»Ein Roman (...) wie ein Spielfilm.« Le Figaro Magazine
Träume und Hoffnungen
Mai 1980: Im alteingesessenen Sutjeska-Kino in der serbischen Kleinstadt Kraljevo hat sich eine bunt gemischte Zuschauergruppe eingefunden. Das Licht erlischt, doch an diesem Tag fällt die Filmvorführung aus - mit Titos Tod geht eine Ära zu Ende. Bis dahin war das Sutjeska mit seiner extravaganten Deckendekoration fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens der Stadt, sein Programm ein Spiegel der politischen Ereignisse. Doch längst ist der Lack brüchig, die Farbe blättert ab - der bröckelnde Stuck an der Decke kündet vom bevorstehenden Zerfall des jugoslawischen Staates.
Sprühend vor Einfallsreichtum, lässt Goran Petrovic mit liebevoller Ironie, Sinn für Komik und treffend gesetzten Pointen das Universum einer Kleinstadt lebendig werden und setzt gekonnt die Gesellschaft seines Landes mit all ihren Träumen in Szene - seien sie geplatzt oder in Erfüllung gegangen.
Träume und Hoffnungen
Mai 1980: Im alteingesessenen Sutjeska-Kino in der serbischen Kleinstadt Kraljevo hat sich eine bunt gemischte Zuschauergruppe eingefunden. Das Licht erlischt, doch an diesem Tag fällt die Filmvorführung aus - mit Titos Tod geht eine Ära zu Ende. Bis dahin war das Sutjeska mit seiner extravaganten Deckendekoration fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens der Stadt, sein Programm ein Spiegel der politischen Ereignisse. Doch längst ist der Lack brüchig, die Farbe blättert ab - der bröckelnde Stuck an der Decke kündet vom bevorstehenden Zerfall des jugoslawischen Staates.
Sprühend vor Einfallsreichtum, lässt Goran Petrovic mit liebevoller Ironie, Sinn für Komik und treffend gesetzten Pointen das Universum einer Kleinstadt lebendig werden und setzt gekonnt die Gesellschaft seines Landes mit all ihren Träumen in Szene - seien sie geplatzt oder in Erfüllung gegangen.
»Ein atemloser Roman aus einer serbischen Kleinstadt, mit geschickt ineinander geschnittenen Miniaturen: 'Ein Sternenzelt aus Stuck' ist so etwas wie die Biografie des örtlichen Kinos.« Kai Mühleck, Börsenblatt 14.03.2013
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.08.2013Auch Alkohol ist ein Mittel zur Nivellierung der Wirklichkeit
Der serbische Autor Goran Petrovic schildert in seinem Roman "Ein Sternenzelt aus Stuck" Aufstieg und Fall eines jugoslawischen Kinos - und mit ihm das Schicksal eines auf Träumen gebauten Landes.
Laza Jovanovic ist ein hart arbeitender Mann. Er schuftet und gibt jahrelang kein Geld aus, nur um sich einen Kindheitstraum zu erfüllen: Er will ein Wirtshaus kaufen. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist es dann so weit. Jovanovic erwirbt die Schenke "Zum Pflug" und poliert sie zu einem edlen Kleinstadthotel auf - dem Hotel Jugoslavija in Kraljevo, einer Stadt im serbischen Teil des ehemaligen Jugoslawiens. Das Geschäft brummt. Der Bürgermeister kommt zum Essen, das Jazzorchester zum Spielen, die jungen Mädchen zum Feiern. Eigentlich wäre alles in Ordnung, wenn Laza Jovanovic nicht diese Eigenschaft hätte, die man serbische Dickköpfigkeit nennt.
Gerade, als die Kundschaft in Strömen kommt, kann der Workaholic Jovanovic das dandyhafte Verhalten seiner Gäste nicht länger ertragen. Der Bürgermeister wird als Nichtsnutz bezeichnet, dem Bauarbeiter wird das Bier aus der Hand geschlagen, und der Dorfgesellschaft wird Scheinheiligkeit und Müßiggang unterstellt: "Vormittags faulenzt ihr herum, sitzt jeder an einem anderen Tisch und redet schlecht über die anderen, und jetzt drängt ihr euch um die Flasche, umarmt euch und schmust miteinander wie die Katzen im Februar."
