Tennessee in den sechziger Jahren: Lester Ballard ist ein Ausgestoßener, einsam und gewalttätig. Als ihm nach und nach die Reste eines normalen Lebens abhandenkommen, wird er zum Höhlenbewohner, zum Serienmörder, schließlich zum Nekrophilen. Er gerät in Haft, in die Psychiatrie, in die Gewalt rachsüchtiger Männer. Lester Ballard, «vielleicht ein Kind Gottes ganz wie man selbst.» Cormac McCarthys vielleicht düsterster Roman - zum ersten Mal auf Deutsch
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Eins ist dem Rezensenten Christoph Schröder klar: Cormac McCarthy ist "einer der unfassbarsten Schriftsteller der Welt", er hat den Nobelpreis verdient, wird ihn aber ebenso wie Philip Roth niemals bekommen. Warum, macht der Rezensent auch klar: McCarthys Universurm ist von fast unerträglicher Düsternis. Auch hier schildert er den Weg eines Mannes "von ganz unten nach ganz ganz unten". Er wird zum Serienmörder. Splatter ist das dennoch nicht, betont Schröder. Denn da ist McCarthys Sprache, und Schröder zeigt in einer Schilderung zweier Hunde, die ein Wildschwein jagen, zu welcher Schönheit sie fähig ist. Zum Glück für McCarthy gibt es seine deutschen Übersetzer. Und zum Glück für die Leser harren noch einige der McCarthy-Romane der Übersetzung.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.12.2014Teilzeitmonster
Cormac McCarthys Roman „Ein Kind Gottes“ ist eine Verneigung vor dem Genre der Southern Gothic.
Vierzig Jahre nach der amerikanischen Erstausgabe erscheint er nun erstmals auf Deutsch
VON CHRISTOPHER SCHMIDT
Die Tücken des Übersetzens offenbart manchmal schon der Titel eines Buchs. „Child of God“ heißt Cormac McCarthys dritter, im Original bereits 1973 erschienener Roman. Und auf Deutsch heißt er nun genauso: „Ein Kind Gottes“ – nur dass sich im Englischen zu der wörtlichen eine zweite, übertragene Bedeutung gesellt. „Child of god“, so wird im amerikanischen Süden, wo der Roman spielt, ein Kind genannt, das geistig zurückgeblieben ist. Wie sich aber die Kinder Gottes insgesamt zu jenen verhalten, die seiner Gnade besonders bedürftig sind, das lässt McCarthy, der große Apokalyptiker der amerikanischen Literatur, mal wieder offen. Denn sein Gott blickt so gleichgültig und kalt auf die Erde hinunter wie die „fernen, lidlosen Sterne der Plejaden“, und der Heilige Geist, er manifestiert sich allenfalls in Gestalt einer Gewehrkugel, als die er in den Lauf einer Flinte fährt.
Mit dem Gewehr kann auch der 27-jährige Lester Ballard umgehen, mit Menschen dagegen weniger. Bevor er durch seine Treffsicherheit den Besitzer einer Schießbude auf dem Jahrmarkt fast in den Ruin treibt, muss er sich mit zwei Teddybären und einem Tiger als Trophäen begnügen. Und findet in ihnen die einzigen Freunde, die er jemals haben wird. Da ahnt er selbst noch nicht, dass ihm die Plüschtiere mit ihren leblosen Augen und ausgestopften Leibern bald schon als grausiges role model dienen werden. Später kauft er im Laden ein schönes rotes Kleid für eine Frau, doch die Frau, die es tragen soll, ist eine Tote.
Anfangs hatte sich Ballard noch mit Vergewaltigung zufriedengegeben, und das fällt hier im ländlichen Tennessee mehr unter die Rubrik Selbstversorgung als unter Verbrechen. Ballard macht es wie alle anderen, der „dumpkeeper“ zum Beispiel, der Müllhaldenbesitzer, Vater von neun mannstollen Töchtern, die von ihm als sexuelles Nutzvieh missbraucht werden und sich ihrerseits unkontrolliert fortpflanzen, mehr White-Trash-Rudel als Stammesverband – und literarisch betrachtet bitterböse Cousinen von Kohlhiesels Töchtern. Die verrohten Müllplatzbewohner sind Ballards einziger sozialer Kontakt, abgesehen von der Familie mit dem geistig behinderten Inzest-Kind, dem er einmal ein lebendes Rotkehlchen schenkt, woraufhin es ihm sofort die Beine abbeißt.
