man sah die Sterne, aber kein Nordlicht. Wohin war es verschwunden."

Jede Enquistfigur kommt irgendwann an den Punkt, an dem sie allein vor ihrem Schöpfer und ihrem Schicksal steht, hilflos, ohne Tricks und Ausreden, in der großen Nacht des Universums. Und jede besitzt ihren eigenen Dämon, der sie an diesen Punkt getrieben hat - die Machtgier, die Liebe, die Ruhmsucht, die Selbstüberschätzung, manchmal auch alle zusammen. Bei Enquist, dem Autor, der sich selbst zur Figur wird, ist dieser Dämon der Alkohol. Sein Buch gibt sich gar keine Mühe, die Sucht zu entschuldigen. Sie hilft ihm weder beim Schreiben noch beim Nichtschreiben, und sie kommt auch nicht aus der Kindheit, auch wenn es scheint, als wäre sein Vater, der dem kleinen Per Olov in seinem letzten Brief auf dem Sterbebett auftrug, Prediger zu werden, ebenfalls alkoholsüchtig gewesen. Sie ist einfach da. Und doch wirbelt der Zusammenbruch, auf den dieses Buch zusteuert, all die frühen Bilder des Unglücks wieder auf, von denen sich der Erfolgsschriftsteller Enquist befreit glaubte: den "Totbruder", der an seiner Nabelschnur erstickt war und von dem Per Olov den Vornamen erbte; den toten Vater, mit dem der Schüler E. Selbstgespräche führte; das Heimatdorf in Nordschweden, in dem das Sägewerk, die Kirche und der schäbige Fußballplatz den Rhythmus des Lebens bestimmten. Und schließlich und vor allem die Mutter, eine tief gläubige, früh verwitwete und verhärtete Dorfschullehrerin, über die Enquist den schönsten Satz seiner Lebensbeichte geschrieben hat: "Weil er, zu Recht, fürchtet, dass sie ihn geformt hat, neigt er dazu, sie zu leugnen." Besser kann man das in alle Ewigkeit nicht sagen.

Man muss sich diese fünfhundertseitige Selbstbefragung wie einen Wallander-Krimi vorstellen, in dem Enquist zugleich der Kommissar, das Opfer und der Hauptverdächtige ist. Mal schaut er mit einem misstrauischen Ermittlerblick sein Leben an, dann wieder versucht er hakenschlagend und anekdotensprühend den Häschern zu entkommen, und immer wieder steht er weinend vor der Leiche seines früheren Ichs. Über die geschönten Memoiren der dänischen Schauspielerin Luise Heiberg, die ihn zu seinem Drama "Aus dem Leben der Regenwürmer" inspirierte, schreibt Enquist: "Das Getilgte stellte eine unerhörte Wahrheit dar." Aus seinem eigenen Leben hat er diese Wahrheit nicht getilgt.

"Ein anderes Leben" liest sich wie das Skript zu einem Film, den Enquists langjähriger Freund Ingmar Bergman nicht mehr gedreht hat. Es ist ein düsteres, mit Dissonanzen aufgeladenes Buch, das auch seine Leser nicht schont. Aber am Ende hat Enquist uns da, wo er uns hinhaben will: in der Nacht, der Kälte, der Einsamkeit, unter den Sternen. "Er könnte sich ja hier im Schnee im Herzen von Island ausruhen." Doch er wird gerettet. Und man atmet auf.

ANDREAS KILB

Per Olov Enquist: "Ein anderes Leben". Übersetzt von Wolfgang Butt. Hanser-Verlag, 542 Seiten, 24,90 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Was für eine Autobiografie! Jan Böttcher ist tief beeindruckt. Nicht nur, weil ihm Per Olov Enquist hier offenbart, wie sehr seine Romane von persönlichen Erlebnissen geprägt sind. Böttcher liest den Text aristotelisch, als dreiteiliges kathartisches Unterfangen eines Mannes, der in die eigenen Abgründe schaut. Der äußerlichen rasenden Vorwärtsbewegung (Reisen durch Mitteleuropa) entspricht ein innerer rückwärtsgewandter Blick - Richtung Herkunft. Hier stößt Böttcher auf ein reiches Bilderreservoir und auf den literarischen Ton des Autors. Beide Bewegungen zusammen ergeben "Schmerzpunkte", Kräfte, deren Bedeutung für den Schaffensprozess dem Rezensenten unmittelbar einleuchten. Wenn im dritten und letzten Teil der Autobiografie Enquist dem "Teufel Alkohol" begegnet, spürt Böttcher die Größe, die das verlangt, aber auch die heilsame Distanz, die sich aus der vom Autor gewählten dritten Person ergibt.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Was autobiographisches Schreiben vermag, und welche schriftstellerische Größe Enquist hat!" Jan Böttcher, Süddeutsche Zeitung, 09.03.09

"Es ist, als hätte er sich in diesem Buch und im Leben einen Ort geschaffen, an dem sich die Themen seines Lebens verdichten." Susanne Mayer, Die Zeit, 12.03.09

"Per Olov Enquists Lebensroman ... ist die Beschreibung des langen, krummen Weges zu sich selbst. ... Eine Lektüre, die einen mitreißt und durchschüttelt." Martin Ebel, Tages-Anzeiger, 23.03.09

"Man hoffe ja immer auf ein Wunder, hatte es zu Beginn geheißen, mit einem Zitat aus dem rettenden Roman. Jetzt, da mit dessen Vollendung zugleich diese Lebens-Geschichte ans Ende gelangt ist, hat sich das Wunder ereignet. Es ist auch eines der Literatur." Heinrich Detering, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.04.09

"Die Sehnsucht des Individuums nach dem Sinn seiner Existenz. Dieses unvergängliche Thema hat Enquist auf beeindruckende Weise neu instrumentiert." Claus-Ulrich Bielefeld, Die Welt, 04.04.09

"Ein ebenso subtiles wie mächtiges, lichtes wie aufwühlendes Bekenntnisbuch. ... Betörend ist die Mischung aus Strenge und Selbstironie, Elegie und Essenz." Andreas Breitenstein, Neue Zürcher Zeitung, 18.04.09