Was ist die Konsequenz eines solch antizyklischen Verhaltens? Richtig! Der Bankrott. "Schuld an Lazas Scheitern war jemand, von dem man es am wenigsten erwartet hätte - er selbst." Hier nimmt der Roman "Ein Sternenzelt aus Stuck" vom Serben Goran Petrovic eine neue Wendung: Jetzt wechselt die Erzählung in die Ich-Perspektive. Wir sind in den achtziger Jahren, im Kino "Sutjeska", das einst zum Hotel Jugoslavija gehörte. Der Erzähler lässt die Geschichte des Kinos Revue passieren und mit ihm Aufstieg und Fall eines Landes, das man damals noch mit stolzer Brust "Jugoslawien" nannte.
Die von Mirjana und Klaus Wittmann hervorragend übersetzte Erzählung ist als Kinoroman betitelt. Das ist deshalb eine korrekt gewählte Genrebezeichnung, weil die Geschichte fragmenthaft, wie durch überraschende Filmschnitte unterbrochen, vielfältige Szenen aus einem Kuriositätenkabinett versammelt. Die Typen, die das Kino Sutjeska bevölkern, gehören zum Herzstück der Erzählung, die Jovanovic mit spielerischen, leichtfüßigen Mitteln zu füllen versteht.
Da ist an erster Stelle der Platzanweiser Simonovic, dessen Beruf für ihn kein Broterwerb ist, sondern eine zivilisatorische Errungenschaft. Er ist der Wächter über die samtenen Sitzreihen. Und er kennt sie alle: Den Genossen Avramovic, der wegen einer falschen Wahlentscheidung die kommunistische Karriere an den Nagel hängen musste. Oder den Obdachlosen Federle, der behauptet, nicht obdachlos zu sein, da er ja nicht auf der Straße, sondern "in einem Mantel wohnt, Hausnummer XXXL". Und dann ist da natürlich der stadtbekannte Säufer Bodo, der immer in der dritten Reihe sitzt und einen köstlichen Euphemismus benutzt, um seinen Fusel vor dem Platzanweiser Simonovic zu rechtfertigen: Es handele sich nicht um Alkohol, sondern um ein "Mittel zur Nivellierung der Wirklichkeit". Wahrscheinlich hat noch nie jemand darüber nachgedacht, dass die Illusionsmaschine Kino mit selbstgebranntem Schnaps etwas gemein hat.
Und überhaupt: Dieser Roman ist eine Hommage an die alte Kultur des Filmeschauens, als noch das Kino die einzige Ausflucht aus Tristesse und Eintönigkeit bot und der Zuschauer bis zum Ende des Abspanns respektvoll in seinem Sessel sitzen blieb. Goran Petrovic verwendet viel Charme und Liebe, um sein Figurenpersonal zu beschreiben. Die kuriosen Gestalten sind dabei jugoslawische Urtypen: dreiste Schlitzohren, unterfinanzierte Intellektuelle, streitlustige Sonderlinge oder stolz die kommunistische Uniform tragende Militärs.
Der Roman zeigt einen jugoslawischen Ernüchterungsprozess, den man durchaus wörtlich nehmen kann. Der Trinker Bodo etwa, tapferer Besucher des Kinos Sutjeska, verstirbt nicht durch zu vieles "Nivellieren" von Wirklichkeit, sondern ganz im Gegenteil - durch zu viel Klarsicht. "Als er für nur zwei Tage das Trinken gelassen hatte und die Welt plötzlich im richtigen Licht sah, raffte ihn ein Hirnschlag in einem einzigen Augenblick dahin."
