"Nicht schon wieder Lappland!", sagen alle unsere Freunde, "ihr wart doch schon ein paarmal dort!" Von unseren Freunden ist zwar noch keiner in Lappland gewesen und trotzdem wissen sie genau, dass es nichts für uns ist.Ich gebe zu, dass unsere wiederholten Touren hinter den Polarkreis auch mit dem Heiligen Abend zu tun haben, denn meistens habe ich bis zum 24.12. noch kein Geschenk für meine Frau und dann fällt mir eben nur ein Gutschein für die nächste Lapplandwanderungein, denn ich weiß genau, dass sie sich riesig darüber freut.Und dass Lappland eine unvergleichliche Wandergegend ist, das sage ich unseren Freunden auch jedes Mal, aber da rollen sie nur mit den Augen.Scharfsinnig und mit erfrischenden Beobachtungen ausgestattet, beschreibt Hatto Zeidler seinen Weg nach und durch Lappland in unterhaltsamen Episoden - von den Vorbereitungen, Erlebnissen und Überraschungen, von körperlichen und emotionalen Anstrengungen, von der Einsamkeit und der Mystik dieser Welt hinter dem Polarkreis und schließlich von einem einzigartigen Freiheitsgefühl.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.06.2017Wie das Schwedenhüttle in den Kopf kommt
Der Anfang ist noch ganz lustig. Der Autor begegnet einem alten Freund, der ihn polternd begrüßt: "Ja, du wampate Sau! Wie schaust denn du aus! Hast du denn gar keine Bewegung?" Woraufhin er beschließt, in Lappland wandern zu gehen. Doch nur allzu bald wird die bemüht naive Sprache unangenehm. Nach der langen Einkaufsbeschreibung, mit der so viele Wanderbücher beginnen, regnet es am Ort. Zeidler dazu: "Das fängt ja gut an, denke ich, aber sagen tue ich nichts." Die holprige Grammatik und betonte Schlichtheit der Sprache versteigen sich in krude Sätze, etwa über zwei Studenten, die er und seine Frau kennenlernten, "weil die waren auch da oben unterwegs, hinter dem Polarkreis". Hatto Zeidler, geboren 1938, ist freischaffender Bildhauer und ehemaliger Hochschuldozent. Außerdem bezeichnet er sich als leidenschaftlichen Wanderer. Das wundert einen dann doch, denn sein Rucksack wiegt sagenhafte dreißig Kilo. Selbst mit einem Zelt im Gepäck ist das zu viel. Unterwegs freut sich Zeidler über das Jedermannsrecht, das es Wanderern erlaubt, zumindest für eine Nacht so ziemlich überall das Zelt aufzustellen. Dann aber vermisst er die Alpen: "Achja, irgendwie sind sie schon wohnlich, die Alpen! Denn du planst ja immer von Hütte zu Hütte. Von einer Hütte zu nächsten. Das ist wohnlich. Bratwurst, Bier, Dach überm Kopf. Kaffee zum Frühstück." Dieser Unentschiedenheit bleibt er bis zum Ende treu. Im Kapitel "Schwedenhüttle" beschreibt Zeidler eine Folgeerscheinung längerer Wanderungen: Zu Hause angekommen, wundert er sich, wie viel Zeug sich in einer Wohnung ansammeln kann. Ist man doch auf der Wanderung so gut mit so wenig ausgekommen. Zeidler und seine Frau beschließen, die Inventargesellschaft zu verlassen - nicht gleich, indem sie aus ihrem Haus ausziehen. Aber sie wollen sich auf die Suche nach einem Schwedenhüttchen machen, klein und karg eingerichtet mit kaum mehr, als in einen Rucksack passt. Den Titel des Folgebands kann man sich schon denken.
bär
"Ein Badener in Lappland" von Hatto Zeidler. Der kleine Buchverlag, Karlsruhe 2016. 144 Seiten. Broschiert, 12,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Anfang ist noch ganz lustig. Der Autor begegnet einem alten Freund, der ihn polternd begrüßt: "Ja, du wampate Sau! Wie schaust denn du aus! Hast du denn gar keine Bewegung?" Woraufhin er beschließt, in Lappland wandern zu gehen. Doch nur allzu bald wird die bemüht naive Sprache unangenehm. Nach der langen Einkaufsbeschreibung, mit der so viele Wanderbücher beginnen, regnet es am Ort. Zeidler dazu: "Das fängt ja gut an, denke ich, aber sagen tue ich nichts." Die holprige Grammatik und betonte Schlichtheit der Sprache versteigen sich in krude Sätze, etwa über zwei Studenten, die er und seine Frau kennenlernten, "weil die waren auch da oben unterwegs, hinter dem Polarkreis". Hatto Zeidler, geboren 1938, ist freischaffender Bildhauer und ehemaliger Hochschuldozent. Außerdem bezeichnet er sich als leidenschaftlichen Wanderer. Das wundert einen dann doch, denn sein Rucksack wiegt sagenhafte dreißig Kilo. Selbst mit einem Zelt im Gepäck ist das zu viel. Unterwegs freut sich Zeidler über das Jedermannsrecht, das es Wanderern erlaubt, zumindest für eine Nacht so ziemlich überall das Zelt aufzustellen. Dann aber vermisst er die Alpen: "Achja, irgendwie sind sie schon wohnlich, die Alpen! Denn du planst ja immer von Hütte zu Hütte. Von einer Hütte zu nächsten. Das ist wohnlich. Bratwurst, Bier, Dach überm Kopf. Kaffee zum Frühstück." Dieser Unentschiedenheit bleibt er bis zum Ende treu. Im Kapitel "Schwedenhüttle" beschreibt Zeidler eine Folgeerscheinung längerer Wanderungen: Zu Hause angekommen, wundert er sich, wie viel Zeug sich in einer Wohnung ansammeln kann. Ist man doch auf der Wanderung so gut mit so wenig ausgekommen. Zeidler und seine Frau beschließen, die Inventargesellschaft zu verlassen - nicht gleich, indem sie aus ihrem Haus ausziehen. Aber sie wollen sich auf die Suche nach einem Schwedenhüttchen machen, klein und karg eingerichtet mit kaum mehr, als in einen Rucksack passt. Den Titel des Folgebands kann man sich schon denken.
bär
"Ein Badener in Lappland" von Hatto Zeidler. Der kleine Buchverlag, Karlsruhe 2016. 144 Seiten. Broschiert, 12,90 Euro.
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