Es ist nie zu spät, seine Träume zu verwirklichen
In ihren Erinnerungen erzählt Annie Proulx von der Liebe zu ihrer Wahlheimat Wyoming und ihrem Traum, sich dort, in einer ganz einsamen Gegend an einem Fluss unterhalb schroffer Klippen inmitten von Präriegras und Sumpf, das Haus ihrer Träume zu bauen. Ausgehend davon, erzählt sie zugleich die Geschichte dieses einst von Indianern besiedelten Landstrichs sowie die faszinierende Familiengeschichte ihrer französischen Vorfahren. Die Geschichte ihres abenteuerlichen Traums von einem Haus in der Wildnis wird so zum Panorama eines reichen Lebens und einer ganzen Welt.
Mit siebzig noch einmal neue Wurzeln schlagen und sich einen Lebenstraum erfüllen: Diesen lange gehegten Wunsch wollte sich Annie Proulx auf einem riesigen Grundstück in ihrer Wahlheimat Wyoming erfüllen. Sumpf, Prärie und Steppenland, über hundert Meter hohe gelbe Klippen, die steil abfallen zum North Platte River, der mitten durch das Land fließt in diese Wildnis, in der man Pelikane, Weißkopfadler, Reiher, Falken und Raben, aber auch Wapitihirsche und Gabelantilopen beobachten kann, hat sich Annie Proulx verliebt, dort wollte sie leben, in einem Haus, das ganz nach ihren Wünschen und Bedürfnissen gebaut sein sollte.
Ausgehend von der Geschichte dieses abenteuerlichen Hausbaus mit all seinen unvorhergesehenen kleinen und größeren Pannen und Missgeschicken, erzählt Annie Proulx auch die Geschichte des Landstrichs, der einst von Indianerstämmen besiedelt war. Und sie erzählt die Geschichte ihrer Familie bis zurück zu ihren Vorfahren, die einst aus Frankreich nach Amerika eingewandert waren. Durch ihre einzigartige Beobachtungsgabe, ihre Leidenschaft für die Natur und die Menschen sowie ihren trockenen Humor sind Annie Proulx Erinnerungen eine höchst unterhaltsame Lektüre, über die Freuden und Leiden des Hausbaus, die Herausforderungen des Alters und das Abenteuer des Lebens.
In ihren Erinnerungen erzählt Annie Proulx von der Liebe zu ihrer Wahlheimat Wyoming und ihrem Traum, sich dort, in einer ganz einsamen Gegend an einem Fluss unterhalb schroffer Klippen inmitten von Präriegras und Sumpf, das Haus ihrer Träume zu bauen. Ausgehend davon, erzählt sie zugleich die Geschichte dieses einst von Indianern besiedelten Landstrichs sowie die faszinierende Familiengeschichte ihrer französischen Vorfahren. Die Geschichte ihres abenteuerlichen Traums von einem Haus in der Wildnis wird so zum Panorama eines reichen Lebens und einer ganzen Welt.
Mit siebzig noch einmal neue Wurzeln schlagen und sich einen Lebenstraum erfüllen: Diesen lange gehegten Wunsch wollte sich Annie Proulx auf einem riesigen Grundstück in ihrer Wahlheimat Wyoming erfüllen. Sumpf, Prärie und Steppenland, über hundert Meter hohe gelbe Klippen, die steil abfallen zum North Platte River, der mitten durch das Land fließt in diese Wildnis, in der man Pelikane, Weißkopfadler, Reiher, Falken und Raben, aber auch Wapitihirsche und Gabelantilopen beobachten kann, hat sich Annie Proulx verliebt, dort wollte sie leben, in einem Haus, das ganz nach ihren Wünschen und Bedürfnissen gebaut sein sollte.
