Tennessee in den sechziger Jahren: Lester Ballard ist ein Ausgestoßener, einsam und gewalttätig. Als ihm nach und nach die Reste eines normalen Lebens abhandenkommen, wird er zum Höhlenbewohner, zum Serienmörder, schließlich zum Nekrophilen. Er gerät in Haft, in die Psychiatrie, in die Gewalt rachsüchtiger Männer. Lester Ballard, «vielleicht ein Kind Gottes ganz wie man selbst.» Cormac McCarthys vielleicht düsterster Roman - zum ersten Mal auf Deutsch
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Eins ist dem Rezensenten Christoph Schröder klar: Cormac McCarthy ist "einer der unfassbarsten Schriftsteller der Welt", er hat den Nobelpreis verdient, wird ihn aber ebenso wie Philip Roth niemals bekommen. Warum, macht der Rezensent auch klar: McCarthys Universurm ist von fast unerträglicher Düsternis. Auch hier schildert er den Weg eines Mannes "von ganz unten nach ganz ganz unten". Er wird zum Serienmörder. Splatter ist das dennoch nicht, betont Schröder. Denn da ist McCarthys Sprache, und Schröder zeigt in einer Schilderung zweier Hunde, die ein Wildschwein jagen, zu welcher Schönheit sie fähig ist. Zum Glück für McCarthy gibt es seine deutschen Übersetzer. Und zum Glück für die Leser harren noch einige der McCarthy-Romane der Übersetzung.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.11.2014Die Humanität des Höhlenmenschen
Der Multikünstler: James Franco hat Cormac McCarthys Roman "Ein Kind Gottes" verfilmt, der jetzt erstmals auf Deutsch erscheint
James Franco, das weiß inzwischen jeder im Kulturbetrieb, weil er in nahezu jeder Sparte des Betriebs bereits aufgetaucht ist, kann alles. Fast jedenfalls. Schauspieler und Regisseur und Drehbuchautor, Schriftsteller, gelegentlich Publizist, bildender Künstler, auch Musik hat er gemacht, und zum "sexiest man living" wurde er 2009 nebenbei auch schon gekürt. Doch bei aller Bewunderung, die zuverlässig ihre Schwestern Häme und Neid aufgescheucht hat, fragt man sich natürlich, was der Mann denn mit seinen gerade 36 Jahren noch alles unternehmen will.
Die Antwort gibt sofort seine Filmographie. Unter anderem hat er innerhalb der letzten beiden Jahre eben mal zwei Romane von William Faulkner verfilmt, "The Sound and the Fury" und "As I Lay Dying", zu beiden auch das Drehbuch geschrieben und mitgespielt. Einmal in Schwung beim Adaptieren von als kaum bis gar nicht verfilmbar geltenden Großschriftstellerwerken, hat er sich auch Cormac McCarthys frühen Romans "A Child of God" angenommen, der 1974 erschienen ist und jetzt zum ersten Mal in deutscher Übersetzung herauskommt.
Das ist natürlich nur ein Zufall, vielleicht ergibt sich ein bescheidener Synergieeffekt daraus, auch wenn der Film in Deutschland nur auf DVD in den Handel kommt, weil sich offenbar kein deutscher Verleiher dazu aufraffen konnte, die Kinorechte zu erwerben. Auch der inzwischen 81-jährige McCarthy ist trotz "No Country for Old Men" und einiger anderer verfilmter Romane, trotz seines von Ridley Scott mit Staraufgebot adaptierten Drehbuchs für "Der Anwalt" nicht gerade ein Kassenmagnet auf dem Buchmarkt. Aber man sollte, wie schon bei Jonathan Glazers "Under the Skin" (mit Scarlett Johansson in der Hauptrolle), Unlust und mangelnde Risikobereitschaft deutscher Filmverleiher nicht mit einem ästhetischen Urteil verwechseln.
