Vorhang auf für das entzückendste Zombiemädchen aller Zeiten
Mortina ist ein hinreißendes kleines Zombiemädchen. Sie lebt mit ihrer Tante in einem großen Schloss außerhalb des Dorfes. Dort ist alles voller quietschender Treppen, Spinnenweben, frecher sprechender Bilder und überhaupt sehr gemütlich.
Was sich Mortina mehr wünscht als alles andere, das sind Freunde, doch die Tante hat ihr strengstens verboten, sich außerhalb des Schlosses blicken zu lassen. An Halloween sieht Mortina endlich ihre Chance, unter andere Kinder zu kommen: Da ja alle gruselig verkleidet sind, wird sie schon nicht weiter auffallen, hofft sie, und schleicht sich heimlich aus dem Haus. Bis sie einen Moment nicht aufpasst und das Geheimnis ihrer Verkleidung gelüftet wird ...
Zu diesem Buch finden Sie Quizfragen auf antolin.de
Mortina ist ein hinreißendes kleines Zombiemädchen. Sie lebt mit ihrer Tante in einem großen Schloss außerhalb des Dorfes. Dort ist alles voller quietschender Treppen, Spinnenweben, frecher sprechender Bilder und überhaupt sehr gemütlich.
Was sich Mortina mehr wünscht als alles andere, das sind Freunde, doch die Tante hat ihr strengstens verboten, sich außerhalb des Schlosses blicken zu lassen. An Halloween sieht Mortina endlich ihre Chance, unter andere Kinder zu kommen: Da ja alle gruselig verkleidet sind, wird sie schon nicht weiter auffallen, hofft sie, und schleicht sich heimlich aus dem Haus. Bis sie einen Moment nicht aufpasst und das Geheimnis ihrer Verkleidung gelüftet wird ...
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buecher-magazin.deMortina ist anders als die anderen Kinder: Ihre Haut etwa ist leichenblass und sie hat dunkle Augenringe – was für ein Zombie aber auch nicht außergewöhnlich ist. Gemeinsam mit ihrer Tante und ihrem Albino-Windhund Mesto – „ob tot oder lebendig ist schwer zu sagen“ – lebt sie in einem Gruselschloss. Spinnweben, knarzende Treppen und ein unheimlicher Ostflügel gehören natürlich dazu. Doch Mortina ist unglücklich. So gerne würde sie mit den anderen Kindern spielen, aber die Tante verbietet es. Dann steht Halloween vor der Tür: Für das kleine Zombiemädchen die Gelegenheit, sich unter die Kinder zu mischen. Ob das gut geht? Ich gestehe, ich bin Tim-Burton-Fan und als solcher war die Lektüre beinahe Pflicht. Allerdings wollte der Funke irgendwie nicht so recht überspringen. Die Geschichte ist süß, wenn auch die Quintessenz nichts Neues ist. Die Illustrationen sind fantastisch, aber etwas fehlt, Mortina konnte nicht gänzlich zum Leben erweckt werden. Vielleicht sehen es Kinder anders? Meinen 5-jährigen Zwillingen ging es allerdings ähnlich und das wunderhübsch aufgemachte Buch ist längst vergessen. Dank der großartigen Bilder dennoch ein Genuss und Band 2 bekommt noch eine Chance.
Tim Burton meets the Adams Family. Herausgekommen ist ein Buch, das man lieber anschaut als liest.
© BÜCHERmagazin, Tanja Lindauer (lin)
Tim Burton meets the Adams Family. Herausgekommen ist ein Buch, das man lieber anschaut als liest.
© BÜCHERmagazin, Tanja Lindauer (lin)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.10.2019Halloween als Moment der Wahrheit
Sei einfach du selbst: Ein Zombie-Mädchen will nicht allein bleiben
Mortina hat natürlich recht: Ihre Idee ist wirklich grandios. Seit langem schon wünscht sie sich, all den Warnungen ihrer Tante zum Trotz, mit den Kindern aus dem Dorf in Kontakt zu kommen, sie vielleicht sogar als Freunde zu gewinnen. Doch die trauen sich höchstens bis zum eisernen Tor der alten Villa Decadente, und Mortina selbst darf sich nun mal nicht von ihnen sehen lassen. Aber jetzt steht Halloween ins Haus, das hat Mortina den Kindern hinter der Mauer abgelauscht, man verkleidet sich gruselig, zieht von Haus zu Haus, fordert Süßes und droht mit Saurem. Was für ein Spaß! Mortina will es ganz genau so machen wie die Kinder, am liebsten mit ihnen zusammen, nur eines will das pfiffige Mädchen anders machen: Es will sich nicht verkleiden. Sicher ist sicher.
