Herr Müller ist Gestalter von Wohnräumen und Erfüller von Wohnträumen. Er nimmt sich Zeit, um das genau auf seine Kunden zugeschnittene Interieur zu entwerfen, das ihre Persönlichkeit widerspiegelt. An dem Schriftsteller jedoch, der ihm in einem gigantischen Monolog, einem einzigen langen Satz, die Ansprüche schildert, die sein ideales Domizil erfüllen müsste, kann Herr Müller nur scheitern. Denn als Wohnungsflüchter erfährt dieser Schriftsteller gerade an anderen Orten Inspiration und Hingabe an den Schaffensprozess.
Unter welchen Bedingungen ist eine Künstlerexistenz heute überhaupt noch möglich, ohne in bittere Not und die gnadenlose Maschinerie von Literaturbetrieb und Markt zu geraten?
Und könnten noch so einfühlsam gestaltete Räume wirklich Erlösung bringen für die schmerzvolle Sehnsucht, Rettung für den, der dazu verdammt ist, sich immer wieder unglücklich
zu verlieben und das Herz brechen zu lassen?
Unter welchen Bedingungen ist eine Künstlerexistenz heute überhaupt noch möglich, ohne in bittere Not und die gnadenlose Maschinerie von Literaturbetrieb und Markt zu geraten?
Und könnten noch so einfühlsam gestaltete Räume wirklich Erlösung bringen für die schmerzvolle Sehnsucht, Rettung für den, der dazu verdammt ist, sich immer wieder unglücklich
zu verlieben und das Herz brechen zu lassen?
buecher-magazin.deWer statt des Punkts mit Komma schreibt, den Leser durch das Buch nur treibt. Oder anders gesagt: Eine Geschichte ganz ohne Punkte fordert dem Leser ein ordentliches Maß an Disziplin ab. Der Ich-Erzähler trägt Herrn Müller eine unerfüllbare Bitte an: Er soll seine Wohnung einrichten, obwohl dieses Vorhaben unmöglich zu sein scheint. In einem einzigen, 256 Seiten langen Satz erläutert der Erzähler die Gründe. Dabei kommt er schon nach 45 Seiten zum Kern seines Problems: "daß ich aber nicht wohnen kann, liegt daran, daß ich in mir selbst keine Heimat finde". Spätestens hier weiß man also Bescheid. Warum dann ein Buch weiterlesen, das anstrengt? Weil es interessante Aspekte einer Biografie aufzeigt, die auch als Impulse für die eigene dienen können. Weil es um alle Arten von Kunst geht. Weil es eine Menge unterhaltsamer und witziger Passagen gibt (zum Beispiel die "Badewasserweihautomatik" als Anspielung auf das Prunk-Bad des Franz-Peter Tebartz-van Elst). Und natürlich, weil dieser ungewöhnliche Stil trotz oder gerade wegen der hohen Lesegeschwindigkeit Spannung erzeugt. Dennoch, beim Lesen möchte man mehr als einmal sagen: Holen Sie doch mal Luft. Aber das muss man schon selbst tun.
© BÜCHERmagazin, Sabine Kelp (sk)
© BÜCHERmagazin, Sabine Kelp (sk)
»Texte von Elmar Tannert sind nicht einfach hingeschrieben. Sie sind viele Male gewendet, abgeklopft und zurechtgefeilt.«
Nürnberger Zeitung
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