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Im Zentrum von Herbert B. Schmidts Lebenswerk steht die Privatisierung der Wirtschaft im Baltikum. Sie hat vielen von der Sowjetunion unter Kuratel gehaltenen Nationen bei ihrem Transformationsprozess langwierige und kräftezehrende Umwege erspart. So wurde das Fundament für ihren Aufstieg gelegt. Hier fügte er zu einem stimmigen Konzept zusammen, was er bei der Privatisierung der DDR-Wirtschaft erfolgreich begonnen hatte.In »Wege der Sozialen Marktwirtschaft« widmen sich die Beiträge der Frage, welchen politischen Weg die Soziale Marktwirtschaft genommen hat, wie sie umgesetzt wurde und welche…mehr

Produktbeschreibung
Im Zentrum von Herbert B. Schmidts Lebenswerk steht die Privatisierung der Wirtschaft im Baltikum. Sie hat vielen von der Sowjetunion unter Kuratel gehaltenen Nationen bei ihrem Transformationsprozess langwierige und kräftezehrende Umwege erspart. So wurde das Fundament für ihren Aufstieg gelegt. Hier fügte er zu einem stimmigen Konzept zusammen, was er bei der Privatisierung der DDR-Wirtschaft erfolgreich begonnen hatte.In »Wege der Sozialen Marktwirtschaft« widmen sich die Beiträge der Frage, welchen politischen Weg die Soziale Marktwirtschaft genommen hat, wie sie umgesetzt wurde und welche Akteure geholfen haben, sie auf dem richtigen Pfad zu halten.Herbert B. Schmidt ist aber nicht bloß ein Mann der marktwirtschaftlichen Tat, sondern auch der Freundschaft. Sein Leben und die damit verbundenen Tätigkeiten in aller Welt haben ihn mit Menschen zusammengebracht, die auch nach ihrer Zusammenarbeit mit ihm befreundet blieben.Die unter »Memorabilia« und »Begegnungen« versammelten Beiträge lassen uns an seinem Leben und Wirken und an dem von Ruth Schmidt-Niemack, seiner Frau, teilhaben. Sie war der Mittelpunkt seines Lebens.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.09.2021

Ein mutiger Privatisierer
Herbert Schmidt war nach dem Mauerfall zur Stelle

Herbert Schmidt baute in den Sechzigerjahren den CDU-Wirtschaftsrat auf. Nach der Wende hat er mit seiner Expertise viel zum Umbau der maroden DDR-Wirtschaft beigetragen. Er ist 1931 in der Nähe von Königsberg geboren, ging als Flüchtlingskind in der bayrischen Oberpfalz zur Schule und hat mit 21 Jahren den Grad eines Diplom-Kaufmanns und mit 23 Jahren den Doktortitel erworben. Auslandsaufenthalte am Europa-Kolleg in Brügge, in England und Amerika haben ihm früh Weltläufigkeit vermittelt und die Tätigkeit beim Industriemanager Fritz-Aurel Goergen Wirtschaftserfahrung. Mit nur 32 Jahren baute er den an die CDU angelehnten, aber dennoch autonomen Wirtschaftsrat auf, der jedenfalls vor der Kanzlerschaft von Angela Merkel recht einflussreich war. Seitdem empfand er sich wohl als Schüler oder Jünger, später als Mitstreiter oder vielleicht sogar Vermächtnisverwalter von Ludwig Erhard.

Zur Festschrift anlässlich seines 90. Geburtstags im April haben 30 Autoren beigetragen. Die ersten 13 Beiträge sind sehr persönlicher Natur, erinnern an den Jubilar oder an seine Frau, die als Bürgermeisterin von Bonn auch eine eigenständige Persönlichkeit war. In dem in der Festschrift abgedruckten Interview betont Schmidt gemeinsame Überzeugungen mit Ludwig Erhard, vor allem die Wertschätzung der wirtschaftlichen Freiheit sowie die Notwendigkeit, Bürokratie, staatliche Interventionen, Regulierungen, Staatsquoten und Schulden zu begrenzen.

