»Du musst das halt in meinem Sinn machen«, trägt Thomas Bernhard seinem Halbbruder Peter Fabjan auf, als er spürt, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Und der sieben Jahre Jüngere gehorcht und übernimmt die Verantwortung, dieses Mal für ein schwieriges Erbe - so wie er es immer getan hat von Jugend an, wenn ihn der Ältere gebraucht hat. Den anderen galt er als »der liebe Bruder«, Fabjan selbst sieht sich eher als »Helfer in der Not«, denn oft genug fand er sich in der Rolle des Chauffeurs und dienstbaren Geistes wieder, der am Nebentisch saß, während der Bruder mit Persönlichkeiten aus Politik und Kunst parlierte.
Peter Fabjan, Bruder und gleichzeitig behandelnder Arzt Thomas Bernhards, gibt in seinen Erinnerungen einen Einblick in das Leben an der Seite, besonders aber auch im Schatten des österreichischen Dramatikers und Romanschriftstellers, der Weltruhm erlangte. Er erzählt von den schwierigen und vielfach belasteten familiären Verhältnissen genauso wie von der Kriegskindheit, von gemeinsamen Reisen in die USA oder nach Portugal und von seinen Bemühungen um das Leben seines von langer und schwerer Krankheit gezeichneten Patienten. Ein offenherziger, freimütiger und ehrlicher Bericht.
Peter Fabjan, Bruder und gleichzeitig behandelnder Arzt Thomas Bernhards, gibt in seinen Erinnerungen einen Einblick in das Leben an der Seite, besonders aber auch im Schatten des österreichischen Dramatikers und Romanschriftstellers, der Weltruhm erlangte. Er erzählt von den schwierigen und vielfach belasteten familiären Verhältnissen genauso wie von der Kriegskindheit, von gemeinsamen Reisen in die USA oder nach Portugal und von seinen Bemühungen um das Leben seines von langer und schwerer Krankheit gezeichneten Patienten. Ein offenherziger, freimütiger und ehrlicher Bericht.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensentin Judith von Sternburg haben die Erinnerungen des Mediziners Peter Fabjan an seinen Halbbruder Thomas Bernhard spürbar bewegt. So diskret, wie er anscheinend auch an der Seite seines raumfordernden Bruders agierte, schreibt der Autor der Kritikerin zufolge auch: Zart, knapp und unrasant berichtet er von den eigentümlichen, meist dunklen Momenten mit dem berühmten Schriftsteller, eine Ästhetik, die Sternburg für das Resultat eines unbedingten Willens zur genauen Erinnerung hält. Die Schwierigkeit im Umgang mit Bernhard tritt klar zutage, ohne dass der Autor seine Rolle beklagen würde, erzählt die faszinierte Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.02.2021Österreich hat er ja doch nicht gehasst
Zum neunzigsten Geburtstag erinnern zwei Bücher an den Schriftsteller Thomas Bernhard: die Erinnerungen des Halbbruders und eine "unkorrekte Geschichte" in Bildern
Thomas Bernhard sagte einmal, das Schöne an seinen Büchern sei, dass es überhaupt nicht darin vorkomme: So entstehe es von selbst. Seinen Geschwistern verbot er, nach seinem Tod von ihm zu erzählen, und schrieb vorbeugend eine fünfbändige Autobiographie. Bernhards "lieber Bruder", der 82 Jahre alte Mediziner und Nachlassverwalter Peter Fabjan, hat sich jetzt dem Verbot widersetzt und in seinem Buch über das "Leben an der Seite von Thomas Bernhard" auch das Schöne festgehalten. Aber man soll ja, auch mit Bernhard gesprochen, immer dorthin gehen, wo ein Kontrast ist.
Bernhard saß gern im Café Bräunerhof und dachte an das Übel dieser Welt, darunter die Menschen am Nebentisch. Er grantelt, weil er begreift, dass er letztendlich selbst "Die Ursache" ist, wie ein Band seiner Autobiographie hieß. Nach Mallorca reiste er zum Schreiben, weil er das Klima mag und kein Spanisch spricht. Auch gibt es dort kaum Österreicher: zwar lauter liebe Leute, aber bösartig, unwichtig, und katholisch.
Das ist Allgemeingut zu Thomas Bernhard, dessen Geburtstag sich gerade zum neunzigsten Mal jährte. Im Bilderbuch von Nicolas Mahler steht es aber ganz anders: "Die Bernhard-Forschung hat mittlerweile herausgefunden: Der Autor hat sein Land und dessen Bewohner gar nicht gehasst." Das Land jedoch musste sich erst an ihn gewöhnen, ehe er zum kanonischen Autor avancieren durfte. Es machte immerhin 1988 noch einen Aufstand, als er im Stück "Heldenplatz" im Auftrag Claus Peymanns am Burgtheater die jubelnden Menschenmassen wieder heraufbeschwor, welche 1938 auf diesem Platz Hitlers Einzug gefeiert hatten.