Der junge Ballard hat einen Hieb mit einem Axtstiel abbekommen, als das Haus seines Vaters, der sich aufgehängt hat, versteigert wird – die Mutter war da längst abgehauen. Aber wahrscheinlich hatte Ballard schon immer was am Kopf, das flüstert man sich zu im Dorf. Wie die Hauptfiguren in vielen Büchern von Cormac McCarthy ist Ballard auf sich allein gestellt, schlägt sich ohne Familie durchs Leben. Als er in einem am Straßenrand geparkten Auto ein totes Pärchen entdeckt, das beim Liebesakt erstickt ist, schleift er die Leiche des Mädchens in seine Hütte und vergeht sich an ihr. Danach versteckt er die Tote auf dem Dachboden und versucht, sie notdürftig zu konservieren. Das rote Kleid, das er kauft, es ist für sie bestimmt, und das moralisch neutrale Publikum bilden Kuscheltiger und Schmusebär.
Sein nächstes Opfer sucht Ballard sich dann schon gezielt aus, doch ob er das Mädchen mit voller Absicht tötet oder sich der Schuss versehentlich löst, wird nicht recht klar. McCarthy schildert Ballards Abgleiten in die Perversion als stufenweise Regression, in der nur ein kranker Kopf wie er einen Wiedergewinn der verlorenen Unschuld sehen kann, die Aufhebung des Sündenfalls. Tatsächlich bleibt er sich seines Tuns insoweit bewusst, als er später selbst Frauenkleider trägt und sich eine Perücke aus einem Skalp knüpft, also eine Art von spielerischer Wiedereingliederung in die Gesellschaft anstrebt, indem er sein altes Ich ablegt und in die Rolle seiner Opfer schlüpft.
McCarthy dritter Roman ist eine finstere Parabel darüber, was den Menschen zum Menschen macht. In einer Szene platziert Ballard sein erstes Opfer vor dem Kamin seiner Hütte und geht nach draußen, um das Ganze durchs Fenster zu betrachten. Er arrangiert ein Genrebild familiärer Geborgenheit, die er selbst nie erlebt hat. Gleichzeitig wird Lester dadurch als schizophren charakterisiert. Unterstützung findet das Motiv der Selbstentfremdung in Einschüben von Rollenprosa. Die Autorität des allwissenden Erzählers wird unterlaufen von multiplen Erzählstimmen aus Ballards Umfeld, die wie der Chor in der griechischen Tragödie das Geschehen kommentieren. Allerdings tun sie dies aus einer Position der Nachträglichkeit heraus, was dem Leser suggeriert, Ballard sei inzwischen zur Legendengestalt eines Regionalmythos geworden und damit zum Stellvertreter der latenten Gewaltbereitschaft des Kollektivs.
Nachdem seine Hütte bei einem Feuer vollständig niedergebrannt ist, übersiedelt Ballard in eine Höhle, in die er die Leichen der getöteten Frauen schleppt wie ein Tier seine Beute. Dieser räumliche Rückschritt ins Animalische bildet die letzte Phase von Ballards Verrohung, die McCarthy als Umkehr der Evolutionsgeschichte erzählt. Im gewaltsamen Versuch, Anschluss an die Gesellschaft zu finden, schließt sich sein Protagonist zunehmend von ihr aus. Sprachlich vollzieht McCarthy diese verdrehte Logik durch ein Stilmittel nach, das später zum Markenzeichen seines Schreibens geworden ist: Er metaphorisiert die unbelebte Welt, während er die soziale in einer extrem lakonischen, wertfreien und emotionslosen Sprache beschreibt. Er enthumanisiert gleichsam die Sphäre der Kultur und humanisiert die der Natur.
Einmal noch bäumt Ballard sich auf gegen das „Teilzeitmonster“, das aus ihm geworden ist, und versucht, sich einen Platz in der menschlichen Gemeinschaft zurückzuerobern, indem er das Haus seiner Familie wieder in Besitz zu nehmen trachtet. Doch weil er, um das zu erreichen, den neuen Eigentümer töten müsste, ist sein Vorhaben von vornherein zum Scheitern verurteilt. Bei dem Schusswechsel verliert er einen Arm. In der Coda des Romans, dessen fragmentierte, wie zerschossene Struktur ebenso wie die unmarkierten Perspektivwechsel an William Faulkner erinnert – Ballard ist auch eine Reverenz an den heiligen Narren Benjy aus „Schall und Wahn“ –, wird er von einem Lynchmob aus dem Krankenhaus entführt. Bevor sie ihn aufhängen, soll er den Männern zeigen, wo er die Leichen seiner Opfer versteckt hat. In der Höhle kann Ballard ihnen entkommen und verirrt sich dabei wie ein zweiter Tom Sawyer selbst in deren Labyrinth.
