Segismundo García versucht, mit einer neuen Geschäftsidee Boden unter die Füße zu bekommen: Er will Minibunker verkaufen, zum Einbau in Keller, Tiefgarage oder Garten, als Vorkehrung gegen den globalen Kollaps. Ihm fehlt nur noch die Anschubfinanzierung. Sein Vater kann ihm dabei leider nicht helfen. Der war vor Jahren schon wegen Betrugs ins Gefängnis gewandert. Allerdings hatte er vor Antritt seiner Strafe eine größere Geldsumme an einem sicheren Ort deponiert. Damit könnte man das Bunker-Geschäft natürlich groß aufziehen. Als der vermeintlich senile Alte wieder einmal von zu Hause ausbüxt, hofft Segismundo, dass er ihn endlich zu dem Geldversteck führt. Dumm nur, dass er sich genau in diesem Moment um seinen eigenen Sohn kümmern muss. Der wurde nämlich zum Schuldirektor zitiert, weil sein höchst lukratives Geschäft mit illegalen Sportwetten aufgeflogen ist ... Ein Schelmenroman als hoch komisches Gegenwartsporträt. Mit beißendem Spott beschreibt Isaac Rosa, wie die große Unsicherheit vieler Menschen von anderen ausgenutzt wird. Denn in einer Welt voller realer und eingebildeter Bedrohungen wird auch den abstrusesten Heilsversprechen gerne Glauben geschenkt.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Einen Roman komplett in Du-Form liest man nicht oft, meint Rezensent Paul Ingendaay, Isaac Rosa hat nun einen geschrieben und einen guten noch dazu. Der Erzähler des Buchs heißt Segismundo García, die Person, die er anspricht, heißt ebenso und ist sein Vater, außerdem hat er noch einen Sohn, einen dritten Segismundo García. Der Erzähler redet sich ein, erfahren wir, dass er eine schlaue Geschäftsidee verfolgt, tatsächlich ist er eher ein kleiner Gauner, der Vater war ein größerer und der Sohn tritt in deren Fußstapfen. Außerdem sucht der Erzähler nach einem vergrabenen Schatz. Der Roman besticht zudem dadurch, dass Rosa die Krisen im Spanien der Gegenwart benennt: Die Angst der Mittelklasse vor dem sozialen Abstieg sowie Migrations-, Klima- und Identitäskrisen, resümiert der Kritiker. An die Glücksversprechen des Kapitalismus glaubt niemand mehr. Ein begnadeter Gesellschaftsbeschreiber ist Rosa, meint Ingendaay, weil seine Bücher äußerst gegenwärtig sind und weil er außerdem allseitig austeilt, ohne eine bestimmte Ideologie zu predigen. Ein exzellentes Buch über das Spanien von heute, meint der beeindruckte Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2024Wo hat der alte Gauner nur sein Geld versteckt?
Wir zerstören die Welt und träumen von Urban Gardening: Isaac Rosas Familienroman "Ein sicherer Ort" erzählt von drei Generationen.
Von Paul Ingendaay
Eine der schwierigeren Übungen für Schriftsteller besteht darin, einen ganzen Roman in der Du-Form zu schreiben. Jay McInerney hat das vor vielen Jahren mit seinem Debüt "Bright Lights, Big City" (1988, deutsch unter dem Titel "Ein starker Abgang") vorgeführt. Auch wenn das Buch ein enormer kommerzieller Erfolg war und mit Michael J. Fox und Kiefer Sutherland verfilmt wurde, das erzähltechnische Verfahren stößt bei der Zweihundert-Seiten-Marke an eine deutliche Grenze.
Jetzt hat der Spanier Isaac Rosa mit seinem neuen Roman "Ein sicherer Ort" (Lugar seguro) dasselbe gemacht, aber weil die Du-Anrede nur so selten auftaucht wie ein Brotbröckchen im Ententeich, läuft der Text reibungslos. Es redet ein Mann mittleren Alters namens Segismundo García. Schon der Vorname klingt wie Parodie. In dem Bericht spricht er seinen gleichnamigen Vater an und trifft im Lauf des einen Tages, der die Handlung des Buches ausmacht, seinen gleichnamigen Sohn, und noch einmal später machen sich beide zusammen auf die Suche nach dem Alten, der seiner Pflegerin ausgebüxt ist.