Mortina, die Heldin aus Barbara Cantinis gleichnamigem Kinderbuch, ist nämlich ein Zombie-Mädchen, leichenblass mit leicht graugrünem Schimmer, das ihren Hund Mesto schon mal den eigenen Arm apportieren lässt - man kann ihn ja nachher wieder annähen. Verkleiden kann sie sich mit den Gewändern ihrer Ahnen, spielen in der alten Villa mit dem unheimlichen Ostflügel nach Herzenslust, aber als sich Mortina einmal mit Großmutter Nefastas Kleidern herausgeputzt und wie ein lebendiges Kind geschminkt hatte, um endlich auch mal mit den anderen zu spielen, gab es Hausverbot, kaum dass Tante Dipartita wieder aus der Ohnmacht erwacht war. Dabei hatte Mortina die Sache mit dem Schminken doch für so eine brillante Idee gehalten!
Ihr grandioser Plan zu Halloween hingegen sieht vor, die Tante abzulenken statt sie einzuweihen, er umfasst Versprechungen, mit denen sie den Kopf von Onkel Funesto, der eigentlich als Schmuckkästchen der Tante dient und es hasst, wenn sich irgendetwas verändert, zum Mitmachen und, wichtiger noch, zum Schweigen bringt - schließlich braucht doch auch das Zombie-Mädchen so etwas wie einen Korb, um all die Süßigkeiten einzusammeln. Ihr grandioser Plan geht sogar auf, wenigstens geht es eine Zeit lang gut: Auf der Straße trifft Mortina eine Gruppe verkleideter Kinder, sie überwindet ihre Schüchternheit und darf sich ihnen anschließen, sie lacht und singt und scherzt mit ihnen und lässt sich geduldig Martina nennen. Doch als die anderen einander schließlich zu übertrumpfen versuchen, wer von ihnen am gruseligsten aussieht, als der kleine Vampir seine spitzen Zähne, der Werwolf seine scharfen Krallen und die Hexe ihre scheußlichen roten Beulen zeigt, gehen mit Mortina die Pferde durch. Und den anderen Kindern anschließend die Worte aus. Ähnlicher sahen die fünf noch Sterblichen, die jetzt wie versteinert schauen, dem Zombie-Mädchen mit den kugelrunden Glubschaugen nie.
Drei Kinderbuchseiten lang lässt Barbara Cantini ihre kindlichen Leser um die gerade erst geknüpfte Freundschaft bangen, während derselbe Anblick der fünf verkleideten Kinder immer weiter in die Ferne zu rücken scheint. Ist das arme Mädchen, das sich nun einmal "auch nicht vollkommen anders" als alle normalen Kinder fühlte, jetzt wieder allein? Wo die Leser das Mädchen mit seinem Hang, die Illustrationen noch wie in einem Fotoalbum mit lauter Pfeilen und kleinen handschriftlichen Erklärungen zu versehen, doch von den ersten Seiten an in ihr Herz geschlossen haben werden. Oder, schlimmer noch: Muss Mortina sogar fliehen? Schließlich hatte ihr die Tante immer wieder ausgemalt, was passieren würde, sollten sie entdeckt werden.
In ihrem ersten auch selbst geschrieben Buch gelingt es der italienischen Illustratorin, eine lustige Geschichte hinreißend und detailverliebt zu erzählen, die bei aller Eigenwilligkeit doch - neben dem Halloween-Fest - einen wichtigen Anknüpfungspunkt zum Leben ihrer Leser darstellt: die Frage nach Andersartigkeit und nach Anerkennung, die Sorge also, ob man so, wie man ist, auch gemocht wird. So vollkommen anders als das arme Zombie-Mädchen fühlen wir sterblichen Menschenkinder uns nämlich nicht.
FRIDTJOF KÜCHEMANN
Barbara Cantini: "Mortina. Ein Mädchen voller Überraschungen."
Aus dem Italienischen von Knut Krüger. dtv, München 2019. 48 S., geb., 10,95 [Euro]. Ab 6 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Sei einfach du selbst: Ein Zombie-Mädchen will nicht allein bleiben
Mortina hat natürlich recht: Ihre Idee ist wirklich grandios. Seit langem schon wünscht sie sich, all den Warnungen ihrer Tante zum Trotz, mit den Kindern aus dem Dorf in Kontakt zu kommen, sie vielleicht sogar als Freunde zu gewinnen. Doch die trauen sich höchstens bis zum eisernen Tor der alten Villa Decadente, und Mortina selbst darf sich nun mal nicht von ihnen sehen lassen. Aber jetzt steht Halloween ins Haus, das hat Mortina den Kindern hinter der Mauer abgelauscht, man verkleidet sich gruselig, zieht von Haus zu Haus, fordert Süßes und droht mit Saurem. Was für ein Spaß! Mortina will es ganz genau so machen wie die Kinder, am liebsten mit ihnen zusammen, nur eines will das pfiffige Mädchen anders machen: Es will sich nicht verkleiden. Sicher ist sicher.
