Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Theologie - Vergleichende Religionswissenschaft, Note: 1,0, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Theologische Fakultät), Veranstaltung: Themen kontextueller Religionsphänomenologie, Sprache: Deutsch, Abstract: "Auf diesem fürchterlichen Drachen muß ich sitzen für meine Geilheit und Lüsternheit nachschamlosen Genüssen, und er martert mich mit unaussprechlicher Marter, er brennt mithöllischem Feuer meine geheimen Glieder und mein ganzes Eingeweide zur Strafe für meinebösen und vielen verruchten Taten."Es war einmal vor langer Zeit, da kamen zwei Mönche in ein kleines Dorf. Die Bewohner diesesDorfes lebten fromm und ließen sich nur selten etwas zu Schulden kommen. Ihr Dasein, obwohlhart und beschwerlich, war einfach und demütig - demütig vor der Herrlichkeit und derallgegenwärtigen Liebe Gottes. Doch wie überall in der Welt trafen die beiden Mönche auch hierdie Sünde an. Ein Weib, das Unzucht mit Blutsverwandten getrieben und sich den schamlosestenleiblichen Vergnügungen hingegeben hatte, konnte mit ihrer Last nicht mehr leben und vertrautesich deshalb einem der Mönche an. Doch ihre Vergehen waren so groß, dass sie ihre schlimmstenTaten verschwieg. Der Mönch, unwissend über den Betrug des Weibes, sprach sie nach altemRitus ihrer Sünden frei und legte ihr die Buße auf. Doch kaum hatten die beiden Geistlichen dasDorf verlassen, beschlich sie ein ungutes Gefühl. "Wahrlich, Bruder, sie hat eine Sündeverschwiegen, laß uns zurückpilgern, Bruder, und sie zur Reue bekehren." Doch als sie in dasDorf zurückgekehrt waren, fanden sie das Weib tot. Das Wehklagen der Mönche war so groß,dass sie drei Tage großen Kummer hatten und zu Gott beteten, er möge der Seele dieser armenFrau seine unendliche Güte zuteil werden lassen. Wie in einem Traum erschien den Mönchen dietote Frau. Ein schreckliches Bild bot sich den beiden dar - das Weib litt Qualen. Sie war umringtvon Riesenschlangen, Fledermäusen, saß auf einem Drachen und ihr Leib war übersät mitWunden. Auf das Drängen der Mönche berichtete sie von ihrem Schicksal. Dieses hatte sieverdient, weil sie die größte Sünde aus Scham verschwiegen hatte.Diese und ähnliche Erzählungen bilden den Grundtenor der russischen Folklore. Oftmals geht esdarum, dass ein Mensch - der den Geboten Gottes zuwider gehandelt hat - nach seinem Tode mitden größten Qualen bestraft wird. Der Auszug aus "Die Höllenqualen der Sünderin" ist daher beiweitem kein Einzelfall. Er steht Patron für eine ganze Reihe von Erzählungen [..]
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