Die Konfrontation des sich selbst beobachtenden Dramatikers, die in "Heldenplatz" steckt, war absolut notwendig: Ein Geistesmensch spielt mit Suizidgedanken, weil der Rechtsextremismus sein Land nie verlassen hat - und der herrschende Katholizismus der große Zerstörer der Kinderseele ist. In Mahlers "unkorrekter Biografie" wird aus dem Hitlerportrait an der Schulwand ein gekreuzigter Christus, darunter macht der Bursche brav die Hausaufgaben. Seine Hassliebe zu Österreich beschrieb Bernhard gern über die Metapher seines Herzens, das er für immer ans Heimathaus gehängt hat und welches dort nun langsam verschimmelt.
Während Mahler die Lebensstationen in Form eines Bilderbuchs in Wiener Schmäh verpackt, reicht Fabjans "Rapport" von komplizierter Familiengeschichte über Archivsammelsurien bis zu trockenen Listen ("Die Krankengeschichte in groben Teilstationen"). Bei Mahler wird die innere Zerrissenheit des Autors in chronologischen Bildern lebendig.
Vom leiblichen Vater im Stich gelassen, wurde Thomas Bernhard als Säugling ins Heim gesteckt, wo die Mutter ihn kaum umarmen durfte, später landete er in einem nationalsozialistischen Erziehungsheim, das nach dem Krieg katholisch wurde. Die Schule war für Bernhard in beiderlei Form eine Geistesvernichtungsanstalt, weshalb er sie schließlich abbrach, um für einen Kolonialladen im Armenviertel zu arbeiten. Dort erkrankte er an Lungentuberkulose, der Beginn einer langen Leidensgeschichte.
Für Bernhard bedeuten die Krankheiten auch das frühe Ende einer Sängerkarriere. Mit siebzehn singt er Wagner, mit achtzehn Mozart, mit zwanzig "begnügt" er sich mit Bach. Höhepunkt seiner musikalischen Laufbahn ist das "Ave Maria" von Bruckner in der Veitskirche in Sankt Veit im Pongau. Dort singt er gegen Gott an, ihm kommen die Tränen. In diesem Moment selbstverliebten Hochmuts sieht er später den Kern seines seelischen Verderbens. Den Geistesüberdruss muss er sich fortan vom Leib schreiben, dabei bleibt er musikalisch. Jedes Wort ein Treffer. Jedes Kapitel eine Weltanklage.
Um solche Passionsgeschichten geht es bei Fabjan nicht. Schon der Titel eines Kapitels, "Für Thomas Bernhard wichtige Menschen, die ich mit ihm erlebt habe", deutet an, dass der Bruder auch sanfte Korrekturen an Bernhards Erzählungen vornehmen möchte. So klärt er etwa darüber auf, wie aus einem windstillen Nachmittag am Traunsee mit dem manisch-depressiven Paul Wittgenstein bei Bernhard ein erfolgreicher Segelturn wird. Dem guten Freund und Pianist hat der Autor später ein Buch gewidmet und es charmant "Wittgensteins Neffe" betitelt. Im Zentrum steht nicht Paul, sondern die Form als Grenze des Sagbaren, ganz wie im berühmten "Tractatus".
Aus Fabjans Bericht erahnt man, dass Bernhard zwar unausstehlich sein konnte, sich aber im Innersten nach tiefer Geschwisterliebe sehnte. Der Arzt kommentiert dies lapidar: "Die Schwester und ich erlebten ihn als den in eine ferne Welt entrückten, uns in Zuneigung wie Distanzbedürfnis verbundenen Bruder. Unsere Zuneigung durften wir ihm nicht schenken, sie wurde verlangt und musste ein Leben lang bewiesen werden. Eine schwierige Situation."
Genauso schwierig wie die Frage, wie man mit dem Nachlass eines Menschen umgeht, der so von der Welt verschwinden wollte, wie er auf sie gekommen ist: ohne Aufsehen. Siebzig Jahre Aufführungsverbot stehen im Testament, sein von der Akademie der Wissenschaften digitalisiertes Werk ist nicht frei zugänglich. Auf dem Totenbett hat Bernhard kein Lustspiel mehr auf die Tragikomödie seiner Existenz geschrieben. Dabei hätte es sich vermutlich besser verkauft als ein Buch, das den Titel "Verstörung" trägt, wie Mahler anmerkt. Die Botschaft ist trotzdem klar: Bernhard beschreibt das Furchtbare, damit wir es vermeiden.