Ein Drei-Generationen-Roman also, mit der mittleren Generation als Singstimme, die der ältesten (abwesenden) Generation Vorhaltungen macht, sich an frühere Demütigungen erinnert und ein einigermaßen verpatztes Leben aufrollt. Und mit der jüngsten Generation als Sorgenkind - bis sich im Lauf der Seiten herausstellt: Der junge Segis, sechzehn Jahre alt, ist noch viel cleverer, als sein Vater angenommen hatte, läuft aber auch Gefahr, auf ähnliche Weise zu scheitern wie sein Vater und Großvater.
An diesem Punkt hat Isaac Rosa seine Leser schon längst gewonnen und tief in die Geschichte - halb Sozialsatire, halb Familiendrama - hineingezogen. Und natürlich ist klar geworden, dass diese Art Rechtfertigungsarie mit stark autosuggestiven Elementen unbedingt einen Adressaten braucht: Der mittlere Segismundo muss sich selbst davon überzeugen, dass sein neues Projekt - Low-cost-Sicherheitsbunker für die ärmeren Schichten - eine geniale Geschäftsidee ist und ihn aus der Misere (Pleiten, Scheidung, das Übliche) herausführen wird. Der kleine Trickser und Klinkenputzer, der Segismundo García ist, tritt in einen inneren Dialog mit seinem Vater, der ein viel größerer Gauner war und dafür sogar im Gefängnis gesessen hat. Ein feines Erbe, das sich aber von zwei Seiten betrachten lässt. Denn der jüngste Segismundo hat an seiner Schule ein Geschäft mit Sportwetten aufgezogen, an dem Leute seiner Altersstufe gar nicht teilnehmen dürften, und setzt die Familientradition von Nepp und Bauernfängerei fort.
Das ist die Konstellation in diesem Buch, und sie ist klar wie Wasser. Angetrieben wird das Ganze von Segismundos Hoffnung, der Alte könnte irgendwo den Gewinn seiner früheren Betrügereien vergraben haben, nur dass der Alte aus Demenzgründen keine Auskunft mehr geben kann. So werden die Gänge durch die Stadt zur komischen Schatzsuche und abgründigen Reise durch die Madrider Krisensoziologie, eingeschlossen einen verlorenen Zahn (ausgeschlagen).
Isaac Rosa ist ein Stilist von Graden und ein grandioser Stimmenimitator. Kein Ton sitzt schief. In seinem Roman prallen die Sprachen der Werbung, der Zeitgeistbranche und des achtsamkeitsfrommen Alternativmilieus aufeinander, und das ist der eigentliche Spaß daran. Segismundo, der Bunker-Vertreter auf Kundenfang, hat die Welt ja durchschaut und kann mit seiner abgezockt-desillusionierten Haltung beim Leser auf Sympathien rechnen. Teilen wir nicht sein Ressentiment gegen die leeren Glücksverheißungen des globalen Kapitalismus oder seinen Hass auf den Werbejargon der feinen Privatschule seines Sohnes, die sich an die "Gewinner" von morgen richtet? "Ich weiß schon", sinniert Segismundo über die Aufstiegschancen seines Sohnes, "nach der Schule für Gewinner bräuchte er die Universität für Gewinner, und die liegt wahrscheinlich im Ausland; und danach kommen der Master und die Unternehmenspraktika für Gewinner und dann endlich der Einzug in das Büro für die Gewinner unter den Angestellten, oder noch besser, sein eigenes Geschäft, als Unternehmens-Gewinner. Glaubst du daran? Ich auch nicht."
