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Ein feudales Landgut an der Küste der Normandie zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Frisch aus der Klosterschule entlassen, kann die junge Jeanne es kaum erwarten, die große weite Welt zu entdecken. Sie ist entzückt, als der gut aussehende Julien de Lamare sie zur Frau erwählt. Doch schon die Hochzeitsnacht ist ein Schock für die zu Naivität und Unmündigkeit erzogene Jeanne. Während der Flitterwochen muss sie darüber hinaus feststellen, dass sie einen unerträglichen Geizhals geheiratet hat. Und dies sind nur die ersten in einer langen Reihe von Enttäuschungen ... »Da wurde ihr klar, dass sie…mehr

Produktbeschreibung
Ein feudales Landgut an der Küste der Normandie zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Frisch aus der Klosterschule entlassen, kann die junge Jeanne es kaum erwarten, die große weite Welt zu entdecken. Sie ist entzückt, als der gut aussehende Julien de Lamare sie zur Frau erwählt. Doch schon die Hochzeitsnacht ist ein Schock für die zu Naivität und Unmündigkeit erzogene Jeanne. Während der Flitterwochen muss sie darüber hinaus feststellen, dass sie einen unerträglichen Geizhals geheiratet hat. Und dies sind nur die ersten in einer langen Reihe von Enttäuschungen ... »Da wurde ihr klar, dass sie nichts mehr zu tun hatte«, heißt es über Jeanne kurz nach ihrer Hochzeit. In seinem 1883 erschienenen Roman bringt Maupassant die damalige eheliche Situation wohlhabender Frauen und die Nichtsnutzigkeit einer ganzen sozialen Klasse auf den Punkt. Die Darstellung weiblicher Psychologie und Sexualität mutet außergewöhnlich modern an und führte seinerzeit dazu, dass der Roman aus Bahnhofsbuchhandlungen verbannt wurde und sogar im Parlament Aufsehen erregte.Dieser Gesellschaftsroman, den Tolstoi zu den besten französischen Romanen seiner Zeit zählte, erscheint nun erstmals in einer modernen deutschen Übersetzung im Taschenbuch.
Autorenporträt
Guy de Maupassant wurde 1850 in der Normandie geboren. Er gilt neben Stendhal, Balzac, Zola und Flaubert als einer der großen französischen Erzähler des 19. Jahrhunderts. In einem Leben zwischen allen Gesellschaftsschichten seiner Zeit schuf er als weit gereister Journalist, Novellist und Romancier wegweisende Werke der klassischen Moderne. Er starb nach langer Krankheit 1893 in Paris.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.09.2018

NEUE TASCHENBÜCHER
Lasst uns Illusionen beweinen:
Guy de Maupassants Roman „Ein Leben“
Sie muss fort, weg von dem Kloster in Rouen, wo sie erzogen wurde. Nun ist Jeanne siebzehn, und keinen Tag länger will sie warten, nicht mal auf besseres Reisewetter. So brechen sie also auf, Jeanne und die Eltern, in strömendem Regen, zu ihrem Schloss Les Peuples.
Die Mädchen wirken in den großen französischen Romanen des 19. Jahrhunderts, zumal wenn sie in der Normandie spielen, alle, als ob sie Emma hießen. So voller Ungestüm und Leidenschaft ist auch Jeanne, Tochter von Baron Simon-Jacques Le Perthuis des Vauds und seiner Frau, im ersten Roman von Guy de Maupassant, „Ein Leben“, von 1883. Im Vergleich dazu, schreibt Julian Barnes im Nachwort dieser Ausgabe, ist „Madame Bovary“ fast ein freundlicher Roman.
Jeannes Leben ist dann wie ein Katalog, eine Sammlung aller möglicher Missgeschicke und Missetaten, die einer liebenden Frau passieren können: Ein Segeltörn mit Vater und Geliebtem, eine überhastete Heirat, Flitterwochen auf Korsika, ein Mann, der sich als nörgeliger Geizkragen erweist und fremdgeht, eine Geburt und eine Fehlgeburt. Dann ein Sohn, der sich mit einer Nutte einlässt und immer wieder neue Summen von der Mutter haben möchte, bis sie ihr ganzes Erbe vertan hat: „Zuweilen beweint man die Illusionen mit ebenso viel Trauer wie die Toten.“
Der Vater ist Rousseauist, ein Ruhepunkt in der bürgerlichen Verklemmtheit. Der Gegenspieler ist der schreckliche Abbé Tolbiac, ihm schleudert der Vater ein heftiges „Antiphysisch!“ entgegen. „Sie sind nicht menschlich; Sie begreifen nichts, nichts, nichts. Sie agieren in einem bösen Traum.“ Den Abbé erlebt man in einer der schlimmsten Splatterszenen der Romanliteratur – mit einer Hündin, die eben einen Wurf Welpen gebar. „Er zerschlug seinen Regenschirm. Mit nun leeren Händen stieg er auf sie, und ihr den Rest gebend, sie vernichtend, trampelte er wie wild auf ihr herum.“ Erst der letzte Satz ist dann so banal und so beruhigend wie der Scarlett O’Haras: „Wissen Sie, das Leben ist nie so gut oder so schlecht, wie man glaubt.“ FRITZ GÖTTLER
Guy de Maupassant: Ein Leben. Aus dem Französischen von Cornelia Hasting. Nachwort v. Julian Barnes. DuMont Verlag, Köln 2018. 384 Seiten, 12 Euro.
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