Weil Ludwig Erhard das prägende Vorbild auf Schmidts Lebensweg war, hat der Herausgeber der Festschrift, Joachim Starbatty, in seinem Beitrag Erhard porträtiert. Er weist darauf hin, dass freie Preise statt Rationierung die Leistungsbereitschaft geweckt haben, dass Erhard nicht jeden Schritt gebilligt hat, den das Europa der Sechs damals gegangen ist. Leistungsbereitschaft zu ermuntern statt zu ersticken und nicht alles zu billigen, nur weil es unter dem Etikett Europa getan wird, das kann man durchaus für zeitlose Prinzipien halten. Das wird vor allem in Roland Tichys Beitrag vertieft, der mit besonderer Sorge auf die Energie- und Klimapolitik Deutschlands und Europas schaut. Erhard hatte bekanntlich kein ungetrübtes Verhältnis zu wirtschaftsfremden Intellektuellen, deren Einstellungen hier im Beitrag von Christian Schwarz-Schilling kritisiert werden. Der Beitrag von Wolfgang Ockenfels, der aus christlicher Sicht auch für Agnostiker Bedenkenswertes zu den Themen Verantwortung und Schulden vorträgt, zeigt allerdings, dass die Kluft zwischen Wirtschaft und Geisteswelt überwindbar ist, wenn der ernsthafte Wille dazu besteht.

Als der Sowjetblock zusammenbrach, war Herbert Schmidt schon fast sechzig Jahre alt, also in einem Alter, in dem andere an den Ruhestand denken. Vorher war er eine Stimme für wirtschaftspolitische Vernunft und Augenmaß, danach wurde er ein Gestalter, zuerst in den Bezirken Dresden und Cottbus, auch Gründer der Wirtschaftsvereinigung Sachsen, dann in Zusammenarbeit mit der Treuhand. Das wird im vierten Teil der Festschrift, in den Beiträgen von Klaus Reichenbach, Arnold Vaatz, Günter Lühmann, vor allem aber von Norman van Scherpenberg und Jasper von Altenbockum belegt. In einer wichtigen Nebenbemerkung weist Vaatz darauf hin, dass die Einstellungskriterien in den neuen Bundesländern oft so formuliert wurden, dass kein Ostdeutscher passen konnte. Das erinnert daran, dass beim Vollzug der Vereinigung auch Fehler gemacht wurden. Trotzdem kann man van Scherpenberg wohl zustimmen, der klar sagt, dass Grundsätzliches richtig gemacht wurde, nicht zuletzt wegen des unermüdlichen Einsatzes von Herbert Schmidt. Was war das Grundsätzliche? Die Kommunisten hatten im Osten das Privateigentum an Produktionskapital und Unternehmen überwunden, damit ungewollt aber die Leistungsanreize beschädigt und unternehmerisches Handeln erstickt. Das musste durch Privatisierung rückgängig gemacht werden.

Dabei konnte es im Interesse der ortsansässigen Menschen nicht darum gehen, möglichst hohe Preise für die Unternehmen zu erzielen, sondern Unternehmer mit einem plausiblen Geschäftsplan zu finden. Dabei kam es auf die Tatkraft der Unternehmer und Investoren an, nicht auf deren Nationalität. Österreichische Ökonomen - wie Schumpeter, von Mises oder von Hayek - hatten das vor Jahrzehnten schon theoretisch erarbeitet. Schmidt hat diese Einsichten umgesetzt und damit die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass andere die Chance bekamen, künftig produktiver arbeiten und besser leben zu können. Schmidts Arbeit im Osten wirkte stärker als ein karitatives Engagement.

Natürlich gab es auch Widerstände. In Sachsen wurde Schmidt nicht Wirtschaftsminister, er hatte damit geliebäugelt. Aber er wurde anderswo gebraucht. Estland kann dabei als Schmidts am besten gelungener Fall gelten, weil das politische Umfeld freundlicher und hilfreicher als in Lettland, Bosnien oder dem Kosovo war. Als Alternative zu Schmidts Suche nach investitionsbereiten Unternehmern galt die beispielsweise in Russland praktizierte Voucher-Privatisierung, bei der Ansprüche auf kleine Unternehmensanteile an eine Vielzahl von Menschen verteilt wurden. Auf den ersten Blick sieht das egalitär und gerecht aus. In der Praxis hat das allzu oft zur Oligarchendominanz geführt, auch in Russland. Schmidt wollte kein utopisches Ideal, sondern eine Wirtschaft, die funktionieren kann. Das Buch ist ein Denkmal für einen Mann der Tat, der hoffentlich noch viele Menschen inspirieren wird. ERICH WEEDE

Joachim Starbatty (Hg.): Ein Leben für die Marktwirtschaft. Festschrift für Herbert B. Schmidt zum 90. Geburtstag. Reinbek: Lau Verlag, 284 Seiten, 22 Euro.

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