Die Arbeit untersucht anhand neuer Quellen zunächst, inwieweit Egon Bahrs gesamteuropäische Konzeptionen in der Ostpolitik Willy Brandts eine Rolle gespielt haben und den Weg zur Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) bereiteten. Dabei wurde berücksichtigt, wie bei Bahrs gesamteuropäischen Vorstellungen die westeuropäische Kooperation bzw. die engen Beziehungen zu den USA bewertet wurden. Weiterhin wurde analysiert, inwieweit sowohl die Verhandlungen der Bundesrepublik mit der Sowjetunion, mit Polen und mit der DDR bis 1972 als auch der Meinungsaustausch mit den drei Westmächten, insbesondere den USA, für die Entstehung der KSZE entscheidend waren und unter welchen Umständen und wie die Bundesrepublik im Rahmen der KSZE ihre nationalen Interessen verfolgte. Außerdem wird mit Hilfe von neu zugänglich gewordenen oder erst kürzlich veröffentlichten Dokumenten verfolgt, wie die Bundesrepublik bei den KSZE-Verhandlungen bis zur Unterzeichnung der Schlussakte unter den Bedingungen der Supermächtepolitik durch die Abstimmungsprozesse mit ihren westlichen Partnern ihre Interessen vertrat. Dabei werden u. a. die besonders bedeutenden Fragen der Unverletzlichkeit der Grenzen, der vertrauensbildenden Maßnahmen und der menschlichen Kontakte berücksichtigt, die bei den KSZE-Verhandlungen sehr kontrovers diskutiert wurden. Aus diesen Bereichen wurden die wesentlichen Elemente Bahrs außenpolitischer Ideen bei der operativen KSZE-Politik zusammengesetzt. Am Beispiel dieser Verhandlungen wird deutlich, inwieweit Bahrs außenpolitische Vorstellungen durch innerwestliche Abstimmungsprozesse über bilaterale Verträge auf gesamteuropäischer Ebene umgesetzt wurden.
«Senoo konzentriert sich bei seiner Analyse der außenpolitischen Entwicklungen der Bundesrepublik auf die 70er-Jahre und schafft dadurch ein - auch für den interessierten Laien - interessantes detailreiches Bild der Irrungen und Ergebnisse deutscher Ostpolitik.» (Jens Wassenhoven, www.pw-portal.de)