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Wer über die Zukunft des Sozialstaates nachdenkt, kommt an der Idee eines allgemeinen Grundeinkommens nicht vorbei. Danach würde jeder Bürger und jede Bürgerin, vom Arbeitslosen bis zur Topmanagerin, regelmäßig einen festen Betrag erhalten, der durch andere Einkommensarten aufgestockt werden kann. Heiß umstritten, aber keineswegs neu ist dieser Gedanke. Yannick Vanderborght und Philippe Van Parijs schildern knapp und eingängig die wichtigsten historischen Stationen der Idee sowie Versuche ihrer Umsetzung in verschiedenen Ländern. Sie diskutieren unterschiedliche Modelle zu Zahlungsweise, Höhe…mehr

Produktbeschreibung
Wer über die Zukunft des Sozialstaates nachdenkt, kommt an der Idee eines allgemeinen Grundeinkommens nicht vorbei. Danach würde jeder Bürger und jede Bürgerin, vom Arbeitslosen bis zur Topmanagerin, regelmäßig einen festen Betrag erhalten, der durch andere Einkommensarten aufgestockt werden kann. Heiß umstritten, aber keineswegs neu ist dieser Gedanke. Yannick Vanderborght und Philippe Van Parijs schildern knapp und eingängig die wichtigsten historischen Stationen der Idee sowie Versuche ihrer Umsetzung in verschiedenen Ländern. Sie diskutieren unterschiedliche Modelle zu Zahlungsweise, Höhe und Finanzierung eines Grundeinkommens und bieten einen Überblick über die Interessen sozialer Gruppen und politischer Parteien. In einem ausführlichen Nachwort geht Claus Offe auf die spezielle Situation in Deutschland ein. Für die aktuellen Debatten über die soziale Sicherung liefert der Band unverzichtbare Informationen und Argumente.
Autorenporträt
Philippe Van Parijs, Dr. phil., lehrt politische Philosophie in Harvard und ökonomische und soziale Ethik an der Katholischen Universität Louvain. Yannick Vanderborght, Dr. rer. soc., lehrt dort Soziale Sicherung. Claus Offe ist Professor für Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.08.2006

Einkommen ohne Leistung
Die Kontroverse um die Idee eines garantierten Grundeinkommens

Die Idee eines staatlich garantierten Grundeinkommens hat Anhänger fast über das gesamte politische Spektrum hinweg. Gleichzeitig hat sie allerdings auch in allen Lagern zahlreiche Gegner. Abgesehen von technischen Details, unterscheiden sich die vorgeschlagenen und diskutierten Modelle vor allem darin, ob und inwieweit Bedürftigkeit und Leistungsbereitschaft als Kriterien für die Gewährung herangezogen werden. Yannick Vanderborght und Philippe Van Parijs geben sich klar als Befürworter eines Grundeinkommens zu erkennen, "das von einem politischen Gemeinwesen an all seine Mitglieder individuell, ohne Bedürfnisprüfung und ohne Gegenleistung ausgezahlt wird", und stellen dieses auch in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen. Das trübt jedoch erfreulicherweise ihren kritischen Blick auf die einzelnen Konzepte nur selten.

Im historisch orientierten ersten Teil stellen die Autoren die Wurzeln der Idee dar. Bereits im 16. Jahrhundert wurde eine staatliche Fürsorgepflicht für Bedürftige diskutiert und teilweise auch in Gestalt verschiedener Formen der Armenfürsorge in die Praxis umgesetzt. Mit großer Selbstverständlichkeit wurde damit allerdings die Forderung an die Arbeitsfähigen verbunden, nicht untätig zu bleiben. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts traten dann Ideen hervor, die tatsächlich als Ausgangspunkt heutiger Modelle betrachtet werden können. Thomas Paine, einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten, und andere Denker verstanden ein staatliches Grundeinkommen vor allem als Kompensation für die Verluste, die den einzelnen Menschen durch bestimmte Wirtschaftsformen und Institutionen zugefügt werden, beispielsweise das exklusive Grundeigentum. Ganz ähnlich argumentieren bis heute diejenigen Akteure, die von einem gleichen Anrecht aller Bürger auf die natürlichen Ressourcen oder auf die Ergebnisse der gesellschaftlichen Arbeit ausgehen.

