Wer kennt ihn nicht, den täglichen Kampf um den heißen Brei! Peter Schössow hat aus dieser alltäglichen Situation ein witziges Bilderbuch gemacht und erzählt in doppelbödigen Illustrationen von einer Zwergenfütterung der ganz besonderen Art: Ein Löffelchen für Püppi, Pony, Plattfisch und den bösen Wolf - alle essen mit, nur der Froschkönig geht leider leer aus. Für alle, die immer schon wissen wollten, warum es einfach besser schmeckt, gemeinsam von einem Tellerchen zu essen!
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.06.2008Schwesternterror, Ponyblick
Peter Schössow ist als Autor wie als Illustrator eine Klasse für sich. In seinem neuesten Bilderbuch treffen diese beiden Talente zusammen: Es preist die Kunst des unfallarmen Fütterns.
Um den heißen Brei herum findet das Kräftemessen statt. Deshalb gibt es für zeitgemäßes Speisen der ersten - fast - festen Nahrung unter anderem Plastiklätzchen mit Auffangrinne. Mit Milch lässt sich eben lang nicht so viel anrichten wie mit Brei. Sei es durch den beherzten Griff nach dem Löffel (selbst isst das Kind) oder in umgehender empörter Reproduktion dessen, was wohlmeinende Erwachsene verabreicht haben. Auch Eltern, die vor solchen Floskeln lange Jahre Schauder empfunden haben, landen, wenn der Arm erlahmt, plötzlich wieder bei dem Spiel "Ein Löffelchen für ..." und sind froh, wenn sie Karotten-Grieß oder Dinkel-Apfel nur aus den kindlichen Haaren und nicht aus dem eigenen Auge klauben müssen.
Gerade Letzteres sollten sie im Bedarfsfall aber unbedingt tun, um die selbstironischen Zeichnungen in Peter Schössows wunderbarem kleinem Bilderbuch "Ein Löffelchen für ..." ausführlich zu betrachten, zu belachen und zu bestaunen. Der 1953 geborene Hamburger Schössow, dessen Illustrationen zu Goethe, Morgenstern oder jüngst Andreas Steinhöfel Leser jedes Alters begeistern und zahlreiche Preise gewonnen haben, ist in seinen eigenen Bilderbüchern für die Jüngsten ein Erzähler mit wenig Worten und viel Gespür, etwa für den Umgang mit dem Tod in dem ebenfalls preisgekrönten "Gehört das so ??!"
Nun hat er die alltägliche Zwergenfütterung äußerst sachkundig und spaßig ins Bild gesetzt. So können sich Eltern und Kinder an den elf Doppelseiten ergötzen, deren Figuren nur fragmentarisch gezeichnet sind - jedes der vorgeblich schlichten Bilder hat Vorder- und viel Hintersinn. Das Können des - am Computer - zeichnenden Erzählers Schössow erweist sich jedenfalls auch in dieser ganz kleinen Form.
Stets ragt vom linken Bildrand her eine Hand ins Bild, die einen Löffel hält. Dass die Empfänger auf der rechten Bildseite Schnabel, Maul und Mund so bereitwillig aufsperren, dürfte auch damit zu tun haben, dass der Brei darauf rot mit grünen Punkten ist. Das Pony jedenfalls mit seinen asymmetrischen Äuglein schaut begehrlich auf den Löffel, während die spendende Hand vorsichtshalber das Esswerkzeug an einen langen Stock gebunden hat, um den "bösen, bösen, bösen Wolf" zu füttern, der ein rotes Käppchen trägt.
Den Rest darf sich der Betrachter zusammenreimen. Der menschen- und tierfreundliche Witz Schössows ist offenkundig, das Eigentliche enthüllt sich im Detail: Dem Brei für den Schneemann etwa entsteigen gemeine kleine Dampfwölkchen, dem Füttern der "süßen kleinen Miezekatze" folgt eine bandagierte Hand, die den Löffel einem ganz in Rosa gekleideten "Püppi" hinhält, das als große Schwester sichtlich Terrorqualitäten entfalten kann.
"Ein Löffelchen für ..." hat die Tugend wirklich guter Bilderbücher: Man kann sie auch als der Typ mit dem Löffel in der Hand mehrmals lesen und vorlesen, ohne dass einem dabei das Gehirn einschläft. Im Gegenteil: Lachen macht wach - und hungrig. Nur logisch, dass am Ende ein einsamer Froschkönig krakeelt: "Und ICH??"
EVA-MARIA MAGEL
Peter Schössow: "Ein Löffelchen für ..." Tulipan Verlag, Berlin 2008. 24 S., geb., 8,90 [Euro]. Für jedes Alter.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Peter Schössow ist als Autor wie als Illustrator eine Klasse für sich. In seinem neuesten Bilderbuch treffen diese beiden Talente zusammen: Es preist die Kunst des unfallarmen Fütterns.