Ausgehend von der Geschichte dieses abenteuerlichen Hausbaus mit all seinen unvorhergesehenen kleinen und größeren Pannen und Missgeschicken, erzählt Annie Proulx auch die Geschichte des Landstrichs, der einst von Indianerstämmen besiedelt war. Und sie erzählt die Geschichte ihrer Familie bis zurück zu ihren Vorfahren, die einst aus Frankreich nach Amerika eingewandert waren. Durch ihre einzigartige Beobachtungsgabe, ihre Leidenschaft für die Natur und die Menschen sowie ihren trockenen Humor sind Annie Proulx Erinnerungen eine höchst unterhaltsame Lektüre, über die Freuden und Leiden des Hausbaus, die Herausforderungen des Alters und das Abenteuer des Lebens.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Vom Sturz der Sumpfhordenvögel hat Anja Hirsch hier gelesen und von der Ausbreitung der Drehkiefer, und über weite Passagen haben sie die Exkurse der Annie Proulx, die sich mit ihren siebzig Jahren in den endlosen Weiten Wyoming ihre Traumhaus baute, durchaus gefesselt. Aber nicht jede Abzweigung wollte die Rezensentin mit der Autorin gehen. Besonders ermüdend fand sie ausgedehnten Kapitel, in denen sich Proulx über die Farbe ihrer Küchenschränke, die Fliesen oder die Sorgfalt der Handwerker auslässt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.01.2012Die Aura der guten alten Dinge
Ab in die Wildnis: Annie Proulx berichtet vom Hausbau in der amerikanischen Ödnis, als erzählte sie eine abenteuerlich-romantische Siedlergeschichte.
Ein Haus ist bisweilen eine Festung, manchmal auch transparent und einladend. Wo und wie man wohnt, ob mit großen Fenstern oder Sehschlitzen, ob mit Blick aufs Feld oder auf andere Häuser, spiegelt nicht selten die Lebenshaltung. Das Traumhaus der 1935 in Connecticut geborenen Schriftstellerin Annie Proulx materialisierte sich an einem abgelegenen Ort in der Wildnis von Wyoming, umgeben von Sumpf, Prärie und Steppenland.
Verliebt in den atemberaubenden Blick auf die Steilklippe zum North Platte River, der durch das Land fließt, kaufte sie 2003 vierzig Morgen Land ohne Strom und Telefonleitung: "Bird Cloud". Seltene Pflanzen wachsen dort. Maultierhirsche durchqueren träge den Fluss. Dass eine siebzig Jahre alte Schriftstellerin mit großer Bibliothek, Liebe zur Ornithologie, Hang zum Gärtnern und Zwang zum Reisen ausgerechnet hier Wurzeln zu schlagen versucht, war im Schicksalsplan dieses Stücks Natur mit Sicherheit nicht vorgesehen. Das Außergewöhnliche dieses Projekts bestimmt denn auch Annie Proulx' Erinnerungen "Ein Haus in der Wildnis". Bekannt geworden ist die Pulitzerpreisträgerin unter anderem mit "Schiffsmeldungen" ("The Shipping News", 1993), außerdem mit der Kurzgeschichte "Brokeback Mountain", die Ang Lee 2005 verfilmte. Die Beziehungsgeschichte zweier Männer steigert sich dort vor einem gewaltigen Bergpanorama zum emotionalen Drama der Gesten, weniger der Worte. Und wenn Annie Proulx jetzt seitenweise über so Bodenständiges wie einen Hausbau schreibt, erwartet man, dass sie auch da nicht ins Plaudern gerät.
Tatsächlich verhält es sich aber ganz anders. Das hat Vor- und Nachteile. Bestens informiert legt man das Buch aus der Hand. Annie Proulx' Beziehung zu Häusern, die sie früher bewohnt hat, ist ein Thema, die Farbe der Küchenschränke ein anderes, der Architektenvergleich ein weiteres. Die Bauherrin hat nach vielen schlechten Erfahrungen genaue Vorstellungen für ihr ideales Haus. Ein japanischer Badezuber, wie sie aus einer Auslandszeit kennt, soll her, was noch leicht zu lösen ist - im Vergleich zur Farbe des Fußbodens, möglichst Siena. Aber der Beton ist so kalkhaltig, dass die Farbe nicht hält, weshalb er doch noch mit Fliesen bedeckt werden wird. Bis dahin ist aber noch reichlich Zeit.
