Dies ist wirklich mal ein Buch, wo ich dringend empfehlen würde, das gebundene Buch zu lesen statt dem eBook oder Hörbuch! Mal ganz abgesehen vom wunderschönen goldenen Cover, ist auch die Ausstattung innerhalb des Buches außergewöhnlich: handschriftliche Notizen; über das ganze Buch am unteren
Seitenrand eingestreute Wörter, die Sätze ergeben, wenn man sie beim Durchblättern nacheinander liest;…mehrDies ist wirklich mal ein Buch, wo ich dringend empfehlen würde, das gebundene Buch zu lesen statt dem eBook oder Hörbuch! Mal ganz abgesehen vom wunderschönen goldenen Cover, ist auch die Ausstattung innerhalb des Buches außergewöhnlich: handschriftliche Notizen; über das ganze Buch am unteren Seitenrand eingestreute Wörter, die Sätze ergeben, wenn man sie beim Durchblättern nacheinander liest; Fingerabdrücke; eine komplett unkenntlich gemachte Passage, als habe jemand mit einem schwarzen Stift verzweifelt versucht, das Geschehene ungeschehen zu machen... Man hat das Gefühl, ein Buch in der Hand zu halten, das eine lange Geschichte hat, das von Leser zu Leser weitergereicht wurde.
Und der Inhalt steht der Aufmachung in Originalität in nichts nach: Traci Chee hat eine komplexe Welt entworfen, in der die Schrift niemals entwickelt oder zumindest nie der Allgemeinheit zugänglich gemacht wurde. Lediglich der Orden der Leser und Bibliothekare weiß um die Macht des geschriebenen Wortes und tut alles, um dieses Geheimnis zu bewahren! Auch das Magiesystem ist sehr interessant: die Illuminatoren haben Einblick in die illuminierte Welt, 'ein Netz aus allem, was je gewesen war und je passieren würde', und das gibt ihnen faszinierende Möglichkeiten, das Gewebe der Welt zu beeinflussen.
Das Tempo der Geschichte ist manchmal eher ruhig, die Spannung unterschwellig, aber ich habe mich nie gelangweilt, denn das Buch hat seinen ganz eigenen Zauber, dem ich mich nur schwer entziehen konnte. Wobei es durchaus auch rasante Szenen mit einer Menge Action gibt! Aber in meinen Augen sollte man nicht zu sehr durch das Buch hasten, sondern seine Magie auch in den langsamen Passagen voll und ganz auf sich wirken lassen.
Die Handlung wird aus mehreren Perspektiven erzählt, die zum Teil auch in unterschiedlichen Zeiten angesiedelt sind. Dabei wird die Hauptgeschichte immer mal wieder unterbrochen von auf anderem Hintergrund gedruckten Abenteuergeschichten über den sagenumwobenen Käpt'n Lees und sein Schiff 'Die Strömung der Zuversicht', wobei sich diese Geschichten und die Hauptgeschichte irgendwann vermischen.
Manchmal können die Perspektiven- und Zeitwechsel etwas verwirrend sein, aber es hat mir auch viel Spaß gemacht, die Puzzleteile zusammenzusetzen und nach und nach zu verstehen, was vor sich geht!
Der Schreibstil ist so außergewöhnlich wie die Handlung selbst: er hat etwas zeitlos Märchenhaftes und Traci Chee findet wunderbare, magische Formulierungen.
Auch die Charaktere konnten mich überzeugen. Im Mittelpunkt steht die junge Sefia, der von ihren Eltern nur ein merkwürdiger rechteckiger Gegenstand geblieben ist, mit dem sie zunächst nichts anzufangen weiß – bevor sie sich erinnert, was ihre Mutter ihr als kleines Kind beigebracht hat: ein B... U... C... H... Sefia hat mir gut gefallen, denn sie ist mutig und entschlossen. Jemand, der die Dinge anpackt und dabei auch Fehler macht, aber nie aufgibt!
Begleitet wird sie von einem Jungen, den sie aus einem Käfig befreit hat, wo er gehalten wurde wie ein Tier und gezwungen, gegen andere Jungen in Kämpfen auf Leben und Tod anzutreten. Er spricht nicht, und dennoch schafft es die Autorin, dem Leser seine Persönlichkeit zu vermitteln! Zwischen Sefia und Archer, wie sie ihn kurzerhand tauft, entwickelt sich eine zarte Freundschaft, die ich sehr rührend fand. Romantik bleibt hier noch eher im Hintergrund!
Einer meiner absoluten Lieblinge war Käpt'n Lees, und auch seine Crew ist mir richtig ans Herz gewachsen. Lees ist absolut furchtlos und immer auf der Suche nach Abenteuern, was manchmal auch so richtig nach hinten losgeht... Die Menschen in dieser Welt glauben, dass es kein Leben nach dem Tod gibt und Geschichten daher alles sind, was von einem Menschen bleibt, und das führt dazu, dass viele alles dafür tun, dass ihre Geschichten spannend genug sind, um lange Bestand zu haben.