HELENA RASPE
Peter Fabjan, "Ein Leben an der Seite von Thomas Bernhard" (195 Seiten, 24 Euro), Nicolas Mahler, "Thomas Bernhard. Die unkorrekte Biografie" (119 Seiten, 16 Euro). beide erschienen im Suhrkamp Verlag.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zum neunzigsten Geburtstag erinnern zwei Bücher an den Schriftsteller Thomas Bernhard: die Erinnerungen des Halbbruders und eine "unkorrekte Geschichte" in Bildern
Thomas Bernhard sagte einmal, das Schöne an seinen Büchern sei, dass es überhaupt nicht darin vorkomme: So entstehe es von selbst. Seinen Geschwistern verbot er, nach seinem Tod von ihm zu erzählen, und schrieb vorbeugend eine fünfbändige Autobiographie. Bernhards "lieber Bruder", der 82 Jahre alte Mediziner und Nachlassverwalter Peter Fabjan, hat sich jetzt dem Verbot widersetzt und in seinem Buch über das "Leben an der Seite von Thomas Bernhard" auch das Schöne festgehalten. Aber man soll ja, auch mit Bernhard gesprochen, immer dorthin gehen, wo ein Kontrast ist.
Bernhard saß gern im Café Bräunerhof und dachte an das Übel dieser Welt, darunter die Menschen am Nebentisch. Er grantelt, weil er begreift, dass er letztendlich selbst "Die Ursache" ist, wie ein Band seiner Autobiographie hieß. Nach Mallorca reiste er zum Schreiben, weil er das Klima mag und kein Spanisch spricht. Auch gibt es dort kaum Österreicher: zwar lauter liebe Leute, aber bösartig, unwichtig, und katholisch.
Das ist Allgemeingut zu Thomas Bernhard, dessen Geburtstag sich gerade zum neunzigsten Mal jährte. Im Bilderbuch von Nicolas Mahler steht es aber ganz anders: "Die Bernhard-Forschung hat mittlerweile herausgefunden: Der Autor hat sein Land und dessen Bewohner gar nicht gehasst." Das Land jedoch musste sich erst an ihn gewöhnen, ehe er zum kanonischen Autor avancieren durfte. Es machte immerhin 1988 noch einen Aufstand, als er im Stück "Heldenplatz" im Auftrag Claus Peymanns am Burgtheater die jubelnden Menschenmassen wieder heraufbeschwor, welche 1938 auf diesem Platz Hitlers Einzug gefeiert hatten.
Die Konfrontation des sich selbst beobachtenden Dramatikers, die in "Heldenplatz" steckt, war absolut notwendig: Ein Geistesmensch spielt mit Suizidgedanken, weil der Rechtsextremismus sein Land nie verlassen hat - und der herrschende Katholizismus der große Zerstörer der Kinderseele ist. In Mahlers "unkorrekter Biografie" wird aus dem Hitlerportrait an der Schulwand ein gekreuzigter Christus, darunter macht der Bursche brav die Hausaufgaben. Seine Hassliebe zu Österreich beschrieb Bernhard gern über die Metapher seines Herzens, das er für immer ans Heimathaus gehängt hat und welches dort nun langsam verschimmelt.
Während Mahler die Lebensstationen in Form eines Bilderbuchs in Wiener Schmäh verpackt, reicht Fabjans "Rapport" von komplizierter Familiengeschichte über Archivsammelsurien bis zu trockenen Listen ("Die Krankengeschichte in groben Teilstationen"). Bei Mahler wird die innere Zerrissenheit des Autors in chronologischen Bildern lebendig.
Vom leiblichen Vater im Stich gelassen, wurde Thomas Bernhard als Säugling ins Heim gesteckt, wo die Mutter ihn kaum umarmen durfte, später landete er in einem nationalsozialistischen Erziehungsheim, das nach dem Krieg katholisch wurde. Die Schule war für Bernhard in beiderlei Form eine Geistesvernichtungsanstalt, weshalb er sie schließlich abbrach, um für einen Kolonialladen im Armenviertel zu arbeiten. Dort erkrankte er an Lungentuberkulose, der Beginn einer langen Leidensgeschichte.
Für Bernhard bedeuten die Krankheiten auch das frühe Ende einer Sängerkarriere. Mit siebzehn singt er Wagner, mit achtzehn Mozart, mit zwanzig "begnügt" er sich mit Bach. Höhepunkt seiner musikalischen Laufbahn ist das "Ave Maria" von Bruckner in der Veitskirche in Sankt Veit im Pongau. Dort singt er gegen Gott an, ihm kommen die Tränen. In diesem Moment selbstverliebten Hochmuts sieht er später den Kern seines seelischen Verderbens. Den Geistesüberdruss muss er sich fortan vom Leib schreiben, dabei bleibt er musikalisch. Jedes Wort ein Treffer. Jedes Kapitel eine Weltanklage.
