125 Jahre Karlsruher Fußballverein (KFV). Das ist der Anlass für die Jubiläumsschrift „Ein Stück deutscher Fußballgeschichte – 125 Jahre Karlsruher Fußballverein“. Sie umfasst auf 376 Seiten die spannende und wechselvolle Geschichte des ältesten Fußballverein Süddeutschlands. Nein, es ist nicht nur die Geschichte eines Karlsruher Fußballklubs. Das Buch streift durch den Werdegang des KFV auch Kapitel der deutschen Fußballgeschichte und des gesellschaftlichen Lebens: Von den schwierigen Anfängen zum Ende des 19. Jahrhunderts, als ein deutscher Aristokrat, der letzte deutsche Reichskanzler Prinz Max von Baden, die Schirmherrschaft über den Verein übernahm, bis hin zu den ersten Professionalisierungsbestrebungen im Fußball mit der Trainerverpflichtung eines englischen Rekordspielers von Newcastle United durch den KFV. Das Buch erzählt scheinbar widersprüchliche Biographien, wie sie vermutlich nur die deutsche Fußballgeschichte schreiben kann: Drei Freunde und Fußballnationalspieler gewannen vereint die deutsche Meisterschaft. Einer der Freunde fand den gewaltsamen Tod in Auschwitz, dem Zweiten gelang die Flucht nach Kanada, der Dritte trainierte später eine KZ-Wachmannschaft. Warum heißt der DFB heute DFB? Weshalb gab es 1904 eigentlich keinen deutschen Meister? Die Antworten auf diese Fragen findet man in der Vereinsgeschichte des KFV. Es wird deutlich: Dieser Klub drückte dem deutschen Fußball seinen Stempel auf wie kaum ein anderer. Detaillierte Biographien von zwölf deutschen KFV-Nationalspielern sowie den KFV-Internationalen aus England, Schottland, Frankreich, der Schweiz, der Türkei, einer Olympiasiegerin, einem DFB-Präsidenten, einem FIFA-Generalsekretär und einem Deutschland-sucht-den-Superstar-Sieger finden sich im vorliegenden Werk. 1933 – hier hören viele Vereinschroniken auf. Das vorliegende Werk steigt mit quellennaher Analyse dagegen in die Tiefe und versucht zwischen Parteibüchern, Paragraphen und Kundgebungen das Innere des Vereinslebens zu ergründen. Was war das nur für ein Verein, dessen Verantwortliche in den 1970ern eine so ausgeprägte Standesmentalität an den Tag legten, dass nur Spieler mit Abitur in die 1. Mannschaft aufgenommen wurden, denen man aber – 20 Jahre später – in den 1990er Jahren wiederum keinen Gebrauchtwagen abgekauft hätte? Illustrer Amateurfußball par excellence – echte Originale und skurrile Geschichten. Ab den 1980er Jahren zeichnet das Buch einen Verein, der zwischen Anspruchsdenken und Realität aufgerieben wurde, auf der Suche nach seinem Platz in der Welt. Der KFV – wäre er ein literarisches Drama – hebt den Vorhang für den 5. Akt im Jahr 2006: Die Katastrophe! Während die deutsche Nationalmannschaft bei dem WM im eigenen Land nachmittags in Berlin Ecuador besiegt, bohren sich Baggerschaufeln durch die Karlsruher Heimatstätte des Vereins: Das Stadion an der Telegrafenkaserne, ältestes Fußballstadion Deutschlands, genau das Stadion, in dem die genannte Nationalmannschaft den ersten Sieg ihrer Geschichte feierte, wird den Erdboden gleich gemacht. Das Buch erzählt diese und andere Geschichten, und macht gleichsam deutlich, warum sich einige Fußballfreunde in der Gegenwart dem Kultverein angenommen haben und ihn wieder etablieren wollen. Unbekannte Kuriositäten und Anekdoten Dank intensiver Archivarbeit, Recherche und Zeitzeugenbefragungen konnten bisher unbekannte Kuriositäten ans Tageslicht gebracht werden. So informiert die Chronik u.a.: … über einen Cousin Albert Einsteins, der als Vereinsvorsitzender den KFV fast ruinierte. … von der Verlegung der offiziellen FIFA-Anschrift nach Karlsruhe durch einen KFV-Funktionär. … vom Meisterschaftskapitän von 1910, der sich für ein Magazin nackt ablichten ließ. … über einen temperamentvollen KFV-Nationalmannschaftsanwärter, der sich bei einem Spiel mehrfach die Hosen herunterzog. … von Oli Kahns Vater, der 1978 für den KFV gegen das Leder treten musste und über einen Nürnberger Bundesligaspieler, der 1991 kurz vor seiner Festnahme noch über das KFV-Gelände schlenderte. Namhafte Autoren Am Buch arbeiteten namhafte Autoren mit, wie u. a. der Julius Hirsch-Biograf Werner Skrentny, der Walther-Bensemann Biograf Bernd M. Beyer, der Redakteur Thomas Alexander Staisch, der Berliner Sportwissenschaftler Dr. Wolf-Dietrich Junghanns, Andreas Ebner (Autor von „Als der Krieg den Fußball fraß. Die Geschichte der Gauliga in Baden“) und der Karlsruher Stadtarchivleiter Dr. Ernst Otto Bräunche; mit einem Vorwort des Karlsruher Oberbürgermeisters Dr. Frank Mentrup und des DFB-Vizepräsidenten Ronny Zimmermann.