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«Ein Bär will nach oben» ist das phantastische Abenteuer des Bären Hal Jam, der aus dem Wald auszieht, um als Autor in der Glitzerwelt der Menschen Karriere zu machen. Erstaunlicherweise sehen seine Geschäftspartner aus der Verlags- und Medienbranche in ihm nie den zottigen Bären mit einem gestohlenen Roman unterm Arm, sondern einen grobschlächtigen Naturburschen, der perfekt medientauglich ist. Womöglich der nächste Hemingway?

Produktbeschreibung
«Ein Bär will nach oben» ist das phantastische Abenteuer des Bären Hal Jam, der aus dem Wald auszieht, um als Autor in der Glitzerwelt der Menschen Karriere zu machen. Erstaunlicherweise sehen seine Geschäftspartner aus der Verlags- und Medienbranche in ihm nie den zottigen Bären mit einem gestohlenen Roman unterm Arm, sondern einen grobschlächtigen Naturburschen, der perfekt medientauglich ist. Womöglich der nächste Hemingway?
Autorenporträt
William Kotzwinkle wurde 1943 in Scranton/Pennsylvania geboren. Er besuchte das Rider College und die Pennsylvania State University. Nach verschiedenen Jobs begann er 1958 mit dem Schreiben und erhielt seitdem mehrere literarische Auszeichnungen. Er ist mit der Schriftstellerin Elizabeth Gundy verheiratet und lebte abwechselnd in den USA und Kanada.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.04.1997

Wem der Honig klebt
Das Tier der Tat: William Kotzwinkle leistet Bärendienste

Dem schwermütigen Literaturprofessor Arthur Bramhall, der sich aufs Land zurückgezogen hat, ist ein erstaunlich einfacher Plan zur Lösung aller Lebensprobleme gereift: Er verfaßt einen erotischen Bestseller, dessen Erfolg ihm zu Liebschaften verhilft, die er dann in seinem nächsten Buch abhandelt, und so weiter. Was als schludriges Plagiat beginnt, gerät zum Meisterwerk oder wird jedenfalls dafür gehalten. Bramhall jedoch freut das wenig, denn ein Bär hat ihm das Manuskript gestohlen und unter dem albernen Pseudonym Hal Jam veröffentlicht.

Hal Jam, das ist der Name seiner Lieblingsmarmelade, wie denn der Bär überhaupt von eher schlichter Gemütsart ist. Sätze mit mehr als zwei Wörtern bereiten ihm Schwierigkeiten, und von "Schicksal und Sehnsucht" - so heißt das Werk - versteht er nur so viel, als darin häufiger vom Fischen und von Sex die Rede ist, zwei Tätigkeiten, die er selbst hochschätzt. William Kotzwinkle veralbert in seinem satirischen Roman "Ein Bär will nach oben" die geläufige Ansicht, wonach es die richtige Mischung von Kultur und Natur, von Kopf und Bauch sei, die den Dichter ausmache. Der Bär ist seinem Wesen nach Naturbursche, doch er bewundert die Zivilisation: "Die Intelligenz, der Erfindungsgeist, die Zeit, der Mut - was man eben braucht, um so viel Honig zu sammeln - waren der endgültige Beweis dafür, daß der Mensch die Krone der Schöpfung war. ,Bären sind doch nur Trittbrettfahrer', dachte er sich und füllte seinen Wagen mit Honig."

Der Respekt ist wechselseitig. Der verweichlichte Kulturbetrieb findet sich nur zu gern bereit, im Grobian das Genie zu sehen, wenn der Sätze brummt wie "Ich töte, wenn ich muß." - "Wir bringen den Vergleich mit Hemingway, wenn es Ihnen nichts ausmacht", sagt die Pressefrau: "Sportler, Abenteurer, überlebensgroß, der Mann der Tat, der auch eine Liebesgeschichte rüberbringt." Der Bär mag wortkarg sein und sich außerordentlich schlecht benehmen, beides ist als Werbegag hochwillkommen. Arthur Bramhall , der endlich aus der Wildnis zurückkehrt, vermag niemanden mehr zu überzeugen, daß er und nicht der Bär im Maßanzug der wahre Verfasser von "Schicksal und Sehnsucht" gewesen sein könnte.

Was will uns der Autor damit sagen? Möglicherweise, daß es in der Literatur nicht immer gerecht zugeht. Der Einband verspricht "eine Geschichte voll wunderbar skurriler und treffender Figuren, die uns allen sehr bekannt vorkommen". Das ist allerdings richtig, denn es sind dieselben Knallchargen, wie man sie etwa aus den Romanen des englischen Brachialunterhalters Tom Sharpe kennt: Esoterik-Freunde, achtjährige Killer, Neonazis, Zwangsneurotiker, raffgierige Agenten und lustige Franzosen, die kein "h" aussprechen können. Doch während die Männer alle auf ihre eigene Art übergeschnappt sind, sind es die Frauen auf die ewiggleiche. Kotzwinkle zeichnet sie als nymphomanische Dummchen, die sich an der ungeschlachten Grobheit des Bären delektieren (und verliert sich dabei in Einzelheiten, die so genau wohl niemand zu erfahren wünschte).

Der Schriftsteller als solcher ist schnell beleidigt. Diesen Gemeinplatz hat William Kotzwinkle nicht karikiert - vermutlich, weil er ihm selbst erlegen ist. Was seinem Dichter Bramhall widerfährt, ist das grotesk überhöhte, aber dadurch noch keineswegs ironische Klagelied der ewig Unverstandenen: Die Werbefrau des Verlags kennt nur drei Absätze aus ihrem Bestseller und schreibt den Rest aus der Presse ab, die ihn ebensowenig kennt, sondern ihrerseits den Klappentext kopiert. Keiner, keiner hat ihn gelesen, und man muß schon dankbar sein, wenn ein Kritiker seine Kaffeetasse darauf abstellt.

Nun stammt diese Satire aus der Hand eines womöglich verkannten, aber gewiß nicht verschmähten Schriftstellers, und ihre Machart läßt das nur selten vergessen. Kotzwinkle, der zuvor mit den Romanen "E.T." und "Fan Man" nach oben gelangt war, weiß, daß kaum etwas sicherer zum Erfolg führt, als sich auf populäre Art über den Populismus lustig zu machen. Die spitze Feder kitzelt nicht lang. Man übersteht das Buch auch ohne Kaffee, aber hinterher packt man es vielleicht doch eher in den Küchenschrank. MICHAEL ALLMAIER

William Kotzwinkle: "Ein Bär will nach oben". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Hans Pfitzinger. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1997. 276 S., geb., 36,- DM.

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Hal Jam läßt den Leser laut auflachen. Ein Genuß. The New York Times