Das nigerianische Ehepaar Lukmon und Moriam Karim lebt mit seinen Kindern in Lagos. Er ist als Literaturwissenschaftler im Bankwesen gelandet, sie arbeitet als Krankenschwester. Auf Moriams Betreiben hin bewerben sie sich um eine Greencard und ziehen 1999 in die USA, wo sie sich für alle bessere Chancen erhoffen. Angekommen in New Jersey verfolgt Lukmon, der Ich-Erzähler, mit wachem Blick, wie sich die Familienmitglieder in ihrer Rolle als Immigranten zurechtfinden - alle scheinbar besser als er selbst! Kritisch beobachtet er, wie Moriam Freunde gewinnt, Shopping zum Hobby macht und die Kinder sich einen amerikanischen Akzent zulegen. Erstaunt registriert er auch, wie sich einige Landsleute verhalten. Überangepasst verteidigt sein Cousin Ismail alles Amerikanische, leugnet Rassismus und geht die zweckmäßige Affaire mit einer weißen Amerikanerin ein. Ein ehemaliger Kollege veröffentlicht sogar eine erfundene Biografie, weil sie dem beruflichen Erfolg auf die Sprünge hilft. Gespannt verfolgen Sefi Attas Leser_innen das Leben der Karims mit allen Fallstricken, die einer Immigrantenfamilie in den USA begegnen können. Die so intelligente wie warmherzige Figur des Erzählers sorgt dafür, dass die großen Themen des Romans - Migration, Integration, Identität, Rassismus, Familie - Humor und Leichtigkeit gewinnen.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
"Ein sonderbarer Immigrant" ist in gewisser Weise ein typischer Einwanderungsroman, erkennt Rezensentin Sonja Hartl: Die Handlung, die Themen, die Konflikte mögen erfahrenen Leserinnen und Lesern bekannt vorkommen. Andererseits spielt Sefi Atta gekonnt mit eben solchen Erwartungen, die das westliche Publikum an derartige "Einwanderungsromane" hat. Ihr Ich-Erzähler, ein nigerianischer Literaturwissenschaftler, der mit seiner Familie in die USA auswandert, ist keineswegs fehlerlos oder frei von Vorurteilen und Widersprüchen. Seine in inneren Monologen formulierten Einschätzungen der US-amerikanischen Gesellschaft sind oft scharfzüngig, manchmal ungerecht, immer unterhaltsam und häufig "schmerzlich treffend". Man kann seine Ansichten stets nachempfinden, ohne sie deshalb direkt teilen zu müssen, erklärt Hartl. Am Ende ist es bezeichnenderweise die Literatur, die ihm hilft, sich in seine Ehefrau, seine Kinder und die Menschen in seinem neuen Umfeld hineinzuversetzen, so die überzeugte Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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