"Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." (George Santayana)
1938 Berlin. Die jüdische Musiklehrerin Hannah Rosenberg bekommt von ihrer großen Liebe Peter Hagen den Laufpass, weil sie nicht zu seiner Karriere als Anwalt im Reichsinnenministerium passt
und auch seine Familie Einwände gegen die Verbindung hat. Schon bald heiratet Peter eine andere.…mehr"Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." (George Santayana)
1938 Berlin. Die jüdische Musiklehrerin Hannah Rosenberg bekommt von ihrer großen Liebe Peter Hagen den Laufpass, weil sie nicht zu seiner Karriere als Anwalt im Reichsinnenministerium passt und auch seine Familie Einwände gegen die Verbindung hat. Schon bald heiratet Peter eine andere. Hannah ist enttäuscht und gesteht Peter nichts von ihrer Schwangerschaft. Als Hannah aufgrund ihrer jüdischen Herkunft sowohl Anstellung als auch Wohnung verliert, flüchtet sie aus Berlin und wird mit ihrer kleinen Tochter Melina auf dem Erlenthaler Sandnerhof in der Nähe von Würzburg von der Gutsfamilie freundlich aufgenommen. Jeder im Umfeld des Hofes nimmt an, dass Hannah und Melina mit der Gutsfamilie verwandt sind. Doch die nationalsozialistische Jagd auf die Juden offen ausbricht und damit auch das Landleben infiziert, muss Hannah sich immer mehr davor fürchten, mit ihrer Tochter in ein Lager deportiert zu werden…
Margit Steinborn hat mit „Ein neuer Himmel“ einen berührenden historischen Roman vorgelegt, der neben der Geschichte von Hannah und Peter auch den geschichtlichen Hintergrund wunderbar authentisch mit ihrer Handlung verbindet. Der flüssig-bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser in die Vergangenheit in Deutschlands dunkelste Zeit reisen, um dort nicht nur Hannahs Schicksal mitzuerleben, sondern auch Peters Aufstieg bei den Nationalsozialisten. Mit wechselnden Perspektiven schafft die Autorin es ausgezeichnet, dem Leser zwei völlig verschiedene Welten der damaligen Zeit aufzuzeigen. Während man Hannah mit ihrer Tochter auf der Flucht begleitet, sich mit ihnen auf dem Land in Sicherheit wiegt, um schlussendlich doch in Auschwitz zu landen, erlebt man gleichzeitig den steilen Aufstieg von Peter im Reichsministerium, wo dieser gleich unter Himmler Position bezieht. Feinfühlig, aber auch empathisch zeichnet Steinborn die Landidylle, wo die Menschen andere Sorgen haben, als sich um die Judenfrage zu kümmern, bis diese am Ende auch von der unmenschlichen Nazidoktrin infiltriert wird. Im krassen Gegensatz dazu stehen die Dinge, die Peter mitzuentscheiden hat, immer mehr sein Gewissen plagen und sich auf seine eigenen Werte besinnen lässt. Gekonnt verbindet Steinborn den historischen Hintergrund mit den Geschicken ihrer Protagonisten, so dass der Leser das Gefühl hat, anhand von Hannahs Schicksal das so vieler anderer Verfolgter hautnah zu teilen.
Die Autorin hat ihre Charaktere liebevoll in Szene gesetzt und mit menschlichen Zügen ausgestattet, so dass sie für den Leser nicht nur glaubwürdig und realistisch sind, sondern vor allem greifbar nah, um mit ihnen die Emotionen zu teilen. Hannah ist eine wunderbare Protagonistin, die dem Leser sofort ans Herz wächst. Sie drängt sich nicht auf, hat eine liebevolle enge Beziehung zu ihrer Tochter Melina, ist sie doch das Bindeglied zu ihrer großen Liebe. Klara und Friedrich Sander nebst Familie sind warmherzige und ehrliche Menschen, die mit der damaligen Politik nicht konform gehen. Sie üben Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft, ebenso wie Pfarrer Simon Petersen. Peter Hagen ist ehrgeizig, fleißig und regimetreu, aber auch blind und leichtgläubig. Erst im Verlauf der unmenschlichen Tötungsmaschinerie meldet sich sein Gewissen immer lauter, die Zweifel seines Tuns bringen ihn dazu, sich auf seine ehemals hohen Werte zu besinnen.
„Ein neuer Himmel“ ist ein tiefgründiger und vor allem sehr emotionaler Roman, der den Leser durch eine wahre Achterbahn der Gefühle jagt. Neben schrecklicher Angst handelt er aber auch von Mitmenschlichkeit, Hoffnung und Liebe, was den Leser nicht nur nachdenklich stimmt, sondern tiefen Respekt abringt im Gedenken an all die Schicksale, die durch die damalige Hölle mussten und diejenigen, die sich ohne Furcht gegen das Grauen stemmten. Absolute Leseempfehlung!