"Ein Kind Gottes" ist die Geschichte einer verlorenen Seele, eines Mannes, der nicht mehr unter Menschen leben will, verwahrlost, verroht, vielleicht verrückt. Lester Ballard wird mit den Worten vorgestellt: "Er ist klein, unsauber, unrasiert . . . Sächsisches und keltisches Blut. Vielleicht ein Kind Gottes ganz wie man selbst." Dieser Schlenker ist typisch McCarthy, der knapp, schroff und auf den Punkt schreiben kann, um plötzlich auszuschweifen in lyrisch-farbige Landschaftsbeschreibungen, der bisweilen gleichnishaft, gravitätisch und auch mal ein bisschen schwülstig wird, wenn Ballard zum Beispiel einem Eber zuschaut, der einen Jagdhund aufschlitzt: "Er sah zu, wie das herrliche Blut in diesem Urbild von Kampf aufspritzte."
Dieser Lester Ballard ist ein Hinterweltler unter Hinterweltlern, ein wilder Mann aus den Wäldern, der mit dem Gewehr in der Hand herumläuft. Nachdem er wutentbrannt bei der Versteigerung seines Elternhauses auftaucht, wird er schwer verprügelt - "hinterher hat Lester Ballard den Kopf nie mehr richtig gerade halten können". Obdachlos geworden, nistet er sich in einer Bruchbude in den Wäldern ein, im Sevier County, Tennessee.
McCarthy erzählt die Geschichten einer fortschreitenden Verrohung in knappen, übergangslos montierten Kapiteln, die einen gemächlichen Erzählfluss gezielt unterbinden. Blicke auf Ballard wechseln ab mit Abschnitten in der ersten Person, in denen ehemalige Mitschüler, Bekannte oder andere Augenzeugen sich an Ballard erinnern - dass sein Vater sich erhängt hat, wie gut er schießen kann und welch irre Dinge er getan hat. Ursachenforschung, ob ihn nun zuerst die ländliche Gesellschaft ausgeschlossen hat oder er sich von ihr abgekehrt hat, interessiert McCarthy mit Recht nicht. Ihn interessieren die Folgen: dass die Wirkung des einen Ausschlusses die des anderen noch potenziert. Und so folgt der Roman dem unumkehrbaren Weg des Outlaws durch Schrecken und Bizarrerien, durch Voyeurismus, Mord und Nekrophilie.
Und weil Cormac McCarthy zum Glück nur gelegentlich die Zügel schießen lässt, hat das nichts Reißerisches. Es gibt keine große theologische Botschaft, keinen Hauch von Apokalypse, wie er durch spätere Romane McCarthys weht. Den Satz vom "Kind Gottes ganz wie man selbst" kann man als simple Erinnerung lesen: dass Ballard zwar immer grausamer, abartiger, durchgeknallter wird, aber deswegen nicht aufhört, menschlich zu sein.
James Franco hat diesen schmalen Roman mit einer erstaunlichen Werktreue verfilmt. Weil das Budget offensichtlich knapp war, hat er das White-Trash-Personal ein wenig reduziert, ein paar Charaktere - wie etwa den schmierigen Müllhaldenbesitzer mit seinen neun Töchtern - gestrichen, so dass Ballard auf seinen Streifzügen durch die Wälder noch einsamer wirkt und es vor allem mit dem sadistischen Sheriff (Tim Blake Nelson) und ein paar anderen Hillbillies zu tun hat.
Franco, der in einer kurzen Szene als Anführer einer lynchwütigen Meute auch auftaucht, geht so weit, einzelne Textpassagen aus dem Off verlesen zu lassen oder sogar auf der schwarzen Leinwand in großen weißen Buchstaben zu zeigen. McCarthys abrupt endenden Kapiteln entsprechen jeweils Schwarzbilder. Der Film umgibt seinen Protagonisten wie im Buch mit auf der Kirmes geschossenen Stofftieren und lässt ihn später auch die Kleider seiner weiblichen Opfer tragen - "eine schauerliche Puppe in schlecht sitzenden Kleidern, deren karminroter Mund hell und wie losgelöst in der weißen Landschaft schwebte".