Um solche Passionsgeschichten geht es bei Fabjan nicht. Schon der Titel eines Kapitels, "Für Thomas Bernhard wichtige Menschen, die ich mit ihm erlebt habe", deutet an, dass der Bruder auch sanfte Korrekturen an Bernhards Erzählungen vornehmen möchte. So klärt er etwa darüber auf, wie aus einem windstillen Nachmittag am Traunsee mit dem manisch-depressiven Paul Wittgenstein bei Bernhard ein erfolgreicher Segelturn wird. Dem guten Freund und Pianist hat der Autor später ein Buch gewidmet und es charmant "Wittgensteins Neffe" betitelt. Im Zentrum steht nicht Paul, sondern die Form als Grenze des Sagbaren, ganz wie im berühmten "Tractatus".
Aus Fabjans Bericht erahnt man, dass Bernhard zwar unausstehlich sein konnte, sich aber im Innersten nach tiefer Geschwisterliebe sehnte. Der Arzt kommentiert dies lapidar: "Die Schwester und ich erlebten ihn als den in eine ferne Welt entrückten, uns in Zuneigung wie Distanzbedürfnis verbundenen Bruder. Unsere Zuneigung durften wir ihm nicht schenken, sie wurde verlangt und musste ein Leben lang bewiesen werden. Eine schwierige Situation."
Genauso schwierig wie die Frage, wie man mit dem Nachlass eines Menschen umgeht, der so von der Welt verschwinden wollte, wie er auf sie gekommen ist: ohne Aufsehen. Siebzig Jahre Aufführungsverbot stehen im Testament, sein von der Akademie der Wissenschaften digitalisiertes Werk ist nicht frei zugänglich. Auf dem Totenbett hat Bernhard kein Lustspiel mehr auf die Tragikomödie seiner Existenz geschrieben. Dabei hätte es sich vermutlich besser verkauft als ein Buch, das den Titel "Verstörung" trägt, wie Mahler anmerkt. Die Botschaft ist trotzdem klar: Bernhard beschreibt das Furchtbare, damit wir es vermeiden.
HELENA RASPE
Peter Fabjan, "Ein Leben an der Seite von Thomas Bernhard" (195 Seiten, 24 Euro), Nicolas Mahler, "Thomas Bernhard. Die unkorrekte Biografie" (119 Seiten, 16 Euro). beide erschienen im Suhrkamp Verlag.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.01.2021„Jetzt brauche ich dich!“
Peter Fabjan, Thomas Bernhards Bruder und Arzt, hat ein autobiografisches Buch geschrieben
Thomas Bernhard geht es schlecht, er liegt im Bett; sein Nachbar Ignaz Hennetmair muss unbedingt sofort Dr. Peter Fabjan anrufen, Bernhards Bruder. Nach Dienstschluss im Krankenhaus in Wels bei den Barmherzigen Schwestern soll er sofort zur Visite kommen. Gut dreißig Minuten mit dem Auto sind es von Wels nach Ohlsdorf, wo Bernhard lebt und kränkelt.
Doch Fabjan lässt sich Zeit, er geht mit einem Freund ins Theater und erscheint bei seinem Bruder erst, als der sich bereits mit einer Schlaftablette hingelegt hat. Bernhard ist außer sich, der Freund sei ihm also wichtiger als sein eigener Bruder, und schon zückt er das Flammenschwert, Fabjan wird verstoßen: „Ich will überhaupt nichts mehr von dir, ich will dich nicht mehr sehen …“.
Nicht der vom Hof gejagte Fabjan erzählt diese Geschichte, sie steht im versiegelten Tagebuch von 1972, das Karl Ignaz Hennetmair zur Freude aller Bernhard-Enthusiasten vor zwanzig Jahren veröffentlicht hat. Es zeigt den Dichter, im Jahr eins nach Hegel darf man es wieder sagen, in der Perspektive des Kammerdieners, in der ihm „jener nicht als Held, sondern als Essender, Trinkender, sich Kleidender, überhaupt in der Einzelnheit des Bedürfnisses und der Vorstellung“ erscheint.
Außerhalb des heiligen Raums seiner Bücher und Stücke verbrachte der Einsamkeitsapostel Bernhard offenbar viel Zeit mit seinem klatschsüchtigen Nachbarn vor dem Fernseher. Er rast im Auto durch die Gegend, schneidet sich mit der Motorsäge ins Bein, kauft und renoviert Häuser und benimmt sich in kurzer Hose und Lodenjacke so unliterarisch wie nur möglich. Seinem Bruder, der „für meine Arbeiten ja kein Verständnis gezeigt“ hat, bleibt in diesem Leben zwischen Premierenskandal und Frittatensuppe nur eine Chargenrolle.
Thomas Bernhard ist 1989 gestorben, sein heute 82-jähriger Bruder, als Arzt längst pensioniert, verwaltet den Nachlass. Fabjan könnte das letzte Wort haben, wenn nicht von all den Verlegern, Kapellmeistern, Nationalratspräsidentenwitwen, den Nachbarn und vor allem von Bernhard selber bereits so gut wie alles über Bernhard gesagt worden wäre. Fabjan versucht es trotzdem und besteht auf seinem eigenen „Leben an der Seite von Thomas Bernhard“.