Auf dem Spiel steht die Illusionsmaschine Jugoslawien. Alle der glücklich beschriebenen Kinogänger sitzen im Kino, als die Filmrolle reißt und die Toilettenfrau Pipi jene Worte ausspricht, die alles verändern: "Genossen, hört auf, unser Genosse Tito, Marschall und Präsident der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien, ist tot!" Jede Biografie scheint von diesem Paradigmenwechsel beeinflusst zu sein. In den folgenden Jahrzehnten geht es mit Jugoslawien steil bergab. Erst kommt eine Ära des Stillstandes, dann eine Zeit des Bürgerkrieges. Zeitgleich beginnt der Verfall des Kinos und zugleich der seiner Besucher. Die einen setzen sich nach Italien ab, die anderen sind erst arbeitslos und verdienen sich dann etwas als Touristenführer durch das von Bomben zerstörte Belgrad hinzu. Wiederum andere können nur melancholisch zurückschauen wie der Kinogänger und Gymnasiallehrer Djordjevic: ",Ein schönes Leben'? Er überlegte kurz und fügte hinzu: ,Ungenügend (5)!'"
Die Stimmung verdüstert sich. Die sternenbeladene Stuckdecke des Kinos Sutjeska fängt an zu bröckeln und mit ihr die Geisteshaltung der Kinobesucher. Im neuen Jahrtausend ist der Tiefpunkt erreicht. "Momirovac war immer noch düsterer Stimmung, wahrscheinlich weil er in den neunziger Jahren während der Kriegshandlungen im ehemaligen Jugoslawien deutlicher denn je begriffen hatte, wie weit es die Menschen treiben und wie leicht sie auf Irrwege geraten können."
Wenn das Licht des Kinos Sujteska nach dem Kosovo-Krieg endgültig ausgeht, ist es so, als ob auch die Lebensenergie der Kinobesucher langsam versiegt. Die Bewohner müssen ihre Leben neu einrichten und sich mit kleinen, würdelosen Nebentätigkeiten verdingen, während auf ihr Land Nato-Bomben fallen und die Animositäten zwischen den Nachbarn wachsen. Als der Friede kommt, geschieht der gesellschaftliche Ausverkauf. Nicht nur ein Land, nein, eine ganze Gesellschaft liegt in Trümmern. Die Verscherbelung des Kinos Sutjeska mag dafür symbolisch stehen. Das Kino wird zum Einkaufscenter umfunktioniert, die wunderschöne Stuckdecke abgesenkt und nunmehr von Neonleuchtern kaschiert. Nur der herabfallende Putz erinnert daran, dass dieses Kino - wie dieses Land - einst eine glanzvolle Zeit voller Träume und Illusionen erlebt hat.
TOMASZ KURIANOWICZ.
Goran Petrovic: "Ein Sternenzelt aus Stuck".
Roman.
Deutscher Taschenbuchverlag, München 2013. 200 S., br., 14,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der serbische Autor Goran Petrovic schildert in seinem Roman "Ein Sternenzelt aus Stuck" Aufstieg und Fall eines jugoslawischen Kinos - und mit ihm das Schicksal eines auf Träumen gebauten Landes.
Laza Jovanovic ist ein hart arbeitender Mann. Er schuftet und gibt jahrelang kein Geld aus, nur um sich einen Kindheitstraum zu erfüllen: Er will ein Wirtshaus kaufen. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist es dann so weit. Jovanovic erwirbt die Schenke "Zum Pflug" und poliert sie zu einem edlen Kleinstadthotel auf - dem Hotel Jugoslavija in Kraljevo, einer Stadt im serbischen Teil des ehemaligen Jugoslawiens. Das Geschäft brummt. Der Bürgermeister kommt zum Essen, das Jazzorchester zum Spielen, die jungen Mädchen zum Feiern. Eigentlich wäre alles in Ordnung, wenn Laza Jovanovic nicht diese Eigenschaft hätte, die man serbische Dickköpfigkeit nennt.
Gerade, als die Kundschaft in Strömen kommt, kann der Workaholic Jovanovic das dandyhafte Verhalten seiner Gäste nicht länger ertragen. Der Bürgermeister wird als Nichtsnutz bezeichnet, dem Bauarbeiter wird das Bier aus der Hand geschlagen, und der Dorfgesellschaft wird Scheinheiligkeit und Müßiggang unterstellt: "Vormittags faulenzt ihr herum, sitzt jeder an einem anderen Tisch und redet schlecht über die anderen, und jetzt drängt ihr euch um die Flasche, umarmt euch und schmust miteinander wie die Katzen im Februar."