Aber natürlich kann die Drastik des Sichtbaren nicht die Drastik des Beschriebenen sein. Zwar schaut die Kamera Ballard nervig genau beim Kacken zu, die nekrophilen Einlassungen aber hat Franco dann doch lieber im Dunkeln gelassen, was sehr viel wirkungsvoller ist, als es jeder Splatter-Einschlag wäre.
Dass man "Child of God" mit einer Mischung aus Faszination und Widerwillen zuschaut, dass der Film über die bewundernde Bebilderung eines düsteren Romans hinauskommt, das ist jedoch in erster Linie dem Hauptdarsteller zu verdanken: Scott Haze, 33, ist ein Method Actor, wie man ihn schon ausgestorben glaubte. Aus der Rolle macht er eine Extremerfahrung. Er hat zur Vorbereitung eine Weile in einer Höhle im Sevier County gewohnt, er hat eine eigene Körperhaltung, ein gestisches und mimisches Spektrum entwickelt, eine Weise zu murmeln und zu grummeln, bis der ohnehin nicht leicht zu verstehende Südstaatendialekt sich einem Grunzen anverwandelt hat.
So entsteht der gewünschte Anschein, dass keine Distanz mehr sei zwischen Rolle und Darsteller. Und gerade weil Haze derart mit seinem Alter Ego verwachsen scheint, kann er durch all die Laute, Gebärden und bizarren Taten hindurch die Humanität des Höhlenmenschen umso wahrhaftiger sichtbar machen. Dumm gelaufen, weil es auch von Regisseur Franco zu verhindern gewesen wäre, ist allerdings, dass dieser Lester Ballard inmitten einer allgemeinen Verkommenheit und eines verfilzten Bartes immer wieder makellos weiße Zähne bleckt wie in der Zahnpasta-Werbung.
Das ist der Fluch des hingebungsvollen Naturalismus. Natürlich kann das aber die Wirkung des Films nicht ernsthaft beschädigen. Auch bei McCarthy ist nicht jeder Satz so schön, dass man ihn ausschneiden und sich an die Wand hängen möchte. Aber sowohl im Roman wie in der Adaption spürt man eine Wucht, eine rohe erzählerische Kraft, die einen begeistert - auch wenn sie sich manchmal ein bisschen zu sehr an sich selbst zu berauschen scheint.
PETER KÖRTE
Cormac McCarthy: "Ein Kind Gottes". Roman. Übersetzt von Nikolaus Stingl. Rowohlt, 192 Seiten, 12,99 Euro. Erscheint am 28. November.
James Franco: "Child of God". DVD, Lighthouse Home Entertainment, 14,99 Euro. Ab Freitag im Handel
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Multikünstler: James Franco hat Cormac McCarthys Roman "Ein Kind Gottes" verfilmt, der jetzt erstmals auf Deutsch erscheint
James Franco, das weiß inzwischen jeder im Kulturbetrieb, weil er in nahezu jeder Sparte des Betriebs bereits aufgetaucht ist, kann alles. Fast jedenfalls. Schauspieler und Regisseur und Drehbuchautor, Schriftsteller, gelegentlich Publizist, bildender Künstler, auch Musik hat er gemacht, und zum "sexiest man living" wurde er 2009 nebenbei auch schon gekürt. Doch bei aller Bewunderung, die zuverlässig ihre Schwestern Häme und Neid aufgescheucht hat, fragt man sich natürlich, was der Mann denn mit seinen gerade 36 Jahren noch alles unternehmen will.
Die Antwort gibt sofort seine Filmographie. Unter anderem hat er innerhalb der letzten beiden Jahre eben mal zwei Romane von William Faulkner verfilmt, "The Sound and the Fury" und "As I Lay Dying", zu beiden auch das Drehbuch geschrieben und mitgespielt. Einmal in Schwung beim Adaptieren von als kaum bis gar nicht verfilmbar geltenden Großschriftstellerwerken, hat er sich auch Cormac McCarthys frühen Romans "A Child of God" angenommen, der 1974 erschienen ist und jetzt zum ersten Mal in deutscher Übersetzung herauskommt.