McCarthy schildert diese Höhle als monströse Gebärmutter. Ballard, der eine „brachiale Hebamme“ herbeisehnt, bringt sich gleichsam zum zweiten Mal zur Welt. Es ist eine Geburt zum Tode, denn, als Ballardschließlich in der geschlossenen Anstalt stirbt, wird er zum Anatomieobjekt für Studenten, die vielleicht „wie ehedem die Haruspizes“ in der Anordnung seiner Organe „künftige, noch schlimmere Ungeheuer“ voraussehen. Seinen grimmigen Impetus zieht der Roman aus McCarthys Weigerung, die Geschichte eines bestialischen Serienkillers als klinische Fallstudie zu erzählen. Er will in Ballard lieber ein ausgewildertes Raubtier, ja einen Herostraten mit der Seele eines Kindes sehen. Denn in der wissenschaftlichen Objektivierung, so der zur Entstehungszeit des Buches höchst unpopuläre Protest des Autors, liege mindestens so viel Verächtlichkeit wie in der Selbstjustiz einer blutgierigen Meute. Die Würde des Menschen ist unantastbar, sagt Cormac McCarthy. Selbst wenn er ein Unmensch ist.
McCarthy blickt mit dem
lidlosen Auge eines Sterns auf die
Gewalt seiner Gotteskinder
Cormac McCarthy: Ein Kind Gottes. Roman. Aus dem Englischen von Nikolaus Stingl. Rowohlt Verlag, Reinbek 2014. 192 Seiten, 12,99 Euro. E-Book 10,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Cormac McCarthys Roman „Ein Kind Gottes“ ist eine Verneigung vor dem Genre der Southern Gothic.
Vierzig Jahre nach der amerikanischen Erstausgabe erscheint er nun erstmals auf Deutsch
VON CHRISTOPHER SCHMIDT
Die Tücken des Übersetzens offenbart manchmal schon der Titel eines Buchs. „Child of God“ heißt Cormac McCarthys dritter, im Original bereits 1973 erschienener Roman. Und auf Deutsch heißt er nun genauso: „Ein Kind Gottes“ – nur dass sich im Englischen zu der wörtlichen eine zweite, übertragene Bedeutung gesellt. „Child of god“, so wird im amerikanischen Süden, wo der Roman spielt, ein Kind genannt, das geistig zurückgeblieben ist. Wie sich aber die Kinder Gottes insgesamt zu jenen verhalten, die seiner Gnade besonders bedürftig sind, das lässt McCarthy, der große Apokalyptiker der amerikanischen Literatur, mal wieder offen. Denn sein Gott blickt so gleichgültig und kalt auf die Erde hinunter wie die „fernen, lidlosen Sterne der Plejaden“, und der Heilige Geist, er manifestiert sich allenfalls in Gestalt einer Gewehrkugel, als die er in den Lauf einer Flinte fährt.
Mit dem Gewehr kann auch der 27-jährige Lester Ballard umgehen, mit Menschen dagegen weniger. Bevor er durch seine Treffsicherheit den Besitzer einer Schießbude auf dem Jahrmarkt fast in den Ruin treibt, muss er sich mit zwei Teddybären und einem Tiger als Trophäen begnügen. Und findet in ihnen die einzigen Freunde, die er jemals haben wird. Da ahnt er selbst noch nicht, dass ihm die Plüschtiere mit ihren leblosen Augen und ausgestopften Leibern bald schon als grausiges role model dienen werden. Später kauft er im Laden ein schönes rotes Kleid für eine Frau, doch die Frau, die es tragen soll, ist eine Tote.
Anfangs hatte sich Ballard noch mit Vergewaltigung zufriedengegeben, und das fällt hier im ländlichen Tennessee mehr unter die Rubrik Selbstversorgung als unter Verbrechen. Ballard macht es wie alle anderen, der „dumpkeeper“ zum Beispiel, der Müllhaldenbesitzer, Vater von neun mannstollen Töchtern, die von ihm als sexuelles Nutzvieh missbraucht werden und sich ihrerseits unkontrolliert fortpflanzen, mehr White-Trash-Rudel als Stammesverband – und literarisch betrachtet bitterböse Cousinen von Kohlhiesels Töchtern. Die verrohten Müllplatzbewohner sind Ballards einziger sozialer Kontakt, abgesehen von der Familie mit dem geistig behinderten Inzest-Kind, dem er einmal ein lebendes Rotkehlchen schenkt, woraufhin es ihm sofort die Beine abbeißt.
Der junge Ballard hat einen Hieb mit einem Axtstiel abbekommen, als das Haus seines Vaters, der sich aufgehängt hat, versteigert wird – die Mutter war da längst abgehauen. Aber wahrscheinlich hatte Ballard schon immer was am Kopf, das flüstert man sich zu im Dorf. Wie die Hauptfiguren in vielen Büchern von Cormac McCarthy ist Ballard auf sich allein gestellt, schlägt sich ohne Familie durchs Leben. Als er in einem am Straßenrand geparkten Auto ein totes Pärchen entdeckt, das beim Liebesakt erstickt ist, schleift er die Leiche des Mädchens in seine Hütte und vergeht sich an ihr. Danach versteckt er die Tote auf dem Dachboden und versucht, sie notdürftig zu konservieren. Das rote Kleid, das er kauft, es ist für sie bestimmt, und das moralisch neutrale Publikum bilden Kuscheltiger und Schmusebär.