Der hat sich irgendwann mit fast allen verkracht, am liebsten mit den Männern und Frauen, denen er Dankbarkeit schuldete, weil sie ihm mit Zuneigung und Förderung oder wie sein Bruder als Arzt beistanden. Hennetmair zufolge hatte er es gerade bei Peter Fabjan auf eine nachhaltige Kränkung abgesehen: „Nachdem ich so grausam und scheußlich gegen ihn war, wie ich es noch mit keinem Menschen gemacht habe, kann er mir nicht mehr unter die Augen treten.“
Tritt er aber. Es dauerte Monate, bis sich die Halbgeschwister wieder versöhnten, aber der Jüngere war immer zur Stelle, wenn sein Bruder ihn brauchte, und er brauchte ihn immer mehr, je weiter seine zehrende Krankheit fortschritt. Gern glaubt man ihm, dass es ein „Leben mit einem Phantom“ war, dass er einen „Dämon an meiner Seite“ spürte, aber Bernhards Art zu schreiben, zu denken, zu leben bleibt ihm trotz der familiären Nähe völlig fremd.
Als „Co-Pilot des Lebens“ bezeichnet er ihn und steigert sich in dieses gewagte Bild hinein: „Er hat eines Tages die Tür zur Kanzel zugemacht, sich von der Gesellschaft abgeschlossen und sich entschieden, diese ihm in ihrer Normalität fremde Welt nicht ohne Eklat zu verlassen.“ Immerhin war Bernhards „Lösung“ nicht das „kerosingefüllte Flugzeug ohne Rücksicht auf die ahnungslose, unschuldige Umgebung“, sondern „Denken und Komponieren mittels Sprache“ – man merkt, wie sehr bei Suhrkamp Bernhards langjähriger Lektor Raimund Fellinger fehlt.
Als Arzt spricht Fabjan geläufig von Gebärmutterkarzinom, Sarkoidose, Dekubitus und dilatativer Kardiomyopathie (die freundlicherweise als Herzerweiterung durch Erkrankung des Herzmuskels übersetzt wird), doch als Psychologe ist er überfordert. Demütig erklärt er die „fühlbare Verachtung“ seines Bruders damit, dass Bernhard sein „eigenes Leben“ spüren wollte, „das in ihm wohl in frühester Kindheit erstorben war“.
„Wohl“ ist gut: Er war ins Unglück geboren. Unehelich kam Bernhard 1931 in Holland zur Welt, seine Mutter Herta musste ihn sofort weggeben, um mit ihrem kleinen Einkommen ihren Vater zu unterstützen, der als erfolgloser Schriftsteller die ganze Familie tyrannisierte. „Herta weiß, was ich an jedem Ersten erwarte, ohne Ausnahme. Ich bin entschlossen, wenn ich innerhalb eines Jahres keine Änderung erzwingen kann, mein Leben wegzuwerfen“, schreibt er 1927 an seine Frau.
Rettung bringt erst der Friseurlehrling Emil Fabjan, der die uneheliche Mutter heiratet, mit ihr zwei weitere Kinder bekommt und zum alleinigen Ernährer der siebenköpfigen Großfamilie wird. Als Emil Fabjan 1945 aus dem Krieg zurückkommt, läuft Thomas Bernhard dem Stiefvater begeistert entgegen. Der jedoch geht an ihm vorbei und hebt Peter hoch in die Luft. „So was merkt man sich, das bringt man nicht mehr aus sich heraus“, sagt Bernhard bei Hennetmair. In seinem „Rapport“ relativiert Fabjan diese Urszene: „Mich, den Siebenjährigen, hat der stachelige Vollbart des mir inzwischen fremd gewordenen Mannes irritiert.“
Eine Unglücksfamilie, der kein noch so enger Stuhlkreis aus diesem Elend hätte heraushelfen können. In einem Brief an den „lieben guten Papa“ hat Herta Bernhard, später verehelichte Fabian, die Familie unter der großväterlichen Fuchtel perfekt charakterisiert: „Mir kam es eben so vor als wären wir zusammen ein einziger Mensch der leben oder zugrunde gehen muss.“
Der Arzt Fabjan diagnostiziert bei seiner Mutter posthum eine „medikamentös verursachte paranoide Veränderung“. Sie glaubt, vergiftet zu werden, und erkennt ihre eigenen Kinder nicht mehr. Ein Aufsatz, in dem er die häusliche Situation nach dem Tod der Mutter schildert, wird vom Lehrer vor der Klasse gelobt. „Thomas sieht ihn als nicht zulässig an.“ Natürlich nicht, denn es ist seine höchstpersönliche Passionsgeschichte, und er allein wird sie schreiben, gegen die eigene Familie, die große Weltverneinungstheologie in seinen großen apostatischen Tiraden, schließlich in den sechs autobiografischen Büchern.
