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Vom Autor des Bestsellers "Ein Geheimnis" Paris, Anfang der siebziger Jahre. Louis, ein Außenseiter und Träumer, entdeckt an der Universität eine Anzeige: Gesucht wird ein Student für die Betreuung eines besonderen Jungen. In der Normandie, in einer Ferienvilla am Meer, trifft Louis zum ersten Mal auf Iannis und dessen Mutter Helena. Iannis ist außergewöhnlich schön, höchst empfindsam, jedoch völlig verschlossen und spricht nicht. Helena schreibt erotische Geschichten, trinkt gerne Whisky und beginnt Louis bald zu umwerben. Louis, unsicher, verwirrt und doch neugierig, ahnt, dass sich sein Leben nun ändern muss.…mehr

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Produktbeschreibung
Vom Autor des Bestsellers "Ein Geheimnis"
Paris, Anfang der siebziger Jahre. Louis, ein Außenseiter und Träumer, entdeckt an der Universität eine Anzeige: Gesucht wird ein Student für die Betreuung eines besonderen Jungen. In der Normandie, in einer Ferienvilla am Meer, trifft Louis zum ersten Mal auf Iannis und dessen Mutter Helena. Iannis ist außergewöhnlich schön, höchst empfindsam, jedoch völlig verschlossen und spricht nicht. Helena schreibt erotische Geschichten, trinkt gerne Whisky und beginnt Louis bald zu umwerben. Louis, unsicher, verwirrt und doch neugierig, ahnt, dass sich sein Leben nun ändern muss.
Autorenporträt
Philippe Grimbert, geboren 1948 in Paris, ist Psychoanalytiker mit einem Schwerpunkt in der Jugendpsychiatrie. Neben zahlreichen Essays veröffentlichte er seit 2001 mehrere Romane. Sein zweites Buch 'Un secret' erschien in Frankreich im Jahr 2004, wurde vielfach ausgezeichnet und in mehr als 200.000 Exemplaren verkauft. Auch in Deutschland wurde 'Ein Geheimnis' in der Kritik hoch gelobt und ein Bestseller. Claude Miller verfilmte 'Ein Geheimnis' 2007.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.09.2012

