Birgit Virnich, langjährige Afrika-Korrespondentin der ARD, zeigt in ihren Reportagen die Vielfalt des modernen Afrika. Auf ihren Reisen durch 39 Länder des Kontinents begegnet sie nicht nur Zerstörung, Elend und Krieg, sie trifft auch auf Menschen, die gegen alle Widrigkeiten etwas auf die Beine stellen.
In ausgewählten Reportagen nimmt sie den Leser mit in die Lebenswelt von Afrikanern, die beispielhaft und beispiellos der Armut und Perspektivlosigkeit trotzen.
Ehemalige Kindersoldaten, Ausgestoßene, Menschen aus dem Kongo, Liberia oder Ruanda, die teilweise Unfassbares erlebt haben und sich auf ihrem Weg zurück ins Leben befinden, sind ebenso Gegenstand ihrer Berichte wie jene junge Generation, die die Kolonialzeit nur noch aus den Erzählungen der Alten kennt und Teil weltweiter Netzwerke ist. Sie begleitet junge Afrikaner wie Ahmet, einen motorisierten Tuareg im Wüstenstaat Mali, Manu Diouf, einen Rapper aus dem Senegal, oder Mathias Liliou, einen jungen Gewerkschafter in Burkina Faso, die ihren eigenen Weg zwischen Tradition und Moderne gehen.
Birgit Virnich zeichnet ein vielfältiges Bild des afrikanischen Kontinents, in dem sie den Blick stets auf den Einzelnen richtet, der in den bad news der täglichen Nachrichten keine Stimme erhält. Es sind Geschichten über kleine und große Helden des Alltags, die erschüttern und gleichzeitig Mut machen und Afrika ein Gesicht verleihen.
In ausgewählten Reportagen nimmt sie den Leser mit in die Lebenswelt von Afrikanern, die beispielhaft und beispiellos der Armut und Perspektivlosigkeit trotzen.
Ehemalige Kindersoldaten, Ausgestoßene, Menschen aus dem Kongo, Liberia oder Ruanda, die teilweise Unfassbares erlebt haben und sich auf ihrem Weg zurück ins Leben befinden, sind ebenso Gegenstand ihrer Berichte wie jene junge Generation, die die Kolonialzeit nur noch aus den Erzählungen der Alten kennt und Teil weltweiter Netzwerke ist. Sie begleitet junge Afrikaner wie Ahmet, einen motorisierten Tuareg im Wüstenstaat Mali, Manu Diouf, einen Rapper aus dem Senegal, oder Mathias Liliou, einen jungen Gewerkschafter in Burkina Faso, die ihren eigenen Weg zwischen Tradition und Moderne gehen.
Birgit Virnich zeichnet ein vielfältiges Bild des afrikanischen Kontinents, in dem sie den Blick stets auf den Einzelnen richtet, der in den bad news der täglichen Nachrichten keine Stimme erhält. Es sind Geschichten über kleine und große Helden des Alltags, die erschüttern und gleichzeitig Mut machen und Afrika ein Gesicht verleihen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.08.2010Anne Will lädt zur Afrika-Reise ein
Afrika ist mittlerweile wieder aus dem Blick der Weltöffentlichkeit gerückt. Und es steht zu befürchten, dass Wochen nach der Fußball-Weltmeisterschaft die übliche Routine einkehrt. In seiner im vergangenen Jahr erschienenen Studie "Journalisten der Finsternis" hat der Leipziger Medienwissenschaftler Lutz Mükke dem deutschen Afrika-Journalismus auf fundierte Weise die Leviten gelesen. Viele Redakteure, Reporter und Korrespondenten, die sich mit Afrika beschäftigen, seien in Produktionsstrukturen gepresst, die häufig kaum mehr als "Stereotypencocktails" zulassen. Das genaue Hinschauen auf Geschehnisse in Afrika ist gleichsam strukturell nicht vorgesehen.
Angesichts der Größe und Vielfalt des Kontinents, auf dem einzelne Länder die Ausdehnung ganz Westeuropas erreichen, sollte das Reisen zur vielleicht dringlichsten Aufgabe der Korrespondenten gehören. Doch in Zeiten der Wirtschaftskrise werden Reisebudgets beschnitten. Die meisten Korrespondenten tummeln sich vornehmlich in den Ländern, in denen sich ihre Büros befinden, also in Kenia oder Südafrika. An Zeit und Kosten wird gespart. Zumal etwa ein vierstündiger Aufenthalt in einem Flüchtlingslager in Darfur rund zehn Reisetage erfordert.
Diesen Zwängen zum Trotz leisten einige Journalisten in Afrika kompetente und engagierte Arbeit. Viele ihrer Eindrücke und Einsichten können sie freilich erst nach ihrer Korrespondentenzeit formulieren. Birgit Virnich, die über viele Jahre für das ARD-Fernsehen aus Nairobi berichtete, hat den Kontinent in diesen Jahren ausgiebig bereisen können. Ihr Buch versammelt Reportagen, die die Lebenswelten von Individuen in den Mittelpunkt stellen. Anne Will lädt im Vorwort zur Afrika-Reise ein. (Birgit Virnich: "Ein Fahrrad für die Flussgötter". Reportagen aus Afrika. Mit einem Vorwort von Anne Will. A1 Verlag, München 2010. 223 S., Abb., geb., 19,80 [Euro].)
