"Babtschenko schildert das Grauen des Krieges wie noch keiner zuvor." (Die Zeit)
Januar 2000. Russische Truppen belagern einen kleinen Ort nahe der tschetschenischen Hauptstadt Grosny, in dem sich Rebellen verschanzt haben. Die Soldaten, starr vor Kälte, hungrig, durstig, müde, liegen tagelang in ihren Stellungen und warten. Sie wissen nicht, wofür sie kämpfen. Die brutale Ignoranz der eigenen Kommandeure, die ständige Todesangst und die zermürbende Langeweile setzen sämtliche Kategorien des zivilen Lebens außer Kraft. Als plötzlich Heckenschützen das Feuer eröffnen, verlieren einige Soldaten die Nerven ...
Arkadi Babtschenko kennt diese Welt aus eigener Erfahrung. "Aus dem ersten Tschetschenienkrieg bin ich eigentlich nicht zurückgekehrt, ich bin dort verschollen", sagt er über sich. Mit seiner kraftvoll lakonischen, poetischen Sprache gelingt es ihm, den Alltag des Krieges, seine Grausamkeit wie seine grotesken Momente sinnfällig zu machen. Ein ebenso beklemmendes wie packendes Stimmungsbild, das seinesgleichen sucht.
Januar 2000. Russische Truppen belagern einen kleinen Ort nahe der tschetschenischen Hauptstadt Grosny, in dem sich Rebellen verschanzt haben. Die Soldaten, starr vor Kälte, hungrig, durstig, müde, liegen tagelang in ihren Stellungen und warten. Sie wissen nicht, wofür sie kämpfen. Die brutale Ignoranz der eigenen Kommandeure, die ständige Todesangst und die zermürbende Langeweile setzen sämtliche Kategorien des zivilen Lebens außer Kraft. Als plötzlich Heckenschützen das Feuer eröffnen, verlieren einige Soldaten die Nerven ...
Arkadi Babtschenko kennt diese Welt aus eigener Erfahrung. "Aus dem ersten Tschetschenienkrieg bin ich eigentlich nicht zurückgekehrt, ich bin dort verschollen", sagt er über sich. Mit seiner kraftvoll lakonischen, poetischen Sprache gelingt es ihm, den Alltag des Krieges, seine Grausamkeit wie seine grotesken Momente sinnfällig zu machen. Ein ebenso beklemmendes wie packendes Stimmungsbild, das seinesgleichen sucht.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.03.2009Soldatenleben
Der Krieg kehrt zurück, auch in die Literatur. In bitterer Abwandlung eines Spruches aus vergangenen Zeiten könnte man traurig sagen: Von den Russen lernen heißt verlieren lernen, denn Siege sehen, denkt man an Tschetschenien, anders aus. Arkadi Babtschenko hat zwei Bücher über die russische Intervention dort geschrieben. Im ersten stellte der 1977 geborene Moskauer Autor und Kriegsveteran die Brutalität dieses Krieges schmerzhaft der Schönheit der Kaukasus-Landschaft gegenüber. In seinem zweiten Buch geht es um die Monotonie des Soldatenalltags, um tagelanges Ausharren im kalten tschetschenischen Matsch, um Nieselregen, Hunger, Langeweile, um Läuse und um das Warten auf einen Feind, den man nicht sieht. Der Krieg ist kein farbenprächtiges Abenteuer mehr, das böse endet, er ist vielmehr ein quälender, erdrückender, banaler und grauer Alltag. Die verletzte Psyche wird nie mehr genesen. (Arkadi Babtschenko: "Ein guter Ort zum Sterben". Aus dem Russischen von Olaf Kühl. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2009. 120 S., geb., 14,90 [Euro].) sber
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Krieg kehrt zurück, auch in die Literatur. In bitterer Abwandlung eines Spruches aus vergangenen Zeiten könnte man traurig sagen: Von den Russen lernen heißt verlieren lernen, denn Siege sehen, denkt man an Tschetschenien, anders aus. Arkadi Babtschenko hat zwei Bücher über die russische Intervention dort geschrieben. Im ersten stellte der 1977 geborene Moskauer Autor und Kriegsveteran die Brutalität dieses Krieges schmerzhaft der Schönheit der Kaukasus-Landschaft gegenüber. In seinem zweiten Buch geht es um die Monotonie des Soldatenalltags, um tagelanges Ausharren im kalten tschetschenischen Matsch, um Nieselregen, Hunger, Langeweile, um Läuse und um das Warten auf einen Feind, den man nicht sieht. Der Krieg ist kein farbenprächtiges Abenteuer mehr, das böse endet, er ist vielmehr ein quälender, erdrückender, banaler und grauer Alltag. Die verletzte Psyche wird nie mehr genesen. (Arkadi Babtschenko: "Ein guter Ort zum Sterben". Aus dem Russischen von Olaf Kühl. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2009. 120 S., geb., 14,90 [Euro].) sber
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Auch in seinem zweiten Buch "Ein guter Ort zum Sterben" versucht Arkadi Babtschenko gegen das Totschweigen und das Trauma vom Tschetschenienkrieg anzuschreiben, auch dieses Mal mit Erfolg, findet Rezensentin Stefanie Flamm, die den Autor zu einem Gespräch getroffen hat. Hatte der russische Kriegsveteran in seinem ersten Buch seine Erfahrungen als Soldat noch unmittelbarer und anschaulicher vermittelt, so verarbeitet er in seinem zweiten vor allem die Traumatisierung und Schuldgefühle am Ende des Krieges, konstatiert die Rezensentin: Wie geht man damit um, ein unschuldiges Mädchen auf dem Gewissen zu haben? Bisweilen seien seine Aussagen aber zu vorhersehbar, räumt sie ein: "Krieg ist ein mieses Geschäft, der Soldat eine angstgesteuerte Kampfmaschine, blind für die Moral." Tschetschenien und der Krieg sind in Babtschenkos Heimatland ein Tabu, so hat er als Schriftsteller nur im Ausland Erfolg. Und doch fürchtet er sich vor dem Augenblick, wenn seine Tochter beginnt zu lesen: "Es wäre schön, wenn ich den Krieg bis dahin aus mir herausgeschrieben hätte", zitiert Flamm den Autor nach ihrer Begegnung.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH