Aufrüttelnd und provokant, zugleich warmherzig und witzig
Wenn es um Fußball geht, kann man dem zehnjährigen Hanno Kelsterberg nichts vormachen. In Sachen Protest allerdings auch nicht. Seit zwei Jahre zuvor der asketische Hartmut Gründler ins Souterrain der Familie zog und sich als unbeugsamer Politkämpfer entpuppte, steht Hannos einst heile Welt auf dem Kopf. Statt Fußball zu spielen, muss er nun mit zu Demos und verteilt Handzettel. Während der Vater den Mann im Keller zunächst belächelt, gerät die Mutter in den Bann des kompromisslosen Idealisten, die Ehe zerbricht. Ein provokanter und berührender Roman über eine Familie, die unversehens von der Zeitgeschichte gestreift wird.
Wenn es um Fußball geht, kann man dem zehnjährigen Hanno Kelsterberg nichts vormachen. In Sachen Protest allerdings auch nicht. Seit zwei Jahre zuvor der asketische Hartmut Gründler ins Souterrain der Familie zog und sich als unbeugsamer Politkämpfer entpuppte, steht Hannos einst heile Welt auf dem Kopf. Statt Fußball zu spielen, muss er nun mit zu Demos und verteilt Handzettel. Während der Vater den Mann im Keller zunächst belächelt, gerät die Mutter in den Bann des kompromisslosen Idealisten, die Ehe zerbricht. Ein provokanter und berührender Roman über eine Familie, die unversehens von der Zeitgeschichte gestreift wird.
buecher-magazin.deIm Sommer 1975 nimmt Familie Kelsterberg einen Untermieter auf - an sich nichts Besonderes. Außergewöhnlich ist aber der neue Mieter: Der Umweltaktivist Hartmut Gründler hat sich mit vehementer Konsequenz der Sache verschrieben, dem Lebensschutz. Ob er davon leben könne? Davon nicht, aber dafür. Ljubi schildert die gut recherchierte Geschichte Gründlers und die der fiktiven Kelsterbergs aus Sicht von Hanno, der seine Mutter in hohem Alter mit einem als Gründler-Mahnmal gestalteten Rollator auf der Straße beobachtet und sich fragt, was damals passiert ist. Hanno wird kurz nach Gründlers Einzug acht Jahre alt, brennt für Fußball und ist bislang in einer vermeintlich glücklichen Familie aufgewachsen. Die Mutter ist interessiert an Gründlers Tun; der Vater aber hält ihn für einen Spinner und kann nicht verstehen, warum seine Frau ihn unterstützt. Gründler protestiert im Hungerstreik gegen Lügen der Atomkraft-Befürworter und zündet sich später selbst an. Die Hauptfigur in dem sich um seinen Feuertod drehenden Roman ist aber die Familie, die sich zu diesen Ereignissen zur Zeit des Deutschen Herbstes verhalten muss. Anregend und klug erzählt Ljubi, wie Politik und Fragen nach Verantwortung und Wertvorstellungen unversehens den eigenen Haushalt dominieren.
© BÜCHERmagazin, Melanie Schippling
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.12.2017Der Vater war einfach zu groß für uns alle
Atomkraft, pfui Deibel: Nicol Ljubics Roman basiert auf dem Leben des Umweltaktivisten Hartmut Gründler
Ein Mensch brennt. Er brennt vor Leidenschaft, er brennt für eine Sache, er brennt für den Widerstand - so lange, bis aus der Metapher Wirklichkeit wird und sein Körper in Flammen aufgeht. Dieser Mensch ist besessen. Er lebt in einer Zeit des Aufbegehrens. Die deutsche Anti-Atomkraft-Bewegung formiert sich, Helmut Schmidt ist Kanzler und macht aus seiner Befürwortung der Kernenergie kein Hehl. Die Proteste werden lauter, die Zahl der Atomkraftgegner wächst, die ökologische Frage gerät ins Bewusstsein der bundesrepublikanischen Gesellschaft.
