Im März 1965 begegneten sich die Schriftstellerin Brigitte Reimann und der Schriftsteller Günter de Bruyn zum ersten Mal. In Reimanns Tagebuch findet sich dazu die Notiz: »Lernte Günter de Bruyn kennen, der mir einen vorzüglichen Eindruck machte.« Wie es danach weiterging, davon war bislang nur aus den Aufzeichnungen der Schriftstellerin zu erfahren: Es gab zufällige wie geplante Treffen, und die beiden schrieben sich hin und wieder Briefe.Günter de Bruyn hat weder in seinen autobiografischen Texten noch in anderer Weise diese Bekanntschaft jemals öffentlich erwähnt. In seinem Nachlass fanden sich jedoch Briefe an Brigitte Reimann und sie betreffende Tagebucheintragungen - Dokumente eines intensiven Austausches unter Kollegen, in denen Persönliches ebenso thematisiert wurde wie Probleme bei Verbandstreffen und Schriftstellerkongressen. Im Zentrum aber standen die literarische Produktivität des jeweils anderen sowie eine respektvolle Anteilnahme füreinander.Mit der Publikation werden erstmals sämtliche bislang aufgefundenen Briefe und Postkarten zwischen Brigitte Reimannund Günter de Bruyn veröffentlicht und von Carola Wiemers literatur- und zeithistorisch verortet.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Zwei der wichtigsten DDR-Autoren haben sich Briefe geschrieben, bei denen Rezensent Tilman Spreckelsen sich wünscht, er könnte auch die Gespräche, die es zusätzlich gegeben haben muss, noch nachvollziehen: Günter de Bruyn, Jahrgang 1926, und Brigitte Reimann, 1933 geboren und 1973 an Krebs gestorben, haben sich vertraut; je weiter Reimanns Erkrankung fortschreitet, desto persönlicher werden die Briefe. De Bruyns "Einsamkeitsfimmel" kommt ebenso zur Sprache wie Reimanns Angst, in der Abgeschiedenheit etwas zu verpassen, erklärt Spreckelsen, der froh ist, dass die Herausgeberin Carola WIemers auch Tagebucheinträge und Erklärungen beigefügt hat, die manches verständlicher machen, was in den Briefen ungesagt bleiben muss.
© Perlentaucher Medien GmbH
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