Sein nächstes Opfer sucht Ballard sich dann schon gezielt aus, doch ob er das Mädchen mit voller Absicht tötet oder sich der Schuss versehentlich löst, wird nicht recht klar. McCarthy schildert Ballards Abgleiten in die Perversion als stufenweise Regression, in der nur ein kranker Kopf wie er einen Wiedergewinn der verlorenen Unschuld sehen kann, die Aufhebung des Sündenfalls. Tatsächlich bleibt er sich seines Tuns insoweit bewusst, als er später selbst Frauenkleider trägt und sich eine Perücke aus einem Skalp knüpft, also eine Art von spielerischer Wiedereingliederung in die Gesellschaft anstrebt, indem er sein altes Ich ablegt und in die Rolle seiner Opfer schlüpft.
McCarthy dritter Roman ist eine finstere Parabel darüber, was den Menschen zum Menschen macht. In einer Szene platziert Ballard sein erstes Opfer vor dem Kamin seiner Hütte und geht nach draußen, um das Ganze durchs Fenster zu betrachten. Er arrangiert ein Genrebild familiärer Geborgenheit, die er selbst nie erlebt hat. Gleichzeitig wird Lester dadurch als schizophren charakterisiert. Unterstützung findet das Motiv der Selbstentfremdung in Einschüben von Rollenprosa. Die Autorität des allwissenden Erzählers wird unterlaufen von multiplen Erzählstimmen aus Ballards Umfeld, die wie der Chor in der griechischen Tragödie das Geschehen kommentieren. Allerdings tun sie dies aus einer Position der Nachträglichkeit heraus, was dem Leser suggeriert, Ballard sei inzwischen zur Legendengestalt eines Regionalmythos geworden und damit zum Stellvertreter der latenten Gewaltbereitschaft des Kollektivs.
Nachdem seine Hütte bei einem Feuer vollständig niedergebrannt ist, übersiedelt Ballard in eine Höhle, in die er die Leichen der getöteten Frauen schleppt wie ein Tier seine Beute. Dieser räumliche Rückschritt ins Animalische bildet die letzte Phase von Ballards Verrohung, die McCarthy als Umkehr der Evolutionsgeschichte erzählt. Im gewaltsamen Versuch, Anschluss an die Gesellschaft zu finden, schließt sich sein Protagonist zunehmend von ihr aus. Sprachlich vollzieht McCarthy diese verdrehte Logik durch ein Stilmittel nach, das später zum Markenzeichen seines Schreibens geworden ist: Er metaphorisiert die unbelebte Welt, während er die soziale in einer extrem lakonischen, wertfreien und emotionslosen Sprache beschreibt. Er enthumanisiert gleichsam die Sphäre der Kultur und humanisiert die der Natur.
Einmal noch bäumt Ballard sich auf gegen das „Teilzeitmonster“, das aus ihm geworden ist, und versucht, sich einen Platz in der menschlichen Gemeinschaft zurückzuerobern, indem er das Haus seiner Familie wieder in Besitz zu nehmen trachtet. Doch weil er, um das zu erreichen, den neuen Eigentümer töten müsste, ist sein Vorhaben von vornherein zum Scheitern verurteilt. Bei dem Schusswechsel verliert er einen Arm. In der Coda des Romans, dessen fragmentierte, wie zerschossene Struktur ebenso wie die unmarkierten Perspektivwechsel an William Faulkner erinnert – Ballard ist auch eine Reverenz an den heiligen Narren Benjy aus „Schall und Wahn“ –, wird er von einem Lynchmob aus dem Krankenhaus entführt. Bevor sie ihn aufhängen, soll er den Männern zeigen, wo er die Leichen seiner Opfer versteckt hat. In der Höhle kann Ballard ihnen entkommen und verirrt sich dabei wie ein zweiter Tom Sawyer selbst in deren Labyrinth.
McCarthy schildert diese Höhle als monströse Gebärmutter. Ballard, der eine „brachiale Hebamme“ herbeisehnt, bringt sich gleichsam zum zweiten Mal zur Welt. Es ist eine Geburt zum Tode, denn, als Ballardschließlich in der geschlossenen Anstalt stirbt, wird er zum Anatomieobjekt für Studenten, die vielleicht „wie ehedem die Haruspizes“ in der Anordnung seiner Organe „künftige, noch schlimmere Ungeheuer“ voraussehen. Seinen grimmigen Impetus zieht der Roman aus McCarthys Weigerung, die Geschichte eines bestialischen Serienkillers als klinische Fallstudie zu erzählen. Er will in Ballard lieber ein ausgewildertes Raubtier, ja einen Herostraten mit der Seele eines Kindes sehen. Denn in der wissenschaftlichen Objektivierung, so der zur Entstehungszeit des Buches höchst unpopuläre Protest des Autors, liege mindestens so viel Verächtlichkeit wie in der Selbstjustiz einer blutgierigen Meute. Die Würde des Menschen ist unantastbar, sagt Cormac McCarthy. Selbst wenn er ein Unmensch ist.