Aber es ist alles, was da ist, vorläufig zumindest, und darin liegt die Grundtrauer dieses von Luis Ruby fabelhaft und mit erkennbarem Schwung übersetzten Romans. Man beugt sich unter das Joch einer Ideologie, die man in klareren Augenblicken verachtet, und erkennt durch die eigenen verblasenen Sprüche ihre Wirkmacht an. So hat es der Alte gemacht, wenngleich in größerem Stil und mit krimineller Energie; so lernt es schon der Jüngste; nur der Mittlere, der Erzähler, ist zutiefst unglücklich in seiner Haut und überspielt seine Desorientierung mit Ausfällen gegen Feindbilder. Gegen die "Tonkrügler" etwa mit ihren leisen Stimmen, ihrem welt- und klimabesorgten Community-Denken und "Urban Gardening". Aber auch gegen die reinen Ausbeuter und Geschäftemacher.
Es lohnt sich, beim 1974 geborenen Isaac Rosa über die Möglichkeiten des modernen Sozialromans nachzudenken. Einmal, weil seine Bücher in die Jetztzeit wirtschaftlicher Unsicherheit und realer Absturzgefahr gehören, in der die Mittelklasse darum kämpft, nicht noch weiter abzurutschen. Dann aber auch, weil die Mitspieler in diesem Buch Kinder des klimabewussten, von Migration und Identitätskrisen geprägten Jahrtausends sind. Alles kommt miteinander ins Spiel, alles reibt sich aneinander. Wenn Gaya, die freundliche Mitarbeiterin eines sozialen Wohnprojekts, in einem langen Monolog ihre Zukunftsvision entfaltet, ist es beides: Vision und Geschnatter. Es könnte also stimmen, könnte Wirklichkeit werden; es könnte aber auch sehr viele heiße Luft bleiben. In der Weigerung, eine politische Partei zu bilden und "den Weg durch die Institutionen anzutreten", spielt Gaya auf die Bewegung der "Empörten" von 2011 an, der Isaac Rosa sich damals verbunden fühlte - und deren Machtlosigkeit er klar erkennt.
In seinem bisherigen Werk hat Rosa die zerstörerischen Praktiken des späten Franquismus durchleuchtet ("Das Leben in Rot", deutsch 2008), über Machtmissbrauch ("Im Reich der Angst", 2011) oder die Deformation der Intimität ("Das dunkle Zimmer", 2022) nachgedacht. Als Kolumnist ist er ein politisch hellwacher Beobachter der Gegenwart. Dass er auch ein guter intuitiver Schriftsteller ist, erkennt man daran, dass er nie in Versuchung kommt, seine Bücher für politische Botschaften zu benutzen.
In seinem neuen Roman "Ein sicherer Ort" lässt sich die Position des Autors denn auch kaum festmachen. Seine Satire schwingt rundum, sein Spott trifft alle. Das sind wir, sagt der Autor, wenn wir zwischen den Zeilen zu lesen verstehen. Das ist das moderne Spanien, unsere Gegenwart, das ist unsere Gleichgültigkeit. Wir zerreden alles mit luftigen Konstrukten und kriegen nichts geschafft, und wenn es überhaupt noch Hoffnung gibt, dann vielleicht dadurch, dass ein paar Menschen sich zusammentun und über die Belange des Einzelwesens hinausdenken. Aber nur vielleicht.
Isaac Rosa: "Ein sicherer Ort". Roman.
Aus dem Spanischen von Lusi Ruby. Liebeskind Verlag, München 2024.
320 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wir zerstören die Welt und träumen von Urban Gardening: Isaac Rosas Familienroman "Ein sicherer Ort" erzählt von drei Generationen.
Von Paul Ingendaay
Eine der schwierigeren Übungen für Schriftsteller besteht darin, einen ganzen Roman in der Du-Form zu schreiben. Jay McInerney hat das vor vielen Jahren mit seinem Debüt "Bright Lights, Big City" (1988, deutsch unter dem Titel "Ein starker Abgang") vorgeführt. Auch wenn das Buch ein enormer kommerzieller Erfolg war und mit Michael J. Fox und Kiefer Sutherland verfilmt wurde, das erzähltechnische Verfahren stößt bei der Zweihundert-Seiten-Marke an eine deutliche Grenze.