Und da gibt es einen, für den nichts mehr zählt als der Kampf gegen die Atomkraft. Er heißt Hartmut Gründler. 1930 geboren, gründete der Tübinger Lehrer 1972 den "Arbeitskreis Lebensschutz", der in linken Kreisen der Umweltschützer-Szene zu verorten war und sich gegen die Atompolitik richtete. Nach etlichen Protesten, Hungerstreiks und offenen Briefen, die nicht zur gewünschten Aufmerksamkeit führten, ging Gründler für seinen Kampf um den "Lebensschutz" in den Tod. Am 16. November 1977 übergoss er sich mit Benzin und zündete sich an. Das war in Hamburg, wo gerade die SPD tagte. Wenige Tage später erlag er seinen Verletzungen.
Das ist eine wahre Begebenheit, die den Journalisten und Schriftsteller Nicol Ljubic so fasziniert hat, dass er daraus einen Roman gemacht hat. Die Geschichte dazu ist frei erfunden, könnte sich aber tatsächlich so zugetragen haben. Hartmut Gründler, im Roman nur mit Vornamen erwähnt, tritt ins Leben einer Tübinger Familie und bestimmt fortan das innerfamiliäre Geschehen. Das stabile Gefüge von Vater, Mutter und Kind gerät Schritt für Schritt ins Wanken, als Hartmut zur Untermiete ins Haus der Familie zieht.
Es ist eine Erzählung im Rückblick: Als Erwachsener erinnert sich der damals siebenjährige Hanno, was er als Kind erlebte, dachte, fühlte. Die Erinnerungen werden unterbrochen von kurzen Zeitsprüngen in die Gegenwart, die nur erahnen lassen, was aus Hanno, mittlerweile 44 Jahre alt, geworden ist. Weder gerettet noch verloren, erscheint er wie jemand, der nicht gescheitert ist, aber auch nicht das erreicht hat, was ihm vielleicht einmal vorschwebte.
Zentraler Bezugspunkt der Geschichte ist Hannos Mutter. Ihre Faszination für Hartmuts beharrlichen Kampf für die gute Sache entwickelt sich rasch zu einer Fixierung, in der sie nichts anderes mehr gelten lässt als Hartmut. Alles, was er macht, denkt und sagt, setzt sie als Dogma, nach dem nicht nur sie sich ausrichtet, sondern auch verlangt, dass ihr Sohn es tut. Sie schärft dem kleinen Hanno ein, dass es kein größeres Übel auf der Welt gebe als Atomkraftwerke, sie passt die gutbürgerlichen Mahlzeiten ihrer Familie den verzichtbasierten Ernährungsgewohnheiten von Hartmut an, sie nimmt Hanno mit auf Anti-Atomkraft-Demos, sie animiert ihn, jeden Schritt im politischen Leben Hartmuts aufmerksam zu verfolgen, sie stellt Hartmut grundsätzlich über die Bedürfnisse und Interessen ihres Kindes, und sie hört mit ihrer Indoktrination selbst dann nicht auf, als Hartmut bei ihnen auszieht, in den Hungerstreik tritt und sich schließlich verbrennt.
Nicht einmal vor dem Anblick des Brandopfers vermag die Mutter ihr Kind zu schützen. Aus Hartmuts Tod macht sie ein Martyrium, dessen politisches Vermächtnis sie vollenden will. Sie archiviert seine Briefe und die wenigen Zeitungsartikel über ihn, geht auf die Straße, spricht Leute an, um sie für Hartmut zu begeistern, und wirkt zunehmend wie eine weltfremde Frau, die von allen guten Geistern verlassen ist.
Dass kaum jemand Hartmut beachtete, sein Widerstand ins Leere lief und er eher den Eindruck eines Spinners als eines ernstzunehmenden Aktivisten machte, interpretiert sie nicht als seine Unzulänglichkeit, sondern als die aller anderen. "Er war einfach zu groß für uns alle", sagt sie und merkt gar nicht, welche Bürde sie ihrem Kind damit auferlegt, dass sie aus Hartmut "einen zweiten Jesus" macht. Hannos Vater ist näher an seinem Kind, insofern er sich kindgerechter verhält, doch er erscheint in Ljubics Roman immer in einer gewissen Distanz, die ihn davon abhält, sich schützend vor seinen Sohn zu stellen. Auch der Vater bleibt stets im Schatten der Mutter.
Sie opfert sich auf. Aber geht es ihr wirklich um die Sache oder nicht doch eher um sich selbst? Sie führt keine glückliche Ehe, sehnt sich nach einem selbstbestimmten Leben, in dem sie nicht mehr bloß Hausfrau und Mutter sein muss. "Irgendwann ist mir die Welt zu Hause einfach zu klein geworden", erklärt sie Hanno viele Jahre später, "und Hartmut hat mir ein Fenster geöffnet." Ihr Kind aber kommt in diesem Horizont nicht vor. Hanno sehnt sich nach der Nähe seiner Eltern. Das ist die Sicherheit, die er braucht und die er versteht - nicht die erhöhte Sicherheit, die durch die Stilllegung der Atomkraftwerke eintritt. Doch er bleibt mit diesem Bedürfnis allein und begreift erst in der Erinnerung, woran das lag: "Vielleicht war mein Radius zu klein, und vielleicht ist es genau das Problem von Kindern, dass ihr Radius zu klein ist und sie deswegen die Welt nicht verstehen."
Nicol Ljubic gelingt es, ein plastisches Bild von dem verstörenden Verhältnis zwischen Mutter und Kind zu zeichnen. Seine Idee, eine historisch kaum bekannte Figur zum Auslöser einer schwierigen Familiengeschichte zu machen, überzeugt dort, wo die Mischung zwischen Nähe und Distanz aufgeht. Das Kind und mit ihm der Leser erleben Hartmut aus nächster Nähe, doch Hartmut bleibt trotzdem ein Fremder. Das hat durchaus seinen Reiz, trägt aber nicht über dreihundert Seiten. Der Roman zieht sich, es kommt zu Wiederholungen, die Erzählung stagniert, als wäre mit der einen guten Idee schon das ganze Pulver verschossen. Vielleicht fiele das nicht so sehr ins Gewicht, wenn das Buch mehr sprachliche Gründlichkeit aufweisen würde. Der verbreiteten Unart, aus Nebensätzen Hauptsätze zu machen, ohne dabei die stilistische Qualität zu erhöhen, schließt sich auch Ljubic an, dessen Roman es in dieser Hinsicht an literarischer Eleganz mangelt. Dadurch hält sich das Lesevergnügen in Grenzen. Hartmut Gründler aber wird man wohl kaum mehr vergessen.
HANNAH BETHKE
Nicol Ljubic: "Ein Mensch brennt". Roman.
Dtv, München 2017. 336 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Atomkraft, pfui Deibel: Nicol Ljubics Roman basiert auf dem Leben des Umweltaktivisten Hartmut Gründler
Ein Mensch brennt. Er brennt vor Leidenschaft, er brennt für eine Sache, er brennt für den Widerstand - so lange, bis aus der Metapher Wirklichkeit wird und sein Körper in Flammen aufgeht. Dieser Mensch ist besessen. Er lebt in einer Zeit des Aufbegehrens. Die deutsche Anti-Atomkraft-Bewegung formiert sich, Helmut Schmidt ist Kanzler und macht aus seiner Befürwortung der Kernenergie kein Hehl. Die Proteste werden lauter, die Zahl der Atomkraftgegner wächst, die ökologische Frage gerät ins Bewusstsein der bundesrepublikanischen Gesellschaft.