McCarthy blickt mit dem
lidlosen Auge eines Sterns auf die
Gewalt seiner Gotteskinder
Cormac McCarthy: Ein Kind Gottes. Roman. Aus dem Englischen von Nikolaus Stingl. Rowohlt Verlag, Reinbek 2014. 192 Seiten, 12,99 Euro. E-Book 10,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.11.2014Die Humanität des Höhlenmenschen
Der Multikünstler: James Franco hat Cormac McCarthys Roman "Ein Kind Gottes" verfilmt, der jetzt erstmals auf Deutsch erscheint
James Franco, das weiß inzwischen jeder im Kulturbetrieb, weil er in nahezu jeder Sparte des Betriebs bereits aufgetaucht ist, kann alles. Fast jedenfalls. Schauspieler und Regisseur und Drehbuchautor, Schriftsteller, gelegentlich Publizist, bildender Künstler, auch Musik hat er gemacht, und zum "sexiest man living" wurde er 2009 nebenbei auch schon gekürt. Doch bei aller Bewunderung, die zuverlässig ihre Schwestern Häme und Neid aufgescheucht hat, fragt man sich natürlich, was der Mann denn mit seinen gerade 36 Jahren noch alles unternehmen will.
Die Antwort gibt sofort seine Filmographie. Unter anderem hat er innerhalb der letzten beiden Jahre eben mal zwei Romane von William Faulkner verfilmt, "The Sound and the Fury" und "As I Lay Dying", zu beiden auch das Drehbuch geschrieben und mitgespielt. Einmal in Schwung beim Adaptieren von als kaum bis gar nicht verfilmbar geltenden Großschriftstellerwerken, hat er sich auch Cormac McCarthys frühen Romans "A Child of God" angenommen, der 1974 erschienen ist und jetzt zum ersten Mal in deutscher Übersetzung herauskommt.
Das ist natürlich nur ein Zufall, vielleicht ergibt sich ein bescheidener Synergieeffekt daraus, auch wenn der Film in Deutschland nur auf DVD in den Handel kommt, weil sich offenbar kein deutscher Verleiher dazu aufraffen konnte, die Kinorechte zu erwerben. Auch der inzwischen 81-jährige McCarthy ist trotz "No Country for Old Men" und einiger anderer verfilmter Romane, trotz seines von Ridley Scott mit Staraufgebot adaptierten Drehbuchs für "Der Anwalt" nicht gerade ein Kassenmagnet auf dem Buchmarkt. Aber man sollte, wie schon bei Jonathan Glazers "Under the Skin" (mit Scarlett Johansson in der Hauptrolle), Unlust und mangelnde Risikobereitschaft deutscher Filmverleiher nicht mit einem ästhetischen Urteil verwechseln.
"Ein Kind Gottes" ist die Geschichte einer verlorenen Seele, eines Mannes, der nicht mehr unter Menschen leben will, verwahrlost, verroht, vielleicht verrückt. Lester Ballard wird mit den Worten vorgestellt: "Er ist klein, unsauber, unrasiert . . . Sächsisches und keltisches Blut. Vielleicht ein Kind Gottes ganz wie man selbst." Dieser Schlenker ist typisch McCarthy, der knapp, schroff und auf den Punkt schreiben kann, um plötzlich auszuschweifen in lyrisch-farbige Landschaftsbeschreibungen, der bisweilen gleichnishaft, gravitätisch und auch mal ein bisschen schwülstig wird, wenn Ballard zum Beispiel einem Eber zuschaut, der einen Jagdhund aufschlitzt: "Er sah zu, wie das herrliche Blut in diesem Urbild von Kampf aufspritzte."
Dieser Lester Ballard ist ein Hinterweltler unter Hinterweltlern, ein wilder Mann aus den Wäldern, der mit dem Gewehr in der Hand herumläuft. Nachdem er wutentbrannt bei der Versteigerung seines Elternhauses auftaucht, wird er schwer verprügelt - "hinterher hat Lester Ballard den Kopf nie mehr richtig gerade halten können". Obdachlos geworden, nistet er sich in einer Bruchbude in den Wäldern ein, im Sevier County, Tennessee.
