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Das 18. Jahrhundert ist reich an philosophischen, literarischen und künstlerischen Höhepunkten. Fast hundert Autorinnen und Autoren haben für dieses Buch ihren "Lieblingstext" ausgewählt und persönlich vorgestellt. So ist ein außergewöhnliches Lesebuch entstanden, das die Epoche in ihrer ganzen Vielfalt zum Sprechen bringt. Mit dem 18. Jahrhundert beginnt die Geschichte der Moderne, die Europa und die Welt bis heute prägt. Das Panorama ist in diesem Buch weit gespannt - wer es durchblättert, begegnet vielen berühmten Namen der Epoche: Philosophen, Schriftstellern, Weltreisenden und…mehr

Produktbeschreibung
Das 18. Jahrhundert ist reich an philosophischen, literarischen und künstlerischen Höhepunkten. Fast hundert Autorinnen und Autoren haben für dieses Buch ihren "Lieblingstext" ausgewählt und persönlich vorgestellt. So ist ein außergewöhnliches Lesebuch entstanden, das die Epoche in ihrer ganzen Vielfalt zum Sprechen bringt. Mit dem 18. Jahrhundert beginnt die Geschichte der Moderne, die Europa und die Welt bis heute prägt. Das Panorama ist in diesem Buch weit gespannt - wer es durchblättert, begegnet vielen berühmten Namen der Epoche: Philosophen, Schriftstellern, Weltreisenden und Staatsmännern. Aber er trifft auf seiner Entdeckungsreise durch ein Jahrhundert auch auf private Briefe und auf Zeugnisse von Menschen, deren Namen heute fast vergessen sind. Ein besonderer Reiz des Buches liegt in den persönlichen Einführungen, die die alten Texte oft erst eigentlich zum Sprechen bringen. Von der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung bis zur Lebensart im alten München und von Meta Klopstocks Seekrankheit bis zu Christian Garves Gedanken über die Muße reicht das Spektrum der Themen. So wird dieses Buch zum Portrait eines Zeitalters mit seinen Spannungen, Widersprüchen, Reflexionen, Wünschen und Fantasien.
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.03.2000

Vorsätze über das Atemziehen
Wie Kant und gebratene Schnepfen zueinander finden

Da "das Gehirn nur eine Masse ausmacht . . . so kann Ton an haut gout grenzen und Rosenfarb an Wollust, Fischers Menuett an Liebe sowohl als eine gebratene Schnepfe". Es ist Georg Christoph Lichtenberg, der mit diesem Satz Einblicke in sein offensichtlich unaufgeräumtes Gehirn gewährt. Dabei ist die Nachbarschaft nicht immer appetitlich, doch der Gesamtzustand der demokratisch gleichstellenden Hirnmasse keineswegs heillos, im Gegenteil. Lichtenberg ist den Gesetzen auf der Spur, die in einem produktiven Moment das Ungleichartige, Abweisende zu einem überraschenden Einfall ins zerebrale Gespräch miteinander bringen. Das ehemalige Kastendenken der Begriffe, die dünkelhafte Feudaltrennung im Geistesreich wird so durch eine neue Arbeitsteilung unterlaufen, die auch den Kopf zum bürgerlichen Produzenten erhebt. Einbildungskraft schafft Konjunktionen, die das alte Material in neues Licht stellen. Erfolg ist damit nicht garantiert, doch im Fall des Gelingens die Entdeckerfreude über das nun wirklich Neue um so nachhaltiger.

