In diesem Buch wird ein bisheriges Randthema der Stendhal-Forschung in den Mittelpunkt der wissenschaftlichen Untersuchung gestellt: Stendhals Begeisterung für die commedia dell'arte wird nicht länger als eine unter vielen künstlerischen Liebhabereien behandelt, sondern als eine für sein gesamtes Konzept vom epischen Erzählen konstituierende Fragestellung neu bewertet. Die zentrale Bedeutung der commedia dell'arte für Stendhals Romanwerk wird anhand der Chartreuse de Parme nachgewiesen. Dieser Roman ist nach dem lazzi -Prinzip konzipiert, und die Protagonisten sind dem Personal der commedia dell'arte entnommen. Die dramatis personae - ob Fabrice del Dongo, Gina oder aber auch nachgeordnete Gestalten wie Rassi oder Ludovico - sind alle auch commedia dell'arte -Typen. Das noch immer gültige Wertungsmuster von Stendhal als normativem Repräsentanten von "literarischem Realismus" wird somit erneut in Frage gestellt.