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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.08.2008

Musenzungenküsse

"Worte überleben vielleicht mit der Zunge anderer - söyleyeceklerim varsa baskasinin diliyle belki", beschreibt Habib Bektas den Motor seines Schaffens: Jeden seiner Texte verfasst der aus der Türkei stammende, seit den siebziger Jahren in Erlangen lebende Dichter zunächst auf Türkisch, dann werden die Verse mit Hilfe von mehrsprachigen Freunden literarisch beschlagen und ins Deutsche übertragen - einer Sprache, in der Bektas weder denkt noch fühlt. Nicht Übersetzer, sondern "Mittäter" und "Reisegefährten" nennt er die Helfer, mit denen er den "Worten ihre Wurzeln abreißt" und sie woanders "sesshaft" macht - ganz so, als seien sie menschliche Wesen. Dass sich die Identität der Gedichte dabei wandelt, ist gewollt, gehört zu Bektas' Programm: Vieles, das mit den weichen z-, sch- und Kehllauten des Türkischen zärtlich klingt, stolziert im Deutschen eckig daher. Andere Verse wiederum gewinnen eine nüchterne Eleganz. Von der Fremde, von Abschied, Tod und Liebe ist in seinem neuen Gedichtband "Ein Gedicht, ohne Widmung" die Rede und von der Sehnsucht des Ankommens und den Wunden des Entwurzeltseins. Auch wenn man des Türkischen nicht mächtig ist, lohnt es sich, die Originale einmal laut zu lesen, die Bektas den deutschen Versionen seiner Gedichte gegenüberstellt. (Habib Bektas: "Ein Gedicht, ohne Widmung: Bir Siir, Kimseye Adanmamis". Gedichtband. Sardes Verlag, Erlangen 2007. 127 S., br., 12,80 [Euro].) kkr

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