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23 Kundenbewertungen

Zwar hat sich der weltberühmte Malerfürst KD Pratz längst aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, doch für den Nachruhm macht er eine Ausnahme. Auf seiner malerischen Burg am Rhein empfängt er die Mitglieder eines Museums-Fördervereins, die sich mit dem Gedanken tragen, den geplanten Museumsanbau ausschließlich dem Pratz'schen Werk zu widmen. Doch der Besuch läuft anders als geplant. Als das verehrte Idol den kunstsinnigen Besuchern bei einem Umtrunk ungefragt die Unvollkommenheit der Welt und ihre eigene noch dazu um die Ohren haut und auch noch den Kunstbetrieb niedermacht, droht so mancher…mehr

Produktbeschreibung
Zwar hat sich der weltberühmte Malerfürst KD Pratz längst aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, doch für den Nachruhm macht er eine Ausnahme. Auf seiner malerischen Burg am Rhein empfängt er die Mitglieder eines Museums-Fördervereins, die sich mit dem Gedanken tragen, den geplanten Museumsanbau ausschließlich dem Pratz'schen Werk zu widmen. Doch der Besuch läuft anders als geplant. Als das verehrte Idol den kunstsinnigen Besuchern bei einem Umtrunk ungefragt die Unvollkommenheit der Welt und ihre eigene noch dazu um die Ohren haut und auch noch den Kunstbetrieb niedermacht, droht so mancher der anwesenden Kunstfreunde die Contenance zu verlieren. Es kommt zum Eklat ...
Autorenporträt
Kristof Magnusson, geboren 1976 in Hamburg, machte eine Ausbildung zum Kirchenmusiker, arbeitete in der Obdachlosenhilfe in New York, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Er lebt als Autor und Übersetzer aus dem Isländischen in Berlin.
Rezensionen
Rezensentin Tanya Lieske hätte sich manchen Aspekt in diesem Roman von Kristof Magnusson stärker auserzählt gewünscht. Insgesamt aber scheint ihr der Text um einen heterogenen Förderverein auf "Gralssuche" bei einem Künstlerpatriarchen alten Zuschnitts als Kunstbetriebspersiflage gut zu funktionieren. Dafür sorgen laut Lieske ein differenziertes Personal, spannende Themen, wie das Patriarchat in der BRD, Gender- und Generationenfragen, sowie witzige Dialoge, eine "gut austarierte" Dramaturgie und feinsinnige Beobachtungen. Die Frage, was Kunst heute kann, behandelt das Buch auch, erklärt Lieske.

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als "große Bildungsbürgerbespaßung" will der deutsch-isländische Autor Kristof Magnusson seinen Roman verstanden wissen, aber Rezensent Moritz Fehrles Amüsement fällt eher schmal aus. Zwar muss der Kritiker durchaus ab und an schmunzeln, wenn er hier einen selbsternannten "Malerfürsten" samt Museums-Förderverein in ein geplantes "Künstler-Exil" in einer Burg im Rheingau begleitet - auf Dauer geraten ihm die Tiraden über Kulturverfall, Kunstbetrieb und Kommerzialisierung dann aber doch zu wenig originell. "Stereotype" Figuren und schon zu oft Gelesenes lassen den Rezensenten den Roman nach der Lektüre schnell wieder vergessen.

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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.09.2020

Handkäs, aber global
Vom garstigen Maler und seiner treuen Gemeinde: Kristof Magnussons hinreißender Roman "Ein Mann der Kunst" wandelt durch Diskurshöllen und Lebensweisen

Fußballturniere, Autorennen oder Tenniswettkämpfe mögen ohne Zuschauer stattfinden können, die Kunst aber geht nicht als Geisterspiel über die Bühne. Sie lebt vom direkten Sehen und Gesehenwerden. Oder um den legendären Berliner Anwalt und passionierten Sammler Peter Raue zu zitieren: einer Ausstellung lediglich online beizuwohnen sei wie "ein Kuss durch ein Taschentuch". Ein nicht geringer Lohn bildender Kunstschaffender ist doch die Warteschlange am Eingang eines Museums oder einer Galerie. Solch eine Gruppe typischer Enthusiastinnen und Enthusiasten hat Kristof Magnusson ins Zentrum seines neuen Romans gestellt.

Der deutschisländische Schriftsteller ist ausgebildeter Kirchenmusiker und bewies bereits in früheren Büchern wie "Zuhause" (2005), "Das war ich nicht" (2010) oder "Arztroman" (2014) ein feines Ohr für Milieus und deren spezifische Idiome, ob es sich um Hipster, Investmentbanker oder Krankenhausmitarbeiter handelte. In "Ein Mann der Kunst" wird nun der Förderverein eines kleinen privaten Frankfurter Museums mit zahllosen Ober-, Unter- und Zwischentönen dargestellt, die sich aus der individuellen Personencharakteristik, der jeweiligen Gruppendynamik und dem großen Ganzen speisen, dem sich diese Aficionados verschrieben haben: der Kunst. Sie sind die klassischen gutbürgerlichen Abonnenten, die ihren Alltag durch kulturelle Ereignisse aufwerten, auf die sie sich gründlich vorbereiten und in die sie viel Zeit und Kapital investieren - einerseits belächelt, andererseits unentbehrlich. Durch einen Zufall erhält das von ihnen unterstützte Museum die Möglichkeit zu einem Neubau, der, wenn alle Geldgeber zustimmen, einem einzigen Künstler gewidmet werden soll.

