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Am 9. November erwacht Karol aus einem tiefen Trauma: Sie weiß zunächst nichts von den vergangenen Wochen. Doch sie kann die vergessene Zeit zurückrufen. Was sie entdeckt, verschlägt ihr den Atem.
Die Schwestern Karol und Kordula begegnen sich am 9. November 1989 zum ersten Mal. Die Mauer, die über dreißig Jahre eine Stadt teilte, teilte auch ihr Haus. Was sie über die Vergangenheit herausfinden, überrascht beide. Sie schreiben eine unterbrochene Familiengeschichte fort.

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Produktbeschreibung
Am 9. November erwacht Karol aus einem tiefen Trauma: Sie weiß zunächst nichts von den vergangenen Wochen. Doch sie kann die vergessene Zeit zurückrufen. Was sie entdeckt, verschlägt ihr den Atem.
Die Schwestern Karol und Kordula begegnen sich am 9. November 1989 zum ersten Mal. Die Mauer, die über dreißig Jahre eine Stadt teilte, teilte auch ihr Haus. Was sie über die Vergangenheit herausfinden, überrascht beide. Sie schreiben eine unterbrochene Familiengeschichte fort.
Autorenporträt
Waldtraut Lewin, geboren 1937, studierte Germanistik und Theaterwissenschaft in Berlin und arbeitete als Opernübersetzerin, Dramaturgin und Regisseurin zunächst am Landestheater Halle und dann am Volkstheater Rostock. Seit 1978 lebt sie als freischaffende Autorin von Romanen, Hörspielen und Drehbüchern, für die sie zahlreiche Auszeichnungen erhielt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.06.2000

Mauer im Wald
Eine Mauer, die spazieren geht: Für den Landart-Künstler Andy Goldsworthy bilden die steinernen Gebilde keine starren Grenzen, die Grundstücke trennen oder gar Frontlinien zwischen verfeindeten Nachbarn bilden. Goldsworthy macht die Mauern beweglich und lebendig – er schickt sie auf Wanderschaft. Sie laufen über Hügel und Täler, tauchen in Seen ein und legen sich in üppigen Kurven um die Baumstämme eines Waldes. Aus der Schlangenform von Goldworthys Mauern spricht „Respekt vor der Priorität der Bäume, die vor ihnen da waren”, meint der Kunstkritiker Kenneth Baker. Goldworthys 760 Meter lange Steinmauer im Skulpturenpark des Storm King Art Center im Staat New York ist die Hauptattraktion seines Buches mit dem einfachen Titel Mauer, das bei Zweitausendeins erschien (60 Farbfotos, 94 S. , 33 Mark).
ajh/Foto: Verlag
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.08.1999

Die Töchter der versoffenen Wäscherin
Berliner Leben, Berliner Frauen: Waldtraut Lewins Hundert-Jahre-Trilogie

Der Roman eines Berliner Mietshauses im Brennpunkt der Jahre 1890, 1935 und 1989 läßt unweigerlich an Klaus Kordons Berlin-Romane denken. Doch Waldtraut Lewin braucht den Vergleich nicht zu fürchten. Mit Kordon teilt sie die geschichtsdidaktische Intention wie die Konzeption: Der Ort bildet den Bühnenraum, in dem historische und individuelle Schwellenzeiten am Leitfaden einer Familiengeschichte exemplarisch in Szene gesetzt werden. Den Kordon'schen Erörterungen in der Wohnküche, seinen biederen Helden und dem gleichmäßigen Erzählstrom setzt Lewin präzis gezeichnete Frauengestalten entgegen, die Aspekte ihrer Epoche verkörpern. Die versierte Dramaturgin und Regisseurin konstruiert eine spannungsreiche Trilogie mit einer Exposition ("Luise, Hinterhof Nord"), in der sie den Handlungsknoten schnürt, und zwei analytischen Dramen, die eine dunkle Vergangenheit langsam ans Licht bringen.

