Mit dem Auftauchen ihrer Mutter, die sich ins Bett legt und auf nichts mehr reagiert, kehren in Gifty die schmerzhaftesten Kindheitserinnerungen zurück: das Verschwinden des Vaters, der in seine Heimat Ghana zurückging, der Tod des geliebten Bruders und die Depression der Mutter angesichts dieser Verluste. Ihre Familiengeschichte hat dazu geführt, dass Gifty als erwachsene Frau ihren Glauben gegen die Neurowissenschaften eingetauscht hat. Sie ist davon überzeugt, dass sich Depression und Abhängigkeit, und damit Trauer und Leid, durch entsprechende Behandlung verhindern lassen. Doch die Angst um ihre Mutter, die fest verankert in ihrer Religion stets allen Schwierigkeiten im weißen Amerika gewachsen war, lässt Gifty an beidem zweifeln: Kann nur die unbestechliche, aber seelenlose Wissenschaft ihr die Mutter zurückbringen oder gelingt das allein den herzerwärmenden Erlösungsversprechen der Kirche?Die bewegende Geschichte einer Familie, exemplarisch für die vom Rassismus geprägte amerikanische Gesellschaft.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Christiane Lutz hält den neuen Roman der ghanaisch-amerikanischen Autorin Yaa Gyasi über eine aus Ghana stammende Stanford-Doktorandin und ihre Familienverhältnisse für überfrachtet. Die Hauptfigur scheint Lutz unter Themen wie Wissenschaft, Depression, Armut, Rassismus fast zusammenzubrechen. Die Strategie der nüchternen, wissenschaftlichen Betrachtung der eigenen Familiengeschichte, wie sie die Ich-Erzählerin praktiziert, findet Lutz daher plausibel, für die Leserin aber bedeutet das, der Chance verlustig zu gehen, eigene Schlüsse zu ziehen, meint sie. Die Spannungsverhältnisse der Figuren deutlich zu machen, gelingt der Autorin aber weitgehend überzeugend, findet Lutz.
© Perlentaucher Medien GmbH
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