Zwanzig Jahre nach dem »Deutschen Herbst« scheint es angebracht, mithilfe von Zeugnissen und Zeitdokumenten die realen Zustände des Herbstes 1977 in Erinnerung zu rufen. Der Band dokumentiert sechs hysterische Wochen einer hysterischen Republik, die vom Fehlen nahezu jeglicher rationalen Überlegungen gekennzeichnet waren und in der die Frage, ob der BRD-Staat wirklich in Gefahr war, bereits als Feindpropaganda galt. Das authentische als Buch-Illustrierte vorgelegte Material wird durch zwei analytische Beiträge von Wolfgang Kraushaar ergänzt, die sich mit der blutigen Logik des Kampfes zwischen RAF und Staat und dem nicht erklärten Ausnahmezustand der BRD während der Schleyer-Entführung befassen.
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Ein erhellendes Zeitdokument erblickt Rezensent Christoph Twickel in der Textsammlung "Ein deutscher Herbst" von 1978, die nun als Reprint wieder zu haben ist. Der Band, für den die Herausgeber das Verdienst in Anspruch nehmen, den Begriff "deutscher Herbst" geprägt zu haben, bietet Twickel zufolge Texte, Bilder und Presseberichte aus der Zeit der Schleyer-Entführung. Neben einem Psychotest der Bild-Zeitung für besorgte Eltern, mit dem sie herausfinden konnten, ob ihr Kind Potential zum Terroristen hat, findet er zahlreiche Artikel und Karikaturen mit ziemlich hysterischen Reaktionen auf den Terrorismus: Golo Mann etwa sah einen Bürgerkrieg im Anmarsch, die Bild-Zeitung wägte Gründe für und gegen die Todestrafe ab. Der Band ermöglicht nach Ansicht von Twickel, die deutschen Zustände 1977 zu begreifen und zwar jenseits der "Guido-Knoppschen Zeitzeugen-Wohligkeit".
© Perlentaucher Medien GmbH
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