Dezidiert möchte die Autorin die drei großen "K" vermeiden, auf die deutsche Medien das Bild von Afrika allzu oft zu reduzieren pflegen: Krieg, Krisen und Konflikte. Gleichwohl will sie die Augen nicht vor den Wunden verschließen und lediglich von atemberaubender Natur und immer fröhlichen und lebenstüchtigen Menschen berichten. So beschreibt eines der neunzehn kurzen Kapitel "ein Land, das trauert": Ruanda, in dem die Schrecken des Völkermordes von 1994 noch immer präsent sind. Birgit Virnich porträtiert die Restaurantbesitzerin Charlotte Mukarugira, deren Mann und vier Kinder während des Genozids ermordet wurden und die weiterhin Wut und Ohnmacht über die damals untätige Weltgemeinschaft verspürt.
Eine andere Reportage beschäftigt sich mit Kitenge, dem ehemaligen Kindersoldaten aus Kongo, der mühsam versucht, ins Leben zurückzufinden. Die Autorin erzählt aber auch vom senegalesischen Rapper Manu Diouf, der mit seinen Liedern die Menschen provozieren und aufwecken will. Es sind eindrucksvolle Mikrogeschichten, lesenswert auch dann, wenn ihnen eine Einordnung in größere Zusammenhänge nicht geschadet hätte.
ANDREAS ECKERT
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Afrika ist mittlerweile wieder aus dem Blick der Weltöffentlichkeit gerückt. Und es steht zu befürchten, dass Wochen nach der Fußball-Weltmeisterschaft die übliche Routine einkehrt. In seiner im vergangenen Jahr erschienenen Studie "Journalisten der Finsternis" hat der Leipziger Medienwissenschaftler Lutz Mükke dem deutschen Afrika-Journalismus auf fundierte Weise die Leviten gelesen. Viele Redakteure, Reporter und Korrespondenten, die sich mit Afrika beschäftigen, seien in Produktionsstrukturen gepresst, die häufig kaum mehr als "Stereotypencocktails" zulassen. Das genaue Hinschauen auf Geschehnisse in Afrika ist gleichsam strukturell nicht vorgesehen.
Angesichts der Größe und Vielfalt des Kontinents, auf dem einzelne Länder die Ausdehnung ganz Westeuropas erreichen, sollte das Reisen zur vielleicht dringlichsten Aufgabe der Korrespondenten gehören. Doch in Zeiten der Wirtschaftskrise werden Reisebudgets beschnitten. Die meisten Korrespondenten tummeln sich vornehmlich in den Ländern, in denen sich ihre Büros befinden, also in Kenia oder Südafrika. An Zeit und Kosten wird gespart. Zumal etwa ein vierstündiger Aufenthalt in einem Flüchtlingslager in Darfur rund zehn Reisetage erfordert.
Diesen Zwängen zum Trotz leisten einige Journalisten in Afrika kompetente und engagierte Arbeit. Viele ihrer Eindrücke und Einsichten können sie freilich erst nach ihrer Korrespondentenzeit formulieren. Birgit Virnich, die über viele Jahre für das ARD-Fernsehen aus Nairobi berichtete, hat den Kontinent in diesen Jahren ausgiebig bereisen können. Ihr Buch versammelt Reportagen, die die Lebenswelten von Individuen in den Mittelpunkt stellen. Anne Will lädt im Vorwort zur Afrika-Reise ein. (Birgit Virnich: "Ein Fahrrad für die Flussgötter". Reportagen aus Afrika. Mit einem Vorwort von Anne Will. A1 Verlag, München 2010. 223 S., Abb., geb., 19,80 [Euro].)
Dezidiert möchte die Autorin die drei großen "K" vermeiden, auf die deutsche Medien das Bild von Afrika allzu oft zu reduzieren pflegen: Krieg, Krisen und Konflikte. Gleichwohl will sie die Augen nicht vor den Wunden verschließen und lediglich von atemberaubender Natur und immer fröhlichen und lebenstüchtigen Menschen berichten. So beschreibt eines der neunzehn kurzen Kapitel "ein Land, das trauert": Ruanda, in dem die Schrecken des Völkermordes von 1994 noch immer präsent sind. Birgit Virnich porträtiert die Restaurantbesitzerin Charlotte Mukarugira, deren Mann und vier Kinder während des Genozids ermordet wurden und die weiterhin Wut und Ohnmacht über die damals untätige Weltgemeinschaft verspürt.
Eine andere Reportage beschäftigt sich mit Kitenge, dem ehemaligen Kindersoldaten aus Kongo, der mühsam versucht, ins Leben zurückzufinden. Die Autorin erzählt aber auch vom senegalesischen Rapper Manu Diouf, der mit seinen Liedern die Menschen provozieren und aufwecken will. Es sind eindrucksvolle Mikrogeschichten, lesenswert auch dann, wenn ihnen eine Einordnung in größere Zusammenhänge nicht geschadet hätte.
ANDREAS ECKERT
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