Die nutzt Annie Proulx, um immer mal wieder innezuhalten, weshalb ihre Abschweifungen gelegentlich etwas den Bauplan sprengen. "Erinnerungen" sind es vor allem am Anfang, beginnend in der Kindheit, die durch reichlich Umzüge geprägt ist, weil der frankokanadische Vater ständig "besseren Stellen und mehr Geld" nachreist - Zeit, Jack Kerouac zu zitieren, der die "Heimatlosigkeit aller Frankokanadier in der Fremde Amerikas" beschreibt. Details der Proulxschen Familiengeschichte - "genealogische Schürfereien" sind eines der vielen Hobbys der Autorin - lesen sich schön, wenn Proulx sie zu autonomen Anekdoten verdichtet. Zu oft sammelt sie aber nur "Details, Details, Details", wie ein Kapitel selbstironisch heißt. Man weiß nicht recht, ob man alle Abzweigungen mitgehen will. Über lange Strecken wird das Werk zum Biologiebuch, das zum Beispiel darüber informiert, warum die Drehkiefer in vielen Gebieten Amerikas so beherrschend und zugleich so kaputt ist. Dann wieder gräbt Proulx tief in der Vergangenheit, erzählt über das Land, die Pioniere und Indianer, die Kämpfe und die erste Eisenbahn, die Interessenkluft zwischen Großgrundbesitzern und Umweltschützern.
Vor diesem vertikal und horizontal weit gezogenen Blickfeld wirkt das eigentliche Hausbauerlebnis wie eine neuerliche abenteuerliche Siedlergeschichte. Das Fruchtbarmachen ist anstrengend und hält einen ganzen Stamm an Handwerkern in Atem. Proulx kämpft Seit' an Seit' mit einem stählernen Bauteam, der treuen "James-Bande", gegen schneeverstopfte Landstraßen, verwehte Zufahrten, Orkane. Regelmäßige Fahrten zum Chiropraktiker, der die bei derartigen Höchstleistungen verrutschten Knochen wieder einrenkt, sind fester Programmpunkt der Baugemeinschaft. Mehrmals liegen die Nerven der temperamentvollen Erzählerin blank. Es ist ein durchaus sympathischer Zug, dass sie sich eingangs gleich selbst mit ihren negativen Eigenschaften vorstellt: Herrschsucht, Ungeduld, Jähzorn, Eigensinn. Letzterem entspringt fürs Haus ein Wunschregister, das herbeizuzaubern nach wahren Künstlern und guten Händlern aus aller Welt verlangt und der Eigentümerin selbst bald über Kopf und Geldbeutel steigt. Proulx' Liebe zum Detail kann gewinnend sein. Wie sie Wörter wie "Zedernholz" oder "Weihrauchkiefer" auf der Zunge zergehen lässt, wie sie auf profanen Farbmustern den perfekten Goldton schon leuchten sieht, ist mitunter von einer geradezu sachlichen Sinnlichkeit, die Aura der guten alten Dinge beschwörend, den Riss zwischen Illusion und Wirklichkeit prophezeiend. Es sind dann eben doch die ganz anderen Randgeschichten, die daraus resultieren und kuriose Aus- und Anblicke bescheren: die Kuh des Nachbarn, die den eigens angelegten Zaun durchbricht und über die Klippe zu Tode stürzt; oder die falsch gelieferten Pflanzensamen, die statt der weißen Zwergauberginen im Gemüsegarten Beutelmelonen wachsen lassen. Die Geschichten reichten für mehrere Aussteigerleben.
Die schönsten, eigensinnigsten Passagen finden sich dann aber doch jenseits der Baustrecke: die Gemütlichkeit eines Vogelzugs, der oft Rast einlegt; der Sturz der Sumpfhordenvögel auf die Weiden der Insel; die Empörung eines Goldspechts über den Hausbau; blassgrünes Röhricht und das Grasen eines Wapitis. Allein des Vokabulars wegen, von Melanie Walz wohlklingend übersetzt, lohnt sich das Hineinwühlen in einige aufregende Lebensjahre der Annie Proulx. Mit ihrem Bekenntnis zur Komplexität steht sie für viele. Und doch wird "Ein Haus in der Wildnis" erst von der Drift der Erzählerin lebendig gehalten. Nicht ohne Grund erhebt sich das Haus an einer Klippe, die und unter Verdacht steht, ein Ausläufer des Rio-Grande-Rifts zu sein, der den nordamerikanischen Kontinent langsam auseinanderreißt. Das Reißen und Schieben, das Zusammenwachsen und Auseinanderfallen bestimmt dieses Buch.