Die Geistesriesen, die Selbstmörder, die Kegelerbauer, die ganzen Ignoranten und Wahnsinnigen, das ist alles Johannes Freumbichler, in dem sich wieder der Enkel spiegelt, der 1968 seine Dankesrede für den Österreichischen Staatspreis mit dem Satz beginnt: „Es ist nichts zu loben, nichts zu verdammen, nichts anzuklagen, aber es ist vieles lächerlich; es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt.“
Peter Fabjan verkraftet auch die übelsten Beschimpfungen, selbst wenn sie sich gegen Kirche und Staat richten: „Als großer missverstandener Liebender ist er Zeuge der Gesellschaft seiner Zeit, die er bloßstellt.“ Bei aller Sänftigung trägt er aber mit der Einschränkung „so wurde es in der Familie erzählt“ eine Geschichte nach, die sich ohne Weiteres in die Unglücks- und Sterbensgeschichten seines Bruders einreihen ließe.
Die dreijährige Herta Bernhard, ihrer beider Mutter, habe so lange Holzscheite auf ein neugeborenes schreiendes Geschwisterkind gehäuft, bis es zu schreien aufhörte und tot war. Die Eltern plagte die Sorge, dass der Hausarzt sie anzeigen würde, aber „die Geburt wurde nicht amtlich“.
Von seinem Bruder sei er „liebevoll drangsaliert“ worden, schreibt Fabjan zum Schluss, was in Umkehrung von Bernhards Übertreibungskunst eine welteinmalige Untertreibung ist. Bei Bedarf war der Bruder schon immer zu Hilfsdiensten herangezogen worden: Der famulierende Erzähler in „Frost“ bezieht sein medizinisches Wissen vom Medizinstudenten Fabjan, der aus der Pathologie auch die Terminologie für das Stück „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ liefert. 1967 wird bei Bernhard Morbus Boeck diagnostiziert; er weiß, dass er nicht lange zu leben hat. 1984 stirbt sein „Lebensmensch“, seine Förderin Hedwig Stavianicek, das Kümmern bleibt Fabjan überlassen: „Jetzt brauche ich dich!“
Mit dieser Drohung wird er endgültig zum Leibarzt, unentbehrlich zuletzt. Bernhard kauft unterhalb von Ohlsdorf in Gmunden eine Wohnung, die der seines Bruders direkt gegenüberliegt. Allen Ernstes wirft er sich heute vor, wieder in der Nachfolge des Terrorregimes, das der Großvater Freumbichler übte, dass er nicht die Kraft gehabt habe, „diese Situation anders als mit hinhaltender Gefolgschaft zu meistern“. Doch ist Peter Fabjan damit davongekommen, das gemeinsame Leben wurde kein gemeinsames Zugrundegehen.
WILLI WINKLER
Bei der Mutter diagnostiziert er
eine „medikamentös verursachte
paranoide Veränderung“
Peter Fabjan: Ein Leben
an der Seite von Thomas Bernhard. Ein Rapport. Suhrkamp Verlag, Berlin 2021. 192 Seiten, 24 Euro.
Die Unglücksfamilie vor der Krucka. Von links: Mágda Fábián, Peter Fabjan, Grete und Viktor Hufnagl, Bernhard.
Foto: Fotoarchiv der Thomas Bernhard Nachlassverwaltung
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Peter Fabjan, Thomas Bernhards Bruder und Arzt, hat ein autobiografisches Buch geschrieben
Thomas Bernhard geht es schlecht, er liegt im Bett; sein Nachbar Ignaz Hennetmair muss unbedingt sofort Dr. Peter Fabjan anrufen, Bernhards Bruder. Nach Dienstschluss im Krankenhaus in Wels bei den Barmherzigen Schwestern soll er sofort zur Visite kommen. Gut dreißig Minuten mit dem Auto sind es von Wels nach Ohlsdorf, wo Bernhard lebt und kränkelt.
Doch Fabjan lässt sich Zeit, er geht mit einem Freund ins Theater und erscheint bei seinem Bruder erst, als der sich bereits mit einer Schlaftablette hingelegt hat. Bernhard ist außer sich, der Freund sei ihm also wichtiger als sein eigener Bruder, und schon zückt er das Flammenschwert, Fabjan wird verstoßen: „Ich will überhaupt nichts mehr von dir, ich will dich nicht mehr sehen …“.
Nicht der vom Hof gejagte Fabjan erzählt diese Geschichte, sie steht im versiegelten Tagebuch von 1972, das Karl Ignaz Hennetmair zur Freude aller Bernhard-Enthusiasten vor zwanzig Jahren veröffentlicht hat. Es zeigt den Dichter, im Jahr eins nach Hegel darf man es wieder sagen, in der Perspektive des Kammerdieners, in der ihm „jener nicht als Held, sondern als Essender, Trinkender, sich Kleidender, überhaupt in der Einzelnheit des Bedürfnisses und der Vorstellung“ erscheint.
