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Nach seiner Scheidung kehrt Teodor Szacki Warschau den Rücken und zieht in ein kleines Weichsel-Städtchen. Als er gerade anfängt, sich in der Idylle zu langweilen, geschieht ein Mord an einer im Ort hoch angesehenen Dame. Der Fundort der Leiche neben der Alten Synagoge sowie die grausame Art der Verletzungen lassen unter den Leuten alte antisemitische Vorurteile wieder aufblühen. Schnell ist das Medieninteresse an dem Fall enorm und gegen all die Lügen und die sich ausbreitende Hysterie kämpfend, versucht Szacki der Wahrheit näher zu kommen...

Produktbeschreibung
Nach seiner Scheidung kehrt Teodor Szacki Warschau den Rücken und zieht in ein kleines Weichsel-Städtchen. Als er gerade anfängt, sich in der Idylle zu langweilen, geschieht ein Mord an einer im Ort hoch angesehenen Dame. Der Fundort der Leiche neben der Alten Synagoge sowie die grausame Art der Verletzungen lassen unter den Leuten alte antisemitische Vorurteile wieder aufblühen. Schnell ist das Medieninteresse an dem Fall enorm und gegen all die Lügen und die sich ausbreitende Hysterie kämpfend, versucht Szacki der Wahrheit näher zu kommen...
Autorenporträt
Miloszewski, Zygmunt
Zygmunt Miloszewski, geboren 1976 und früher Journalist bei Newsweek Polen, katapultierte sich mit »Warschauer Verstrickungen« in die erste Reihe der osteuropäischen Autoren, die gerade die internationale Krimiszene aufmischen. Für das Buch erhielt er den Preis Wielki Kaliber, die höchste polnische Auszeichnung für Kriminalliteratur.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Nach seiner Scheidung hat Staatsanwalt Teodor Szacki im Frühjahr 2009 eine Stellung fern der Hauptstadt angetreten. Mit seinen vielen historischen Gebäuden ist das Weichsel-Städtchen Sandomierz ein Ort zum Verlieben, aber kaum hat Szacki dort seine neue Wohnung bezogen, fallen mehrere Vertreter der lokalen Prominenz einer brutalen Mordserie zum Opfer. Dabei scheint der Täter die hier tief verwurzelte antisemitische Blutlegende wiederbeleben zu wollen. Hatte der 1976 geborene Zygmunt Miloszewski im ersten Band seiner Szacki-Serie "Warschauer Verstrickungen" behandelt, so wechselt er also nun vom Großstadt- zum Regio-Krimi und beschwört ausgerechnet in der Woiwodschaft Heiligkreuz die Gespenster einer unheiligen Vergangenheit herauf. Miloszewski gelingt es, zugleich die Quellen des polnischen Antisemitismus und die Reize der polnischen Provinz zu enthüllen. Doch Idyllen sind nicht nur verführerisch, sondern auch trügerisch: "Alle lügen", sagt der greise Vater seiner neuen Kollegin Barbara. Doch steckt nicht selbst in Lügen und Legenden ein Körnchen Wahrheit? Während er sich durch die buchstäblich labyrinthischen Untergründe seines Falls arbeitet, erkennt Szacki beinahe zu spät, in welchem Ausmaß hier nicht nur die Geschichte, sondern auch Tatorte und Identitäten verfälscht worden sind.

© BÜCHERmagazin, Ulrich Baron (ub)

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Zunächst mal ist Jörg Thomann ernstlich ein bisschen genervt vom Helden Teodor Szacki (" Szacki spricht man 'Schatzki'"), denn der Held ist nicht nur nicht liebenswert, sondern auf schwer erträgliche Art frauenverachtend. Aber da ist doch etwas, das Miloszewskis Krimi für den Rezensenten rettet: seine Präzision, die Art, wie er reale Ereignisse aus der Entstehungszeit des Krimes (dem Jahr 2009) mit der Fiktion verknüpft und am Ende über 500 Seiten ein wahrhaftes Panorama der polnischen Gesellschaft entfaltet. Und das Thema, um das es geht, ist den Polen so wenig geheuer wie den deutschen Lesern des Buchs: Das Städtchen Sandomierz, das auch Schauplatz eines idyllischen Fernsehkrimiserie um einen katholischen Priester ist, war Schauplatz von Pogromen. Darum und um aktuellen Antisemitismus geht es in "Ein Körnchen Wahrheit". Thomann ist am Ende so begeistert, dass er gleich nach den anderen Bänden dieser Krimi-Trilogie greifen will.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.07.2016

In der Welthauptstadt des Ritualmords
Zygmunt Miloszewski stößt im Polen der Gegenwart auf einen alten Wahn

In der Regel weiß der Krimifreund zwischen der schaurigen Fiktion und der gottlob meist betulicheren Realität gut zu trennen. Würde er die Fälle seiner Helden für bare Münze nehmen, müsste er die vielfach von Kunstblut durchtränkten Schauplätze der Verbrechen tunlichst meiden. Das Gegenteil aber ist der Fall: Brunetti-Fans pilgern nach Venedig und Wallander-Fans nach Ystad, der beängstigenden Rate dort erdachter Verbrechen zum Trotze. Auch die im Südosten Polens gelegene Stadt Sandomierz erfreut sich eines solchen Krimi-Tourismus, seit vor acht Jahren die Serie "Ojciec Mateusz" im Fernsehen startete. Deren Titelheld, ein katholischer Priester, löst Kriminalfälle und radelt dabei so emsig durch die pittoreske Altstadt wie sein Vorbild, der von Terence Hill gespielte Don Matteo, durchs umbrische Gubbio.