Was ist die Konsequenz eines solch antizyklischen Verhaltens? Richtig! Der Bankrott. "Schuld an Lazas Scheitern war jemand, von dem man es am wenigsten erwartet hätte - er selbst." Hier nimmt der Roman "Ein Sternenzelt aus Stuck" vom Serben Goran Petrovic eine neue Wendung: Jetzt wechselt die Erzählung in die Ich-Perspektive. Wir sind in den achtziger Jahren, im Kino "Sutjeska", das einst zum Hotel Jugoslavija gehörte. Der Erzähler lässt die Geschichte des Kinos Revue passieren und mit ihm Aufstieg und Fall eines Landes, das man damals noch mit stolzer Brust "Jugoslawien" nannte.
Die von Mirjana und Klaus Wittmann hervorragend übersetzte Erzählung ist als Kinoroman betitelt. Das ist deshalb eine korrekt gewählte Genrebezeichnung, weil die Geschichte fragmenthaft, wie durch überraschende Filmschnitte unterbrochen, vielfältige Szenen aus einem Kuriositätenkabinett versammelt. Die Typen, die das Kino Sutjeska bevölkern, gehören zum Herzstück der Erzählung, die Jovanovic mit spielerischen, leichtfüßigen Mitteln zu füllen versteht.
Da ist an erster Stelle der Platzanweiser Simonovic, dessen Beruf für ihn kein Broterwerb ist, sondern eine zivilisatorische Errungenschaft. Er ist der Wächter über die samtenen Sitzreihen. Und er kennt sie alle: Den Genossen Avramovic, der wegen einer falschen Wahlentscheidung die kommunistische Karriere an den Nagel hängen musste. Oder den Obdachlosen Federle, der behauptet, nicht obdachlos zu sein, da er ja nicht auf der Straße, sondern "in einem Mantel wohnt, Hausnummer XXXL". Und dann ist da natürlich der stadtbekannte Säufer Bodo, der immer in der dritten Reihe sitzt und einen köstlichen Euphemismus benutzt, um seinen Fusel vor dem Platzanweiser Simonovic zu rechtfertigen: Es handele sich nicht um Alkohol, sondern um ein "Mittel zur Nivellierung der Wirklichkeit". Wahrscheinlich hat noch nie jemand darüber nachgedacht, dass die Illusionsmaschine Kino mit selbstgebranntem Schnaps etwas gemein hat.
Und überhaupt: Dieser Roman ist eine Hommage an die alte Kultur des Filmeschauens, als noch das Kino die einzige Ausflucht aus Tristesse und Eintönigkeit bot und der Zuschauer bis zum Ende des Abspanns respektvoll in seinem Sessel sitzen blieb. Goran Petrovic verwendet viel Charme und Liebe, um sein Figurenpersonal zu beschreiben. Die kuriosen Gestalten sind dabei jugoslawische Urtypen: dreiste Schlitzohren, unterfinanzierte Intellektuelle, streitlustige Sonderlinge oder stolz die kommunistische Uniform tragende Militärs.
Der Roman zeigt einen jugoslawischen Ernüchterungsprozess, den man durchaus wörtlich nehmen kann. Der Trinker Bodo etwa, tapferer Besucher des Kinos Sutjeska, verstirbt nicht durch zu vieles "Nivellieren" von Wirklichkeit, sondern ganz im Gegenteil - durch zu viel Klarsicht. "Als er für nur zwei Tage das Trinken gelassen hatte und die Welt plötzlich im richtigen Licht sah, raffte ihn ein Hirnschlag in einem einzigen Augenblick dahin."