Um den heißen Brei herum findet das Kräftemessen statt. Deshalb gibt es für zeitgemäßes Speisen der ersten - fast - festen Nahrung unter anderem Plastiklätzchen mit Auffangrinne. Mit Milch lässt sich eben lang nicht so viel anrichten wie mit Brei. Sei es durch den beherzten Griff nach dem Löffel (selbst isst das Kind) oder in umgehender empörter Reproduktion dessen, was wohlmeinende Erwachsene verabreicht haben. Auch Eltern, die vor solchen Floskeln lange Jahre Schauder empfunden haben, landen, wenn der Arm erlahmt, plötzlich wieder bei dem Spiel "Ein Löffelchen für ..." und sind froh, wenn sie Karotten-Grieß oder Dinkel-Apfel nur aus den kindlichen Haaren und nicht aus dem eigenen Auge klauben müssen.
Gerade Letzteres sollten sie im Bedarfsfall aber unbedingt tun, um die selbstironischen Zeichnungen in Peter Schössows wunderbarem kleinem Bilderbuch "Ein Löffelchen für ..." ausführlich zu betrachten, zu belachen und zu bestaunen. Der 1953 geborene Hamburger Schössow, dessen Illustrationen zu Goethe, Morgenstern oder jüngst Andreas Steinhöfel Leser jedes Alters begeistern und zahlreiche Preise gewonnen haben, ist in seinen eigenen Bilderbüchern für die Jüngsten ein Erzähler mit wenig Worten und viel Gespür, etwa für den Umgang mit dem Tod in dem ebenfalls preisgekrönten "Gehört das so ??!"
Nun hat er die alltägliche Zwergenfütterung äußerst sachkundig und spaßig ins Bild gesetzt. So können sich Eltern und Kinder an den elf Doppelseiten ergötzen, deren Figuren nur fragmentarisch gezeichnet sind - jedes der vorgeblich schlichten Bilder hat Vorder- und viel Hintersinn. Das Können des - am Computer - zeichnenden Erzählers Schössow erweist sich jedenfalls auch in dieser ganz kleinen Form.
Stets ragt vom linken Bildrand her eine Hand ins Bild, die einen Löffel hält. Dass die Empfänger auf der rechten Bildseite Schnabel, Maul und Mund so bereitwillig aufsperren, dürfte auch damit zu tun haben, dass der Brei darauf rot mit grünen Punkten ist. Das Pony jedenfalls mit seinen asymmetrischen Äuglein schaut begehrlich auf den Löffel, während die spendende Hand vorsichtshalber das Esswerkzeug an einen langen Stock gebunden hat, um den "bösen, bösen, bösen Wolf" zu füttern, der ein rotes Käppchen trägt.
Den Rest darf sich der Betrachter zusammenreimen. Der menschen- und tierfreundliche Witz Schössows ist offenkundig, das Eigentliche enthüllt sich im Detail: Dem Brei für den Schneemann etwa entsteigen gemeine kleine Dampfwölkchen, dem Füttern der "süßen kleinen Miezekatze" folgt eine bandagierte Hand, die den Löffel einem ganz in Rosa gekleideten "Püppi" hinhält, das als große Schwester sichtlich Terrorqualitäten entfalten kann.
"Ein Löffelchen für ..." hat die Tugend wirklich guter Bilderbücher: Man kann sie auch als der Typ mit dem Löffel in der Hand mehrmals lesen und vorlesen, ohne dass einem dabei das Gehirn einschläft. Im Gegenteil: Lachen macht wach - und hungrig. Nur logisch, dass am Ende ein einsamer Froschkönig krakeelt: "Und ICH??"
EVA-MARIA MAGEL
Peter Schössow: "Ein Löffelchen für ..." Tulipan Verlag, Berlin 2008. 24 S., geb., 8,90 [Euro]. Für jedes Alter.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Hier wird gefüttert, was das Zeug hält. In Text (wenig) und Bild (viel). Getextet und illustriert hat Peter Schössow, der von Goethe bis Steinhöfel schon mancherlei Autor zum Bilde verholfen hat, und herausgekommen ist ein "wunderbares kleines Bilderbuch", findet die Rezensentin Eva-Maria Magel. In die Hand gebissen, die füttert, wird dabei wohl nicht. Man sieht ohnehin jeweils nur die von links mit Löffel ins Bild ragende Hand und rechts dann das Wesen, das "Schnabel, Maul und Mund" aufreißt. Mensch und Tier werden gespeist, auch ein Wolf ist darunter, er hat ein Rotkäppchen auf. An Hintersinn, versichert die Rezensentin, fehlt es also nicht und darum hält das Buch, das sie offenkundig entzückt hat, auch den erwachsenen Leser wach.
© Perlentaucher Medien GmbH
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