Chamutal, engagierte Redakteurin einer Fachzeitschrift für Psychologie, ist verheiratet mit einem originellen, erfolgreichen Mann und hat zwei halbwüchsige Töchter. Als aber ihre Mutter ins Pflegeheim muss, fangen all ihre Gewissheiten an zu bröckeln. Chamutals Mutter hat den Holocaust überlebt, jetzt zwingt die Krankheit sie zurück in die Schatten der verdrängten Vergangenheit. Die unvermittelt hereinbrechenden Erinnerungssplitter, der Mutter ziehen Chamutal sogartig hinab in das Schweigen, das ihre Kindheit umgab. Doch da ist Scha'ul, der im Zimmer gegenüber seinen Vater pflegt, und Chamutal verliebt sich. Das Pflegeheim, der Vorhof des Todes, als romantischer Ort? Achtzehn leidenschaftliche Tage lang, klammern Chamutal und Scha'ul sich wie zwei Ertrinkende aneinander - aber der Bann bricht, und Chamutal bleibt allein. »Ich bin es, Chamutal«, hatte sie immer am Bett ihrer Mutter gesagt, in der Hoffnung auf einen Augenblick flüchtigen Erkennens. Jetzt, da alles vorüber ist, offenbart dieser Satz seine zweite Bedeutungsebene: die Selbstvergewisserung der eigenen bedrohten Existenz. Die Chamutal, die schrittweise die Rückkehr in den Alltag, in ihre Familie versucht, ist eine andere. Nichts wird je wieder sein wie es war.
"Savyon Liebrecht sagt, daß Erzählen für sie weniger poetische, vielmehr soziale Bedeutung habe. Eine Erzählung teilt etwas mit. Der Erzähler erzählt eine bestimmte Geschichte, damit der Leser die Geschichte erfährt. Er erzählt sie auf eine genaue, bestimme Weise, damit der Leser sie liest und aufnimmt. Aus diesem unpersönlichen, trockenen Grundsatz sind klassische hebräische Erzählungen entstanden (und wahrhaftige Mitteilungen aus Israel). Savyon Liebrecht wünscht sich deutsche Leser. Vor allem im Gespräch mit Deutschland und Deutschen, sagt sie, kann die Erstarrung, die sie erfuhr, gelöst werden." Die Zeit