Und da gibt es einen, für den nichts mehr zählt als der Kampf gegen die Atomkraft. Er heißt Hartmut Gründler. 1930 geboren, gründete der Tübinger Lehrer 1972 den "Arbeitskreis Lebensschutz", der in linken Kreisen der Umweltschützer-Szene zu verorten war und sich gegen die Atompolitik richtete. Nach etlichen Protesten, Hungerstreiks und offenen Briefen, die nicht zur gewünschten Aufmerksamkeit führten, ging Gründler für seinen Kampf um den "Lebensschutz" in den Tod. Am 16. November 1977 übergoss er sich mit Benzin und zündete sich an. Das war in Hamburg, wo gerade die SPD tagte. Wenige Tage später erlag er seinen Verletzungen.
Das ist eine wahre Begebenheit, die den Journalisten und Schriftsteller Nicol Ljubic so fasziniert hat, dass er daraus einen Roman gemacht hat. Die Geschichte dazu ist frei erfunden, könnte sich aber tatsächlich so zugetragen haben. Hartmut Gründler, im Roman nur mit Vornamen erwähnt, tritt ins Leben einer Tübinger Familie und bestimmt fortan das innerfamiliäre Geschehen. Das stabile Gefüge von Vater, Mutter und Kind gerät Schritt für Schritt ins Wanken, als Hartmut zur Untermiete ins Haus der Familie zieht.
Es ist eine Erzählung im Rückblick: Als Erwachsener erinnert sich der damals siebenjährige Hanno, was er als Kind erlebte, dachte, fühlte. Die Erinnerungen werden unterbrochen von kurzen Zeitsprüngen in die Gegenwart, die nur erahnen lassen, was aus Hanno, mittlerweile 44 Jahre alt, geworden ist. Weder gerettet noch verloren, erscheint er wie jemand, der nicht gescheitert ist, aber auch nicht das erreicht hat, was ihm vielleicht einmal vorschwebte.
Zentraler Bezugspunkt der Geschichte ist Hannos Mutter. Ihre Faszination für Hartmuts beharrlichen Kampf für die gute Sache entwickelt sich rasch zu einer Fixierung, in der sie nichts anderes mehr gelten lässt als Hartmut. Alles, was er macht, denkt und sagt, setzt sie als Dogma, nach dem nicht nur sie sich ausrichtet, sondern auch verlangt, dass ihr Sohn es tut. Sie schärft dem kleinen Hanno ein, dass es kein größeres Übel auf der Welt gebe als Atomkraftwerke, sie passt die gutbürgerlichen Mahlzeiten ihrer Familie den verzichtbasierten Ernährungsgewohnheiten von Hartmut an, sie nimmt Hanno mit auf Anti-Atomkraft-Demos, sie animiert ihn, jeden Schritt im politischen Leben Hartmuts aufmerksam zu verfolgen, sie stellt Hartmut grundsätzlich über die Bedürfnisse und Interessen ihres Kindes, und sie hört mit ihrer Indoktrination selbst dann nicht auf, als Hartmut bei ihnen auszieht, in den Hungerstreik tritt und sich schließlich verbrennt.
Nicht einmal vor dem Anblick des Brandopfers vermag die Mutter ihr Kind zu schützen. Aus Hartmuts Tod macht sie ein Martyrium, dessen politisches Vermächtnis sie vollenden will. Sie archiviert seine Briefe und die wenigen Zeitungsartikel über ihn, geht auf die Straße, spricht Leute an, um sie für Hartmut zu begeistern, und wirkt zunehmend wie eine weltfremde Frau, die von allen guten Geistern verlassen ist.
Dass kaum jemand Hartmut beachtete, sein Widerstand ins Leere lief und er eher den Eindruck eines Spinners als eines ernstzunehmenden Aktivisten machte, interpretiert sie nicht als seine Unzulänglichkeit, sondern als die aller anderen. "Er war einfach zu groß für uns alle", sagt sie und merkt gar nicht, welche Bürde sie ihrem Kind damit auferlegt, dass sie aus Hartmut "einen zweiten Jesus" macht. Hannos Vater ist näher an seinem Kind, insofern er sich kindgerechter verhält, doch er erscheint in Ljubics Roman immer in einer gewissen Distanz, die ihn davon abhält, sich schützend vor seinen Sohn zu stellen. Auch der Vater bleibt stets im Schatten der Mutter.