Mortina, die Heldin aus Barbara Cantinis gleichnamigem Kinderbuch, ist nämlich ein Zombie-Mädchen, leichenblass mit leicht graugrünem Schimmer, das ihren Hund Mesto schon mal den eigenen Arm apportieren lässt - man kann ihn ja nachher wieder annähen. Verkleiden kann sie sich mit den Gewändern ihrer Ahnen, spielen in der alten Villa mit dem unheimlichen Ostflügel nach Herzenslust, aber als sich Mortina einmal mit Großmutter Nefastas Kleidern herausgeputzt und wie ein lebendiges Kind geschminkt hatte, um endlich auch mal mit den anderen zu spielen, gab es Hausverbot, kaum dass Tante Dipartita wieder aus der Ohnmacht erwacht war. Dabei hatte Mortina die Sache mit dem Schminken doch für so eine brillante Idee gehalten!
Ihr grandioser Plan zu Halloween hingegen sieht vor, die Tante abzulenken statt sie einzuweihen, er umfasst Versprechungen, mit denen sie den Kopf von Onkel Funesto, der eigentlich als Schmuckkästchen der Tante dient und es hasst, wenn sich irgendetwas verändert, zum Mitmachen und, wichtiger noch, zum Schweigen bringt - schließlich braucht doch auch das Zombie-Mädchen so etwas wie einen Korb, um all die Süßigkeiten einzusammeln. Ihr grandioser Plan geht sogar auf, wenigstens geht es eine Zeit lang gut: Auf der Straße trifft Mortina eine Gruppe verkleideter Kinder, sie überwindet ihre Schüchternheit und darf sich ihnen anschließen, sie lacht und singt und scherzt mit ihnen und lässt sich geduldig Martina nennen. Doch als die anderen einander schließlich zu übertrumpfen versuchen, wer von ihnen am gruseligsten aussieht, als der kleine Vampir seine spitzen Zähne, der Werwolf seine scharfen Krallen und die Hexe ihre scheußlichen roten Beulen zeigt, gehen mit Mortina die Pferde durch. Und den anderen Kindern anschließend die Worte aus. Ähnlicher sahen die fünf noch Sterblichen, die jetzt wie versteinert schauen, dem Zombie-Mädchen mit den kugelrunden Glubschaugen nie.
Drei Kinderbuchseiten lang lässt Barbara Cantini ihre kindlichen Leser um die gerade erst geknüpfte Freundschaft bangen, während derselbe Anblick der fünf verkleideten Kinder immer weiter in die Ferne zu rücken scheint. Ist das arme Mädchen, das sich nun einmal "auch nicht vollkommen anders" als alle normalen Kinder fühlte, jetzt wieder allein? Wo die Leser das Mädchen mit seinem Hang, die Illustrationen noch wie in einem Fotoalbum mit lauter Pfeilen und kleinen handschriftlichen Erklärungen zu versehen, doch von den ersten Seiten an in ihr Herz geschlossen haben werden. Oder, schlimmer noch: Muss Mortina sogar fliehen? Schließlich hatte ihr die Tante immer wieder ausgemalt, was passieren würde, sollten sie entdeckt werden.
In ihrem ersten auch selbst geschrieben Buch gelingt es der italienischen Illustratorin, eine lustige Geschichte hinreißend und detailverliebt zu erzählen, die bei aller Eigenwilligkeit doch - neben dem Halloween-Fest - einen wichtigen Anknüpfungspunkt zum Leben ihrer Leser darstellt: die Frage nach Andersartigkeit und nach Anerkennung, die Sorge also, ob man so, wie man ist, auch gemocht wird. So vollkommen anders als das arme Zombie-Mädchen fühlen wir sterblichen Menschenkinder uns nämlich nicht.
FRIDTJOF KÜCHEMANN
Barbara Cantini: "Mortina. Ein Mädchen voller Überraschungen."
Aus dem Italienischen von Knut Krüger. dtv, München 2019. 48 S., geb., 10,95 [Euro]. Ab 6 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ob Leseprofi oder Video-Fan - Mortina schafft es, alle zu begeistern. Albert Hoffmann Passauer Neue Presse 20200402