Außerhalb des heiligen Raums seiner Bücher und Stücke verbrachte der Einsamkeitsapostel Bernhard offenbar viel Zeit mit seinem klatschsüchtigen Nachbarn vor dem Fernseher. Er rast im Auto durch die Gegend, schneidet sich mit der Motorsäge ins Bein, kauft und renoviert Häuser und benimmt sich in kurzer Hose und Lodenjacke so unliterarisch wie nur möglich. Seinem Bruder, der „für meine Arbeiten ja kein Verständnis gezeigt“ hat, bleibt in diesem Leben zwischen Premierenskandal und Frittatensuppe nur eine Chargenrolle.
Thomas Bernhard ist 1989 gestorben, sein heute 82-jähriger Bruder, als Arzt längst pensioniert, verwaltet den Nachlass. Fabjan könnte das letzte Wort haben, wenn nicht von all den Verlegern, Kapellmeistern, Nationalratspräsidentenwitwen, den Nachbarn und vor allem von Bernhard selber bereits so gut wie alles über Bernhard gesagt worden wäre. Fabjan versucht es trotzdem und besteht auf seinem eigenen „Leben an der Seite von Thomas Bernhard“.
Der hat sich irgendwann mit fast allen verkracht, am liebsten mit den Männern und Frauen, denen er Dankbarkeit schuldete, weil sie ihm mit Zuneigung und Förderung oder wie sein Bruder als Arzt beistanden. Hennetmair zufolge hatte er es gerade bei Peter Fabjan auf eine nachhaltige Kränkung abgesehen: „Nachdem ich so grausam und scheußlich gegen ihn war, wie ich es noch mit keinem Menschen gemacht habe, kann er mir nicht mehr unter die Augen treten.“
Tritt er aber. Es dauerte Monate, bis sich die Halbgeschwister wieder versöhnten, aber der Jüngere war immer zur Stelle, wenn sein Bruder ihn brauchte, und er brauchte ihn immer mehr, je weiter seine zehrende Krankheit fortschritt. Gern glaubt man ihm, dass es ein „Leben mit einem Phantom“ war, dass er einen „Dämon an meiner Seite“ spürte, aber Bernhards Art zu schreiben, zu denken, zu leben bleibt ihm trotz der familiären Nähe völlig fremd.
Als „Co-Pilot des Lebens“ bezeichnet er ihn und steigert sich in dieses gewagte Bild hinein: „Er hat eines Tages die Tür zur Kanzel zugemacht, sich von der Gesellschaft abgeschlossen und sich entschieden, diese ihm in ihrer Normalität fremde Welt nicht ohne Eklat zu verlassen.“ Immerhin war Bernhards „Lösung“ nicht das „kerosingefüllte Flugzeug ohne Rücksicht auf die ahnungslose, unschuldige Umgebung“, sondern „Denken und Komponieren mittels Sprache“ – man merkt, wie sehr bei Suhrkamp Bernhards langjähriger Lektor Raimund Fellinger fehlt.
Als Arzt spricht Fabjan geläufig von Gebärmutterkarzinom, Sarkoidose, Dekubitus und dilatativer Kardiomyopathie (die freundlicherweise als Herzerweiterung durch Erkrankung des Herzmuskels übersetzt wird), doch als Psychologe ist er überfordert. Demütig erklärt er die „fühlbare Verachtung“ seines Bruders damit, dass Bernhard sein „eigenes Leben“ spüren wollte, „das in ihm wohl in frühester Kindheit erstorben war“.
„Wohl“ ist gut: Er war ins Unglück geboren. Unehelich kam Bernhard 1931 in Holland zur Welt, seine Mutter Herta musste ihn sofort weggeben, um mit ihrem kleinen Einkommen ihren Vater zu unterstützen, der als erfolgloser Schriftsteller die ganze Familie tyrannisierte. „Herta weiß, was ich an jedem Ersten erwarte, ohne Ausnahme. Ich bin entschlossen, wenn ich innerhalb eines Jahres keine Änderung erzwingen kann, mein Leben wegzuwerfen“, schreibt er 1927 an seine Frau.