Sie opfert sich auf. Aber geht es ihr wirklich um die Sache oder nicht doch eher um sich selbst? Sie führt keine glückliche Ehe, sehnt sich nach einem selbstbestimmten Leben, in dem sie nicht mehr bloß Hausfrau und Mutter sein muss. "Irgendwann ist mir die Welt zu Hause einfach zu klein geworden", erklärt sie Hanno viele Jahre später, "und Hartmut hat mir ein Fenster geöffnet." Ihr Kind aber kommt in diesem Horizont nicht vor. Hanno sehnt sich nach der Nähe seiner Eltern. Das ist die Sicherheit, die er braucht und die er versteht - nicht die erhöhte Sicherheit, die durch die Stilllegung der Atomkraftwerke eintritt. Doch er bleibt mit diesem Bedürfnis allein und begreift erst in der Erinnerung, woran das lag: "Vielleicht war mein Radius zu klein, und vielleicht ist es genau das Problem von Kindern, dass ihr Radius zu klein ist und sie deswegen die Welt nicht verstehen."
Nicol Ljubic gelingt es, ein plastisches Bild von dem verstörenden Verhältnis zwischen Mutter und Kind zu zeichnen. Seine Idee, eine historisch kaum bekannte Figur zum Auslöser einer schwierigen Familiengeschichte zu machen, überzeugt dort, wo die Mischung zwischen Nähe und Distanz aufgeht. Das Kind und mit ihm der Leser erleben Hartmut aus nächster Nähe, doch Hartmut bleibt trotzdem ein Fremder. Das hat durchaus seinen Reiz, trägt aber nicht über dreihundert Seiten. Der Roman zieht sich, es kommt zu Wiederholungen, die Erzählung stagniert, als wäre mit der einen guten Idee schon das ganze Pulver verschossen. Vielleicht fiele das nicht so sehr ins Gewicht, wenn das Buch mehr sprachliche Gründlichkeit aufweisen würde. Der verbreiteten Unart, aus Nebensätzen Hauptsätze zu machen, ohne dabei die stilistische Qualität zu erhöhen, schließt sich auch Ljubic an, dessen Roman es in dieser Hinsicht an literarischer Eleganz mangelt. Dadurch hält sich das Lesevergnügen in Grenzen. Hartmut Gründler aber wird man wohl kaum mehr vergessen.
HANNAH BETHKE
Nicol Ljubic: "Ein Mensch brennt". Roman.
Dtv, München 2017. 336 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Hans-Peter Kunisch ist beeindruckt, wie Nicol Ljubic in seinem Roman "Ein Mensch brennt" journalistische Recherche in Literatur verwandelt. Er erzählt von dem Umweltschützer Hartmut Gründler, der sich aus Protest gegen die Atomkraft 1977 in Hamburg selbst verbrannte. Heute ginge eine solchen Nachricht sofort um die Welt, damals interessierte sie kein Schwein. Helmut Schmidt nannte den Mann einen "irregeleiteten Gutmeinenden". Ljubics erzählt Gründlers Geschichte aus der Sicht des Jungen, in dessen Tübinger Familie der Aktivist einst gelebt hatte, wie der Kritiker berichtet: Die Mutter war der Faszination seiner Radikalität erlegen, der Vater als liberaler Gemütsmensch auf Distanz geblieben. Kunisch goutiert die schnörkellose Sprache und verfolgt gespannt, wie am Ende die Irritation des Erzählers in Abscheu umschlägt. Für Kunisch ist "Ein Mensch brennt" ein "tief deutscher" Roman und Ljubics bisher bester.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Ljubic fesselt den Leser, er erzählt bildhaft und anekdotenreich zugleich."
Stefan Maelck, MDR Kultur, Buch der Woche 05.09.2017
Stefan Maelck, MDR Kultur, Buch der Woche 05.09.2017