Die Autorin Elise Wagner Hirschberg das Leben von Melusin, die durch seelischen Missbrauch, Ablehnung und Wegschauen in eine emotionale Einsamkeit gerät, die sie nur mit einer Essstörung, der Bulimie, aushalten kann. Während über vierzig Jahren, jeden Tag und mehrmals täglich, ist sie dieser schrecklichen Krankheit ausgeliefert. Die Auswirkungen und Konsequenzen auf das Leben der heute 70-jährigen Melusin werden schonungslos und ehrlich dargestellt. Das Buch soll Menschen Mut machen, frühzeitig bei Essstörungen Hilfe in Anspruch zu nehmen, sich aus Scham wegen dieser Krankheit nicht zu verstecken, um nicht die gleichen Leiden wie Melusin durchstehen zu müssen. Melusin muss wegen eines Familiengeheimnisses viele Qualen auf sich nehmen. Durch stillschweigende Abkommen zwischen Eltern und einem Liebhaber der Ehefrau gerät das aus der Liebesbeziehung hervorgegangene Mädchen in die totale Abhängigkeit ihres «Vaters», der diese Abhängigkeit schamlos zu seinen Vorteilen ausnützt. Das macht es der Mutter schwer, ihre Liebe dem Wunschkind offen zukommen zu lassen. Damit sie bei ihrem Kind bleiben kann, ist sie gezwungen, nicht nur das Verhalten ihres Mannes gegenüber dem Mädchen, sondern auch dessen Eskapaden zu erdulden. Aus der Abhängigkeit ihres Vaters kann sich Melusin in ihrem unbewussten Drang nach Selbstständigkeit nur befreien, indem sie Besitz nimmt von ihrem eigenen Körper: So kann sie den Eltern zeigen, dass sie trotz aller Abhängigkeit grosse Macht hat – sie verweigert das Essen, wird magersüchtig. Da für die Eltern, vor allem für den Vater, die Familienehre über allem steht, kommt eine Familientherapie nicht in Frage. Alleingelassen und überfordert entdeckt Melusin als vermeintlichen Rettungsanker die Bulimie. Endlich kann sie alles essen, ohne Kontrolle, ohne Verbote, ohne fett zu werden, weil sie anschliessend ja alles wieder erbrechen kann. Sie hat ihren Körper immer noch in ihrer Gewalt. Doch dieser Rettungsanker erweist sich nur vordergründig als Lösung. Weil niemand hinschaut und ihr Hilfe anbietet, ist sie dieser schrecklichen Krankheit mehrmals täglich ausgeliefert. Die Bulimie hindert sie mit dämonischer Macht, ein normales, lebenswertes Leben ohne Angst, Zwänge und Schuld zu führen. Welche Auswirkungen das Familiengeheimnis und welche Konsequenzen die Krankheit auf ihre vier Kinder, ihre Enkel und ihren Mann haben, werden unverblümt und drastisch beschrieben. Dass sie nach so langer Zeit den Kampf gegen ihre Bulimie aufnahm, ist vor allem ihrem starken Lebenswillen zuzuschreiben. Die unbeschönigte Darstellung von Melusins Leidensweg soll zeigen, wie sich Lügen auf eine Familie auswirken, welche verheerenden Folgen sie haben können und wie man durch Annahme von Hilfe grosses Leid verhindern kann.