Jetzt hat der Spanier Isaac Rosa mit seinem neuen Roman "Ein sicherer Ort" (Lugar seguro) dasselbe gemacht, aber weil die Du-Anrede nur so selten auftaucht wie ein Brotbröckchen im Ententeich, läuft der Text reibungslos. Es redet ein Mann mittleren Alters namens Segismundo García. Schon der Vorname klingt wie Parodie. In dem Bericht spricht er seinen gleichnamigen Vater an und trifft im Lauf des einen Tages, der die Handlung des Buches ausmacht, seinen gleichnamigen Sohn, und noch einmal später machen sich beide zusammen auf die Suche nach dem Alten, der seiner Pflegerin ausgebüxt ist.
Ein Drei-Generationen-Roman also, mit der mittleren Generation als Singstimme, die der ältesten (abwesenden) Generation Vorhaltungen macht, sich an frühere Demütigungen erinnert und ein einigermaßen verpatztes Leben aufrollt. Und mit der jüngsten Generation als Sorgenkind - bis sich im Lauf der Seiten herausstellt: Der junge Segis, sechzehn Jahre alt, ist noch viel cleverer, als sein Vater angenommen hatte, läuft aber auch Gefahr, auf ähnliche Weise zu scheitern wie sein Vater und Großvater.
An diesem Punkt hat Isaac Rosa seine Leser schon längst gewonnen und tief in die Geschichte - halb Sozialsatire, halb Familiendrama - hineingezogen. Und natürlich ist klar geworden, dass diese Art Rechtfertigungsarie mit stark autosuggestiven Elementen unbedingt einen Adressaten braucht: Der mittlere Segismundo muss sich selbst davon überzeugen, dass sein neues Projekt - Low-cost-Sicherheitsbunker für die ärmeren Schichten - eine geniale Geschäftsidee ist und ihn aus der Misere (Pleiten, Scheidung, das Übliche) herausführen wird. Der kleine Trickser und Klinkenputzer, der Segismundo García ist, tritt in einen inneren Dialog mit seinem Vater, der ein viel größerer Gauner war und dafür sogar im Gefängnis gesessen hat. Ein feines Erbe, das sich aber von zwei Seiten betrachten lässt. Denn der jüngste Segismundo hat an seiner Schule ein Geschäft mit Sportwetten aufgezogen, an dem Leute seiner Altersstufe gar nicht teilnehmen dürften, und setzt die Familientradition von Nepp und Bauernfängerei fort.
Das ist die Konstellation in diesem Buch, und sie ist klar wie Wasser. Angetrieben wird das Ganze von Segismundos Hoffnung, der Alte könnte irgendwo den Gewinn seiner früheren Betrügereien vergraben haben, nur dass der Alte aus Demenzgründen keine Auskunft mehr geben kann. So werden die Gänge durch die Stadt zur komischen Schatzsuche und abgründigen Reise durch die Madrider Krisensoziologie, eingeschlossen einen verlorenen Zahn (ausgeschlagen).
Isaac Rosa ist ein Stilist von Graden und ein grandioser Stimmenimitator. Kein Ton sitzt schief. In seinem Roman prallen die Sprachen der Werbung, der Zeitgeistbranche und des achtsamkeitsfrommen Alternativmilieus aufeinander, und das ist der eigentliche Spaß daran. Segismundo, der Bunker-Vertreter auf Kundenfang, hat die Welt ja durchschaut und kann mit seiner abgezockt-desillusionierten Haltung beim Leser auf Sympathien rechnen. Teilen wir nicht sein Ressentiment gegen die leeren Glücksverheißungen des globalen Kapitalismus oder seinen Hass auf den Werbejargon der feinen Privatschule seines Sohnes, die sich an die "Gewinner" von morgen richtet? "Ich weiß schon", sinniert Segismundo über die Aufstiegschancen seines Sohnes, "nach der Schule für Gewinner bräuchte er die Universität für Gewinner, und die liegt wahrscheinlich im Ausland; und danach kommen der Master und die Unternehmenspraktika für Gewinner und dann endlich der Einzug in das Büro für die Gewinner unter den Angestellten, oder noch besser, sein eigenes Geschäft, als Unternehmens-Gewinner. Glaubst du daran? Ich auch nicht."
