Bald ist Weihnachten! Es duftet nach Zimt und Nelken. Tannengeruch kitzelt in der Nase. Während der Frost Eismuster an die Scheiben malt, prasselt drinnen das Feuer, die Kinder backen Plätzchen und verzieren ein Lebkuchenhaus mit Zuckerguss.
Niemand achtet dabei auf die Tiere, die ebenfalls voller Erwartung sind: Schweineschwänzchen kringeln sich vor Aufregung, Eichhörnchen drängen sich vor dem Tor aneinander und die Schneeeule hält mit großen Augen Wache.
Als am nächsten Morgen die Geschenke unter dem Baum liegen und die Strümpfe gefüllt sind, ist im Stall neues Leben angekommen: Die Stute hat ein Fohlen zur Welt gebracht. Und nun wissen es alle: Weihnachten ist da!
Niemand achtet dabei auf die Tiere, die ebenfalls voller Erwartung sind: Schweineschwänzchen kringeln sich vor Aufregung, Eichhörnchen drängen sich vor dem Tor aneinander und die Schneeeule hält mit großen Augen Wache.
Als am nächsten Morgen die Geschenke unter dem Baum liegen und die Strümpfe gefüllt sind, ist im Stall neues Leben angekommen: Die Stute hat ein Fohlen zur Welt gebracht. Und nun wissen es alle: Weihnachten ist da!
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.11.2009Wenn es ganz anders kommt
Die Vorfreude wird schnell unterschätzt. Mit "Ein Licht im Stall" setzt Kate Banks ihr ein Denkmal.
Von Silja von Rauchhaupt
Das Buch spielt im winterlichen Stall, sicher, aber was hier passiert, ist einmal nicht die Geburt Jesu. Eher geht es um den Advent, also um Vorbereitung, Erwartung, Vorfreude. "Es kam näher und näher", heißt es verheißungsvoll am Anfang, und immer wieder wird auf etwas hingedeutet, das zwar kommt, aber von niemandem bemerkt wird. Etwas Geheimnisvolles ist unterwegs, etwas Besonderes, das man nur spüren kann.
"Man konnte es daran sehen, wie der Schnee schwirrte und wirbelte und kleine Hügel und Kuhlen machte", aber "niemand hörte das Glöckchen des herannahnenden Schlittens", heißt es in "Ein Licht im Stall" von Kate Banks, die so von Anfang an eine große Spannung aufbaut. Erst am Schluss weiß man, dass es der Schlitten des Tierarztes war, und das Ereignis, das sich über viele Seiten ankündigt, ist nichts anderes als die Geburt eines Fohlens. Wer da etwas Größeres erwartet hat, erlebt im Grunde genau das, was mit der kindlichen Vorfreude nicht selten geschieht: Auch ihr hält der Heiligabend in Wirklichkeit nicht stand, ohne dass man da von Enttäuschung reden kann.
Das Besondere an diesem Buch ist, dass und wie die Vorfreude an sich dargestellt wird: Die Landschaften sind über und über von Schnee bedeckt, die Sterne flimmern um die Wette, die Stube glänzt in satten, warmen Farben, aus einer dunklen Ecke funkeln die Lichter eines Tannenbaums hervor.
Das ist Georg Hallensleben zu verdanken: Er hat zu Banks' Text Acrylbilder geschaffen, von denen jedes zwar winterliche Idylle zeigt - nur lieblich sind sie nie. Das liegt an den groben Strukturen der Pinselstriche, die die kahlen Bäume richtig struppig wirken lassen, und an der freien Bildkomposition, die sich wenig an Bildgrenzen oder Regeln hält. Auch Licht und Schatten spielen da eine Rolle, vor allem wenn das Weiß des Schnees aus dem Dunkel des Abends hervorleuchtet: mal dick flächig, mal getupft. Erwartbar ist das alles nicht. Und dafür umso schöner.
Kate Banks, Georg Hallensleben: "Ein Licht im Stall". Moritz Verlag, Frankfurt am Main 2009. 40 S., geb., 13,90 [Euro]. Ab 4 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Vorfreude wird schnell unterschätzt. Mit "Ein Licht im Stall" setzt Kate Banks ihr ein Denkmal.
Von Silja von Rauchhaupt
Das Buch spielt im winterlichen Stall, sicher, aber was hier passiert, ist einmal nicht die Geburt Jesu. Eher geht es um den Advent, also um Vorbereitung, Erwartung, Vorfreude. "Es kam näher und näher", heißt es verheißungsvoll am Anfang, und immer wieder wird auf etwas hingedeutet, das zwar kommt, aber von niemandem bemerkt wird. Etwas Geheimnisvolles ist unterwegs, etwas Besonderes, das man nur spüren kann.
"Man konnte es daran sehen, wie der Schnee schwirrte und wirbelte und kleine Hügel und Kuhlen machte", aber "niemand hörte das Glöckchen des herannahnenden Schlittens", heißt es in "Ein Licht im Stall" von Kate Banks, die so von Anfang an eine große Spannung aufbaut. Erst am Schluss weiß man, dass es der Schlitten des Tierarztes war, und das Ereignis, das sich über viele Seiten ankündigt, ist nichts anderes als die Geburt eines Fohlens. Wer da etwas Größeres erwartet hat, erlebt im Grunde genau das, was mit der kindlichen Vorfreude nicht selten geschieht: Auch ihr hält der Heiligabend in Wirklichkeit nicht stand, ohne dass man da von Enttäuschung reden kann.
Das Besondere an diesem Buch ist, dass und wie die Vorfreude an sich dargestellt wird: Die Landschaften sind über und über von Schnee bedeckt, die Sterne flimmern um die Wette, die Stube glänzt in satten, warmen Farben, aus einer dunklen Ecke funkeln die Lichter eines Tannenbaums hervor.
Das ist Georg Hallensleben zu verdanken: Er hat zu Banks' Text Acrylbilder geschaffen, von denen jedes zwar winterliche Idylle zeigt - nur lieblich sind sie nie. Das liegt an den groben Strukturen der Pinselstriche, die die kahlen Bäume richtig struppig wirken lassen, und an der freien Bildkomposition, die sich wenig an Bildgrenzen oder Regeln hält. Auch Licht und Schatten spielen da eine Rolle, vor allem wenn das Weiß des Schnees aus dem Dunkel des Abends hervorleuchtet: mal dick flächig, mal getupft. Erwartbar ist das alles nicht. Und dafür umso schöner.
Kate Banks, Georg Hallensleben: "Ein Licht im Stall". Moritz Verlag, Frankfurt am Main 2009. 40 S., geb., 13,90 [Euro]. Ab 4 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main