Der Stadtgottesacker in Halle wurde im 16. Jahrhundert von dem Stadtbaumeister Nickel Hofmann nach dem Vorbild italienischer Camposanto-Anlagen errichtet und ist ein Meisterwerk der Renaissance, das nördlich der Alpen einmalig ist. Hier ruhen in 94 Gruftbögen hinter kunstvoll geschmiedeten
Eisengittern berühmte Hallenser, von August Hermann Francke bis zu Robert Franz, und zahlreiche…mehrDer Stadtgottesacker in Halle wurde im 16. Jahrhundert von dem Stadtbaumeister Nickel Hofmann nach dem Vorbild italienischer Camposanto-Anlagen errichtet und ist ein Meisterwerk der Renaissance, das nördlich der Alpen einmalig ist. Hier ruhen in 94 Gruftbögen hinter kunstvoll geschmiedeten Eisengittern berühmte Hallenser, von August Hermann Francke bis zu Robert Franz, und zahlreiche Universitätsgelehrte wie Christian Thomasius.
Durch Bombenangriffe im Frühjahr 1945 und durch die Vernachlässigung während der DDR-Zeit verfiel die historische Friedhofsanlage immer mehr. Im März 1990 gründete sich die Bauhütte Stadtgottesacker, die mit Studenten der Bildhauerklasse der Hochschule für Kunst und Design die Rekonstruktion und Sanierung der zerstörten Gruftbögen in Angriff nahm. Der vorliegende Bildband dokumentiert die bautechnische Zuwendung, die durch Gegenwartskünstler ein Wagnis war. Es ging um historische Substanzerhaltung und ästhetische Neuschöpfung.
Für die Neugestaltung von 27 Bögen bedurfte es einer direkten sowohl formalen als auch inhaltlichen Auseinandersetzung mit der historischen Reliefgestaltung. Schließlich gelang eine geglückte Mischung aus Rekonstruktion und Neugestaltung. Dies kann der Leser und Betrachter mit den großformatigen SW-Fotos selbst nachvollziehen. Sie zeigen die Bögen in Gesamt- und Detailaufnahmen. In kurzen und informativen Texten werden die unterschiedlichen Reliefgestaltungen erläutert, an der Künstler wie Marcus Golter, Martin Roedel, Maya Graber, Bernd Göbel und Steffen Ahrens tätig waren. Sie alle besaßen ein besonderes Gespür für eine einprägsame Symbolik, wobei die meistens Reliefsauch eine poetische Ausstrahlung auszeichnet.
Ausgestattet mit diesem Bildband kann man den hallischen Stadtgottesacker bestens erkunden, wobei sich dann viele historische und künstlerische Hintergründe erschließen.