Über den Niedergang eines einstmals mondänen Hotels in den norwegischen Bergen.
Ein Roman über den 13-jährigen Sedd, der in einem norwegischen Berghotel bei seinen Großeltern aufwächst. Eine Geschichte über Lügen und Geheimnisse, falsche Erwartungen und großelterliche Liebe.
Ein Hotel hoch oben im norwegischen Fjell in den 1980er-Jahren. Sedd wächst bei seinen Großeltern auf. Über seinen Vater weiß er nicht viel, die Mutter ist verschollen. Liebevoll, aber bestimmt wird er von den Großeltern - der Großvater ist nebenbei Tierpräparator, die Großmutter stammt aus Wien - auf seine Rolle als künftiger Hotelerbe vorbereitet. Er hilft als Laufbursche, Küchenjunge und Tourenbetreuer aus und verinnerlicht den Leitsatz »Jeder einzelne Gast zählt« bereits im zarten Kindesalter. Zufluchtsort ist für ihn die Großküche des Hotels, in der der ehemalige Seefahrer Jim schaltet und waltet und für Sedd Vater, Mutter und Freund zugleich ist, wenn die Großeltern keine Zeit für ihn haben. Doch spätestens, als der Bankdirektor Berg bei einem Essen stirbt, zeigen sich erste Risse in der vermeintlichen Idylle.
»Eine brillant erzählte Geschichte, originell und spannend ... geschrieben mit einer sprachlichen Eleganz, die das Buch zum Schwingen bringt.« Adresseavisen
Ein Roman über den 13-jährigen Sedd, der in einem norwegischen Berghotel bei seinen Großeltern aufwächst. Eine Geschichte über Lügen und Geheimnisse, falsche Erwartungen und großelterliche Liebe.
Ein Hotel hoch oben im norwegischen Fjell in den 1980er-Jahren. Sedd wächst bei seinen Großeltern auf. Über seinen Vater weiß er nicht viel, die Mutter ist verschollen. Liebevoll, aber bestimmt wird er von den Großeltern - der Großvater ist nebenbei Tierpräparator, die Großmutter stammt aus Wien - auf seine Rolle als künftiger Hotelerbe vorbereitet. Er hilft als Laufbursche, Küchenjunge und Tourenbetreuer aus und verinnerlicht den Leitsatz »Jeder einzelne Gast zählt« bereits im zarten Kindesalter. Zufluchtsort ist für ihn die Großküche des Hotels, in der der ehemalige Seefahrer Jim schaltet und waltet und für Sedd Vater, Mutter und Freund zugleich ist, wenn die Großeltern keine Zeit für ihn haben. Doch spätestens, als der Bankdirektor Berg bei einem Essen stirbt, zeigen sich erste Risse in der vermeintlichen Idylle.
»Eine brillant erzählte Geschichte, originell und spannend ... geschrieben mit einer sprachlichen Eleganz, die das Buch zum Schwingen bringt.« Adresseavisen
Eric Fosnes Hansen stellt im Literaturhaus Wiesbaden seinen neuen Roman "Ein Hummerleben" vor
Was hat die Existenznot spanischer Bürger während der Finanzkrise mit dem Hotelsterben im Norwegen der achtziger Jahre zu tun? Zunächst einmal gar nichts, aber wenn ein norwegischer Romanautor in seinem Kopf eine Verbindung herstellt und eine Geschichte finden will, die von Menschen und ihrer Hilflosigkeit angesichts materieller Not erzählt, wird der Sprung von Granada nach Bergen auf einmal plausibel. Denn ein winterlicher Aufenthalt in Südspanien wurde zum Keimling des neuen Romans "Ein Hummerleben" von Eric Fosnes Hansen.
Im Literaturhaus Wiesbaden erzählt der norwegische Bestsellerautor, der durch seinen Roman "Choral am Ende der Reise" über die Bordkapelle der "Titanic" international bekannt wurde, viel über die Wurzeln und untergründigen Ströme des Buchs, in dem es oberflächlich um den vierzehnjährigen Ich-Erzähler Sedd und seine Großeltern geht, die ein einst mondänes norwegisches Berghotel führen, in dem mittlerweile aber fast nur noch deutsche Anglervereine ihre naturnahen Urlaubswochen verbringen. Alle anderen flüchten in den vom Großvater so genannten "verteufelten Süden". Und der Süden, erläutert Fosnes Hansen seinen Zuhörern schmunzelnd, "beginnt für uns schon in Dänemark".
Unterstützt von hr-Redakteur Ulrich Sonnenschein, der hier aber mehr als Stichwortgeber und weniger als Moderator gefragt ist, kommt Fosnes Hansen ungehemmt vom Hölzchen aufs Stöckchen, schlägt den großen Bogen von Maggie Thatchers neoliberaler Wirtschaftspolitik der achtziger Jahre zum großen Finanzcrash 2007, erläutert die Struktur des norwegischen Staatsfonds und macht in einem köstlichen onomatopoetischen Klangkonzert die Funktionsweise eines Fernschreibers im Jahre 1982 überaus anschaulich. Tatsächlich wird durch die Absurdität dieses riesigen Apparats, der aber nur Banales wie "Die Gäste kommen pünktlich" ausspuckt, der zeitliche Abstand zwischen uns und der Zeit, in der der Roman spielt, unübersehbar.
Eric Fosnes Hansen liest nur kurze Passagen aus dem neuen Buch, doch die anderthalb Stunden in der Villa Clementine vergehen dennoch wie im Flug, da der geborene Geschichtenerzähler lust- und humorvoll seinen Roman als bis in die Details sehr bewusst gestaltetes Räderwerk beschreibt, in dem keine Erfindung, keine der vielen Binnengeschichten, dem Zufall überlassen ist. Die Freude und der Stolz auf die nur wenigen Lesern sichtbaren unterirdischen Verweise, auf ein "Siegfried-" oder ein "Parzivalmotiv", auf Böden und Doppelböden in der Geschichte sind ihm deutlich anzumerken.
Im Mittelpunkt aber stehen ganz offenbar die Figuren und die Leitfrage "Wie geht es den Menschen?". Fosnes Hansen zählt zu den Autoren, die den Eindruck erwecken, als handele es sich um reale Menschen. Und tatsächlich, so erzählt er, spreche er mit seinen Figuren auch, während er mit dem Hund spazieren geht. Er frage sich etwa, wie sie ihn wohl noch überraschen könnten, und genieße es, wenn sie paradoxerweise während seines Schreibens ein Eigenleben entwickelten. Eric Fosnes Hansens Fabulierlust kommt aus der Phantasie, und obwohl er einen Autor wie seinen norwegischen Landmann Karl Ove Knausgård und dessen auf der eigenen Biographie basierendes Werk durchaus schätzte, betrachtet er das Romanschreiben als die kunstvolle Herstellung einer Illusion, bei der er als Erzähler alter Schule die Fäden in der Hand hält: "Es soll alles Sinn machen."
MATTHIAS BISCHOFF
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»Atmosphärisch dicht und mit ungeheurer Fabulierkunst erzählt« Andrea Gerk WDR Kultur 20191008