Der vielstimmige Prozess, mit dem die Musik seit dem 18. Jahrhundert mehr und mehr zum wichtigen Bezugspunkt für die Literatur wurde, ist eine der folgenreichsten Entwicklungen in der Geschichte dieser beiden Kunstformen. Beginnend mit dem eine ganz neue Wahrnehmung herausfordernden Phänomen Mozart folgt Dieter Borchmeyer in seinem höchst facettenreichen Buch dieser sich bei Goethe, später bei Richard Wagner, Thomas Mann und vielen anderen intensivierenden gegenseitigen Bezugnahme. Im Mittelpunkt steht dabei die musikalisch-poetische Hybride der Oper. Wie sich Musik und Literatur gegenseitig ergründen und erhellen, ist immer schon eines der zentralen Themen Dieter Borchmeyers gewesen. In diesem Buch greift er auf den immensen Schatz des in seinem Forscherleben erworbenen Wissens zurück und beschreibt - einem Goethe-Zitat entsprechend - die wechselseitigen Spiegelungen dieser beiden Künste bis hinein ins 20. Jahrhundert. Dabei scheut er sich nicht, sich auch auf scheinbare Nebenpfade dieser Beziehung zwischen Musik und Literatur zu begeben, und führt Leserinnen und Leser u.a. auch zu den singulären Heine-Vertonungen eines Vesque von Püttlingen oder zur musikalisierenden Kurzprosa von Robert Walser.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Tiefsinnig, wenn auch vielleicht ein wenig fluffig liest sich diese Kritik des in London lehrenden Literaturwissenschaftlers Rüdiger Görner über die beiden neuen Bücher Dieter Borchmeyers, "Ein Strahl zugleich von zwei Sonnen" und "Laokoon und kein Ende". Laokoon sei mythologisch nicht ganz klar zu verorten, so Görner. Die berühmte, 1506 entdeckte antike "Laokoon-Gruppe" eines unbekannten Bildhauers habe mannigfache Ausdeutungen erfahren, die vor allem kunsttheoretischer Natur seien, so Görner: "von Lessing über Herder und Goethe bis zu Peter Weiss". Fast alles deutsche Autoren, merkt der Rezensent an, so wie Borchmeyer, den er als Ebenbürtigen in diese Reihe stellt. Görners Kritik liest sich eher wie eine Betrachtung, sie trennt nicht wirklich zwischen den beiden Büchern. Görner kommt besonders auf Borchmeyers musikästhetische, an Wagner anknüpfende, Ausführungen zu sprechen, denn eine besondere Idee zur Kunst scheint an der Laokoon-Gruppe entfaltet worden zu sein, nämlich: "Zum Raum wird hier die Zeit", das Rätselwort von Gurnemanz in "Parsifal". Am Beispiel der Laokoon-Gruppe werde also erörtert, dass die Plastik verschiedene zeitliche Phasen des Geschehens abbilde, was sie dann natürlich auch zu einem nach Musik und Tanz strebenden Gegenstand mache. So hätte es auch Lessing gesehen. Naja, und so weiter, das alles ist sehr anregend, tief und beglückend, versichert der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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