Das ist natürlich nur ein Zufall, vielleicht ergibt sich ein bescheidener Synergieeffekt daraus, auch wenn der Film in Deutschland nur auf DVD in den Handel kommt, weil sich offenbar kein deutscher Verleiher dazu aufraffen konnte, die Kinorechte zu erwerben. Auch der inzwischen 81-jährige McCarthy ist trotz "No Country for Old Men" und einiger anderer verfilmter Romane, trotz seines von Ridley Scott mit Staraufgebot adaptierten Drehbuchs für "Der Anwalt" nicht gerade ein Kassenmagnet auf dem Buchmarkt. Aber man sollte, wie schon bei Jonathan Glazers "Under the Skin" (mit Scarlett Johansson in der Hauptrolle), Unlust und mangelnde Risikobereitschaft deutscher Filmverleiher nicht mit einem ästhetischen Urteil verwechseln.
"Ein Kind Gottes" ist die Geschichte einer verlorenen Seele, eines Mannes, der nicht mehr unter Menschen leben will, verwahrlost, verroht, vielleicht verrückt. Lester Ballard wird mit den Worten vorgestellt: "Er ist klein, unsauber, unrasiert . . . Sächsisches und keltisches Blut. Vielleicht ein Kind Gottes ganz wie man selbst." Dieser Schlenker ist typisch McCarthy, der knapp, schroff und auf den Punkt schreiben kann, um plötzlich auszuschweifen in lyrisch-farbige Landschaftsbeschreibungen, der bisweilen gleichnishaft, gravitätisch und auch mal ein bisschen schwülstig wird, wenn Ballard zum Beispiel einem Eber zuschaut, der einen Jagdhund aufschlitzt: "Er sah zu, wie das herrliche Blut in diesem Urbild von Kampf aufspritzte."
Dieser Lester Ballard ist ein Hinterweltler unter Hinterweltlern, ein wilder Mann aus den Wäldern, der mit dem Gewehr in der Hand herumläuft. Nachdem er wutentbrannt bei der Versteigerung seines Elternhauses auftaucht, wird er schwer verprügelt - "hinterher hat Lester Ballard den Kopf nie mehr richtig gerade halten können". Obdachlos geworden, nistet er sich in einer Bruchbude in den Wäldern ein, im Sevier County, Tennessee.
McCarthy erzählt die Geschichten einer fortschreitenden Verrohung in knappen, übergangslos montierten Kapiteln, die einen gemächlichen Erzählfluss gezielt unterbinden. Blicke auf Ballard wechseln ab mit Abschnitten in der ersten Person, in denen ehemalige Mitschüler, Bekannte oder andere Augenzeugen sich an Ballard erinnern - dass sein Vater sich erhängt hat, wie gut er schießen kann und welch irre Dinge er getan hat. Ursachenforschung, ob ihn nun zuerst die ländliche Gesellschaft ausgeschlossen hat oder er sich von ihr abgekehrt hat, interessiert McCarthy mit Recht nicht. Ihn interessieren die Folgen: dass die Wirkung des einen Ausschlusses die des anderen noch potenziert. Und so folgt der Roman dem unumkehrbaren Weg des Outlaws durch Schrecken und Bizarrerien, durch Voyeurismus, Mord und Nekrophilie.
Und weil Cormac McCarthy zum Glück nur gelegentlich die Zügel schießen lässt, hat das nichts Reißerisches. Es gibt keine große theologische Botschaft, keinen Hauch von Apokalypse, wie er durch spätere Romane McCarthys weht. Den Satz vom "Kind Gottes ganz wie man selbst" kann man als simple Erinnerung lesen: dass Ballard zwar immer grausamer, abartiger, durchgeknallter wird, aber deswegen nicht aufhört, menschlich zu sein.