In der Darstellung und Diskussion der Vorschläge zur konkreten Ausgestaltung verschweigen Vanderborght und Van Parijs nicht die Tücken der einzelnen Konzepte. Dabei werden vor allem Unterschiede deutlich, die quer zum herkömmlichen Links-rechts-Schema liegen. Kontrovers ist die moralische Rechtfertigung von Zahlungen ohne Bedürfnisprüfung. Haben die als Beispiel verwendeten Surfer vor Malibu tatsächlich einen moralischen Anspruch darauf, daß ihr Leben von anderen finanziert wird? Alle ethischen Argumente dafür stehen - vorsichtig formuliert - auf wackeligen Füßen. Doch selbst wenn man diesen Anspruch bejaht, bleibt immer noch die Frage, ob diesem nicht auch Pflichten gegenüberstehen müssen, da ansonsten die Rechte der anderen Menschen verletzt werden. Diese Pflichten werden von den Autoren allerdings mit leichter Hand als Ausgeburt eines repressiven Sozialstaates denunziert, der im Gegensatz zum emanzipatorischen Modell steht.

Natürlich eröffnen alle sozialpolitisch motivierten Umverteilungen Gelegenheiten zum Trittbrettfahren. Insofern folgt aus der Kritik an falschen Anreizen - wenn man überhaupt ein Mindestmaß an sozialstaatlicher Umverteilung akzeptiert - kein grundsätzliches Argument gegen ein Grundeinkommen. Es folgt daraus wohl aber ein Argument dafür, sich nicht durch die Begeisterung für ein einfaches und aus bestimmten Perspektiven moralisch überlegenes System der Umverteilung den Blick auf einfache ökonomische Zusammenhänge verstellen zu lassen. Das geschieht dann, wenn man wie Claus Offe in seinem Nachwort die derzeitige Struktur des Arbeitsmarktes als gegeben voraussetzt und ignoriert, daß diese wenigstens zum Teil darauf beruht, daß schon heute de facto ein Grundeinkommen gewährt wird.

SASCHA TAMM.

Liberales Institut der Friedrich-Naumann-Stiftung, Potsdam.

Yannick Vanderborght/Philippe Van Parijs: Ein Grundeinkommen für alle? Geschichte und Zukunft eines radikalen Vorschlags. Campus Verlag, Frankfurt 2006, 168 Seiten, 14,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Aufschlussreich findet Sascha Tamm diesen Band zur Idee eines staatlichen Grundeinkommens für alle Bürger, den Yannick Vanderborght und Philippe Van Parijs vorgelegt haben. Sowohl der Überblick über historische Wurzeln und Entwicklung dieser Idee als auch die Darstellung aktueller Debatten darüber erscheinen ihm überzeugend. Er attestiert den Autoren, beide Anhänger eines bedingungslosen Grundeinkommens, die einzelnen Konzepte kritisch zu prüfen und Probleme nicht einfach unter den Tisch fallen zu lassen. Allerdings kann Tamm gerade im Blick auf die Forderung eines Grundeinkommens, das ohne Bedürfnisprüfung und ohne Gegenleistung gezahlt werden soll, ein gewisses moralisches Unbehagen nicht verbergen. Als grundsätzlicher Gegner eines Grundeinkommens gibt er sich freilich nicht zu erkennen. Er moniert allerdings, dass die Autoren, und insbesondere Claus Offe, im Nachwort bisweilen "einfache ökonomische Zusammenhänge" aus dem Blick verlieren.

© Perlentaucher Medien GmbH
Weil die Arbeit verschwindet
"Vanderborght und Parijs haben eine präzise, länderübergreifende Einführung in die Thematik verfasst und listen dabei die Argumente beider Seiten auf ... Die knappe, anschauliche Darstellung, Originalzitate und Definitionen vermeiden jede Langatmigkeit und sorgen für Überblick in Rekordzeit." (Financial Times Deutschland, 04.01.2006)

Bedingungslos zugehörig
"Hilfreich, um den Begriff des Grundeinkommens zu präzisieren." (Frankfurter Rundschau, 18.01.2006)

Die Freiheit des Nein-Sagens
"Die beiden Autoren geleiten den Leser souverän durch eine teilweise sehr unübersichtliche und komplizierte Debatte. Wer bei diesem packenden Thema mitdiskutieren will, der liest sich mit diesem Buch ein sehr solides und seriöses Grundwissen an." (Freitag, 15.12.2006)