Am Anfang steht eine versoffene Wäscherin mit ihren vier Töchtern. Die energische und intelligente Älteste, Luise, will aus dem ärmlichen Hinterhof in die Beletage. Aber nicht kalter Ehrgeiz lässt ihren Aufstieg gelingen, sondern die Liebe zu dem jüdischen Gymnasiasten aus dem Vorderhaus. Mit der Geschichte der Berliner Juden bleiben seitdem Luises Leben und das ihrer nicht ganz so lebensklugen Schwester Agnes eng verbunden. Aus der proletarischen und weiblichen Perspektive beleuchtet die Autorin scharf die sozialen Konflikte und den Antisemitismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Bis zu den Nebenfiguren sind die Personen differenziert gezeichnet - komplexe Charaktere mit Stärken und sympathischen Schwächen.

Dies gilt auch für den eindrucksvollen zweiten Band mit der Jahreszahl 1935. Hier steht Agnes' Enkelin Katharina im Mittelpunkt. Ihre Ungewissheit über ihre Herkunft schlägt in Enttäuschung um, als sich herausstellt, dass die verehrte Tante Paula in Wahrheit ihre Mutter ist, die erst spät ihre Liebe zu dem Kind erkannt hat. Katharina gerät in einen weiteren Konflikt: Die Enkelin eines Juden verliebt sich in einen jungen Nationalsozialisten. Die Zuspitzung der Situation erzwingt ihren Entschluss, Deutschland und den schönen Fanatiker zu verlassen.

Die Spannung, die Waldtraut Lewin aufbaut, greift tiefer als die jugendliterarisch gängige der gefahrvollen Aktionen und amourösen Verwicklungen. Kein Geheimnis provoziert ein solches Bedürfnis nach Erhellung wie das der eigenen Herkunft. Freud fasste die Phantasien, die dies Geheimnis betreffen, unter dem Begriff des jugendlichen Familienromans zusammen. Waldtraut Lewin hat nun einen Familienroman geschrieben, in dem sich die Faszination dieser Phantasien mit sozialgeschichtlich genau recherchierten Familiensituationen einprägsam verdichtet. Ihre Entscheidung für die Perspektive der Frauen ist aus heutiger Sicht schlüssig. In Berlin ist ihr Roman auch daher zu Recht angesiedelt, denn hier haben zwar Männer Geschichte gemacht, die Frauen aber haben stets mit besonderer Zähigkeit das Gewebe des Alltagslebens geflickt und erneuert. Zu diesem unauffälligen Matriarchat gehören Lewins sinnliche, aufrechte Frauen, die selbst in Sucht und Verzweiflung noch ihre Würde bewahren. Lewins matriarchale Ordnung ist zugleich matrilinear: Nicht der väterliche Name, sondern der mütterliche wird weitergegeben.

Im dritten Band aus dem Wendejahr 1989 gerät das Verfahren, die Vergangenheit nur langsamen Schritts zu enthüllen, zur Wirrnis. Lewin setzt die grellen Effekte des Doppelgänger- und Zwillingsmotivs ebenso wie die des Agententhrillers ein. Damit gleitet der prägnante Realismus der ersten Bände ab in eine Story voll Unwahrscheinlichkeiten, mit paranoiden Zügen. Der Autorin - Nationalpreisträgerin der DDR und IM der Staatssicherheit - fehlt offensichtlich die Distanz, um das Geschehen von 1989 mit der gleichen Genauigkeit in eine bündige Handlung umzusetzen, wie es ihr in den anderen Bänden gelungen ist.

GUNDEL MATTENKLOTT

Waldtraut Lewin: "Luise, Hinterhof Nord"; "Paulas Katze"; "Mauersegler". Alle drei Bände Otto Maier Verlag, Ravensburg 1999. Je 256 S., geb., 26,- DM. Ab 14 J.

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- Dritter Band der packenden Berlin-Trilogie