McCarthy erzählt die Geschichten einer fortschreitenden Verrohung in knappen, übergangslos montierten Kapiteln, die einen gemächlichen Erzählfluss gezielt unterbinden. Blicke auf Ballard wechseln ab mit Abschnitten in der ersten Person, in denen ehemalige Mitschüler, Bekannte oder andere Augenzeugen sich an Ballard erinnern - dass sein Vater sich erhängt hat, wie gut er schießen kann und welch irre Dinge er getan hat. Ursachenforschung, ob ihn nun zuerst die ländliche Gesellschaft ausgeschlossen hat oder er sich von ihr abgekehrt hat, interessiert McCarthy mit Recht nicht. Ihn interessieren die Folgen: dass die Wirkung des einen Ausschlusses die des anderen noch potenziert. Und so folgt der Roman dem unumkehrbaren Weg des Outlaws durch Schrecken und Bizarrerien, durch Voyeurismus, Mord und Nekrophilie.
Und weil Cormac McCarthy zum Glück nur gelegentlich die Zügel schießen lässt, hat das nichts Reißerisches. Es gibt keine große theologische Botschaft, keinen Hauch von Apokalypse, wie er durch spätere Romane McCarthys weht. Den Satz vom "Kind Gottes ganz wie man selbst" kann man als simple Erinnerung lesen: dass Ballard zwar immer grausamer, abartiger, durchgeknallter wird, aber deswegen nicht aufhört, menschlich zu sein.
James Franco hat diesen schmalen Roman mit einer erstaunlichen Werktreue verfilmt. Weil das Budget offensichtlich knapp war, hat er das White-Trash-Personal ein wenig reduziert, ein paar Charaktere - wie etwa den schmierigen Müllhaldenbesitzer mit seinen neun Töchtern - gestrichen, so dass Ballard auf seinen Streifzügen durch die Wälder noch einsamer wirkt und es vor allem mit dem sadistischen Sheriff (Tim Blake Nelson) und ein paar anderen Hillbillies zu tun hat.
Franco, der in einer kurzen Szene als Anführer einer lynchwütigen Meute auch auftaucht, geht so weit, einzelne Textpassagen aus dem Off verlesen zu lassen oder sogar auf der schwarzen Leinwand in großen weißen Buchstaben zu zeigen. McCarthys abrupt endenden Kapiteln entsprechen jeweils Schwarzbilder. Der Film umgibt seinen Protagonisten wie im Buch mit auf der Kirmes geschossenen Stofftieren und lässt ihn später auch die Kleider seiner weiblichen Opfer tragen - "eine schauerliche Puppe in schlecht sitzenden Kleidern, deren karminroter Mund hell und wie losgelöst in der weißen Landschaft schwebte".
Aber natürlich kann die Drastik des Sichtbaren nicht die Drastik des Beschriebenen sein. Zwar schaut die Kamera Ballard nervig genau beim Kacken zu, die nekrophilen Einlassungen aber hat Franco dann doch lieber im Dunkeln gelassen, was sehr viel wirkungsvoller ist, als es jeder Splatter-Einschlag wäre.
Dass man "Child of God" mit einer Mischung aus Faszination und Widerwillen zuschaut, dass der Film über die bewundernde Bebilderung eines düsteren Romans hinauskommt, das ist jedoch in erster Linie dem Hauptdarsteller zu verdanken: Scott Haze, 33, ist ein Method Actor, wie man ihn schon ausgestorben glaubte. Aus der Rolle macht er eine Extremerfahrung. Er hat zur Vorbereitung eine Weile in einer Höhle im Sevier County gewohnt, er hat eine eigene Körperhaltung, ein gestisches und mimisches Spektrum entwickelt, eine Weise zu murmeln und zu grummeln, bis der ohnehin nicht leicht zu verstehende Südstaatendialekt sich einem Grunzen anverwandelt hat.
So entsteht der gewünschte Anschein, dass keine Distanz mehr sei zwischen Rolle und Darsteller. Und gerade weil Haze derart mit seinem Alter Ego verwachsen scheint, kann er durch all die Laute, Gebärden und bizarren Taten hindurch die Humanität des Höhlenmenschen umso wahrhaftiger sichtbar machen. Dumm gelaufen, weil es auch von Regisseur Franco zu verhindern gewesen wäre, ist allerdings, dass dieser Lester Ballard inmitten einer allgemeinen Verkommenheit und eines verfilzten Bartes immer wieder makellos weiße Zähne bleckt wie in der Zahnpasta-Werbung.
Das ist der Fluch des hingebungsvollen Naturalismus. Natürlich kann das aber die Wirkung des Films nicht ernsthaft beschädigen. Auch bei McCarthy ist nicht jeder Satz so schön, dass man ihn ausschneiden und sich an die Wand hängen möchte. Aber sowohl im Roman wie in der Adaption spürt man eine Wucht, eine rohe erzählerische Kraft, die einen begeistert - auch wenn sie sich manchmal ein bisschen zu sehr an sich selbst zu berauschen scheint.
