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Angeln und Reden wollten Janne und sein Vater in den schwedischen Bergen. Zu Reden hätte es einiges gegeben, seit sein Vater Verhältnisse mit zwei seiner Schülerinnen hatte und deshalb weggezogen ist. Aber zu dem ersehnten Gespräch kommt es nicht. Stattdessen verlagern sich die Spannungen zwischen Vater und Sohn auf eine unerbittliche Konkurrenz beim Angeln. Dann lernt Janne Vera kennen und es werden doch noch ein paar richtig schöne Tage.

Produktbeschreibung
Angeln und Reden wollten Janne und sein Vater in den schwedischen Bergen. Zu Reden hätte es einiges gegeben, seit sein Vater Verhältnisse mit zwei seiner Schülerinnen hatte und deshalb weggezogen ist. Aber zu dem ersehnten Gespräch kommt es nicht. Stattdessen verlagern sich die Spannungen zwischen Vater und Sohn auf eine unerbittliche Konkurrenz beim Angeln. Dann lernt Janne Vera kennen und es werden doch noch ein paar richtig schöne Tage.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.10.1996

Blockhüttensommer
Mit Lagerfeuer: Mats Wahl erzählt von Sohn und Vater

Sommer in Schweden, hoch im Norden an der norwegischen Grenze. Janne

und sein Vater machen sich mit Angelruten und Rucksäcken auf den Weg in die Einsamkeit. Im Gletscherwasser Fische zu fangen ist der eine Grund ihres Aufstiegs zur Blockhütte, der andere: einmal in Ruhe miteinander zu reden. Mats Wahl hat die großartige Flußlandschaft mit ihren Stromschnellen und stillen Kolks bewußt als Hintergrund für seine Erzählung gewählt. Wo anders kann man sich besser ausweichen und schweigen als im Wald oder im Getöse von Wasserfällen, und wohin lassen sich Konflikte eher ableiten als ins gemeinsame Abenteuer!

Vom einfachen Leben verstehen Vater und Sohn beide etwas; Feuer entfachen, Forellen fangen und sie in der Holzglut braten, das können sie gut. Doch auf ein offenes Gespräch hofft Janne vergeblich. Dabei ist ihm der Vater unbedingt eine Erklärung schuldig, seit er als Lehrer fristlos entlassen wurde und allein, ohne Frau und Sohn, in eine andere Stadt zog, wo er nun als Taxifahrer sein Geld verdient.

Mats Wahl läßt den sechzehn Jahre alten Janne mit einer spröden Scheu erzählen, die Gefühle eher verbirgt als preisgibt und doch genug verrät, um den Leser mit zunehmender Spannung in die Gedankenwelt des Jungen hineinzuziehen. Janne sehnt sich nach Nähe zu seinem Vater, nach Vertrauen, das vielleicht so etwas wie eine Beichte möglich machen könnte - der Vater hatte ein sexuelles Verhältnis zu zwei Mitschülerinnen des Sohnes. Janne fürchtet sich vor Verachtung und Spott. Er möchte zu seinem Vater ziehen, den er verurteilt, aber trotzdem auch noch liebt.

Äußerlich beschränkt sich das Vater-Sohn-Verhältnis auf die wortkarge Kameraderie von zwei passionierten Anglern, die am Lagerfeuer fachsimpeln und sich am Flußufer um die größten Fische streiten. Die Natur erleben Vater und Sohn auf verschiedene Weise; der Junge stürzt sich in halsbrecherische Wagnisse - und besteht sie als Mutprobe oder auch als Kampf gegen die Abhängigkeit von seinem Vater.

Erst als Janne in der Hütte flußaufwärts das Mädchen Vera, ihre mannstolle Mutter und deren Freund kennenlernt, wird ihm eine andere Beziehung wichtiger. Auch Vera hat Schwierigkeiten. Doch sie hat sich schon von ihrer Mutter gelöst und trägt eine Sicherheit zur Schau, hinter der sie ihre Verletzlichkeit zu verbergen sucht. Anfangs verwirrt sie Janne mit ihrer unbefangenen Sexualität. Denn keinesfalls möchte er so werden wie sein Vater. Und noch weiß er überhaupt nicht, ob es Liebe ist, was er für das Mädchen empfindet. Er konzentriert sich auf das Angeln, auf die Herstellung kunstvoller Köder-Fliegen aus Hirschborsten, Wachs und festem Garn. Als er nach langen gefährlichen Anstrengungen einen Fünfpfünder an Land zieht, möchte er ihn am liebsten wieder in das Wildwasser werfen. Was tagelang sein Ziel war, den legendären großen Fisch zu fangen, verwirrt ihn nun. Er hat seinen Vater übertroffen und ist vielleicht auch im übertragenen Sinn der Stärkere geworden.

Mats Wahl ist es mit dieser Feriengeschichte wieder einmal wunderbar gelungen, von Jugendlichen zu erzählen, die, von Erwachsenen enttäuscht und im Stich gelassen, ihren eigenen Weg finden müssen. Er verfügt über eine reiche, sinnliche Sprache, die auch die leisesten Töne noch anklingen läßt. Was sein Held Janne nicht ausspricht, sieht der Leser wenigstens mit dessen Augen. Das Abenteuer dieser schönen Tage ist nicht nur der aufregende Fischfang in einer wilden Landschaft, die Gefahr bei Unwetter oder die kaum verhüllten Probleme der Erwachsenen und der beiden jungen Leute, es ist vielmehr das ganz Neue einer beginnenden Liebe. MARIA FRISÉ

Mats Wahl: "Ein paar richtig schöne Tage". Aus dem Schwedischen von Maike Dörries. Anrich Verlag, Weinheim 1996. 286 S., geb., 29,80 DM. Ab 14 J.

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"Mats Wahl erweckt alle Farben der Wirklichkeit zum Leben - nordisch grau und bunt." Siggi Seuß, DIE ZEIT

"Mats Wahl lässt die verlogene Welt der Erwachsenen hilflos am Haken zappeln." Eselsohr