Anleitung zur Rebellion
Philippe Grimbert erzählt von der Freundschaft eines Außenseiters mit einem Autisten
Über wenige Krankheiten plappert der Volksmund in den vergangenen Jahren so intensiv wie über den Autismus. Die Zahl der Diagnosen hat so sehr zugenommen, dass manche Medien von einer Modekrankheit sprechen. Noch in den 1970ern war der Terminus selbst in der medizinischen Welt weithin unbekannt, geschweige denn, dass er zum Allgemeinwissen gehörte. Über autistische Kinder hieß es stattdessen – wenn man es freundlich formulierte –, dass sie „besonders“ seien.
  Der französische Schriftsteller Philippe Grimbert stellt mit dem sechzehnjährigen Iannis einen solchen Autisten ins Zentrum seines Romans „Ein besonderer Junge“. Seine Eltern stehen dem Jugendlichen, der kein Wort spricht, bei den Mahlzeiten das Essen auf dem Tisch verteilt und sich weder allein waschen noch selbständig auf die Toilette gehen kann, hilflos gegenüber. Der Vater verschanzt sich hinter seiner verantwortungsvollen Stellung als Personalchef eines Pariser Büros, die Mutter behilft sich mit Whisky und den Träumen von der Karriere als Autorin erotischer Romane. Um den von den Eltern vernachlässigten Sohn kümmern sich Studenten, die es jedoch nie lange mit ihm aushalten.
  Anders verhält es sich mit Louis, dem Erzähler des Romans. Auf väterlichen Wunsch, aber ohne große Begeisterung studiert er Jura in Paris. Die Aufbruchstimmung der 60er ist völlig an ihm vorbeigegangen und während seine Kommilitonen demonstrieren, bleibt Louis für sich. Da er schon als Kind anderen Menschen gegenüber gehemmt und deshalb lieber allein war, wurde auch er von seinen Eltern als „besonders“ bezeichnet. Diese Gemeinsamkeit mit Iannis ist der eine Grund für Louis’ Entschluss, den Jungen in den Semesterferien zu betreuen. Der zweite ist, dass Iannis mit seiner Mutter in jenem normannischen Badeort wohnt, in dem Louis als Kind seinen Urlaub verlebte. Ein Ort, an den es ihn zurückzieht, obwohl er eher negative Erinnerungen daran hat.
  Philippe Grimbert arbeitete jahrzehntelang als Psychoanalytiker, bis er Mitte der Neunziger begann, Bücher zu schreiben, die in Frankreich regelmäßig zu Bestsellern werden. Durch seinen autobiografischen Roman „Ein Geheimnis“ und die Verfilmung von Claude Miller wurde Grimbert auch in Deutschland bekannt. Unterdrückte Erinnerungen und die Erforschung des Unbewussten sind seine bevorzugten Themen und spielen auch in seinem neuesten Roman eine bedeutende Rolle. Durch die Begegnung mit Iannis fühlt sich Louis an eine Kinderfreundschaft mit unglücklichem Ende erinnert, die er aus seinem Gedächtnis verbannt hatte. Sorgfältig beschreibt Grimbert, wie das lange Verborgene allmählich wieder an die Oberfläche kommt und Louis gezwungen ist, sich der Vergangenheit zu stellen.
  Insgesamt kommt dem Roman zugute, dass er von einem Psychologen geschrieben wurde, der über lange Erfahrungen in der Jugendpsychiatrie verfügt. Die sehr realistische Beschreibung von Iannis’ Symptomen nimmt ebenso viel Raum ein wie die der ineffektiven Erziehungsversuche seiner überforderten Umwelt. Wirkungsvoll kontrastiert Grimbert das verführerische Äußere des engelhaft schönen Iannis mit seinem irrationalen und oft unhygienischen Verhalten: Der Ernst seines Zustands wird nie infrage gestellt, dennoch gelingt es dem Autisten mehrfach, Louis mit unerwarteten Fähigkeiten zu überraschen. Auch dessen jugendlichen Weltschmerz vermag der Autor glaubwürdig zu schildern, weil er sich hier auf kurze, sachliche Beschreibungen beschränkt. Probleme erwachsen dem Roman hingegen da, wo Grimbert versucht hat, literarisch zu werden. So übertreibt der Autor bei seinem Bemühen, den psychologischen Prozess anschaulich zu machen: Ein labyrinthischer, abgeschiedener Park symbolisiert die verdrängten Bereiche im Gedächtnis von Louis; als er nach langem Sträuben den sehr konkreten Ort betritt, kehrt seine Erinnerung zurück. Etwas weniger plakativ hätte es durchaus sein dürfen. Ähnlich verhält es sich mit Louis’ Lieblingslektüre: Der einsame junge Mann, der von der Revolutionsstimmung nicht mitgerissen worden ist, schwärmt für Rimbaud und Flauberts „L’éducation sentimentale“.
  Auch Louis erlebt eine Erziehung des Gefühls und wird von Iannis’ Mutter mit dem unausweichlichen Namen Helena in die Liebe eingeführt. Daraus ergeben sich eine Reihe verklemmt erzählter Szenen, die zu den misslungenen Romanpassagen gezählt werden müssen. Wesentlich überzeugender schildert Grimbert die Beziehung zwischen den beiden besonderen Jungen: Indem Louis sich immer weiter auf Iannis einlässt, gibt er schrittweise seine Passivität auf. Am leicht märchenhaften Schluss des Romans wagt endlich auch er die Rebellion gegen die bestehende Ordnung.
MARIUS NOBACH
  
Philippe Grimbert: Ein besonderer Junge. Roman. Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2012. 180 Seiten, 14,90 Euro.
Ein Student wird gesucht, einen
besonderen Jungen zu betreuen
Philippe Grimbert
FOTO: LUZPHOTO / FOTOGLORIA
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensent Georg Renöckl schätzt die Romane des Psychoanalytikers Philippe Grimbert, dem er eine hohe Meisterschaft in der Kunst, neue, erhellende Perspektiven auf die Welt zu eröffnen, bescheinigt. Auf erzählokonomisch bestens genutzten 200 Seiten gestattet der Autor dem Rezensenten auch in dieser Geschichte über einen jungen Mann, der als Betreuer eines "besonderen Jungen" mit Verwerfungen seiner eigenen Biografie konfrontiert wird, einen ähnlich erschütternden Blick "in die dunklen Winkel der Seelen ihrer Protagonisten". Auf glänzende Weise vermittle dieser dabei die hemmende Wirkung von im Seelenapparat verschütteten Traumata auf die Lebensfähigkeit, so Renöckl, der zur wiederholten Lektüre dieses "für eigene Interpretationen" hinreichend Raum lassenden Romans nur raten kann.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Ein warmherziges Buch über zwei besondere Jungen und ihre einzigartige Beziehung."
Marie, buechertreff.de 14.06.2012