"Ein wirklich kleiner Kleinbürger" erzählt die Geschichte von Giovanni Vivaldi, einem kleinen Beamten eines römischen Ministeriums, der alles daran setzt, seinem Sohn Mario zu dem Wohlstand zu verherlfen, den er selbst nur ansatzweise erreichen konnte. Höhepunkt dieser Anstrengung ist Giovannis Eintritt in die Freimaurerloge, mit deren Untertsützung es Mario gelingen soll, die Prüfung für die ersehnte Festanstellung im Ministerium zu bestehen. Doch am Morgen vor der Prüfung fällt Mario einem bewaffneten Banküberfall zu Opfer. Das tragische Ereignis stellt das Leben von Giovanni und seiner Frau Amalia auf den Kopf ...Vor dem Hintergrund der Studenten- und Arbeiterrevolte der 1970er-Jahre stellt Cerami keinen Rebellen in den Mittelpunkt seiner Geschichte, sondern erhebt einen Kleinbürger, einen Repräsentanten der "schweigenden Mehrheit", zum Symbol einer Epoche. Ein in grau getauchtes, trübes Rom wird zur Kulisse für eine psychologische Studie, die mit großer Genauigkeit und grotesker Ironie die Radikalisierung eines Mannes vor Augen führt, der sich von Staat und Leben betrogen fühlt.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Dass Italien Gastland der Frankfurter Buchmesse war, sorgt glücklicherweise dafür, dass nun einige zu Unrecht vergessene italienische Klassiker endlich auf Deutsch übersetzt werden, einer davon stammt von Vincenzo Cerami, wie Rezensentin Sigrid Löffler berichtet. 1976 als Ceramis Debüt erschienen, handelt der Roman von dem Bauernsohn Giovanni Vivaldi, der vom Aufstiegswahn getrieben ist, bis sein Sohn ermordet wird und die Geschichte seinem Rachefeldzug folgt, der ihn am Ende den Mörder seines Sohnes zu Tode foltern lässt. Der Autor hat Zeit seines Lebens viel mit Pier Paolo Pasolini und Roberto Benigni zusammengearbeitet, was Löffler dem spannenden Text auch anmerkt, der für sie mit seinen Bezügen zum faschistischen Untergrund eine "ungute Aktualität" beibehält.
© Perlentaucher Medien GmbH
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