ANJA HIRSCH
Annie Proulx: "Ein Haus in der Wildnis". Erinnerungen.
Aus dem Englischen von Melanie Walz. Luchterhand Literaturverlag, München 2011. 284 S., geb., 21,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ab in die Wildnis: Annie Proulx berichtet vom Hausbau in der amerikanischen Ödnis, als erzählte sie eine abenteuerlich-romantische Siedlergeschichte.
Ein Haus ist bisweilen eine Festung, manchmal auch transparent und einladend. Wo und wie man wohnt, ob mit großen Fenstern oder Sehschlitzen, ob mit Blick aufs Feld oder auf andere Häuser, spiegelt nicht selten die Lebenshaltung. Das Traumhaus der 1935 in Connecticut geborenen Schriftstellerin Annie Proulx materialisierte sich an einem abgelegenen Ort in der Wildnis von Wyoming, umgeben von Sumpf, Prärie und Steppenland.
Verliebt in den atemberaubenden Blick auf die Steilklippe zum North Platte River, der durch das Land fließt, kaufte sie 2003 vierzig Morgen Land ohne Strom und Telefonleitung: "Bird Cloud". Seltene Pflanzen wachsen dort. Maultierhirsche durchqueren träge den Fluss. Dass eine siebzig Jahre alte Schriftstellerin mit großer Bibliothek, Liebe zur Ornithologie, Hang zum Gärtnern und Zwang zum Reisen ausgerechnet hier Wurzeln zu schlagen versucht, war im Schicksalsplan dieses Stücks Natur mit Sicherheit nicht vorgesehen. Das Außergewöhnliche dieses Projekts bestimmt denn auch Annie Proulx' Erinnerungen "Ein Haus in der Wildnis". Bekannt geworden ist die Pulitzerpreisträgerin unter anderem mit "Schiffsmeldungen" ("The Shipping News", 1993), außerdem mit der Kurzgeschichte "Brokeback Mountain", die Ang Lee 2005 verfilmte. Die Beziehungsgeschichte zweier Männer steigert sich dort vor einem gewaltigen Bergpanorama zum emotionalen Drama der Gesten, weniger der Worte. Und wenn Annie Proulx jetzt seitenweise über so Bodenständiges wie einen Hausbau schreibt, erwartet man, dass sie auch da nicht ins Plaudern gerät.
Tatsächlich verhält es sich aber ganz anders. Das hat Vor- und Nachteile. Bestens informiert legt man das Buch aus der Hand. Annie Proulx' Beziehung zu Häusern, die sie früher bewohnt hat, ist ein Thema, die Farbe der Küchenschränke ein anderes, der Architektenvergleich ein weiteres. Die Bauherrin hat nach vielen schlechten Erfahrungen genaue Vorstellungen für ihr ideales Haus. Ein japanischer Badezuber, wie sie aus einer Auslandszeit kennt, soll her, was noch leicht zu lösen ist - im Vergleich zur Farbe des Fußbodens, möglichst Siena. Aber der Beton ist so kalkhaltig, dass die Farbe nicht hält, weshalb er doch noch mit Fliesen bedeckt werden wird. Bis dahin ist aber noch reichlich Zeit.
