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Anna Enquist hat mit ihren beiden Romanen in kurzer Zeit ein großes Publikum erobert. Noch bekannter ist sie in Holland aber als Lyrikerin, was Auflagezahlen von bis zu 50.000 Exemplaren bezeugen. Mit ihrem Debüt im Jahr 1991 hatte sie sogleich einen unverwechselbaren, prägnanten Ton gefunden, den sie in den folgenden Bänden zur Meisterschaft führte. Ihre Gedichte sind kurz und bündig, ihre Versform ist frei, der Rhythmus streng und lebhaft zugleich. Anna Enquist schreibt gegen das Verstreichen der Zeit an. Sie nimmt Stellung zum existentiellen Konflikt, in dem das lyrische Ich im vermeintlich…mehr

Produktbeschreibung
Anna Enquist hat mit ihren beiden Romanen in kurzer Zeit ein großes Publikum erobert. Noch bekannter ist sie in Holland aber als Lyrikerin, was Auflagezahlen von bis zu 50.000 Exemplaren bezeugen. Mit ihrem Debüt im Jahr 1991 hatte sie sogleich einen unverwechselbaren, prägnanten Ton gefunden, den sie in den folgenden Bänden zur Meisterschaft führte. Ihre Gedichte sind kurz und bündig, ihre Versform ist frei, der Rhythmus streng und lebhaft zugleich. Anna Enquist schreibt gegen das Verstreichen der Zeit an. Sie nimmt Stellung zum existentiellen Konflikt, in dem das lyrische Ich im vermeintlich naturgemäßen Gang der Dinge zu verschwinden droht. Sie schreibt über konkrete Erfahrungen, über Kinder, die das Elternhaus verlassen, Freunde, die sich uns entfremden, Menschen, die wir verlieren, Jahre, die wir hinter uns lassen. Sie schreibt auch über Abschiede und Lebensreisen historischer, biblischer und symbolischer Figuren. So gibt es einen Zyklus über die Fahrten des englischen Forschungsreisenden James Cook ebenso wie ein Gedicht in zwölf Versen über den alttestamentarischen Patriarchen Jakob. Und sie schreibt über den Trost, den Musik, Malerei und Poesie bieten können. Anna Enquist ist eine Dichterin für Leser, nicht für Exegeten. Mit Recht schrieb die Tageszeitung Het Nieuwsblad: »Sehr viele Menschen haben durch Anna Enquist Zugang zur Lyrik gefunden.«
Autorenporträt
Anna Enquist wurde 1945 in Amsterdam geboren. Sie wuchs in der niederländischen Stadt Delft auf, studierte Klavier am Königlichen Konservatorium in Den Haag, anschließend Klinische Psychologie in Leiden und arbeitet als Psychoanalytikerin. Seit 1991 veröffentlicht sie Gedichte, Romane und Erzählungen. Anna Enquist zählt neben Margriet de Moor und Harry Mulisch zu den bedeutendsten niederländischen Autoren der Gegenwart. Ihre Werke wurden in 15 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen internationalen Literaturpreisen ausgezeichnet. Anna Enquist lebt in Amsterdam.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.02.2000

Montagshass
Neue Gedichte von Anna Enquist

Die Lyrikerin Anna Enquist ist ein sprödes Talent. Umso bemerkenswerter, dass sie in ihrer holländischen Heimat sehr populär ist. Ihre Gedichte handeln vom meist bitteren Alltag und seinen Erfahrungen, von Trennungen, Abschieden, Verlusten. Im Gefolge ihrer zwei ins Deutsche übersetzten Romane ist nun dieser Gedichtband erschienen, erfreulicherweise zweisprachig und präzis übertragen.

Sein Titel "Ein neuer Abschied" schlägt Enquists Thematik deutlich genug an, und das gleich im ersten Zyklus "Betrifft Abreise". Der nüchterne Sprachton lässt manche Texte wie Alltagsprotokolle oder notizenhafte Lebensbilanzen erscheinen. Aber zäh und diskret setzt sich die Poesie durch. Nicht als verbale Magie, sondern als emphatisches Staunen über den Schmerz der Existenz. So heißt es in dem Gedicht "Wiedersehen": "Wie Menschen, von Abschied um Abschied / gezeichnet und geschlagen, das Sehen / ertragen, in den letzten schmalen Spalt, / den die Zeit ihnen lässt, in spätem Licht / ernüchtert." Und nach dieser Exposition gibt das Ich diese verwunderte, begütigende Antwort: "Das liegt an den Augen; gnädig rüttelt Zauberer Erinnerung / an der Tür der Zeit."

Solche direkte Folge von Schmerz, Verwunderung und Trost ist eher selten. Die Lyrikerin, die Klavier studierte und als Psychoanalytikerin arbeitet, weiß, wie wichtig das Retardieren ist, die Verzögerung der Auflösung. Oder auch der Verzicht darauf. Anna Enquist liebt die Wahrheit, die uns "eiskalt gegen die Wangen" bläst. Einer ihrer Zyklen handelt vom Montag, dem unmetaphysischen Tag schlechthin. Sie schildert ihn mit ausgepichten Details als ewige Montagskrankheit und den an ihr laborierenden Menschen als ihren Handlanger. Doch eines dieser sarkastischen Stücke schließt: "Wer Montag hasst, ist sehr am Leben." Ein Gefühl, das sich dem Leser durchaus mitteilt.

HARALD HARTUNG

Anna Enquist: "Ein neuer Abschied". Gedichte. Niederländisch und deutsch. Übersetzt von Gregor Seferens. Luchterhand Literaturverlag, München 1999. 110 S., geb., 29,80 DM.

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