Aber es ist alles, was da ist, vorläufig zumindest, und darin liegt die Grundtrauer dieses von Luis Ruby fabelhaft und mit erkennbarem Schwung übersetzten Romans. Man beugt sich unter das Joch einer Ideologie, die man in klareren Augenblicken verachtet, und erkennt durch die eigenen verblasenen Sprüche ihre Wirkmacht an. So hat es der Alte gemacht, wenngleich in größerem Stil und mit krimineller Energie; so lernt es schon der Jüngste; nur der Mittlere, der Erzähler, ist zutiefst unglücklich in seiner Haut und überspielt seine Desorientierung mit Ausfällen gegen Feindbilder. Gegen die "Tonkrügler" etwa mit ihren leisen Stimmen, ihrem welt- und klimabesorgten Community-Denken und "Urban Gardening". Aber auch gegen die reinen Ausbeuter und Geschäftemacher.
Es lohnt sich, beim 1974 geborenen Isaac Rosa über die Möglichkeiten des modernen Sozialromans nachzudenken. Einmal, weil seine Bücher in die Jetztzeit wirtschaftlicher Unsicherheit und realer Absturzgefahr gehören, in der die Mittelklasse darum kämpft, nicht noch weiter abzurutschen. Dann aber auch, weil die Mitspieler in diesem Buch Kinder des klimabewussten, von Migration und Identitätskrisen geprägten Jahrtausends sind. Alles kommt miteinander ins Spiel, alles reibt sich aneinander. Wenn Gaya, die freundliche Mitarbeiterin eines sozialen Wohnprojekts, in einem langen Monolog ihre Zukunftsvision entfaltet, ist es beides: Vision und Geschnatter. Es könnte also stimmen, könnte Wirklichkeit werden; es könnte aber auch sehr viele heiße Luft bleiben. In der Weigerung, eine politische Partei zu bilden und "den Weg durch die Institutionen anzutreten", spielt Gaya auf die Bewegung der "Empörten" von 2011 an, der Isaac Rosa sich damals verbunden fühlte - und deren Machtlosigkeit er klar erkennt.
In seinem bisherigen Werk hat Rosa die zerstörerischen Praktiken des späten Franquismus durchleuchtet ("Das Leben in Rot", deutsch 2008), über Machtmissbrauch ("Im Reich der Angst", 2011) oder die Deformation der Intimität ("Das dunkle Zimmer", 2022) nachgedacht. Als Kolumnist ist er ein politisch hellwacher Beobachter der Gegenwart. Dass er auch ein guter intuitiver Schriftsteller ist, erkennt man daran, dass er nie in Versuchung kommt, seine Bücher für politische Botschaften zu benutzen.
In seinem neuen Roman "Ein sicherer Ort" lässt sich die Position des Autors denn auch kaum festmachen. Seine Satire schwingt rundum, sein Spott trifft alle. Das sind wir, sagt der Autor, wenn wir zwischen den Zeilen zu lesen verstehen. Das ist das moderne Spanien, unsere Gegenwart, das ist unsere Gleichgültigkeit. Wir zerreden alles mit luftigen Konstrukten und kriegen nichts geschafft, und wenn es überhaupt noch Hoffnung gibt, dann vielleicht dadurch, dass ein paar Menschen sich zusammentun und über die Belange des Einzelwesens hinausdenken. Aber nur vielleicht.
Isaac Rosa: "Ein sicherer Ort". Roman.
Aus dem Spanischen von Lusi Ruby. Liebeskind Verlag, München 2024.
320 S., geb., 24,- Euro.
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