Produktdetails
  • Verlag: Oetinger
  • Seitenzahl: 28
  • Altersempfehlung: 6 bis 8 Jahre
  • Abmessung: 240mm
  • Gewicht: 259g
  • ISBN-13: 9783789131196
  • ISBN-10: 3789131199
  • Artikelnr.: 24414799
  • Herstellerkennzeichnung
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.02.1999

Wenn Papa nicht hören will
Kirsten Boie erzählt auf zeitgenössische Weise altmodisch

Solche Geschichten sind sonst ungefähr vierzig Jahre alt. Tatsächlich erinnert das Motiv der kleinen Erzählung von Kirsten Boie an Kindergeschichten von Astrid Lindgren oder James Krüss. Wo hat man heute schon noch die Chance, von einem entlaufenen Stier im Wohnzimmer besucht zu werden? Auch der Grundgedanke, der die Begebenheit begleitet, ruht auf einem bejahrten Sprichwort, und wäre die Geschichte wirklich alt, dann hätten wir mit ihm zugleich auch die Moral: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht.

Aber dann müßte es am Schluß einen zerknirschten Helden geben, der eine Lehre gezogen hat. Kirsten Boies Geschichte vom Stier, der ins Wohnzimmer tritt, hat dagegen keinen Helden, sondern nur drei Personen, die etwas erleben. Der phantasiebegabte kleine Lasse, der laut Sprichwort eigentlich zerknirscht sein sollte, fühlt danach leichte Schadenfreude, der Stier mit Namen Alfred findet die weite Welt und vor allem menschliche Wohnungen "na ja, na ja" und trottet heim auf die Weide. Lasses Vater schließlich zieht auch keine Lehre, sondern muß sich erst mal erholen. Wie hätte er auch ahnen sollen, daß es dies eine Mal keine ausgedachte Geschichte war, mit der der samstags vormittags gelangweilte Sohn Aufmerksamkeit schinden will. Man merkt, die beiden sind ein eingespieltes Paar; dieser Lasse nervt, und das nicht zum ersten Mal.

All dies berichtet eine Erzählerstimme, die hin und wieder verheißungsvolle Vorbemerkungen einstreut und sich zuweilen direkt an den Leser wendet - ebenfalls ein Gruß an aus der Mode gekommene Erzählformen. Wie immer erzählt Kirsten Boie sehr oralistisch und lässig, als hätte sie die Wendungen mal eben in einer von den Eltern selbstverwalteten Kita mitgeschrieben. Mit dieser Sprache und auch mit ihrem Bild vom Eltern-Kind-Verhältnis ist sie der heutigen Gegenwart der Kinder sehr nahe. Zwar dürfte ihr Stil manchmal etwas weniger verschmitzt sein, aber sie biedert sich nicht an. Die gutgelaunten Bilder von Jutta Timm erzählen eigenständig mit und machen das Buch auch für Leseanfänger ausgesprochen nett und lesbar.

MONIKA OSBERGHAUS

Kirsten Boie: "Ein Stier im Wohnzimmer". Mit Bildern von Jutta Timm. Oetinger Verlag, Hamburg 1998. 28 S., geb., 14,80 DM. Ab 6 J.

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