James Franco hat diesen schmalen Roman mit einer erstaunlichen Werktreue verfilmt. Weil das Budget offensichtlich knapp war, hat er das White-Trash-Personal ein wenig reduziert, ein paar Charaktere - wie etwa den schmierigen Müllhaldenbesitzer mit seinen neun Töchtern - gestrichen, so dass Ballard auf seinen Streifzügen durch die Wälder noch einsamer wirkt und es vor allem mit dem sadistischen Sheriff (Tim Blake Nelson) und ein paar anderen Hillbillies zu tun hat.
Franco, der in einer kurzen Szene als Anführer einer lynchwütigen Meute auch auftaucht, geht so weit, einzelne Textpassagen aus dem Off verlesen zu lassen oder sogar auf der schwarzen Leinwand in großen weißen Buchstaben zu zeigen. McCarthys abrupt endenden Kapiteln entsprechen jeweils Schwarzbilder. Der Film umgibt seinen Protagonisten wie im Buch mit auf der Kirmes geschossenen Stofftieren und lässt ihn später auch die Kleider seiner weiblichen Opfer tragen - "eine schauerliche Puppe in schlecht sitzenden Kleidern, deren karminroter Mund hell und wie losgelöst in der weißen Landschaft schwebte".
Aber natürlich kann die Drastik des Sichtbaren nicht die Drastik des Beschriebenen sein. Zwar schaut die Kamera Ballard nervig genau beim Kacken zu, die nekrophilen Einlassungen aber hat Franco dann doch lieber im Dunkeln gelassen, was sehr viel wirkungsvoller ist, als es jeder Splatter-Einschlag wäre.
Dass man "Child of God" mit einer Mischung aus Faszination und Widerwillen zuschaut, dass der Film über die bewundernde Bebilderung eines düsteren Romans hinauskommt, das ist jedoch in erster Linie dem Hauptdarsteller zu verdanken: Scott Haze, 33, ist ein Method Actor, wie man ihn schon ausgestorben glaubte. Aus der Rolle macht er eine Extremerfahrung. Er hat zur Vorbereitung eine Weile in einer Höhle im Sevier County gewohnt, er hat eine eigene Körperhaltung, ein gestisches und mimisches Spektrum entwickelt, eine Weise zu murmeln und zu grummeln, bis der ohnehin nicht leicht zu verstehende Südstaatendialekt sich einem Grunzen anverwandelt hat.
So entsteht der gewünschte Anschein, dass keine Distanz mehr sei zwischen Rolle und Darsteller. Und gerade weil Haze derart mit seinem Alter Ego verwachsen scheint, kann er durch all die Laute, Gebärden und bizarren Taten hindurch die Humanität des Höhlenmenschen umso wahrhaftiger sichtbar machen. Dumm gelaufen, weil es auch von Regisseur Franco zu verhindern gewesen wäre, ist allerdings, dass dieser Lester Ballard inmitten einer allgemeinen Verkommenheit und eines verfilzten Bartes immer wieder makellos weiße Zähne bleckt wie in der Zahnpasta-Werbung.
Das ist der Fluch des hingebungsvollen Naturalismus. Natürlich kann das aber die Wirkung des Films nicht ernsthaft beschädigen. Auch bei McCarthy ist nicht jeder Satz so schön, dass man ihn ausschneiden und sich an die Wand hängen möchte. Aber sowohl im Roman wie in der Adaption spürt man eine Wucht, eine rohe erzählerische Kraft, die einen begeistert - auch wenn sie sich manchmal ein bisschen zu sehr an sich selbst zu berauschen scheint.
PETER KÖRTE
Cormac McCarthy: "Ein Kind Gottes". Roman. Übersetzt von Nikolaus Stingl. Rowohlt, 192 Seiten, 12,99 Euro. Erscheint am 28. November.
James Franco: "Child of God". DVD, Lighthouse Home Entertainment, 14,99 Euro. Ab Freitag im Handel
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
McCarthy kartiert den schrecklichen Abstieg seines Helden mit Leidenschaft, Zärtlichkeit, Beredsamkeit und mit einem Humor, der perfekt zur bitteren Verschrobenheit des Südens passt. The Times Literary Supplement