Auf dem Spiel steht die Illusionsmaschine Jugoslawien. Alle der glücklich beschriebenen Kinogänger sitzen im Kino, als die Filmrolle reißt und die Toilettenfrau Pipi jene Worte ausspricht, die alles verändern: "Genossen, hört auf, unser Genosse Tito, Marschall und Präsident der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien, ist tot!" Jede Biografie scheint von diesem Paradigmenwechsel beeinflusst zu sein. In den folgenden Jahrzehnten geht es mit Jugoslawien steil bergab. Erst kommt eine Ära des Stillstandes, dann eine Zeit des Bürgerkrieges. Zeitgleich beginnt der Verfall des Kinos und zugleich der seiner Besucher. Die einen setzen sich nach Italien ab, die anderen sind erst arbeitslos und verdienen sich dann etwas als Touristenführer durch das von Bomben zerstörte Belgrad hinzu. Wiederum andere können nur melancholisch zurückschauen wie der Kinogänger und Gymnasiallehrer Djordjevic: ",Ein schönes Leben'? Er überlegte kurz und fügte hinzu: ,Ungenügend (5)!'"
Die Stimmung verdüstert sich. Die sternenbeladene Stuckdecke des Kinos Sutjeska fängt an zu bröckeln und mit ihr die Geisteshaltung der Kinobesucher. Im neuen Jahrtausend ist der Tiefpunkt erreicht. "Momirovac war immer noch düsterer Stimmung, wahrscheinlich weil er in den neunziger Jahren während der Kriegshandlungen im ehemaligen Jugoslawien deutlicher denn je begriffen hatte, wie weit es die Menschen treiben und wie leicht sie auf Irrwege geraten können."
Wenn das Licht des Kinos Sujteska nach dem Kosovo-Krieg endgültig ausgeht, ist es so, als ob auch die Lebensenergie der Kinobesucher langsam versiegt. Die Bewohner müssen ihre Leben neu einrichten und sich mit kleinen, würdelosen Nebentätigkeiten verdingen, während auf ihr Land Nato-Bomben fallen und die Animositäten zwischen den Nachbarn wachsen. Als der Friede kommt, geschieht der gesellschaftliche Ausverkauf. Nicht nur ein Land, nein, eine ganze Gesellschaft liegt in Trümmern. Die Verscherbelung des Kinos Sutjeska mag dafür symbolisch stehen. Das Kino wird zum Einkaufscenter umfunktioniert, die wunderschöne Stuckdecke abgesenkt und nunmehr von Neonleuchtern kaschiert. Nur der herabfallende Putz erinnert daran, dass dieses Kino - wie dieses Land - einst eine glanzvolle Zeit voller Träume und Illusionen erlebt hat.
TOMASZ KURIANOWICZ.
Goran Petrovic: "Ein Sternenzelt aus Stuck".
Roman.
Deutscher Taschenbuchverlag, München 2013. 200 S., br., 14,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Brillant findet Franz Haas den Roman "Ein Sternenzelt aus Stuck" des jugoslawischen Autors Goran Petrovic. Erzählt wird anhand eines Kinos und seiner mehrheitlich skurrilen Besucher die Geschichte vom Zerfall des Staates, der im Roman mit dem Kosovokrieg endet, fasst der Rezensent zusammen. In zahlreichen Episoden entwickelt Petrovic, so Haas, eine "eigenwillige Poetologie". Von dem Panoptikum erstaunlicher Gestalten zeigt sich der Rezensent ebenso angetan wie von Petrovics quirliger, tänzelnder Sprache, die, so lobt er, auch in der Übersetzung von Mirjana und Klaus Wittmann ihre Kraft entfalten kann. Tragik und Humor treffen für Haas in diesem "Kinoroman" überzeugend aufeinander, und das Buch beweist dem Rezensenten, wie Geschichtsschreibung von unten gelingen kann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Ein atemloser Roman aus einer serbischen Kleinstadt, mit geschickt ineinander geschnittenen Miniaturen: 'Ein Sternenzelt aus Stuck' ist so etwas wie die Biografie des örtlichen Kinos."
Kai Mühleck, Börsenblatt 14.03.2013
Kai Mühleck, Börsenblatt 14.03.2013