Wenn die Anhänger des Staatsanwaltes Teodor Szacki diesem nicht in solchen Massen nach Sandomierz folgen wie dem Vater Mateusz dessen Schäfchen, dann hat sich Zygmunt Miloszewski, Szackis Erfinder, das selbst zuzuschreiben. Im zweiten Band seiner Trilogie nämlich lässt Miloszewski den von Warschau nach Sandomierz gewechselten Staatsanwalt über dieses "unsäglich schläfrige Nest" lästern, das abends "ausgestorben und deprimierend" sei. Da möchte man als Leser nicht sogleich die Koffer packen und einkehren in die von Szacki verachteten Gaststätten des Städtchens, wo man wählen kann zwischen der "nach Bier stinkenden Provinzspelunke" und dem Lokal, in dem der Kaffee "eine leichte Note von schmutzigem Spüllappen" trägt. Selbstverständlich werden beide Etablissements namentlich genannt, die Besitzer und das Stadtmarketing werden sich bedanken.

Es liegt freilich, ein schwacher Trost, weniger an Sandomierz als an Szacki. Zum grundguten Fernsehpriester Mateusz bietet Miloszewskis Ermittler den größten Gegensatz; er ist zynisch, eigenbrötlerisch und eitel, und seit dem Ende seiner schon im ersten Band "Warschauer Verstrickungen" kriselnden Ehe haben sich seine menschen- und vor allem frauenfeindlichen Züge noch verstärkt. Szacki spricht man "Schatzki", doch sehr liebenswert ist dieser Kerl nicht. Seine chauvinistische Art, die es ihm erlaubt, selbst während eines Gesprächs über die durchtrennte Schlagader eines Mordopfers in Erregung zu geraten, weil sich seine Vorgesetzte gerade die Sahne eines Windbeutels von den Lippen leckt, kann einem schwer auf die Nerven gehen.

Nun wimmelt es auch sonst nicht eben von Sympathieträgern in Miloszewskis Werk - was Wunder bei einem Volk, welches, so das von mehreren Protagonisten ausgesprochene gnadenlose Urteil, verbittert, von Neid zerfressen und ewig unzufrieden ist. Es mag Ausweis ihrer extrem ausgeprägten Selbstironie sein, dass die Polen die Szacki-Trilogie trotzdem zu Bestsellern machten; die ersten beiden Teile sind schon verfilmt worden.

Und der Erfolg kommt nicht von ungefähr. "Ein Körnchen Wahrheit" ist clever konstruiert, die fiktiven Verbrechen werden geschickt verknüpft mit realen Ereignissen aus dem Jahr 2009, in dem die Story spielt, und der düsteren Vergangenheit. Tief taucht man ein in die polnische Geschichte, die hierzulande vielen Lesern so fremd ist, obschon mit der deutschen so eng verknüpft. Und da wird aus dem "schläfrigen Nest" Sandomierz, wiederum nicht schmeichelhaft, die "Weltmetropole des Ritualmords": ein Ort, an dem immer wieder Juden verfolgt, verurteilt und getötet wurden - aufgrund der Wahnidee, sie würden christliche Kinder rauben und ermorden.

Der alte Wahn und der neue Antisemitismus bilden die Folie, vor der Szackis Mordermittlungen in Sandomierz spielen. Sie füllen mehr als fünfhundert Seiten, da der Autor nicht nur Spannung erzeugen, sondern ein Panorama der polnischen Gesellschaft skizzieren möchte. Manches Unterkapitel schweift ein wenig weit ab, manche Abkürzung und manch unbekannten Namen hätte man als Nichtpole gern näher erklärt gehabt, spätestens im letzten Drittel nimmt das Buch aber mächtig an Fahrt auf - und am Ende ist man nicht nur versöhnt mit dem komischen Kauz Teodor Szacki, sondern auch überzeugt davon, dass Sandomierz bei allem Defätismus eine Reise wert ist.

In Polen hat der mehrfach preisgekrönte Zygmunt Miloszewski mit seiner Ankündigung, künftig keine Krimis mehr schreiben zu wollen, zahlreiche Leser betrübt. In Deutschland darf man sich noch auf den Abschlussband der Trilogie freuen, in dem Szacki Olsztyn heimsucht. Noch ist kein Versuch der Stadt bekanntgeworden, die Übersetzung des Buchs zu verhindern.

JÖRG THOMANN

Zygmunt Miloszewski: "Ein Körnchen Wahrheit." Teodor Szacki ermittelt weiter.

Aus dem Polnischen von Barbara Samborska.

Berlin Verlag, Berlin 2016.

512 S., br., 10.- [Euro]

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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""Ein Körnchen Wahrheit" ist clever konstruiert, die fiktiven Verbrechen werden geschickt verknüpft mit realen Ereignissen aus dem Jahr 2009, in dem die Story spielt, und der düsteren Vergangenheit. Tief taucht man ein in die polnische Geschichte, die hierzulande vielen Lesern so fremd ist, obschon mit der deutschen so eng verknüpft. [...]. Der alte Wahn und der neue Antisemitismus bilden die Folie, vor der Szackis Mordermittlungen in Sandomierz spielen. Sie füllen mehr als 500 Seiten, da der Autor nicht nur Spannung erzeugen, sondern ein Panorama der polnischen Gesellschaft skizzieren möchte.", Frankfurter Allgemeine Zeitung, Jörg Thomann, 18.07.2016