Die nutzt Annie Proulx, um immer mal wieder innezuhalten, weshalb ihre Abschweifungen gelegentlich etwas den Bauplan sprengen. "Erinnerungen" sind es vor allem am Anfang, beginnend in der Kindheit, die durch reichlich Umzüge geprägt ist, weil der frankokanadische Vater ständig "besseren Stellen und mehr Geld" nachreist - Zeit, Jack Kerouac zu zitieren, der die "Heimatlosigkeit aller Frankokanadier in der Fremde Amerikas" beschreibt. Details der Proulxschen Familiengeschichte - "genealogische Schürfereien" sind eines der vielen Hobbys der Autorin - lesen sich schön, wenn Proulx sie zu autonomen Anekdoten verdichtet. Zu oft sammelt sie aber nur "Details, Details, Details", wie ein Kapitel selbstironisch heißt. Man weiß nicht recht, ob man alle Abzweigungen mitgehen will. Über lange Strecken wird das Werk zum Biologiebuch, das zum Beispiel darüber informiert, warum die Drehkiefer in vielen Gebieten Amerikas so beherrschend und zugleich so kaputt ist. Dann wieder gräbt Proulx tief in der Vergangenheit, erzählt über das Land, die Pioniere und Indianer, die Kämpfe und die erste Eisenbahn, die Interessenkluft zwischen Großgrundbesitzern und Umweltschützern.
Vor diesem vertikal und horizontal weit gezogenen Blickfeld wirkt das eigentliche Hausbauerlebnis wie eine neuerliche abenteuerliche Siedlergeschichte. Das Fruchtbarmachen ist anstrengend und hält einen ganzen Stamm an Handwerkern in Atem. Proulx kämpft Seit' an Seit' mit einem stählernen Bauteam, der treuen "James-Bande", gegen schneeverstopfte Landstraßen, verwehte Zufahrten, Orkane. Regelmäßige Fahrten zum Chiropraktiker, der die bei derartigen Höchstleistungen verrutschten Knochen wieder einrenkt, sind fester Programmpunkt der Baugemeinschaft. Mehrmals liegen die Nerven der temperamentvollen Erzählerin blank. Es ist ein durchaus sympathischer Zug, dass sie sich eingangs gleich selbst mit ihren negativen Eigenschaften vorstellt: Herrschsucht, Ungeduld, Jähzorn, Eigensinn. Letzterem entspringt fürs Haus ein Wunschregister, das herbeizuzaubern nach wahren Künstlern und guten Händlern aus aller Welt verlangt und der Eigentümerin selbst bald über Kopf und Geldbeutel steigt. Proulx' Liebe zum Detail kann gewinnend sein. Wie sie Wörter wie "Zedernholz" oder "Weihrauchkiefer" auf der Zunge zergehen lässt, wie sie auf profanen Farbmustern den perfekten Goldton schon leuchten sieht, ist mitunter von einer geradezu sachlichen Sinnlichkeit, die Aura der guten alten Dinge beschwörend, den Riss zwischen Illusion und Wirklichkeit prophezeiend. Es sind dann eben doch die ganz anderen Randgeschichten, die daraus resultieren und kuriose Aus- und Anblicke bescheren: die Kuh des Nachbarn, die den eigens angelegten Zaun durchbricht und über die Klippe zu Tode stürzt; oder die falsch gelieferten Pflanzensamen, die statt der weißen Zwergauberginen im Gemüsegarten Beutelmelonen wachsen lassen. Die Geschichten reichten für mehrere Aussteigerleben.
Die schönsten, eigensinnigsten Passagen finden sich dann aber doch jenseits der Baustrecke: die Gemütlichkeit eines Vogelzugs, der oft Rast einlegt; der Sturz der Sumpfhordenvögel auf die Weiden der Insel; die Empörung eines Goldspechts über den Hausbau; blassgrünes Röhricht und das Grasen eines Wapitis. Allein des Vokabulars wegen, von Melanie Walz wohlklingend übersetzt, lohnt sich das Hineinwühlen in einige aufregende Lebensjahre der Annie Proulx. Mit ihrem Bekenntnis zur Komplexität steht sie für viele. Und doch wird "Ein Haus in der Wildnis" erst von der Drift der Erzählerin lebendig gehalten. Nicht ohne Grund erhebt sich das Haus an einer Klippe, die und unter Verdacht steht, ein Ausläufer des Rio-Grande-Rifts zu sein, der den nordamerikanischen Kontinent langsam auseinanderreißt. Das Reißen und Schieben, das Zusammenwachsen und Auseinanderfallen bestimmt dieses Buch.
ANJA HIRSCH
Annie Proulx: "Ein Haus in der Wildnis". Erinnerungen.
Aus dem Englischen von Melanie Walz. Luchterhand Literaturverlag, München 2011. 284 S., geb., 21,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main