Rettung bringt erst der Friseurlehrling Emil Fabjan, der die uneheliche Mutter heiratet, mit ihr zwei weitere Kinder bekommt und zum alleinigen Ernährer der siebenköpfigen Großfamilie wird. Als Emil Fabjan 1945 aus dem Krieg zurückkommt, läuft Thomas Bernhard dem Stiefvater begeistert entgegen. Der jedoch geht an ihm vorbei und hebt Peter hoch in die Luft. „So was merkt man sich, das bringt man nicht mehr aus sich heraus“, sagt Bernhard bei Hennetmair. In seinem „Rapport“ relativiert Fabjan diese Urszene: „Mich, den Siebenjährigen, hat der stachelige Vollbart des mir inzwischen fremd gewordenen Mannes irritiert.“
Eine Unglücksfamilie, der kein noch so enger Stuhlkreis aus diesem Elend hätte heraushelfen können. In einem Brief an den „lieben guten Papa“ hat Herta Bernhard, später verehelichte Fabian, die Familie unter der großväterlichen Fuchtel perfekt charakterisiert: „Mir kam es eben so vor als wären wir zusammen ein einziger Mensch der leben oder zugrunde gehen muss.“
Der Arzt Fabjan diagnostiziert bei seiner Mutter posthum eine „medikamentös verursachte paranoide Veränderung“. Sie glaubt, vergiftet zu werden, und erkennt ihre eigenen Kinder nicht mehr. Ein Aufsatz, in dem er die häusliche Situation nach dem Tod der Mutter schildert, wird vom Lehrer vor der Klasse gelobt. „Thomas sieht ihn als nicht zulässig an.“ Natürlich nicht, denn es ist seine höchstpersönliche Passionsgeschichte, und er allein wird sie schreiben, gegen die eigene Familie, die große Weltverneinungstheologie in seinen großen apostatischen Tiraden, schließlich in den sechs autobiografischen Büchern.
Die Geistesriesen, die Selbstmörder, die Kegelerbauer, die ganzen Ignoranten und Wahnsinnigen, das ist alles Johannes Freumbichler, in dem sich wieder der Enkel spiegelt, der 1968 seine Dankesrede für den Österreichischen Staatspreis mit dem Satz beginnt: „Es ist nichts zu loben, nichts zu verdammen, nichts anzuklagen, aber es ist vieles lächerlich; es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt.“
Peter Fabjan verkraftet auch die übelsten Beschimpfungen, selbst wenn sie sich gegen Kirche und Staat richten: „Als großer missverstandener Liebender ist er Zeuge der Gesellschaft seiner Zeit, die er bloßstellt.“ Bei aller Sänftigung trägt er aber mit der Einschränkung „so wurde es in der Familie erzählt“ eine Geschichte nach, die sich ohne Weiteres in die Unglücks- und Sterbensgeschichten seines Bruders einreihen ließe.
Die dreijährige Herta Bernhard, ihrer beider Mutter, habe so lange Holzscheite auf ein neugeborenes schreiendes Geschwisterkind gehäuft, bis es zu schreien aufhörte und tot war. Die Eltern plagte die Sorge, dass der Hausarzt sie anzeigen würde, aber „die Geburt wurde nicht amtlich“.
Von seinem Bruder sei er „liebevoll drangsaliert“ worden, schreibt Fabjan zum Schluss, was in Umkehrung von Bernhards Übertreibungskunst eine welteinmalige Untertreibung ist. Bei Bedarf war der Bruder schon immer zu Hilfsdiensten herangezogen worden: Der famulierende Erzähler in „Frost“ bezieht sein medizinisches Wissen vom Medizinstudenten Fabjan, der aus der Pathologie auch die Terminologie für das Stück „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ liefert. 1967 wird bei Bernhard Morbus Boeck diagnostiziert; er weiß, dass er nicht lange zu leben hat. 1984 stirbt sein „Lebensmensch“, seine Förderin Hedwig Stavianicek, das Kümmern bleibt Fabjan überlassen: „Jetzt brauche ich dich!“
Mit dieser Drohung wird er endgültig zum Leibarzt, unentbehrlich zuletzt. Bernhard kauft unterhalb von Ohlsdorf in Gmunden eine Wohnung, die der seines Bruders direkt gegenüberliegt. Allen Ernstes wirft er sich heute vor, wieder in der Nachfolge des Terrorregimes, das der Großvater Freumbichler übte, dass er nicht die Kraft gehabt habe, „diese Situation anders als mit hinhaltender Gefolgschaft zu meistern“. Doch ist Peter Fabjan damit davongekommen, das gemeinsame Leben wurde kein gemeinsames Zugrundegehen.
WILLI WINKLER
Bei der Mutter diagnostiziert er
eine „medikamentös verursachte
paranoide Veränderung“
Peter Fabjan: Ein Leben
an der Seite von Thomas Bernhard. Ein Rapport. Suhrkamp Verlag, Berlin 2021. 192 Seiten, 24 Euro.
Die Unglücksfamilie vor der Krucka. Von links: Mágda Fábián, Peter Fabjan, Grete und Viktor Hufnagl, Bernhard.
Foto: Fotoarchiv der Thomas Bernhard Nachlassverwaltung
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
»Thomas Bernhard ist alles andere als vergessen, aber vor lauter Bernhard-Folklore verschwand der Mensch hinter dem Werk. Peter Fabjan bringt ihn uns zurück.« Marc Reichwein WELT AM SONNTAG 20210207