In seinen Romanen "Die kleine Insel" und "Das Viertel der Clowns" hat Lim Chul Woo mit einiger Distanz aus der Zeit seiner Kindheit und Jugend erzählt; in dem 2019 erschienenen Roman "Ein Flüstern aus der Mauer" werden wir hineingezogen in die Gegenwart. Der pensionierte Lehrer Han lebt, wie der Autor, auf der größten Insel Südkoreas. Im Nachwort schreibt Lim Chul Woo, dass der Roman ganz und gar auf den Spaziergängen mit seinem Hund entstanden sei. Es könnte ein Idyll sein, wie Thomas Mann seine Erzählung "Herr und Hund" untertitelt hat, das Haus am Ende des Dorfes mit dem großen Mandarinenhain; ein geruhsames Leben mit langen Hundespaziergängen. Doch mehr und mehr wird der Protagonist von den Schatten der Vergangenheit eingeholt. Ein halbes Jahrhundert wurde über den "täterlosen Massenmord", der 1948 im Anschluss an den Jeju-Aufstand unzählige Opfer unter der Zivilbevölkerung der Insel gekostet hat, geschwiegen. Der Autor hat das Buch den Kinderseelen gewidmet, die, nach ihrem kurzen Leben auf der Insel, in jenem Winter ihr Leben verloren haben.