Lichtenbergs Anleitung für Produktivkräfte hat sich jetzt ein Band zu Herzen genommen, der nur auf den ersten Blick in fast hundert ungesellige Miniaturen zerfällt: "Lieblingstexte des achtzehnten Jahrhunderts" hat er versammelt, Auszüge von hochherrschaftlichem Geistesadel und derbster Alltagsweisheit. Grobe Ordnungsvorgaben - etwa "Über die Endlichkeit des Lebens" oder "Das Geld und seine Vermehrung" - können und wollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier unruhige Ideen in ihren Startlöchern hocken. Gebratene Schnepfen sind darunter in ausreichender Zahl aufgefahren. An kaum einem anderen Ort wäre man über den Krankenbericht König Friedrich Wilhelms I. von Preußen gestolpert, den sein Leibarzt, Dr. Eller, im Winter 1734/35 anfertigte. Man hätte damit Ansichten von "Rosenhafften Geschwulst" an den königlichen Unterschenkeln versäumt, die mit anderen penibel aufgeführten Symptomen auf eine Erbkrankheit hindeuten und für Preußen nichts Gutes erwarten ließen. Auch wäre man nicht Leser eines Briefes von Meta Klopstock geworden, in dem sie die überwirkliche Messias-Dichtung ihres Mannes mit einer säftegenauen Beschreibung ihrer Seekrankheit kontert. So steht das Hohe neben dem Niedrigen, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung neben Kants ernsthaftem "Vorsatz des Atemziehens mit geschlossenen Lippen" - kunterbunt das Ganze, doch gerade deshalb alles andere als lebensfarbenblind.

Ausgebreitet wird in diesen Kabinettstücken der disparate Reichtum einer Welt, die nicht mehr die unsere ist und sie doch erst möglich gemacht hat. Nichts Weltliches war dem achtzehnten Jahrhundert fremd, kein Wissensgebiet entlegen genug, um nicht eine Reise zu provozieren. Die Texte zeugen damit von einer Neugier und Schreiblust, an der sich der Mensch selbst erprobt. Der wissenschaftliche Ernst verbindet sich mit Wortspielfreude, und beide durchdringen brüderlich vereint das kopflastige System der Philosophie wie die Gebrauchsanweisung für den Alltag. Große Namen und kleine Leute begegnen sich, und sie alle teilen die Hoffnung, mit ihrem Schreiben das Gehirn der Menschheit zu Assoziationen angeregt zu haben.

Wenn die Gegenstände auch auf der historischen Straße, die Werke auch irgendwo in den Bibliotheksregalen liegen, so braucht es doch einen Reiseleiter für die Entdeckungsfahrt, einen Anstifter zur Schatzsuche. Gewidmet ist der wunderbare Band Ernst-Peter Wieckenberg, der 33 Jahre lang Lektor des Beck-Verlags war und Anfang dieses Jahres in den arbeitsreichen Ruhestand gegangen ist. Nur wer selbst etwas weiß, kann andere zum Wissenwollen animieren: Wieckenberg ist ein grundgelehrter Kenner vor allem des achtzehnten Jahrhunderts, der selbst mit Editionen und Übersetzungen am Zeitalter der Aufklärung weitergearbeitet hat. Und er ist ein Büchermacher, der eine ganze Forschergeneration mit ihren Arbeiten in den Verlag einlud. Die von ihm betreuten Autoren haben jetzt ihre Lieblingstexte ausgewählt und ihnen jeweils eine kurze Einleitung vorangestellt. Zusammengekommen ist eine Vielfalt, die von der privaten Erinnerung bis zur komprimierten Gelehrsamkeit reicht. In ihrer Summe beweisen diese Vorworte, dass die angeregte Unordnung von Lichtenbergs Gehirn ein Erbe des achtzehnten Jahrhunderts ist, das man tunlichst nicht ausschlagen sollte.

THOMAS WIRTZ.

",Ein solches Jahrhundert vergißt sich nicht mehr'". Lieblingstexte aus dem achtzehnten Jahrhundert. Ausgewählt und vorgestellt von Autorinnen und Autoren des Verlags. C. H. Beck Verlag, München 2000. 624 S., geb., 48,- DM.

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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Harro Zimmermann ist richtig happy über das Kompendium, in dem Autorinnen und Autoren des Beck-Verlags ihre Lieblinstexte aus dem Jahrhundert der Aufklärung präsentieren und kommentieren. Da stellt sich für Zimmermann heraus, dass die moderne Vernunftschelte vor den tollen Texten kollabiert, denn "zwischen aufstrebender Menschheitshoffnung" findet sich viel "schrundiger Skeptizismus". Lichtenberg, Kant, Schubart, Meta Klopstock und Jean Paul werden erneut in eine Art Gespräch gezogen, und man lernt viel "vom krummen Holze namens Mensch". Abschließend dankt er dem scheidenden Cheflektor Verlags, Ernst-Peter Wieckenberg, für "großartige Erkundungsarbeit". Wer die Kommentatoren sind, verrät Zimmermann allerdings nicht.

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