PETER KÖRTE
Cormac McCarthy: "Ein Kind Gottes". Roman. Übersetzt von Nikolaus Stingl. Rowohlt, 192 Seiten, 12,99 Euro. Erscheint am 28. November.
James Franco: "Child of God". DVD, Lighthouse Home Entertainment, 14,99 Euro. Ab Freitag im Handel
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Multikünstler: James Franco hat Cormac McCarthys Roman "Ein Kind Gottes" verfilmt, der jetzt erstmals auf Deutsch erscheint
James Franco, das weiß inzwischen jeder im Kulturbetrieb, weil er in nahezu jeder Sparte des Betriebs bereits aufgetaucht ist, kann alles. Fast jedenfalls. Schauspieler und Regisseur und Drehbuchautor, Schriftsteller, gelegentlich Publizist, bildender Künstler, auch Musik hat er gemacht, und zum "sexiest man living" wurde er 2009 nebenbei auch schon gekürt. Doch bei aller Bewunderung, die zuverlässig ihre Schwestern Häme und Neid aufgescheucht hat, fragt man sich natürlich, was der Mann denn mit seinen gerade 36 Jahren noch alles unternehmen will.
Die Antwort gibt sofort seine Filmographie. Unter anderem hat er innerhalb der letzten beiden Jahre eben mal zwei Romane von William Faulkner verfilmt, "The Sound and the Fury" und "As I Lay Dying", zu beiden auch das Drehbuch geschrieben und mitgespielt. Einmal in Schwung beim Adaptieren von als kaum bis gar nicht verfilmbar geltenden Großschriftstellerwerken, hat er sich auch Cormac McCarthys frühen Romans "A Child of God" angenommen, der 1974 erschienen ist und jetzt zum ersten Mal in deutscher Übersetzung herauskommt.
Das ist natürlich nur ein Zufall, vielleicht ergibt sich ein bescheidener Synergieeffekt daraus, auch wenn der Film in Deutschland nur auf DVD in den Handel kommt, weil sich offenbar kein deutscher Verleiher dazu aufraffen konnte, die Kinorechte zu erwerben. Auch der inzwischen 81-jährige McCarthy ist trotz "No Country for Old Men" und einiger anderer verfilmter Romane, trotz seines von Ridley Scott mit Staraufgebot adaptierten Drehbuchs für "Der Anwalt" nicht gerade ein Kassenmagnet auf dem Buchmarkt. Aber man sollte, wie schon bei Jonathan Glazers "Under the Skin" (mit Scarlett Johansson in der Hauptrolle), Unlust und mangelnde Risikobereitschaft deutscher Filmverleiher nicht mit einem ästhetischen Urteil verwechseln.
"Ein Kind Gottes" ist die Geschichte einer verlorenen Seele, eines Mannes, der nicht mehr unter Menschen leben will, verwahrlost, verroht, vielleicht verrückt. Lester Ballard wird mit den Worten vorgestellt: "Er ist klein, unsauber, unrasiert . . . Sächsisches und keltisches Blut. Vielleicht ein Kind Gottes ganz wie man selbst." Dieser Schlenker ist typisch McCarthy, der knapp, schroff und auf den Punkt schreiben kann, um plötzlich auszuschweifen in lyrisch-farbige Landschaftsbeschreibungen, der bisweilen gleichnishaft, gravitätisch und auch mal ein bisschen schwülstig wird, wenn Ballard zum Beispiel einem Eber zuschaut, der einen Jagdhund aufschlitzt: "Er sah zu, wie das herrliche Blut in diesem Urbild von Kampf aufspritzte."
Dieser Lester Ballard ist ein Hinterweltler unter Hinterweltlern, ein wilder Mann aus den Wäldern, der mit dem Gewehr in der Hand herumläuft. Nachdem er wutentbrannt bei der Versteigerung seines Elternhauses auftaucht, wird er schwer verprügelt - "hinterher hat Lester Ballard den Kopf nie mehr richtig gerade halten können". Obdachlos geworden, nistet er sich in einer Bruchbude in den Wäldern ein, im Sevier County, Tennessee.
McCarthy erzählt die Geschichten einer fortschreitenden Verrohung in knappen, übergangslos montierten Kapiteln, die einen gemächlichen Erzählfluss gezielt unterbinden. Blicke auf Ballard wechseln ab mit Abschnitten in der ersten Person, in denen ehemalige Mitschüler, Bekannte oder andere Augenzeugen sich an Ballard erinnern - dass sein Vater sich erhängt hat, wie gut er schießen kann und welch irre Dinge er getan hat. Ursachenforschung, ob ihn nun zuerst die ländliche Gesellschaft ausgeschlossen hat oder er sich von ihr abgekehrt hat, interessiert McCarthy mit Recht nicht. Ihn interessieren die Folgen: dass die Wirkung des einen Ausschlusses die des anderen noch potenziert. Und so folgt der Roman dem unumkehrbaren Weg des Outlaws durch Schrecken und Bizarrerien, durch Voyeurismus, Mord und Nekrophilie.