Dieser international geschätzte Herr namens KD Pratz ist aber ein "schwieriger Charakter" und "radikaler Einsiedler", hat sich schon vor Jahren in einer Burg im Rheingau verschanzt und die Zugbrücke hochgezogen - voller Verachtung für den "Kulturbetrieb mit seinen Förderungen, Segnungen, Preisen, Werkeinführungen und Vernissagen, Previews, Buchpräsentationen, Podiumsdiskussionen und artist's talks."

Als Erzähler und Vermittler fungiert der sympathische, aufgeweckte, schwule Constantin Marx, um die vierzig Jahre alt, Architekt und Sohn der Vorsitzenden des Fördervereins, dem er auch selbst angehört. Der Verein besucht den Malerfürsten, um herauszukriegen, ob er mit seiner "Weltkunst aus der Region" wirklich der Richtige für eine derart hohe Ehrung ist. Aus dieser an Facetten und Komik überreichen Konfrontation zwischen Schein und Sein, Kunst und Künstler, Bild und Bildner bezieht der Roman seine ebenso famos wie vielschichtig kolorierte Dynamik.

Denn während für die Mitglieder des Fördervereins die regelmäßigen Reisen zu Ausstellungen, Kirchen und erhabenen Sehenswürdigkeiten wahre Sternstunden bedeuten, denen sie sich mit Euphorie und trotzdem "kritischem Bewusstsein" hingeben, ist das für den Maler bloß "Kasperltheater für privilegierte Langweiler". Der misanthropische Star bockt, provoziert und schimpft wie ein Thomas Bernhard in Bestform - "Mein Leben ist nicht Ihr Wochenendspaß!" -, weshalb Constantin resümiert: "KD Pratz war, was die Menschen an der Kunst liebten. Und hassten." Der Förderverein ist von seinem "kulturpessimistischen Gewäsch" ohne "menschenfreundliche Alternative" verstört und irgendwann nicht mehr zahlungswillig.

Doch Kristof Magnusson ist als Autor ein fabelhafter Menschenfreund, der mit seinen Figuren ebenso zartfühlend wie demaskierend, ebenso verständnisvoll wie ätzend durch die Diskurshöllen der Kunstbetrachtung und heutigen Lebensweisen lustwandelt. Türen klappern wie im verrücktesten Boulevardtheater, obwohl es schwere Burgtore sind, hinter denen sich KD Pratz, der "detailverliebter als Gerhard Richter ist, archaischer als Anselm Kiefer und expressiver als Georg Baselitz", dem Kunstbetrieb verweigert. Magnusson hat diesen gründlich studiert, führt mit seinem eleganten Witz - zwischen Neil Simon, Loriot und den Simpsons - souverän durch die Hebungen und Senkungen eines deregulierten Marktes, der lieber auf Originalität setzt als auf Qualität.

In genauen Beobachtungen und hinreißend komischen Dialogen zeigt er nicht nur, wie viel Abstand es zwischen Künstlern und Fans gibt, sondern auch, wie viel Nähe. Das westdeutsche Sittenszenario an Main und Rhein mit seiner überregional ausstrahlenden Binnenstruktur bringt ein Referatsleiter aus dem hessischen Finanzministerium, das über den Museumsbau mitentscheidet, auf den Punkt: "Handkäs, aber global."

Ob "Verwaltungsbohei" oder "Bildungsbürgerbespaßung", ob Provinzkuratoren oder Guggenheim-Previews, ob ästhetische Schwarzmalerei oder unerwartete Lichtgestalten, ob tatsächlich Hinschauen oder einfach Abknipsen - Magnusson versteht sich in seinem Buch auf alle Sphären und leuchtet sie in klugen und spannenden Winkelzügen aus. Sämtliche Gewissheiten werden in Frage gestellt und zugleich aufs Charmanteste bestätigt: Da wird der Förderverein auf den großen Innenhof von KD Pratz' Burg gelotst, "in dem nichts außer einer Plastikkiste mit Streusalz stand, die bei dieser Hitze deplatziert erschien. Für einen Moment überlegte ich, ob sie ein Kunstwerk war." Kristof Magnussons Roman jedenfalls ist eines.

IRENE BAZINGER

Kristof Magnusson: "Ein Mann der Kunst". Roman.

