In ihrem historischen Roman “Palais Heiligendamm-Ein neuer Anfang” führt uns die Spiegel Bestseller-Autorin Michaela Grünig (ua. Die Blankenese Romane) mit ihrer Familiensaga über die Hoteliersfamilie Kuhlmann in die 10er Jahre des letzten Jahrhunderts. In Doberan, sechs Kilometer von der Ostsee
entfernt, hat Heinrich Kuhlmann das Luxushotel Palais Heiligendamm erbauen lassen, in dem die Gäste…mehrIn ihrem historischen Roman “Palais Heiligendamm-Ein neuer Anfang” führt uns die Spiegel Bestseller-Autorin Michaela Grünig (ua. Die Blankenese Romane) mit ihrer Familiensaga über die Hoteliersfamilie Kuhlmann in die 10er Jahre des letzten Jahrhunderts. In Doberan, sechs Kilometer von der Ostsee entfernt, hat Heinrich Kuhlmann das Luxushotel Palais Heiligendamm erbauen lassen, in dem die Gäste mit exquisiten Speisen versorgt und mit zuvorkommenden Service betreut werden. Doch hat die Familie finanzielle Schwierigkeiten, das Hotel wurde mit hohen Schulden errichtet, auch die Konkurrenz des Grand Hotels, das direkt an der See liegt, macht dem Palais zu schaffen.
Heinrich Kuhlmann leitet das Hotel mit seinem Sohn Paul, einem Musiker, der am liebsten Klavier spielt und sich nur der Familie zu Liebe in seine Rolle als Mitdirektor fügt. Ebenso hat von den drei Töchtern der Familie- Johanna, die Älteste, Elisabeth und Louise, die Jüngste- nur Elisabeth Interesse am Hotel. Heimlich verfolgt sie alle geschäftlichen Abläufe und würde gerne die Hotelfachschule in Lausanne besuchen, was ihre Mutter Ottilie verbietet. Ottilie ist verhaftet in den Konventionen ihrer Zeit, eine Frau solle heiraten und Kinder bekommen.
Doch auch Heinrich Kuhlmann ist nicht geschäftstüchtig und als das Hotel vor dem Ruin steht, schaltet sich Elisabeth ein, die vor einiger Zeit Julius Falkenhayn kennengelernt hat, den Sekretär des vermögenden Grafen von Seitz. Dieser rettet das Hotel, macht Falkenhayn zum zweiten Geschäftsführer und Helfer von Elisabeths Plänen. Falkenhayn ist angetan von der geschäftstüchtigen jungen Frau und gibt ihr seine Zuneigung zu verstehen, die Elisabeth lange nicht erwidern kann.
Während Elisabeth sich ihrer Liebe nicht sicher ist, verfällt Paul immer mehr den Avancen des Oberkellners Robert, zu dem er eine tiefe Zuneigung entwickelt, immer geprägt durch die Angst vor der Entdeckung ihrer verbotenen Beziehung.
Nach glanzvollen Zeiten kündigt sich der erste Weltkrieg an, von vielen verblendeten jungen Männern mit vaterländischen Parolen begrüßt. Die von Schrecken und Hilflosigkeit geprägte Zeit verlangt fürchterliche Opfer, nicht nur die Angestellten des Hotels werden Opfer des Wütens, sondern auch Paul kehrt gebrochen und versehrt von der Front zurück.
Auch Elisabeth, die Falkenhayn doch noch ihre Liebe gezeigt hat, wird -wenn auch durch eigene Zögerlichkeit und falsche Rücksichtnahme auf ihren Geliebten,- Entsetzliches durchmachen müssen und vor dem größten Unglück ihres Lebens stehen. Doch bleibt ihr das Hotel…..
Mit “Palais Heiligendamm-Ein neuer Anfang” hat Michaela Grünig nicht nur einen gut recherchierten historischen Roman geschrieben, sondern sie zeigt auch eindrücklich die Rolle der Frau in der damaligen Zeit. Ottilie, die Mutter der Familie, ist streng konservativ und eher bereit, ein Verbrechen zu begehen als gegen die Moralnormen des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts zu verstoßen. Weder die Töchter Johanna, die ihre Erfüllung in der Gründung einer Stiftung für bedürftige Kinder findet, noch Louise, die jung heiratet, um der Enge ihrer Familie zu entkommen, haben die Chance, einen Beruf zu ergreifen. Nur Elisabeth, die nach dem frühen Tod von Heinrich Kuhlmann die Abläufe des Hotels leitet, kann sich dort selbst verwirklichen. Doch auch Elisabeth ist ein Kind ihrer Zeit, auch sie zögert aus Angst vor Schande und vor dem Verlust des Geliebten zu lange, ihrem Leben eine positive Wendung zugeben.
Ebenso beschreibt die Autorin die sozialen Missstande dieser Epoche. Minna, das Stubenmädchen der Kuhlmanns, wird sexuell belästigt, kann sich aber gegen Anschuldigungen, dass sie selbst daran schuld sei, nicht wehren, ihr droht die Entlassung. Erst Falkenhayn, der selbst aus einfachsten Verhältnissen stammt und sich als großmütig und gerecht erweist, kann ihr eine Ausbildungsstelle in der Hotelküche verschaffen. Bewegend beschreibt die Autorin einfache Menschen in Armut und Not, die aber auch das Hotel während des Krieges einholt, als es zu einem Lazarett umfunktioniert wird.
Wer dieses Buch liest, liest einen Aufschrei gegen den Krieg. Die Ängste und Leiden der Soldaten werden so eindrücklich und bildhaft gezeichnet, dass den Lesenden die Sinnlosigkeit des Tötens aus jeder Buchseite entgegen springt. Durch dieses furchtbare Wüten wird nicht nur das Hotel in Mitleidenschaft gezogen, auch die Leiden der Versehrten und ihre furchtbaren Geschichten stehen hinter jedem persönlichen Schicksal.
Mit dem ersten Band der Familiensaga “Palais Heilgendamm- Ein neuer Anfang” hat Michaela Grünig in einer lebendigen Sprache und präzise beschriebenen Szenerie einen Roman geschrieben, dem es nie an Spannung fehlt und in dem die persönlichen Schicksale der Protagonisten die Lesenden zutiefst berühren werden. Von mir eine eindeutige Leseempfehlung und fünf Sterne.