Und weil Cormac McCarthy zum Glück nur gelegentlich die Zügel schießen lässt, hat das nichts Reißerisches. Es gibt keine große theologische Botschaft, keinen Hauch von Apokalypse, wie er durch spätere Romane McCarthys weht. Den Satz vom "Kind Gottes ganz wie man selbst" kann man als simple Erinnerung lesen: dass Ballard zwar immer grausamer, abartiger, durchgeknallter wird, aber deswegen nicht aufhört, menschlich zu sein.
James Franco hat diesen schmalen Roman mit einer erstaunlichen Werktreue verfilmt. Weil das Budget offensichtlich knapp war, hat er das White-Trash-Personal ein wenig reduziert, ein paar Charaktere - wie etwa den schmierigen Müllhaldenbesitzer mit seinen neun Töchtern - gestrichen, so dass Ballard auf seinen Streifzügen durch die Wälder noch einsamer wirkt und es vor allem mit dem sadistischen Sheriff (Tim Blake Nelson) und ein paar anderen Hillbillies zu tun hat.
Franco, der in einer kurzen Szene als Anführer einer lynchwütigen Meute auch auftaucht, geht so weit, einzelne Textpassagen aus dem Off verlesen zu lassen oder sogar auf der schwarzen Leinwand in großen weißen Buchstaben zu zeigen. McCarthys abrupt endenden Kapiteln entsprechen jeweils Schwarzbilder. Der Film umgibt seinen Protagonisten wie im Buch mit auf der Kirmes geschossenen Stofftieren und lässt ihn später auch die Kleider seiner weiblichen Opfer tragen - "eine schauerliche Puppe in schlecht sitzenden Kleidern, deren karminroter Mund hell und wie losgelöst in der weißen Landschaft schwebte".
Aber natürlich kann die Drastik des Sichtbaren nicht die Drastik des Beschriebenen sein. Zwar schaut die Kamera Ballard nervig genau beim Kacken zu, die nekrophilen Einlassungen aber hat Franco dann doch lieber im Dunkeln gelassen, was sehr viel wirkungsvoller ist, als es jeder Splatter-Einschlag wäre.
Dass man "Child of God" mit einer Mischung aus Faszination und Widerwillen zuschaut, dass der Film über die bewundernde Bebilderung eines düsteren Romans hinauskommt, das ist jedoch in erster Linie dem Hauptdarsteller zu verdanken: Scott Haze, 33, ist ein Method Actor, wie man ihn schon ausgestorben glaubte. Aus der Rolle macht er eine Extremerfahrung. Er hat zur Vorbereitung eine Weile in einer Höhle im Sevier County gewohnt, er hat eine eigene Körperhaltung, ein gestisches und mimisches Spektrum entwickelt, eine Weise zu murmeln und zu grummeln, bis der ohnehin nicht leicht zu verstehende Südstaatendialekt sich einem Grunzen anverwandelt hat.
So entsteht der gewünschte Anschein, dass keine Distanz mehr sei zwischen Rolle und Darsteller. Und gerade weil Haze derart mit seinem Alter Ego verwachsen scheint, kann er durch all die Laute, Gebärden und bizarren Taten hindurch die Humanität des Höhlenmenschen umso wahrhaftiger sichtbar machen. Dumm gelaufen, weil es auch von Regisseur Franco zu verhindern gewesen wäre, ist allerdings, dass dieser Lester Ballard inmitten einer allgemeinen Verkommenheit und eines verfilzten Bartes immer wieder makellos weiße Zähne bleckt wie in der Zahnpasta-Werbung.
Das ist der Fluch des hingebungsvollen Naturalismus. Natürlich kann das aber die Wirkung des Films nicht ernsthaft beschädigen. Auch bei McCarthy ist nicht jeder Satz so schön, dass man ihn ausschneiden und sich an die Wand hängen möchte. Aber sowohl im Roman wie in der Adaption spürt man eine Wucht, eine rohe erzählerische Kraft, die einen begeistert - auch wenn sie sich manchmal ein bisschen zu sehr an sich selbst zu berauschen scheint.
PETER KÖRTE
Cormac McCarthy: "Ein Kind Gottes". Roman. Übersetzt von Nikolaus Stingl. Rowohlt, 192 Seiten, 12,99 Euro. Erscheint am 28. November.
James Franco: "Child of God". DVD, Lighthouse Home Entertainment, 14,99 Euro. Ab Freitag im Handel
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
McCarthy kartiert den schrecklichen Abstieg seines Helden mit Leidenschaft, Zärtlichkeit, Beredsamkeit und mit einem Humor, der perfekt zur bitteren Verschrobenheit des Südens passt. The Times Literary Supplement