Verlag Antje Kunstmann, München 2020. 240 S., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.10.2020

Mit gebührlichem Ernst
Kristof Magnussons Provinzklamotte „Ein Mann der Kunst“
Dass der selbsternannte „Malerfürst“ als Ekelpaket gilt, wussten die Mitglieder des Fördervereins des Kunstmuseums „Wendevogel“ natürlich, bevor sie sich in den gut klimatisierten Reisebus gesetzt haben. Aber scharf analysierende Gegenwartskritiker sind nun einmal schwierig im persönlichen Umgang und als Kunstliebhaber weiß die Reisegruppe Werk und Künstler zu trennen. Einen eigenen Museumsanbau will der „Wendevogel“ dem Maler KD Pratz widmen, der auf einer abgeschiedenen Burg im Rheingau sein „Künstlerexil“ zelebriert.
Ein bemerkenswerter Coup für das Museum, gilt dieser (fiktive) Pratz doch als einer der bedeutendsten Künstler der Gegenwart: „Provokant könnte man sagen, dass KD Pratz detailverliebter als Gerhard Richter ist, archaischer als Anselm Kiefer und expressiver als Georg Baselitz.“ Die finanziellen Mittel für den Anbau stehen schon bereit, beim Treffen zwischen Förderverein, Museum und Künstler sollen letzte Details geklärt werden. Und damit das kulturelle Rahmenprogramm nicht zu kurz kommt, sind zusätzlich Besichtigungen von Kirchenaltären, Galeriebesuche und Exkursionen in die Weinberge geplant.
Als eine „große Bildungsbürgerbespaßung“ bezeichnet der deutsch-isländische Schriftsteller Kristof Magnusson die Ausgangslage in seinem neuen Roman „Ein Mann der Kunst“. Kaum ist die Reisegruppe allerdings dem Reisebus entstiegen und steht mit Weißweingläsern in der Hand im Innenhof der Burg, zeigt sich, dass sich die Trennung von Werk und Autor leicht fordern lässt, solange man nicht persönlich mit diesem konfrontiert ist. Im direkten Umgang wirkt das misanthropische, grantige Gehabe des alternden Künstlers nämlich überhaupt nicht mehr charmant oder exzentrisch, sondern nur noch unhöflich und altbacken. Jeder Handymast ist für KD Pratz mahnendes Zeichen eines unaufhaltsamen Kulturverfalls und der Förderverein bloß eine lästige Invasion seines Künstlerexils: „Ich bin nicht der Pausenfüller in Ihrem langweiligen Leben. Mein Leben ist nicht Ihr Wochenendspaß!“
Die fortwährenden Beleidigungen des Künstlers lassen nicht nur den geplanten Anbau des Museums immer unattraktiver erscheinen, sie decken auch verborgene Konflikte innerhalb der Reisegruppe selbst auf. Die hier verhandelten gesellschaftlichen Streitfragen etwa zur Genderdebatte oder zur Emanzipation reißt Kristof Magnusson leider nur kurz an, wie er auch in der satirischen Auseinandersetzung mit dem Kunstbetrieb und dessen Kommerzialisierung vor allem bekanntes Terrain abdeckt.
Mit allerlei Werkeinführungen versucht das versammelte Bildungsbürgertum ein „kritisches Bewusstsein“ für Kunstsparten zu entwickeln, die ihnen ganz offensichtlich nicht zusagen, während der ehrgeizige Museumsdirektor gerne mit gewichtigen Worthülsen zu verschleiern sucht, dass er in erster Linie die Vermarktung des Neuanbaus im Sinn hat.
Der Künstler selbst verliert sich in der Verklärung urtümlicher Ideale. „Gutes, mit gebührlichem Ernst ausgeführtes Handwerk“, schwärmt er dem peinlich berührten Förderverein vor, den er in eine alte Bäckerei schleift, „das ist die Kunst, zu der ich aufblicke“. Im Hintergrund dekorieren derweil tätowierte Hipster Obsttörtchen fürs Instagramfoto. Eine recht plump entworfene Szenerie, das absurde Faible junger, hipper Menschen für alte Brotsorten ist längst selbst zum Klischee erkaltet.
Möglicherweise hätte „Ein Mann der Kunst“ in einem anderen Format besser funktioniert. Bekannt geworden ist Magnusson Anfang der 2000er als Autor von Theaterstücken, am erfolgreichsten war sein „Männerhort“, das in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Als Theatertext hätte man sich seinen neuen Roman eher vorstellen können, wenn er auch in seinen schwächeren Momenten aufgrund der sehr stereotypen Charakterisierung der Protagonisten wie das Drehbuch für eine deutsche Fernsehkomödie wirkt.
Als Roman bleiben abgesehen von einer schönen Zwischensequenz, in welcher der Erzähler mit dem Künstler rauchend im Auto sitzt und die Bundesligakonferenz im Radio verfolgt, schlicht zu wenige der beschriebenen Szenen im Gedächtnis. Magnussons Milieuskizze zieht ihren Unterhaltungswert aus den Ausgangskonflikten, spielt das darin enthaltene absurde Potenzial aber abseits der Dialoge nicht mit Überzeugung aus und weiß wenig Überraschendes oder gar Tiefergehendes über den Kunstbetrieb und seine Macken zu erzählen.
MORITZ FEHRLE
Kristof Magnusson:
Ein Mann der Kunst.
Roman.
Kunstmann Verlag,
München 2020.
240 Seiten, 22 Euro.
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